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Welches Geld hatte J.S. Bach?

Verfasst: Mo 07.03.11 18:22
von MilanD
Hallo an Alle,

da ich mich leider mit Münzen gar nicht auskenne, wende ich mich hier einfach mal an euch und zwar mit folgender Frage:

Welches Geld hat Johann Sebastian Bach (1685-1750) in seiner Zeit in Köthen / Sachsen Anhalt (1717-1722) verwendet? Ich schreibe an einem Artikel über Bach und bei meinen Recherchen bin ich imer wieder auf Taler gestoßen, anderswo habe ich den Begriff Mark Courant gelesen, leoder kann ich mit beiden Begriffen nicht viel anfangen.
Könnt ihr mir weiterhelfen?

Welches Zahlungsmittel gab es um 1720 rum in Köthen / Sachen Anhalt?

Danke schonmal. Alexander. :wink:

Re: Welches Geld hatte J.S. Bach?

Verfasst: Mo 07.03.11 19:30
von ischbierra
Hallo MilanD.
Sachsen-Anhalt ist ein moderner Begriff. Bach lebte in der faglichen Zeit im Fürstentum Anhalt-Köthen. Währung war der Taler - Mark war nur eine Gewichtseinheit, aus der eine bestimmte Anzahl von Talern zu schlagen war. Ob Anhalt-Köthen in der fraglichen Zeit selber geprägt hat, weiß ich nicht. In der mir zugänglichen Literatur finde ich, daß in anhalischen Landen nach dem 30 jährigen Krieg nicht mehr der Taler, sondern der Gulden (2/3 Taler) und seine Teilstücke (Halbgulden- 1/3 Taler, Viertelgulden - 1/6 Taler, Doppelgroschen - 1/12 Taler, Groschen - 1/24 Taler, 6 Pfennig-,3 Pfennig- und Pfennigstücke geprägt wurden.
Ein Anhaltsammler wird Dir sicherlich genaueres mitteilen können.
Gruß ischbierra

Re: Welches Geld hatte J.S. Bach?

Verfasst: Mo 07.03.11 20:09
von Gerhard Schön
Bitte unterscheiden zwischen Geldbeträgen, also Währung, und vorhandenen Münzen. Erstere war der Taler (Reichstaler) zu 3 Mark oder 24 Guten Groschen gleich 288 Guten Pfennigen. Diese Sorten hat es auch als Münzen der anhaltinischen Staaten gegeben, der über lange Zeit unverändert geprägte Reichs(Spezies)Taler allerdings hatte aufgrund (nach unseren Verhältnissen geringfügiger) Inflation inzwischen mit 32 Gutengroschen einen höheren Kurswert als 1 Taler, so dass es damals praktisch keine Umlaufmünzen mit Kurswert 1 Taler (24 Groschen) gab. Man musste sich also beispielsweise mit einem 2/3 Talerstück plus einem 1/3 Talerstück (oder auch mit ausländischem Geld) behelfen. Die Kleinmünzen sollten eigentlich nur im ausgebenden Gebiet (vom Kleinstaat bis zum Reichskreis) umlaufen, das große Silbergeld und die Goldmünzen aber waren überregional gültig, so dass sich schwer sagen lässt, welche Geldsorten Bach in Köthen nun wirklich in der Hand hatte (es können auch ungarische Dukaten oder französische Laubtaler gewesen sein). Anhalt-Köthen selbst hat in dem genannten Zeitraum nicht geprägt und erst wieder ab 1747 eigene Münzen herstellen lassen.
Gruß,
gs

Re: Welches Geld hatte J.S. Bach?

Verfasst: Mo 07.03.11 20:53
von MilanD
Vieln Dank schon mal für eure Antworten, also wenn ich das jetzt richtig verstehe, dann war die Währung in der gerechnet wurde der Taler, was aber nichts mit dem Geld zu tun hat das tatsächlich in Umlauf war. Klar soweit - aber welches Geld Bach in diese Zeit tatsächlich in der Hand hatte läßt sich nicht so genau sagen?

Re: Welches Geld hatte J.S. Bach?

Verfasst: Di 08.03.11 07:26
von Mynter
Da Deutschland vor der Einführung der Mark 1871 der " Tummelplatz der Münzen aller Länder ", wie es die Zeit mal in einem Artikel genannt hat war, könnte JSB, wie schon von Herrn Schön ausgeführt, allerhand verschiedene Münzen in der Hand gehabt haben.

Re: Welches Geld hatte J.S. Bach?

Verfasst: Di 08.03.11 15:56
von Gerhard Schön
In dem anderen Forum, in dem gestern dieselbe Frage gestellt wurde, ist ja schon die Dissertation von Jens Heckl (ISBN 3-924861-30-7) zum Geldwesen in Anhalt empfohlen worden. Dieses Werk ist zur tieferen Durchdringung der Materie bestens geeignet.
Gruß,
gs

Re: Welches Geld hatte J.S. Bach?

Verfasst: Mi 09.03.11 23:31
von Lutz12
Heckl ist für Numismatiker, speziell der anhaltischen Numismatik sehr interessant, aber für eine poluräwissenschaftliche Betrachtung angesicht von rund 740 Seiten schwer zu lesen. F.I. Katzer ist da sicher einfacher, beantwortet aber in erster Linie Fragen der anhaltischen Gepräge, weniger den konkreten Münzumlauf. Interessant sind dort allerdings die Angaben zu Einkünften, Abgaben und Preisen für unterschiedliche Zeiträume.
Gruß Lutz