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von Otakar » So 29.08.10 00:15
Ja, liebe Lina, da fehlt noch die erste Münze von Teil 2. Das ist ein sogenannter Kippertaler, geprägt unter Kaiser Ferdinand II. in Kuttenberg (Böhmen), zu 120 Kreuzern von 1621. Die Zeit der "Kipper und Wipper" ist eine ganz schlimme Periode in der Numismatik, weil sich hier der Wert des Kreuzers innerhalb weniger Jahre durch rigorose Herabsetzung des Feingehaltes von 68 Kreuzer für einen Taler auf 1000 Kreuzer für einen Taler verschlechtert hat. Nach dem Ausbruch des 30-jhrigen Krieges wurde viel Geld (vor allem Kleinmünzen) zur Besoldung der Soldaten gebraucht, was viele Münzherren dazu bewegte, bei diesem bösen Spiel mitzumachen und gute, schwere Taler gegen minderwertige Kleinmünzen umzutauschen (und in der Folge daraus schlechtes Kleingeld zu prägen). Auch der Kaiser konnte sich dieser Entwicklung nicht entziehen und richtete sogar eine eigene Kommission ein, die fleißig an der Münzverschlechterungsschraube zu drehen begann (und dabei reich wurde). Die Leidtragenden waren - siehe unser Bankenskandal - wie immer Du und ich, das kleine Volk.
Liebe Grüße aus dem Salzkammergut!
OTAKAR
PS. Noch ein Nachtrag zum Prager Groschen: Er wurde von Wenzel (Wenzeslaus) II. (1278 - 1305) geprägt, einem Sohn Ottokars II. von Böhmen. Wenzel war der erste, der in seinem Herrschaftsbereich ein größeres Nominale als den Pfennig einführte. Der PG war die einzigen größere Münze neben dem Ungarischen Goldgulden und daher weit über die Grenzen Böhmens hinaus beliebt.