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Was ist das? "Madonnentaler" 1760 ... hmmm
Verfasst: Fr 21.11.08 19:05
von Quentchen
Hallo allerseits,
könnt ihr mir sagen, was das für ein Stück ist?
Ich glaube ja - trotz diverser "Ähnlichkeit" - nicht, dass es sich um einen Madonnentaler handelt ... nehme ja an, dass diese aus Silber sind.
Verfasst: Fr 21.11.08 19:49
von klosterschueler
Hallo Quentchen!
Aufschrift, Herrscher und Inhalt erinnern an einen Madonnentaler, da geb ich dir recht. Auffällig ist natürlich, dass die Jahreszahl nicht unter der Madomnne steht sondern links und rechts davon. Und die Strahlen der Madonna schauen schon sehr komisch aus. außerdem ist mir noch keine Madonna mit Brillen untergekommen

Nach alldem ist die Frage, ob Silber oder nicht, natürlich noch schwerer zu beantworten. Was sagen den Gewicht und Durchmesser?
Klosterschüler
PS: Frage an die Experten: Sieht das nach einer Ringprägung aus? Gab's das damals schon?
Verfasst: Fr 21.11.08 20:18
von Quentchen
Hallo Klosterschüler,
das Teil hat folgende Daten:
D = 33mm
Gewicht = 10,85g
Dicke = ca. 1,5mm
Rand = gerändelt (oder wie man das nennt)
Was unter dem Abrieb so "gülden" zum Vorschein kommt, scheint mir eher sowas wie "stumpfes" Messing zu sein.
Verfasst: Fr 21.11.08 20:36
von Gerhard Schön
klosterschueler hat geschrieben:Frage an die Experten: Sieht das nach einer Ringprägung aus? Gab's das damals schon?
Ja, natürlich. Dennoch ist dieses Stück nicht von damals.
Verfasst: Fr 21.11.08 22:14
von klosterschueler
Für die, die's nachlesen wollen (Ringprägung):
http://www.numismatikforum.de/viewtopic ... gpr%E4gung
Klosterschüler
PS: Auch die Maße passen nicht so ganz zu einem Taler
Verfasst: Fr 21.11.08 23:05
von Quentchen
klosterschueler hat geschrieben:....
PS: Auch die Maße passen nicht so ganz zu einem Taler
Jo, hatte ich mir auch gedacht
Auf den "Madonnentaler" sozusagen als Vorlage bin ich gekommen, weil ich in MA/coinarchives nach "Patrona Bavariae" gesucht hatte ...
Also nix Genaues nicht weiss man ...
Herr Schön, auch keine Idee mehr, für was und wann das Stück entstanden sein könnte?
Ich habe das mal vor ca. 37 Jahren einem Klassenkameraden zusammen mit etlichen anderen Münzen abgekauft, daher kann ich leider auch nix zur weiteren "Vorgeschichte" sagen, z.B. als was es mal "verkauft" wurde etc.
Trotzdem schönen Dank für die Mithilfe bis hierhin

Verfasst: Fr 21.11.08 23:16
von klosterschueler
Hallo Quentchen!
Ich hab mich auch schon öfters gefrag, warum manche Münzen nachgemacht werdn - ohne eine g'scheite Antwort zu bekommen. Mein letztes Beispiel war der "Rübentaler".
Klosterschüler
Verfasst: Sa 22.11.08 00:35
von Numis-Student
Hallo,
auch von mir noch eine persönliche Meinung (frei und ohne Literatur formuliert):
Aufgrund der Schrift würde ich das Ding in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts legen. Es gibt von Lauer (Nürnberg) signierte "Münzkopien", ich denke mal, die Hauptverwendung war Schmuck oder als religiöser Glücksbringer etc.
Schöne Grüße,
MR
Verfasst: Sa 22.11.08 12:54
von diwidat
In meiner Fälschungssammlung liegen auch ein paar Stücke mit einem gestanztem Loch am oberen Rand.
Als Fälschungen kann man sie nicht bezeichnen, da sie auf keinem Fall die Original Münze imitieren wollten.
Nach einem Hinweis aus dem Stunden Büchlein eines alten Oberlehrers aus dem Schwarzwald, mussten die Schüler damals mühsam das Rechnen mit Geld lernen - die Eltern waren meist Analphabeten -
Heute sind 100 Cent gleich ein Euro - damals wurde mit Gulden, Talern, Kreuzern - und was nicht noch alles gerechnet (fragt mal heute einen Euro Sammler, wie viel Kreuzer ein Taler in Württemberg hatte ??).
Dazu gab es als Lernmittel eben dieses "Lehrgeld"
Ein anderer Bedarf war bei den Banken - wenn Goethe nach Italien schon vier Wochen brauchte, wie lange brauchte ein bayerischer Bank Manager von München nach Berlin?
Für diese Branche war das Wissen auch Überlebens notwendig - da gab es noch keine Leerverkäufe!
Verfasst: Sa 22.11.08 13:37
von Quentchen
Hallo allerseits,
damals, als ich das Stück zusammen mit den anderen Münzen gekauft hatte, hatte ich auch zunächst an einen "bayer. (religiösen?) Talisman" bzw. an was "medaillenhaftes" gedacht, auch, weil ich damals noch der irrigen Meinung war, dass eine echte Münze auch eine "Wertangabe" aufgeprägt haben müsste.
Verfasst: Sa 22.11.08 15:09
von Numis-Student
Hallo Diwidat,
für das Rechnen lernen wurde aber vermutlich nur Geldersatz verwendet, der die aktuellen Münzen nachahmt. Ich habe selbst ein "4-Dukaten-Stück" aus Messing, noch mit der alten Bezeichnung "Rechenpfennig" gekennzeichnet.
Die oben abgebildete Kopie dürfte aber etwa 100 Jahre jünger sein als das Datum andeutet...
Schöne Grüße,
MR
Verfasst: Sa 22.11.08 18:19
von diwidat
Numis-Student hat geschrieben:Die oben abgebildete Kopie dürfte aber etwa 100 Jahre jünger sein als das Datum andeutet... Schöne Grüße, MR
da könntest Du Recht haben, meine sind sicherlich auch jünger als das Datum zeigt.
Von dem Lehrer kenne ich nur die Niederschrift, da waren keine Bilder dabei. Er beschrieb nur, wie schwer es war, den Kindern etwas über Taler zu erklären, wo sie doch nur Kreuzer kannten.
Es könnte auch sein, dass die Dinger für den süddeutschen Männerbauch Klimperladen preiswert gemacht wurden. Meine haben ja die Löcher schon werkseitig vorgestanzt. Es ist relativ dünnes Messingblech, einfach ausgestanzt - fast wie Modeschmuck.
Verfasst: Sa 22.11.08 18:32
von Gerhard Schön
diwidat hat geschrieben:fragt mal heute einen Euro Sammler, wie viel Kreuzer ein Taler in Württemberg hatte?
Württemberg hat nie nach Talern gerechnet, sondern nach Gulden.
Verfasst: Sa 22.11.08 18:33
von Numis-Student
Das mit den vorgestanzten Löchern deutet wahrscheinlich auf eine Schmuckfunktion hin. Nicht unbedingt das Einzelstück an der Kette, sondern eher für die Uhrenkette (eher die robusten, "dicken"), auf die Mütze genäht (die dünnen Blechversionen) oder etwas in der Art.
Schöne Grüße,
MR
Verfasst: Sa 22.11.08 21:47
von diwidat
Gerhard Schön hat geschrieben:Württemberg hat nie nach Talern gerechnet, sondern nach Gulden.
An der nun langsam beginnenden Verwirrung der Jung- und Neusammler möchte ich mich nicht weiter beteiligen.
Hier ein Beispiel für Baden - muss ja nicht immer Württemberg sein.