Hallo Leute,
da freue ich mich ja über die doch sehr positiven Rückmeldungen zu meinen Erfahrungsberichten aus einem "längst vergessenen Land"...
Ja, man kann dazu schon vieeeeeeel erzählen, zu diversen Aspekten. Da müßt Ihr schon fragen, was Euch besonders interessieren würde.
Natürlich kann ich auch immer nur subjektiv schildern, wie
ich persönlich das erlebt habe. Und eben nur als dezidierter Römersammler. Angefangen habe ich Mitte der 70er Jahre als "Universalist" - habe also erstmal "alle Römer" gekauft - mich dann aber schon Anfang der 80er nur noch auf die Soldatenkaiserzeit (235-285 u.Z.) beschränkt. Ich hatte aber schon damals ein absolutes Faible für den Osten des Reiches (also Syrien und so) - wie gesagt dummerweise genau die Sachen, die's in der weiland DDR einfach so gut wie nicht gab...

Diese Leidenschaft konnte ich also erst "nach der Wende" in die Tat umsetzen, dann allerdings "gleich richtig" ... und zu den damals bekanntlich aus heutiger Sicht traumhaft günstigen Preisen!

(Mittlerweile sammle ich aktiv fast nur noch antikes/vorislamisches Innerasien (also Skythen, Kushana etc.), sowie vor allem Baktrien bzw. Indien...)
Vielleicht gleich noch ganz allgemein (auch wenn's im Römerforum etwas OT ist): Mit
griechischen Münzen sah's damals besonders mau aus; speziell mit silbernen, mit Ausnahme der absoluten Massenware. Also, was es gab, waren halt so die üblichen Alexander-Tetradrachmen, auch Cistophoren gab's massig (sie galten gemeinhin als "langweilig"). Aber schon Athener "Eulen" oder die Syrakusaner Tetradrachmen waren immer was Besonderes. Klar, die konnte Schalck ja auch prima in den Westen verkaufen...

Sowas kannte man als "Normalsammler" nur aus Büchern. Sehr günstig waren aber griechische AEs - auch in z.T. wirklich guten, sogar besten, Erhaltungen. Die galten halt irgendwie als "Kleinmünzen", wurden regelmäßig bzgl. ihres numismatischen Werts und der realen Seltenheit unterschätzt. Es "mußte" gerade bei Griechensammlern eben Edelmetall sein...
Zurück zu den Römern: Noch ein exemplarisches Beispiel für die "eigenwillige" Preisstruktur in der DDR: Die einzigen Provinzmünzen, die ganz offensichtlich auch zu DDR-Zeiten dorthin als Importe "einsickerten", waren die Viminacium-Bronzen von Gordian III bis Valerian. Diese gab es reichlich - vor allem von Gordian III und Philippus I. Ich habe 1979 mal für studentenfreundliche

30,- Aluchip-Mark einen solchen Sesterz von Gordian III "AN I" (also aus der Erstemission) gekauft. Ein herrliches Stück - saubere, gut zentrierte, hoch reliefierte Prägung, wundervolle tiefgrüne Lackpatina, 23,4 g(!) schwer. Bei Gelegenheit kann ich davon auch mal ein Foto machen. Auf die Schnelle fiel mir in ACSearch nur dieses Stück auf, das erhaltungsmäßig etwa(!) vergleichbar ist:
http://www.acsearch.info/record.html?id=451374 (das von CNG ist jedoch stilistisch nicht so schön wie mein eben erwähntes ganz frühes Exemplar). Aber das war halt "nur ein Gordian III", den "hatte man" auch als Jungsammler normalerweise schon: entweder als stadtrömischen Sesterz oder wenigstens Antoninian...
Das Gegenbeispiel hierzu: Ein Aemilian von derselben Münzstätte - merklich
schlechter erhalten als dieser hier:
http://www.acsearch.info/record.html?id=265503 ... also wirklich nur noch s/s-fss (scharf gereinigt und dann "zu Tode geschrubbt"

) - kostete 1982 auf einer Auktion inkl. Aufgeld knapp
500,- M (bei einem Schätzpreis von AFAIRC 50,- M): also knapp ein Nettogehalt eines Jungakademikers! Aber hier zählte eben wie gesagt vor allem der "Kaiserkopf": Das war m.W. der EINZIGE Aemilian, den's Anfang der 80er Jahre mal auf einer DDR-Auktion gab. Und vor allem konnte man "AEMIL AEMILIA...." noch recht deutlich darauf entziffern, und
allein darauf kam's an!! (Ich habe das "Ding" eigentlich nur noch in meiner Sammlung, weil es auch währungsgeschichtlich interessant ist, nämlich für den Grad der Münzverschlechterung auch bei AEs, denn diese Münze wiegt ganze 6,8 g und ist nur noch 22...23 mm im Durchmesser, also kleiner als typische Asse jener Zeit, war aber eben wohl doch als "Sesterz" gedacht.) BTW: Vor ein par Jahren gab es genau diese Viminacium-Aemiliane ja in größeren Mengen bei Emporium Hamburg - z.T. gleich mehrere im Lot für brutto je nur wenige ...zig € in durchaus passablen Erhaltungen; ich habe mittlerweile praktisch alle Varianten gemäß Varbanov-Katalog davon da...
Was es in der DDR übrigens auch recht gut und wirklich günstig(!) gab, waren Alexandriner, speziell auch die Bronzedrachmen in guten Erhaltungen. Klar: Das waren wohl zumeist "Mitbringsel" der Wehrmachtssoldaten von der "Afrikafront". Wirklich top erhaltene Drachmen Traian...Antoninus Pius kosteten kaum mehr als 100,- M, wobei heute sehr gesuchte Reversdarstellungen kaum höher bewertet wurden als "Standardtypen". Hätte ich eine Zeitmaschine: Ich wüßte aus heutiger Sicht schon, was ich "damals" einkaufen würde, um heute damit reich zu werden...
Dafür war wie gesagt alles, was mit Syrien zu tun hatte, irre selten und ergo schweinisch teuer. Für eine der nun wirklich massig vorhandenen Billon-Tetradrachmen des Philippus I aus Antiochia habe ich 1984 auf einer Auktion in Dresden tatsächlich 550,- Ostmark hinlegen müssen: Erhaltung allenfalls noch fss/s(! ... sowas gilt heute definitiv nicht mehr als sammelwürdig). Aber wie stolz war ich seinerzeit auf diesen "Schatz"!! - vor allem, als es mir ein Jahr später gelang, auf einer Sammlerbörse von Privat noch einen für damalige Verhältnisse Mega-Schnapp zu machen: für ganze 120,- M eine Antiochia-Tetradrachme des
Herennius Etruscus. Extrem korrodiert/narbig zwar (Brandstück, allenfalls noch s/ge-fs), aber rein vom barhäuptigen, typisch "langköpfigen" Porträt her sofort zu erkennen, wer das war. Ja, damals konnte ich mich halt über jeden Neuzugang noch deutlich mehr und länger freuen, als das heute für mich ausgemachten "Münzen-Messie"

der Fall ist!
Und dann hatte ich mit der eben gesagten Münze ein ganz anderes Problem (passend zu meinen o.g. Ausführungen bzgl. Literatursituation): Ich wollte doch zu gern die nur noch fragmentarisch erkennbare Legende richtig ergänzen. Heute kein Problem: Man guckt halt im Internet...

Ich hatte aber keinen Katalog da, der diese Stücke erwähnte (erst 1987 erhielt ich dann "unter der Hand" den Sear "Greek Imperial Coins" für 600,- Ostmark). Also mußte ich extra ins Münzkabinett Berlin fahren, um dort in der Bibliothek wegen eines Literaturzitats nachzuschauen...
Ja, es war eben schon alles sehr, sehr viel anders als heute!
