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Brandenburg - neuzeitlicher Abschlag Halbgroschen 1496
Verfasst: Mi 30.05.12 23:03
von rista
Hallo zusammen,
in einem Lot habe ich einen neuzeitlichen Alu-Abschlag eines Brandenburgischen Halbgroschens (vermutlich) erhalten:
Alu, 23mm, 1,4gr
Inschriften: Av = IOHS:D:G:MARCHIO:BRA·ELEC (Stern 6strahlig), RV = MONE TANO DOMI 1496
Ich denke, dass das Stück aus DDR-Zeiten stammt, möglicheriwese zu einer Ausstellung ausgegeben wurde oder als Souvenir aus einem Museum der Nordbezirke stammt.
Vielleicht kann mir jemand von den Experten die zugehörige Katalognummer des Originals nennen und mir das neuzeitliche Stück einordnen....?
Gruß rista
Re: Brandenburg - neuzeitlicher Abschlag Halbgroschen 1496
Verfasst: Do 31.05.12 15:05
von ischbierra
Hallo rista,
gut möglich, daß diese Prägungen aus DDR-Zeiten stammen, es gibt zB auch welche von sächsischen Schreckenbergern.
Groschen mit dieser Legende wurden 1496 in Berlin geprägt (RV: Langkreuz mit 4 Wappen), Halbgroschen in Berlin oder Pankow(?)
Schulten 250 bzw 256. Für die genaue Bestimmung des Originals müßte man wegen einiger Varianten den Bahrfeldt zu Rate ziehen, aber den habe ich leider nicht. Wegen der Varianten und wegen der Möglichkeit eines Brandenburgspezialisten hier, solltest Du auch mal Photos einstellen.
Gruß ischbierra
Re: Brandenburg - neuzeitlicher Abschlag Halbgroschen 1496
Verfasst: Do 31.05.12 19:03
von fareast_de
Johann Cicero, reg. 1486-1499, Halbgroschen 1496, Neumann 4.5, 4.7, Bahrfeldt 59-60, 62-67. Zur genaueren Bestimmung wäre eine Abbildung sehr hilfreich. Die Alukopie ist mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit anläßlich einer Ausstellung oder in einem Museum zwecks Verkaufs zu DDR- Zeiten hergestellt worden. "Staatsphilosopie" war, historische Stücke in öfftl. Sammlungen zu belassen oder allenfalls zwecks Devisenbeschaffung über Schalck-Golodkowski in den Westen zu veräußern.
Re: Brandenburg - neuzeitlicher Abschlag Halbgroschen 1496
Verfasst: Do 31.05.12 21:17
von rista
Hallo ischbierra und fareast_de,
besten Dank für Eure Antworten. Anbei die beiden Scans des Stückes. Ich habe den Abschlag übrigens hier und nicht im Jeton-Thread gezeigt, da ich denke, dass hier eher die Experten für AD unterwegs sind und das Exemplar ggf. als Begleitstück in ihrer Brandenburg-Sammlung haben. Für mich als Laien sieht es so aus, als ob der Stempel neu angefertigt wurde, nach altem Vorbild aber mit moderner Technik...
Gruß rista
Re: Brandenburg - neuzeitlicher Abschlag Halbgroschen 1496
Verfasst: Do 31.05.12 22:20
von fareast_de
Gut nachempfundene Kopie nach Neumann 4.7. / Bahrfeldt 62-67. Als Souvenir sicher nicht zu verachten, "puristische" Brandenburg- Sammler würden die Hereinnahme in ihre Slg. wohl eher ablehnen. Das Stück ist als Original nicht häufig, derartige Exemplare wurden, wie schon erwähnt, auch über den "Staatlichen Kunsthandel der DDR" gegen Devisen verkauft. Seitens dieser Einrichtung gab es zu Werbezwecken sogar Münzpostkarteneditionen mit Abbildungen alter Originalstücke.
Re: Brandenburg - neuzeitlicher Abschlag Halbgroschen 1496
Verfasst: So 03.06.12 23:24
von cepasaccus
Mit Devisenbeschaffung hat das vermutlich garnichts zu tun. Es gab im Osten mehr Gruppen, die auf Veranstaltungen Hammerpraegungen vorgefuehrt haben. Aluminium ist fuer solche Praegungen vermutlich typisch, da das Material vergleichsweise einfach zu bekommen war. Einer von denen war Kan(t)z, der mit einem selbstgebauten Klippwerk zu den Veranstaltungen gezogen ist. Stilistisch moechte ich nicht ausschliessen, dass die Praegung von ihm ist, aber sie kommt mir zu kraeftig vor und sein Schwerpunkt lag auch auf Sachsen/Leipzig. Wahrscheinlich war es also eher jemand aus dem Raum Brandenburg.
Re: Brandenburg - neuzeitlicher Abschlag Halbgroschen 1496
Verfasst: Mo 04.06.12 19:00
von fareast_de
Mit "Original" war natürlich eine Originalmünze von 1496 gemeint, die Alukopie dürfte dagegen als Substitut weitgehend im Lande geblieben sein. Allgemein waren alte Sachwerte Trumpf im real existierenden Sozialismus. Selbst altdeutsche Briefmarken zwoter und dritter Wahl waren hochbegehrte Objekte. Die große Ernüchterung kam in den Jahren nach 1989.
Re: Brandenburg - neuzeitlicher Abschlag Halbgroschen 1496
Verfasst: Sa 11.08.12 11:50
von jot-ka
Hallo,
diese Alu-Münze sehe ich zum ersten mal.
Auch wenn das Stück aus Silber wäre, würde jeder Brandenburgsammler
die Münze sofort als fake erkennen.
Die Rückseiten mit einem Kreuz von einem Zepterschild belegt gibt es
i. J. 1496 nur aus Berlin.
Die typische Rs.-Us. lautet: MONE - ANNO - DOMI - 1496.
In meiem persönlichen Bahrfeldt (auf dem Rechner) sind bis jetzt
fünf Rs.-Varianten für 1496 erfaßt, die sich überwiegend durch verschiedene Ligaturen
unterscheiden.
Auf dem hier vorgestellten Stück erinnert die Rs.-Us. an die
Frankfurter Stücke mit der typische Rs.-Us. MONE - TANN - ODNI - 1496.
Als Beispiel im Anhang ein Halbgroschen von 1497 aus Berlin.
Einen schönen Gruß aus Fontaneland,
jot-ka
Re: Brandenburg - neuzeitlicher Abschlag Halbgroschen 1496
Verfasst: Sa 11.08.12 13:36
von Lutz12
Das abgebildete Stück ist in der Tat von Johannes Kanz (1919 - 1997). Im Katalog von Peter Hammer, praktisch ein Werksverzeichnis der Stücke, die Kanz gefertigt hat, trägt es die Nr. 1496 und die "Original"-Quelle Saurma-Jeltsch 2497 (1/2 Groschen Brandenburg).
Gruß Lutz
Re: Brandenburg - neuzeitlicher Abschlag Halbgroschen 1496
Verfasst: Sa 11.08.12 20:34
von cepasaccus
Noch ein paar Beispiele von Kanz. Seine Brakteaten gefallen mir sehr gut. Das andere wegen sehr zarter Linienfuehrung nicht so.
Der Brakteat koennte aus Kupfer sein. Alles andere ist Aluminium.