Welches Währungszeichen?

Deutschland vor 1871
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Stuemmel
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Welches Währungszeichen?

Beitrag von Stuemmel » Mi 18.11.20 17:32

Liebe ExpertInnengemeinde,

zunächst herzlichen Dank für die Aufnahme. Ich arbeite an der Universität Wien zu historischen Drucken und bin bei einem Titelblatt von 1596 auf Preisangaben gestoßen. Während ich die erste Angabe 16 gl für Groschen entziffern konnte, bin ich bei der zweiten Angabe auch nach längerer Suche zu keiner zufriedenstellenden Lösung gekommen. Den Druckort und das -jahr umrahmend kommt zunächst die Angabe 16 Groschen, bevor 25 1/2 b (Währungszeichen) folgt. Mit viel Phantasie kann ich dort auch nur 25 plus das Währungszeichen lesen.
Ich wäre sehr dankbar, wenn jemand eine Idee hätte oder sogar weiß, was nach der Jahreszahl 1596 steht bzw. um was für eine Angabe oder Währung es sich handelt. Anbei ein Bild der entsprechenden Stelle.
Druck 1596 Währung.JPG
Vielen Dank

Andechser
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Re: Welches Währungszeichen?

Beitrag von Andechser » Mi 18.11.20 17:39

Lieber Stuemmel,
wenn du eh in Wien an der Uni tätig bist, dann könntest du dazu auch Prof. Hubert Emmerig vom Institut für Numismatik und Geldgeschichte der Universität Wien kontaktieren.
Ohne weiteren Kontext könnte das fragliche Zeichen sowohl ein verunglücktes Zeichen für Denarii/Pfennige oder für Haller/Heller sein.

Beste Grüße
Andechser

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Erdnussbier
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Re: Welches Währungszeichen?

Beitrag von Erdnussbier » Mi 18.11.20 19:21

Hallo!

Interessant, da du wohl mehr zu solchen Drucksachen weißt: Soll diese Werte etwa die "UVP" wie man sie heute kennt darstellen?
Ist das einzige was mir dazu einfällt.
Ich bin absolut kein Experte für das 16. Jahrhundert in der Numismatik, deshalb hier meine naive Laienmeinung.

Das ist sicherlich ein "½" Zeichen. Kein Plus.
Also kommt man auf die Zahl 25 ½.
Zudem halte ich das b für absolut plausibel, allein schon wie das wie der Aufstrich angesetzt und der Kugelende sicher abgeschlossen wurde.

Kann das "b" für Batzen stehen?
Ich weiß nur, dass es diesen Münztyp zu dieser Zeit in der Schweiz als Halbbatzen auch in Süddeutschland gab.
Wäre interessant zu wissen für welchen Personenkreis oder Gebiet dieser Buch (?) gedruckt wurde.
Auch weiß ich nicht ob man Batzen überhaupt jemals mit einem kleinen "B" abgekürzt hat.
Umrechnungskurs zu Batzen und Groschen ist mir auch nicht bekannt.

Grüße Erdnussbier
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westerhoven1896
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Re: Welches Währungszeichen?

Beitrag von westerhoven1896 » Do 19.11.20 09:06

Hallo
1 Groschen sind 12Pfennige während 1Batzen derer 16 galt. Damit unterscheiden sich diese beiden
Wertangaben enorm.wenn es denn welche sind.Batzen wird meiner Meinung nach mit bz abgekürzt aber ob man das immer
so eingehalten hat weiß ich nicht.
Sind denn die Einträge aus der gleichen Zeit wie das Bild?
Könnte es sein das man das Bild erstmals für 16Groschen verkauft hat und es ,sagen wir mal,100 Jahre später für 25 Batzen veräußerte.
Immerhin wurde diese Schrift sehr lange geschrieben.
MfG Westerhoven

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Re: Welches Währungszeichen?

Beitrag von Erdnussbier » Do 19.11.20 09:21

westerhoven1896 hat geschrieben:
Do 19.11.20 09:06
Hallo
1 Groschen sind 12Pfennige während 1Batzen derer 16 galt. Damit unterscheiden sich diese beiden
Wertangaben enorm.
Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn das korrelieren würde.
Aber danke für die Info!

War wie gesagt nur eine Vermutung ins Blaue.

Grüße Erdnussbier
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Stuemmel
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Re: Welches Währungszeichen?

Beitrag von Stuemmel » Do 19.11.20 13:13

Hey,

vielen Dank zunächst für die ganzen Antworten. Danke Andechser für den Hinweis auf den Kollegen in Wien, da hatte ich nicht dran gedacht. Ein verunglücktes Zeichen für Denari oder Heller hatte ich auch im Sinn, aber war/bin damit nicht ganz glücklich. Zu Batzen habe ich mir dieselben Überlegungen gemacht, wird auch eher bl bzn oder btzn abgekürzt. Kreuzer hatte ich auch überlegt. Ich hänge mal Dateien mit Abkürzungen an, die ich gefunden habe. Vielleicht sieht ja jemand mehr als ich.

Kurz zum Kontext weil ihr gefragt habt.

Leider kann man nicht sagen, wann die Preise auf das Titelblatts des Drucks geschrieben wurden. Dass es sich dabei vielleicht um zwei Preise zu unterschiedlichen Zeiten handelt, ist möglich, würde ich aber eher ausschließen, da man wahrscheinlich den alten Preis durchgestrichen hätte. Denkbar wären auch zwei Preise, die sich jeweils an Personen aus unterschiedlichen Währungsräumen richten. In Frankfurt fanden ja auch die Buchmessen statt.

Bei dem Buch handelt es sich um einen ganz billigen Nachdruck des Theuerdank Kaiser Maximilians. Es ist in einem sehr kleinen Format, auf schlechtem Papier und ohne die künstlerisch wertvollen Holzschnitte gedruckt. Die Druckerei Egenolff befand sich bereits in ihrem Niedergang. Man darf sich das Büchlein wie ein Reclam-Buch vorstellen. Es richtete sich demnach an finanziell schwächere Käufer.

Wer sich den Druck aus Interesse zur Gänze anschauen will, hier ein Link (ist aber nicht die Ausgabe meines Bildes, hier ist das Titelblatt defekt):

http://daten.digitale-sammlungen.de/~db ... 72/images/

Für weitere Anregungen und Ideen zu dem Währungszeichen b wäre ich allen sehr dankbar.
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Grüße
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Re: Welches Währungszeichen?

Beitrag von Chirurg » Sa 21.11.20 12:10

Hallo zusammen,

für mich sieht es aus, als ob es nicht 16 Groschen heisst, sondern 6 Groschen.
Man erkennt es an den unterschiedlichen Farben der Druckerschwärze und der Tinte.
Die 6 ist dabei direkt neben die gedruckte Seitenzahl 1 geschrieben.
Vielleicht hilft das ja weiter und die Umrechnungsexperten finden eine Entsprechung.

Grüße, Chirurg

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Beitrag von Gerhard Schön » Di 24.11.20 00:16

Hier der wirkliche Link zum Digitalisat (das Exemplar stammt also aus Göttingen und nicht aus München):
https://gdz.sub.uni-goettingen.de/id/PP ... info%22%7D

verso.jpg

Wenn man umblättert, zeigt sich, dass die gesamte Preisauszeichnung mit Tinte geschrieben ist,
der Buchhändler hat also tatsächlich 16 Groschen verlangt. Und wie es damals üblich war,
hat er den Kaufpreis mit der Umfangsangabe 25½ Bögen (zu je 16 Seiten) = 408 Seiten begründet.

Gruß,
gs
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Re: Welches Währungszeichen?

Beitrag von Erdnussbier » Di 24.11.20 07:52

Das macht recht viel Sinn.
Ich schließe mich diesem Vorschlag an.

Grüße Erdnussbier
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