Hochzeitstaler
Nach der schönen Diskussion, möchte ich euch auch noch etwas aus dem Norden zeigen und hoffe, es gefällt Euch.
Die Hochzeitstaler des 16. Und 17. Jahrhunderts des norddeutschen Raums sind immer mal wieder am Markt zu finden.
Meist werden sie in den Nominalen von einem Taler oder dessen Vielfachen angeboten.
Während einige Talern genauen Zeiten und Städten zugeordnet werden können, sind andere seit Jahren stark diskutiert.
Gemein ist meist allen die Umschrift „QUOS DEUS CONIVNXIT HOMO NON SEPARET“ („Wen Gott verbunden hat, soll der Mensch nicht scheiden“) in Kombination mit einem Ehepaar, welches eingesegnet wird, sich die Hände hält oder unter einer Kartusche mit der Inschrift „Jahwe“ steht. Auf der Rückseite wird meist mit der Hochzeit zu Cana gezeigt; eine Hochzeitstafel mit Krügen und einem Diener. Die Anzahl der Krüge kann variieren, ebenso gibt es leichte Variationen der Szene. Es sind aber auch völlig andere Stempelkopplungen bekannt.
Taler mit gesicherter Zuordnung kommen zum Beispiel aus Lübeck (Behrens 727 und 728).
Ein älteres Beispiel für Behrens 727 ist
hier zu finden und ein weiteres
hier.
Die Herkunft ist in diesen Fällen durch das Münzmeisterzeichen von Jürgen Roethusen gesichert, der von 1580 bis 1582 in der Münze zu Lübeck aktiv war, bevor er unerwartet verstarb.
Auch für Hamburg gibt es gesicherte Beweise. Ein Beispiel mit den gleichen Motiven wäre diese Münze
hier /
hier, die eindeutig Matthias Freude zugeschrieben werden kann, welcher von 1637 bis in die 1668 in Hamburg mit gekreuzten Zainhaken signierte. Auch gibt es natürlich weitere Beispiel, wie
diese Münze oder in anderer Kopplung / Ausführung
hier.
Weitere Exemplare werden seltener auch Wismar oder Lüneburg zugeschrieben. In Wismar, durch den Münzmeister Jacob Mauche, zum Beispiel
hier, in Kombination mit einer anderen Ansicht.
Wobei die „Schiffsauffliegung bei Neumühlen” eine eigene Diskussion ist.
Damit beginnt nun auch der interessante Teil, denn nicht alle Münzen, können gesichert zugeschrieben werden oder haben unbekannte Signaturen. In manchen Fällen lässt sich ein „HB“ finden welches den Nürnberger Künstlern Hieronymus Beckhausen, Hans Bezold oder Hans Burgmayer von manchen Aktionshäusern zugeschrieben wird. Da dies aber Münzen meist aus dem Norddeutschen Raum sind, halte ich die vermutete Kooperation für sehr spekulativ. Beweise dafür gibt es meines Wissens auch nicht.
Ein besonders stark diskutiertes Stück ohne ein Münzmeisterzeichen oder andere Markierung ist dieses Stück
hier. Seit 2011 wird im englischsprachigen Raum sogar oft versucht, eine Verbindung zur Hochzeit von Königs James I und der dänischen Prinzessin Anne zu ziehen. Begründet wird das ganze mit einem historischem Hortfund, welchen man
hier einsehen kann. Persönlich würde ich aber denken, dass dies nur zur Steigerung der Attraktivität der Münze im englischsprachigen Raum dienen soll und stimme hier der Interpretation von Künker zu. Ich würde auf Grund es Stils hier auch eher von Lübeck oder Hamburg im 17. Jh ausgehen.
Eine Münze, die ich letztens begutachten durfte und hier zeigen darf, ist hingegen nochmal eine andere Kuriosität im Gewicht von 2 Talern (Durchmessser 60 mm):
Hf. Unter strahlender Kartusche mit Jahwe und Taube (heiliger Geist) sich die Hände reichendes, reich gekleidetes Hochzeitpaar, dieses vor einem Tisch mit Vase / Blume.
QUOS DEUS CONIUNXIT ∙ HOMO NON SEPARET □
Münzmeisterzeichen ist von Claes Roethusen (Rosenstock), der in Lübeck von 1583 – 1603 (nach dem Tod von Jürgen Roethusen) tätigt war. Die Seite ist ähnlich Behrens 727 von Jürgen Roethusen. Ähnliche Ausführungen gibt es auch bei Gaedechens für Hamburg; dort aber immer ohne Lübecker Münzmeisterzeichen.
Rf. Christus und Maria am Tisch mit Gesellschaft sitzend. Im Vordergrund Krüge. Kein Diener.
IESUS CHRISTUS MACHET WASSER ∙ Z : WEIN : IN CANA ∙ GAL : IO : II □
Münzmeisterzeichen ist von Matthias Freude (Kreuz, stehend auf gekreuzten Zainhaken), der so von 1637 - 1668 in Hamburg signierte; später aber auch in Lübeck tätig war (1662 - 1668). Dort aber mit anderem Zeichen. RF wohl ähnlich Slg. Goppel 1006 (nicht verifiziert für mich bisher).
Wie man nun erkennt, passen die beiden Seiten eigentlich nicht zueinander. Die beiden Münzmeister haben auch nie zusammen in einer Zeit gelebt oder zusammengearbeitet. Allerdings teilten sich teils die gleichen Münzstätten.
Meine persönliche Vermutung zu diesem Stück wäre daher folgende Theorie:
Während seiner Zeit in Lübeck hatte Matthias Freude Zugriff auf alte Stempel aus Lübeck und zur gleichen Zeit auf seine Stempel aus Hamburg, da er hier ebenfalls aktiv war. Ich vermute daher, dass er diese in Lübeck oder während seiner Lübecker Zeit kombinierte. Als Ergebnis erschienen diese Hochzeitstaler, welcher eigentlich weder zeitlich noch von der Lokalität her zusammenpassen.
Ich hoffe, ich konnte Euch hiermit ein spannendes Schaustück zeigen und wer dies diskutieren möchte oder mich korrigieren möchte, falls mir Fehler unterlaufen sind, ist immer herzlich willkommen (auch per PM).
Beste Grüße
Ruford