Seite 1 von 1

Regenstein und Sachsen

Verfasst: Mo 22.10.07 12:58
von TheCelt034
Hallo mal wieder, ich hätte da zwei Münzen von einem Freund ohne Internet, der aber gerne gewusst hätte was es ist.
Die Eine Silberne ist wohl 1/24 Thaler Regenstein, aber die Zeit bekomme ich nicht raus, die Kupferne wohl irgendwo aus Sachsen, Zeit komme ich auch noch nicht ganz dahinter wohl so 19.Jh.?
Bin für jede Hilfe dankbar!
Tom!

Verfasst: Mo 22.10.07 15:04
von klaupo
Auf dem Sachsen ist zu lesen FRIEDRICH AUGUST KOENIG VON SACHSEN und im Revers unten JETTON. Eine Münze ist es also nicht, und aufgrund der Schreibweise JETTON würde ich auf ausgegehendes 18. Jahrhundert tippen.

Gruß klaupo

Verfasst: Mo 22.10.07 15:32
von KarlAntonMartini
Der Jeton kann frühestens 1806 entstanden sein, denn: "Kurfürst Friedrich August III. wurde von Napoleon im Dezember 1806 zu König Friedrich August I. erhoben. Auf Veranlassung des französischen Kaisers hatte der neue sächsische König seinen Untertanen Glaubensfreiheit gewähren müssen. " - Wir feiern nämlich letztgenanntes Ereignis am 3.11. mit einer Glockenvesper. Denn erstmals 1807 durften katholische Kirchen in Sachsen Glocken läuten. (Wofür Napeleon nicht so alles gut war.) Grüße, KarlAntonMartini

Verfasst: Mo 22.10.07 16:13
von TheCelt034
Na das finde ich aber schonmal echt Klasse: Identifiziert und Geschichte und Brauchtum dazu, ganz fein sowas.
Lieben Dank dafür erst einmal. :D

Verfasst: Mo 22.10.07 21:10
von Fridericus
Der Regensteiner Groschen "riecht" nach Kipper- und Wipperzeit (späte Phase), also so um 1620.

Verfasst: Mo 22.10.07 22:55
von TheCelt034
Doch so jung schade, er dachte, das sie twas älter und evtl. MA wäre.
Naja, so kann man sich täuschen.
Trotzdem vielen Dank für die Hilfe.

Verfasst: Fr 26.10.07 00:16
von didius
@ Fridericus
Perfekt getroffen, was das Jahr angeht.

Ist aber aus Braunschweig-Wolfenbüttel. Eine der unendlich vielen Groschenvariante aus der Zeit zwischen 1617 und 1623 unter Friedrich Ulrich für Ferdinand II. (Kaiser des Heiligen Römischen Reichs).
Av : PRO ° PATRIA ° / Reichsapfel mit 24
Rv : + 20 FER.Z.D.G.R.I. (das Z steht für 2)
KM221 und Saurma 3745

Verfasst: Fr 26.10.07 10:46
von KarlAntonMartini
[quote="didiusIst aber aus Braunschweig-Wolfenbüttel. Eine der unendlich vielen Groschenvariante aus der Zeit zwischen 1617 und 1623 unter Friedrich Ulrich für Ferdinand II. (Kaiser des Heiligen Römischen Reichs).
Av : PRO ° PATRIA ° / Reichsapfel mit 24
Rv : + 20 FER.Z.D.G.R.I. (das Z steht für 2)
KM221 und Saurma 3745[/quote]

Mit der territorialen Zuordnung ist das so eine Sache. Die Grafen von Regenstein waren nicht reichsunmittelbar, sie nahmen ihr Land zu Lehen vom Fürstbischof von Halberstadt. Ob sie ein Münzregal besaßen, oder es sich einfach anmaßten, habe ich nicht gefunden. Das Hochstift Halberstadt war 1541 zur Reformation übergetreten, anstelle des Fürstbischofs trat ein Administrator aus dem Haus Braunschweig-Wolfenbüttel. Als 1599 die Grafen von Regenstein ausstarben, fiel das Lehen heim, also an Halberstadt. In der Eigenschaft des Administrators von Halberstadt ließ also der Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel diese Münze prägen, vom Wappen her bezog er sich auf die Grafschaft Regenstein. 1648 fiel das Fürstentum Halberstadt mit Regenstein an Brandenburg. Grüße, KarlAntonMartini

Verfasst: Fr 26.10.07 15:04
von TheCelt034
Spitzenklasse erklärt, ganz großen Dank für die Hilfe!!! :D

Verfasst: Sa 03.11.07 12:56
von didius
@KarlAntonMartini

Könnte es sein, das mit den beiden Geweihspitzen auch Blankenburg mit einzugeziehen ist, da im Wappen des Herzogtums Braunschweig z.B. die linke Geweihspitze für Regenstein und die rechte Geweihspitze für Blankenburg stand?

didius

Verfasst: Sa 03.11.07 17:21
von TheCelt034
Also ich hab mal gegoogelt und hier das Wappen gefunden:

[ externes Bild ]

Ist das Wappen von Regenstein...

Verfasst: Mo 05.11.07 19:08
von KarlAntonMartini
Die Grafen von Blankenburg waren Lehensnehmer der Fürstbischöfe von Halberstadt, sie hatten die Burgen Blankenburg und Regenstein inne. 1599 fielen beide an Halberstadt heim und zwar an dessen Administrator Heinrich Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel.

Blankenburg wurde Reichsgrafschaft und 1690 zur Sekundogenitur der Herzöge von Braunschweig-Wolfenbüttel, 1707 zum Fürstentum erhoben. 1731 fiel es wieder an die Hauptlinie Braunschweig-Wolfenbüttel in Personalunion, blieb also eigenständiges Land bis 1806. - Als die Münze geprägt wurde (1620), war Administrator von Halberstadt Herzog Christian von Braunschweig-Lüneburg. Der hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Christian_ ... %C3%BCttel

Saurma rechnet die Münze freilich dem Wolfenbütteler Herzog Friedrich Ulrich zu, dem Bruder von Christian. Grüße, KarlAntonMartini

Verfasst: Di 06.11.07 10:58
von TheCelt034
Das war ausführlich, ganz lieben Dank an alle für die Hilfe! :D