Frage an die Pfalz-Sammler

Deutschland vor 1871
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Lilienpfennigfuchser
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Frage an die Pfalz-Sammler

Beitrag von Lilienpfennigfuchser » Di 29.08.17 18:42

Hallo,

kürzlich habe ich ein 20 Kreuzer-Stück von Karl Philipp aus dem Jahr 1719 gezeigt bekommen, das Jülich-Berg zugeschrieben wurde. Ich habe das Stück auch bei Künker gefunden, mit folgender Beschreibung:

KÖLN, DAS RHEINLAND UND WESTFALEN JÜLICH-KLEVE-BERG DAS HERZOGTUM JÜLICH-BERG Karl Philipp, 1716-1742 20 Kreuzer (26 Fettmännchen) 1719, Düsseldorf. Noss 888.
Die Legende lautet in beiden Fällen: Dei Gratis Carolus  Philippus Comes Palatinus Rheni Sacri Romani Imperii Archithesaurarius Et Elector. Unten: 26 Fet(tmännchen).
Waran kann man erkennen, dass diese Münze unter Jülich-Berg zu suchen ist, und nicht unter Pfalz-Neuburg?
Vielleicht kann mir jemand Geschichtsunterricht geben.

Grüße

LPF

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Tube
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Re: Frage an die Pfalz-Sammler

Beitrag von Tube » Mi 30.08.17 00:21

Hallo Lilienpfennigfuchser

Das erkennt man an dem Münzmeisterzeichen "NP" was für Nikolaus Pruck steht, der 1710-1721 Münzmeister in Düsseldorf war. Und Düsseldorf war die Münzstätte des Herzogtums Jülich-Berg.

Viele Grüße
Tube

*EPI*
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Re: Frage an die Pfalz-Sammler

Beitrag von *EPI* » Mi 30.08.17 09:29

Noch weitere Merkmale:
Bergischer Löwe als Hoheitszeichen.
Außerdem steht dort LANDMUNTZ = für den bergischen Umlauf gedacht.
Weiterhin FET = regionaler Währungsbezug.

*EPI*
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Re: Frage an die Pfalz-Sammler

Beitrag von *EPI* » Mi 30.08.17 09:44

Lilienpfennigfuchser hat geschrieben: Waran kann man erkennen, dass diese Münze unter Jülich-Berg zu suchen ist, und nicht unter Pfalz-Neuburg?
Vielleicht kann mir jemand Geschichtsunterricht geben.
Eine weitere Möglichkeit wäre auch die Kurpfalz.

Die Pfalz-Neuburg Linie hat die Kurpfalz geerbt mit dem Herzogtum Jülich-Berg.
Anhand Umschrift, Wappen, Hoheitszeichen, Prägeort kann man die Münze einem Gebiet zuordnen. Die Linie, die diese Gebiete regiert, ist dabei völlig unwichtig.
So können also Münzen als Landesherr der Kurpfalz, des Herzogtums Jülich-Berg und des Fürstentums (?) Pfalz-Neuburg (dort keine eigenen Prägungen zu dieser Zeit?) geprägt werden.
Sehr anschaulich bei George 1-4, die als Landesherren von GB (regierende Linie BS-L) und Braunschweig-Lüneburg (Hannover) Münzen prägen ließen.

Der Prägeort muss kein hinreichendes Kriterium sein. Beispiel: Brandenburg-Preußische Münzen mit dem Prägeort Kleve (C) und spezielle Münzen, die für das Herzogtum Kleve ebenfalls in Kleve geprägt wurden.

Lilienpfennigfuchser
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Re: Frage an die Pfalz-Sammler

Beitrag von Lilienpfennigfuchser » Mi 30.08.17 20:52

Hallo,
besten Dank für die Beiträge.
Ich habe inzwischen mal im "Exter" (Bildband der Bayrischen Hypotheken-und Wechsel-Bank) gesucht und unter Neuburgische Linie, S.179, ein vergleichbares Stück mit der Jahreszahl 1718 gefunden. Den Text dazu, der mich besonders interessierte, habe ich in den Text-Nachdrucken nicht gefunden. Wie hat Exter die Münze beschrieben bzw. zugeordnet?

Grüße

LPF

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Gerhard Schön
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Beitrag von Gerhard Schön » Fr 01.09.17 10:35

1719.jpg
Die Münze war natürlich auch in der Kurpfalz kursfähig, aber das Wappen (nur der Bergische Löwe und sonst keiner) und die zusätzliche Wertangabe 26⅔ Fettmännchen verweisen auf den Münzstand Jülich-Berg.

Gruß,
gs
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Re: Frage an die Pfalz-Sammler

Beitrag von *EPI* » Fr 01.09.17 12:25

@ gs: Als Landmünzen gekennzeichnete Münzen wurden überall akzeptiert?

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Re: Frage an die Pfalz-Sammler

Beitrag von Gerhard Schön » Fr 01.09.17 12:35

*EPI* hat geschrieben:Als Landmünzen gekennzeichnete Münzen wurden überall akzeptiert?
Außerhalb der Territorien des jeweiligen Landesherren bestand keine Annahmeverpflichtung.

Gruß,
gs
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Re: Frage an die Pfalz-Sammler

Beitrag von Lilienpfennigfuchser » Di 05.09.17 12:17

Hallo,
besten Dank für die sehr guten Jnformationen.
Kann man davon ausgehen, dass das 20- Kreuzerstück erst ab 1721 in Heidelberg geprägt wurde, oder sind die entsprechenden Heidelberger Stücke so selten?

LPF

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Beitrag von Gerhard Schön » Di 05.09.17 16:05

In Heidelberg wurde das Münznominal 20 Kreuzer erst ab 1721 geprägt.

Gruß,
gs
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