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Sächsische Münzen in 17. Jh.
Verfasst: Sa 21.04.07 15:20
von Ludwigo
Guten Tag

,
ich bin Italiener und zuerst Entschuldigung für mein schlechte Deutsch
Ich bin ein Musikforscher und mache ein Doktorat über dem deutsche Komponist Johann Hermann Schein (1586-1630).
Schein arbeitete in Leizig und ich habe einige Problemen seinen Gehalt zu verstehen.
Zur Zeit denke ich es gab nur 2 Munze: der Taler und der Groschen.
Ist das richtig?
Wie viele Groschen sind 1 Taler?
Ist es möglich ungefähr wissen, wieviel 1 Taler heute übereinstimmen kann?
Danke!

Verfasst: Sa 21.04.07 16:00
von usen
Hallo Ludwigo,
Ich glaube es gab auch noch mehr Münzen , Pfennig und Thaler gehören jedoch zusammen , und meines Wissens nach sind 360Pfennig ein Thaler gewesen.
Mit freundlichem Gruß
Frederik
Verfasst: Sa 21.04.07 17:22
von Ludwigo
Danke Frederik!
In die Dokumente, die ich gelesen habe, habe ich nur Taler und Groschen gefunden.
Könnten Pfennig und Groschen die gleiche Münze sein?
Verfasst: Sa 21.04.07 18:44
von Chippi
Oft wurden 10 oder 12 Pfennige als 1 Groschen gerechnet.
Aber ein Scahsenspezialist wird bestimmt noch ausführlichere Informationen haben.
Gruß Chippi
Re: Sächsische Münzen in 17. Jh.
Verfasst: Sa 21.04.07 19:09
von Dietemann
Ludwigo hat geschrieben:Wie viele Groschen sind 1 Taler?
Ist es möglich ungefähr wissen, wieviel 1 Taler heute übereinstimmen kann?:D
Die Frage wird auch ein Sachsenspezialist (bin ich nicht) nicht genau beantworten können. Es ist das genaue Jahr erforderlich. Grund: Das ist die Kipper- und Wipper Zeit, eine Inflationszeit (zwischen 1620 und 1630) die durchaus mit der von 1923 vergleichbar war.
Möglicherweise ist deshalb auch nur von Groschen die Rede, die waren damals so geringwertig, dass man Pfennige nicht mehr brauchte (und auch nicht ausgemünzt hat).
In Hessen war 1607 eine Kuh 12 Taler, ein Tisch mit Schloss 1,5 Taler. Hilft das etwas?
Verfasst: Sa 21.04.07 19:14
von mfr
Hallo,
1 Taler = 24 Groschen = 90 Kreuzer = 360 Pfennige = 720 Heller
Der Groschen zählte immer 12 Pfennige.
Die einzigen Ausnahmen sind der seit 1500 im niedersächsischen Raum geprägte Mariengroschen zu 8 Pfennigen und der 1838 durch die Dresdener Münzkonvention geschaffene Neugroschen zu 10 Pfennigen.
Wenn aber nur vom Groschen die Rede ist, dann ist es immer der Groschen zu 12 Pfennigen = 1/24 Taler.
Verfasst: Sa 21.04.07 20:44
von diwidat
Seit längerem sammle ich die Münzen aus Sachsen, aber die Bewertung (Einteilung) der Münzen in de Kipperzeit ist mir auch noch nicht geläufig.
Die Abbildung zeigt einen "Taler" mit der Angabe = 60 Groschen, müsste demnach mehr als 3 Taler sein, wird aber nur als als doppelter Engelstaler bezeichnet.
Die Liste des Wertverfalls und der steigenden Preise sprechen eine eigene Sprache. So kann man sich vorstellen, welche Probleme man hatte, um 1623 sein Gehalt auszurechnen.
Verfasst: So 22.04.07 10:33
von Ludwigo
Danke allen, sie sind sehr nett. Ihre Antworte sind für mich sehr nützlich.
Ich werde noch andere Fragen stellen
Re: Sächsische Münzen in 17. Jh.
Verfasst: So 22.04.07 10:38
von Ludwigo
Dietemann hat geschrieben:Ludwigo hat geschrieben:Wie viele Groschen sind 1 Taler?
Ist es möglich ungefähr wissen, wieviel 1 Taler heute übereinstimmen kann?:D
In Hessen war 1607 eine Kuh 12 Taler, ein Tisch mit Schloss 1,5 Taler. Hilft das etwas?
Ja danke, das hilft mir. So könnten wir denken dass 1 Taler in 1607 (sehr) ungefähr 150 euros war
Verfasst: So 22.04.07 11:38
von Gast
Ich denke, dass dieser akademische Vergleich hinkt.
Seit alters her wurden Preise für Waren und ihr Gegenwert in Geld stets von ökonomischen Randbedíngungen beeinflußt, welche da waren:
1) Verfügbarkeit der Ware (Kartoffeln sind beim Bauern billiger als beim Schreinermeister)
2) Tauschwert der Ware (früher wurde lieber 1:1 getauscht, als mit barer Münze plus Zins-Aufpreis zu bezahlen) - und das bis in das 19. Jh.
3) Vetrauen in das monetäre "Geld" (über viel Jahrhunderte hinweg herschte KEIN Vertrauen in den Wert des Geldes. Banknoten, Aktien, Scheidemünzen - seit langer Zeit üblich -, Mißbrauch von Kreditkarten, gesetzliche Einschränkungen der unbeschränkten Zahlungsfähigkeit z.B. des EURO in Münzform geben Zeugnis) ist bis auf wenige kurzfristige Momente nach "Währungsreformen" niemals in der Geschichte nachgewiesen worden.
Um zurück auf die Neuzeit zu kommen (und das mag als Beispiel dienen): während der deutschen Inflation hat ein Ei mehr gekostet als ein Laib Brot, eine Briefmarke weniger als der Briefumschlag auf den sie geklebt wurde. EIn Haus dagegen war früher immer preiswerter zu erstehen als heute. Warum ? - Weil früher mehr vererbt wurde als heutzutage, und beispielsweise ein Haus deswegen einen weitaus geringeren Wert darstellte als heute.
Lieben Gruß,
petzlaff aus Byzanz
Verfasst: So 22.04.07 21:52
von KarlAntonMartini
Orgelwerke von Schein werden heute in Dresden noch gerne gespielt, habe ich grad gehört. Wenn es um das Gehalt geht, ist es vielleicht hilfreich, dieses zu vergleichen mit dem Gehalt von Zeitgenossen aus anderen Berufen. Dann kann man sich die soziale Stellung des Künstlers besser vorstellen. Grüße, KarlAntonMartini
Verfasst: So 22.04.07 22:30
von klosterschueler
Guten Abend KarlAntonMartini!
Sorry, dein letztes I im Namen habe ich meinen bisherigen Threads leider völlig ignoriert, was ich untertänigst zu entschuldigen bitte.
Anbei eine nicht uninteressante Seite
http://home.arcor.de/maramut/02arc/st11muen.htm
Schönen Abend allseits
Euer Klosterschüler
Verfasst: Mo 23.04.07 14:29
von diwidat
Da ich mich bislang nur mit den sächsischen Münzen beschäftigt habe, kann ich auch nur von dort einige zusätzliche Informationen über die Ausbringung des Münzgeldes beitragen.