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Auf der Suche nach dem Brandenburger Zainhaken 1590 bis 1630

Verfasst: So 08.08.21 22:57
von mimach
Ich habe meine Suche nach Vorkommen von Zainhaken in Brandenburg aus der Mzt. Driesen mal hier gepostet.

Zur Einordnung, Start war folgender Post.
viewtopic.php?f=51&t=48033&start=135#p541385
Eine eigener Threat ist wohl angebrachter.

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Re: Auf der Suche nach dem Brandenburger Zainhaken 1590 bis 1630

Verfasst: So 08.08.21 23:02
von mimach
Liebe Sammlerfreunde,

ich brüte seit einiger Zeit über einem Zeichen auf einem brandenburgisch-preußischen Groschen aus Driesen (Neumark).

Aber zuerst meine Vorstellung der Münze.


Groschen aus Driesen (Neumark)
sog. Heckenmünze
Jahrgang: 1613

Kurfürst: Johann Sigesmund (1608-1619)

Münzmeister: Heinrich Laffert
Münzmeister-Zeichen: HL (legiert) oder Kreuzblüte (vierblättrig, gefüllt oder gedreht)

Groschen _Hecken_ - 1613 - Ktm Brandenburg, Driesen - Bahrfeldt 590var -AV.jpg
Avers:
Mittig Reichsapfel mit Z4 (1/24 vom Taler); Jahreszahl geteilt zwischen zwei Punkten .16 | 13.
Umschrift: .IOH.SIG.D:G.MAR.BR.S.R.I.
Groschen _Hecken_ - 1613 - Ktm Brandenburg, Driesen - Bahrfeldt 590var -RV.jpg
Revers:
Mittig Wappenschild mit 5 Feldern, oben ohne Verzierungen.
Umschrift: Mzz. "HL" (legiert) gefolgt von einem Symbol (evtl. ein Zainhaken als Stempelschneiderzeichen?) AR.E.EL.I.PR.IVL.CL.MON.DHL.

Durchmesser: 21,08 mm
Gewicht: 1,27 g

Referenz: Bahrfeldt II. 590 (Variante nicht editiert).


Neben dem offiziellem Münzmeisterzeichen auf dem Revers, ein legiertes HL, erscheint ein unbekanntes Zeichen auf 12 Uhr.
Groschen _Hecken_ - 1613 - Ktm Brandenburg, Driesen - Bahrfeldt 590var -Mmz Zeichen.jpg
Detailaufnahme des Zeichen

Es sieht auf dem ersten Blick wie ein umgekehrtes "L" aus. Ein Fehler des Stempelschneiders, also eine umgekehrte Punze ist jedoch auszuschließen, denn das L ist auf 3 Uhr deutlich zu erkennen.

Eine genaue Fotoaufnahme zeigt, dass es sich um einen Zainhaken handeln kann. Bei Bahrfeldt habe ich dieses Symbol in den Jahren vor 1600 bis 1630 nicht finden können.

Nun meine Suchanfrage:
Bitte postet ähnliche Zeichen oder berichtet über sie! Vielleicht kann man dem unbekannten Stempelschneider oder Münzbeamten der sich hier verewigt hat auf die Spur kommen.




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Anmerkungen:
- Eine "Heckenmünze" war eine inoffizielle Münzstätte welche zum Zweck gegründet wurden minderwertiges Geld zu prägen.
- Driesen, im nordöstlichen Teil der Neumark nahe der damaligen polnischen Grenze gelegen, wurde zwischen 1612 und 1615 betrieben um unterwertige Münzen nach dem Vorbild Schlesiens herzustellen und um angeblich dieses minderwertige Geld abzuwehren.
- Johann Siegesmund hat auf Klagen und Druck des obersächsischen Münzkreises die Prägung in Driesen einstellen lassen.

Re: Auf der Suche nach dem Brandenburger Zainhaken 1590 bis 1630

Verfasst: So 08.08.21 23:03
von mimach
Ich habe mal eine Karte erstellt auf der ich alle, aktuell im Handel befindlichen Münzen, mit Zainhaken eintrage. Zeitraum 1590 bis 1630. Es gab bereits freundliche Hinweise zu 3 Münzen aus dem Mecklenburger-Bereich.
Karte mit Vorkommen Zainhaken auf Münzen 1590 - 1630.jpg
Man kann den ersten Eindruck gewinnen, dass Zainhaken als Zeichen auf Münzen eine Mode in den Jahren vor und nach der Kipperzeit waren. Zudem haben die scheinbar einen großen Bogen um das Kurfürstentum Brandenburg gemacht, mit einer Ausnahme, der eine dokumentierte Groschen von 1613 aus Driesen an der Grenze zu Polen.

Es ist ein erster Ansatz für eine Bestandsaufnahme.
Gerne höre ich Eure Meinung oder Ergänzungen dazu.

Re: Auf der Such nach dem Brandenburger Zainhaken 1590 bis 1630

Verfasst: Mi 11.08.21 19:45
von jot-ka
Hallo mimach,
die Zainhaken sind in Brandenburg bislang nur von Georg Kurt d. J., Mm. in Stendal 1553-1559, bekannt,
und aus der Zeit des Johann Arendsburg (IA), 1674-1677, Mm. in Halberstadt.
Die wenigsten Groschen aus Driesen findet man 1:1 im Bahrfeldt wieder,
meist sind es neue Us.-Varianten und St.-Kopplungen.
Mit deinem Zainhaken hast Du ein seltenes unbekanntes Exemplar bekommen. Glückwunsch!
Im www ist noch eine weitere unbekannte Variante Driesen 1613 aufgetaucht, zu Bf. 589/590 gehörig.
Vor dem HL ist ein kleines Dreiblatt, sieht so ähnlich aus wie das Zeichen des Michael Hemelporte
auf seinen Groschen aus dem Zeitraum 1464-1470.
Driesen_1613.jpg
Einen schönen Gruß, jot-ka

Re: Auf der Such nach dem Brandenburger Zainhaken 1590 bis 1630

Verfasst: Sa 14.08.21 10:43
von ischbierra
Hallo mimach,
ich weiß nicht, ob Dir das weiterhilft, aber ich fand jetzt zufällig bei Gumowski, Handbuch der polnischen Numismatik, dass ein solcher Zeinhaken in der fraglichen Zeit von Ernst Knorr, Münzmeister in Fraustadt und Posen 1597-1600 benutzt wurde.
Gruß ischbierra

Re: Auf der Suche nach dem Brandenburger Zainhaken 1590 bis 1630

Verfasst: Sa 14.08.21 12:29
von mimach
Hi ischbierra,
das würde sehr helfen. Man nähert sich dem Thema von allen Seiten an.
Kannst du ein Scan der Quelle und wenn vorhanden eine Bild/Beschreibung des Zainhakens hier einstellen oder per PN senden.

Dankeschön!!!
mimach

Re: Auf der Such nach dem Brandenburger Zainhaken 1590 bis 1630

Verfasst: Sa 14.08.21 14:49
von ischbierra
Ich schicke Dir ne Mail.

Re: Auf der Suche nach dem Brandenburger Zainhaken 1590 bis 1630

Verfasst: Di 23.11.21 11:00
von mimach
Es kam gestern zu einer neuen Erkenntnis in dieser Sache, die ich gerne mit euch teilen möchte.
Der Groschen aus Driesen mit dem Zainhaken ist in Bahrfeldts Band II nicht erwähnt, jedoch gibt es eine Katalogisierung in der Sammlung Marienburg Band I welche ebenfalls von Bahrfeldt bearbeitet wurde.

Nach der Sammlung Marienburg ist der hier gezeigte Groschen nachfolgend zu bestimmen:
Avers = Slg. Marienburg 1330
Revers = Slg. Marienburg 1331 - die einzige Variante der Driesener Prägungen mit Zainhaken.

Re: Auf der Suche nach dem Brandenburger Zainhaken 1590 bis 1630

Verfasst: Di 17.10.23 16:14
von jot-ka
Beim Durchsehen meiner Slg. zwecks Katalogisierung bin ich auf ein Stück gestoßen,
bei dem am Ende der Rs.-Us. ein Zeichen steht, das ich nur als Zainhaken identifizieren kann.
Bei den ostpreussischen Dreipölkern gab es Anfang 1624 einen Wechsel bei den Rs.-Us. in "MONE NO - DVC PRVS".
Nur 3 Ausnahmen sind (besser 'waren') bekannt:
Dost 374 (1624) hinter dem S: Herz mit Kreuz darüber zwischen 2 Rosetten
Dost 376 (1625) hinter dem S: Rosette
Dost 377 (1625) hinter dem S: Stern
Das hier gezeigte Stück hat am Us.-Ende einen Zainhaken und als weitere Besonderheit ist auf der Vs.
das Mmz. Herz mit Kreuz darüber vor dem Namen des Kurfürsten und Herzogs angebracht.
Ernst Pfahler, Mm. 1628-1638, verwendete das Herz mit dem Kreuz darüber als sein persönliches Zeichen.
Das Bild ist ein Bildschirmfoto mit hineinkopierten Vergrößerungen.
Zainhaken_1600.jpg
SG
jot-ka