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Silbermünze "FRANCISCVS.II" 1798

Verfasst: Mi 26.12.07 16:36
von MM
Hallo,
da ich mit Münzen keinerlei Erfahrung habe, würde mich sehr freuen, wenn ich hier Näheres über eine alte Silbermünze erfahren könnte, einem "Familienerbstück" aus Goslar.

Beschreibung:
Durchmesser ca. 33 mm.
Auf der einen Seite die Umschrift "FRANCISCVS.II.D.G.R.IMP.S.A.GERM.HV.BO.REX." sowie die Abbildung eines Portraits im Profil mit Locken, langem Haar und Lorbeerkranz, darunter ein "A". (Franz II., Römisch-Deutscher Kaiser?)
Am Rand befinden sich zu beiden Seiten des Kopfes kleine verdickte Stellen, die ich nicht deuten kann.

Auf der anderen Seite: "LOTH.M.D.HE.T.1798.X - ARCH.AVST.D.BVRG." Doppel-Adler, darüber eine Krone. Der Adler hält Schwert und Zepter (?) in der rechten und den Reichsapfel in der linken Klaue. Auf der Brust trägt er mehrere Wappen.

Lt. Familienüberlieferung soll die Münze aus Goslarer Silber gefertigt sein.
Kann dies stimmen? Stammt sie aus dem Jahr 1798? Ist es ein Zahlungsmittel gewesen (ich finde keine Wertangabe), bzw. aus welchem Anlass wurde sie geprägt? Mich interessiert alles, was ich erfahren kann.

MfG, MM

Verfasst: Mi 26.12.07 17:18
von Theoderich
Erstmal herzlich willkommen im Forum.

Falls die Münze ca. 28 gr. wiegt, handelt es sich um einen Thaler des letzten habsburgischen Kaisers des Römischen Reiches Deutscher Nation, geprägt in Wien (Buchstabe A). Die Umschrift lautet übersetzt:

Auf der Portraiseite. Franz II, von Gottes Gnaden römischer Kaiser, allzeit Mehrer des Reiches, König von Deutschland, Böhmen und Ungarn.
Auf der Wappenseite: Erzherzog von Österreich, Herzog von Burgund und Lothringen, Graf von Tirol (?).

Leider wurde die Münze mal als Brosche getragen, die Spuren kann man noch gut erkennen. Das mindert den Wert sehr. Die Münze ist aus Silber, das ist richtig, aber hat mit Goslar überhaupt nichts zu tun.

Verfasst: Mi 26.12.07 17:20
von Theoderich
Nachtrag: Das war ein Zahlungsmittel, das nicht zu einem bestimmten Anlass geprägt wurde.

Verfasst: Mi 26.12.07 17:41
von Pflock
Anhand des Durchmessers und dem Größenverhältnis vom Kopf zur Münze, glaube ich den 1/2 Konventionstaler zu erkennen, Silber, geprägt von 1792 bis 1804.
Im Weltmünzkatalog von 2005 war für die Erhaltung SS/VZ 280€ angegeben. Aber durch die Halterungs-Spuren dürfte der Wert erheblich darunter liegen.

Die 4-Dukaten-Münze aus Gold habe ich hier gefunden, nur wegen der Ähnlichkeit.
Zu Franz II. (später Franz I. Kaiser von Österreich) findest Du hier etwas.

Verfasst: Mi 26.12.07 18:33
von MM
Ganz herzlichen Dank für die schnellen und für mich sehr interessanten Auskünfte und zusätzlichen Verweise!
Diese Korrektur der Familienüberlieferung mindert den ideellen Wert der Münze für mich jedenfalls nicht.:-)
MfG, MM

Verfasst: Sa 12.01.08 10:11
von mirkoviviani
die Spuren kann man noch gut erkennen
es gibt auch ein Henkel...

die "X" nach "1798" sagt daß die Münze aus der Konventionsfuß gepragt ist. ;)

Verfasst: Sa 12.01.08 14:59
von MM
mirkoviviani hat geschrieben:es gibt auch ein Henkel...
Sehr scharf beobachtet! :) Der Taler wurde irgendwann zu einem Anhänger umgearbeitet.
mirkoviviani hat geschrieben:die "X" nach "1798" sagt daß die Münze aus der Konventionsfuß gepragt ist. ;)
Besten Dank für den Hinweis! Ein neues Stichwort für mich - ich habe nachgesucht und u.a. folgende Angaben gefunden: XX eine feine Mark (für Halbtaler), X eine feine Mark (für den Taler).

Außerdem habe ich gelesen, dass der Konventionsmünzfuß in großen Teilen des Reichsgebiets übernommen wurde, mit Ausnahme Preußens.

Ist es denkbar, dass mein Taler in allen diesen Gebieten im Umlauf gewesen sein kann?

Verfasst: Sa 12.01.08 15:01
von Walker
Theoderich hat geschrieben:Auf der Wappenseite: Erzherzog von Österreich, Herzog von Burgund und Lothringen, Graf von Tirol (?).
Hallo Theoderich,
die korrekte Umschrift wäre
ARCH.(IDVX) AVST.(RIAE) D.(UX) BVRG.(UNDIAE) LOTH.(ARINGIAE)
M.(AGNUS) D.(VX) HET.(RVRIAE).
Erzherzog von Österreich, Herzog von Burgund (und) Lothringen,
Grossherzog von Toskana.

Grüsse Walker

Verfasst: So 13.01.08 00:14
von Dietemann
MM hat geschrieben:Ist es denkbar, dass mein Taler in allen diesen Gebieten im Umlauf gewesen sein kann?
Ja und nein, das war wie heute, wo man finnisches, italienisches und zyprisches Geld nimmt, weil alle dem gleichen Standart folgen.

Jamand hat einmal gesagt: Bezahlt wurde mit allem, weil immmer ein Mangel an Geld herrschte.

Gruß Dietemann