Numismatikforum

ich besitze eine kleine Goldmünze (Durchmesser 17mm) die auf der Vorderseite den Kopf von König Wilhelm zeigt, darüber als Randschrift "An die Armee“ und unter dem Kopf als Randschrift “Mainz 2. August 1870“
Auf der Rückseite ist folgender Brief von König Wilhelm: “1870 + 1871" und darunter dann der Text:
“Ganz Deutschland steht in den Waffen gegen einen Nachbarstaat , der uns überraschend und ohne Grund den Krieg erklärt hat. Es gilt die Vertheidigung des bedrohten Vaterlandes, unserer Ehre, des eigenen Heerdes. Ich übernehme heute das Kommando über die gesamten Armeen und ziehe getrost in den Kampf, den unsere Väter in gleicher Lage einst ruhmvoll bestanden. Mit mir blickt das ganze Vaterland vertrauensvoll auf Euch. Gott der Herr wird mit unserer gerechten Sache sein." Der Brief ist mit “Wilhelm“ unterschrieben.

Dieser Brief von König Wilhelm wurde im Originaltext als Aufruf "An die Armee" auch im Millitär Wochenblatt vom 6.August 1870 veröffentlicht.

Vielleicht ist es jetzt - mit dem vollständigen Text - eher möglich zu ermitteln zu welchem Anlass und an wen diese Medaille ausgegeben wurde ? Ist gegebenenfalls der Wert einzuschätzen ?

Pünt
23.12.2011[

Sieht ja niedlich aus. Auf den ersten Blick würde ich sagen: patriotische Volksmedaille aus der Zeit (nach 1871) mit Trage- und Gebrauchsspuren, Henkel abgebrochen. Anlaß natürlich der Krieg gegen Frankreich 1870/71. Derartige Medaillen wurden insbesondere von der Firma Lauer, Nürnberg, in Massen für die patriotisch eingestellte Bevölkerung mit kleinem Geldbeutel hergestellt, meist aus unedlen Metallen. Hier lassen sich auch heute noch schöne Spezialsammlungen für relativ wenig Geld zusammenstellen.
Sollte die Medaille tatsächlich aus Gold und nicht nur aus Goldbronze sein, wäre sie etwas Besonderes. Aufgrund der Gebrauchsspuren würde ich dann den Handelswert mit dem Materialwert + 20 % beziffern.

Danke für den Beitrag.
Es handelt sich bei der Medaille um Gold, wurde bereits geprüft. Die Medaille kann auch nicht aus der Zeit nach 1871 sein denn auf der Medaille steht Mainz 2. August 1870.

Wilhelm I. war 1870 noch König von Preußen und noch nicht Deutscher Kaiser, der Krieg ist ja nicht zuletzt aufgrund der Bismarck´schen Verfälschung der "Emser Depesche" (es ging um den Verzicht eines Hohenzollern auf die Krone von Spanien) durch Frankreich unter Napoleon III. vom Zaun gebrochen worden.
Der 2. August 1870 bezieht sich auf die Rede Wilhelm´s I. zum Kriegsausbruch. Durchaus möglich, daß die Prägung danach zeitnah erfolgte und, quasi als Talisman, von einigen Offizieren getragen wurde.
Darüber hinaus war das 19. Jahrhundert extrem medaillenfreudig. Sofern kein Graveur oder Hersteller auf der Medaille vermerkt ist, sollte eine genaue Zuordnung eher schwierig sein. Obwohl ich langjähriger Preußensammler bin (inkl. Medaillen), ist mir dieses Stück bisher noch nicht untergekommen. Ein offizielle Auszeichnung ist es aber nicht, sondern privater Initiative entsprungen.

Ich kenne das Stück in Silber und habe es (glaub ich) auch in meiner Sammlung - finde es aber momentan nicht - um zu vergleichen, ob es von identischen Stempeln ist. Bemerkenswert ist bei der Größe des Stückes in jedem Fall die umfangreiche Schrift der RS. Näheres kann ich dazu leider nicht sagen, nur soviel, dass die meisten Medaillen erst nach dem Ende des deutsch-französischen Krieges in patriotischer Siegeslaune entstanden sind, beziehen sich auch auf Ereignisse des Jahres 1870. Eine genaue Datierung ist mir selten möglich, kleine Details wie Medailleure oder Titel der dargestellten Personen läßt Grobaussagen in manchen Fällen zu.
Gruß Lutz

Hallo Lutz,

ich habe jetzt den vollständigen Text des Briefes ergänzt. Dieser Brief ist auch im Millitär Wochenblatt vom 6. August 1870 veröffentlicht.

Vielleicht ist es ja mit den ergänzten Angaben leichter eine Zuordnung zu finden.

Gruß Pünt