Die Bauten Roms auf römischen Münzen

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

Benutzeravatar
Peter43
Beiträge: 13070
Registriert: Mi 11.08.04 02:01
Wohnort: Arae Flaviae, Agri Decumates
Hat sich bedankt: 217 Mal
Danksagung erhalten: 2006 Mal
Kontaktdaten:

Re: Die Bauten Roms auf römischen Münzen

Beitrag von Peter43 » Fr 18.02.22 21:00

Das macht Lust, wieder einmal nach Rom zu fahren. Wenn nur nicht der Verkehr wäre!

Jochen
Omnes vulnerant, ultima necat.

Benutzeravatar
Perinawa
Beiträge: 2713
Registriert: Fr 05.08.16 18:28
Hat sich bedankt: 959 Mal
Danksagung erhalten: 1875 Mal
Kontaktdaten:

Re: Die Bauten Roms auf römischen Münzen

Beitrag von Perinawa » Fr 18.02.22 21:28

Der ÖPNV in Rom ist überhaupt kein Problem. Ich fliege meistens mit Ryanair bis Ciampino, und nehme mir dort eine CIS (Wochenkarte) für 24 Euro.

Dieses Jahr werde ich wohl erstmalig mit dem Camper hin, weil ich im Juni auf Sardinien bin und dann via Latium zurückfahre. Ich finde den Stadtverkehr in Rom noch relativ relaxt, wenn man nicht gerade zur Stosszeit hineinfährt. Das Problem ist nicht das Fahren, es ist das Parken, was ich letztes Jahr in verschiedenen Städten der Toskana gemerkt habe. Selbst mit den 5,5 Metern des Ducato ist es oft schwierig.

Grüsse
Rainer
Alles, was wir hören, ist eine Meinung, nicht ein Faktum. Alles, was wir sehen, ist eine Perspektive, nicht die Wahrheit. (Marcus Aurelius)

Benutzeravatar
Peter43
Beiträge: 13070
Registriert: Mi 11.08.04 02:01
Wohnort: Arae Flaviae, Agri Decumates
Hat sich bedankt: 217 Mal
Danksagung erhalten: 2006 Mal
Kontaktdaten:

Re: Die Bauten Roms auf römischen Münzen

Beitrag von Peter43 » So 12.05.24 08:38

Herzlichen Dank auch von mir für eure Beiträge. Es ist tatsächlich so, daß man kein Ende mehr findet, wenn man ein antikes Thema nur antippt.

Bei den römischen Bauten auf Münzen hängt, glaube ich, alles von der persönlichen Meinung des Wissenschaftlers ab. Sonst gäbe es in der Kunstwissenschaft auch nicht so viele unterschiedlichen, auch gegensätzlichen Positionen. Es ist eben keine exakte Wissenschaft und ist auch von Zeitströmungen abhängig.

Trotzdem möchte ich noch einige Münzen einstellen.

Jochen
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor Peter43 für den Beitrag:
Perinawa (So 12.05.24 08:52)
Omnes vulnerant, ultima necat.

Benutzeravatar
Perinawa
Beiträge: 2713
Registriert: Fr 05.08.16 18:28
Hat sich bedankt: 959 Mal
Danksagung erhalten: 1875 Mal
Kontaktdaten:

Re: Die Bauten Roms auf römischen Münzen

Beitrag von Perinawa » So 12.05.24 09:01

Peter43 hat geschrieben:
So 12.05.24 08:38
Herzlichen Dank auch von mir für eure Beiträge. Es ist tatsächlich so, daß man kein Ende mehr findet, wenn man ein antikes Thema nur antippt.
Ich habe noch einige Münzen, die ich hier gebührend vorstellen möchte. Es mangelt einfach an der Zeit.
Peter43 hat geschrieben:
So 12.05.24 08:38


Bei den römischen Bauten auf Münzen hängt, glaube ich, alles von der persönlichen Meinung des Wissenschaftlers ab. Sonst gäbe es in der Kunstwissenschaft auch nicht so viele unterschiedlichen, auch gegensätzlichen Positionen. Es ist eben keine exakte Wissenschaft und ist auch von Zeitströmungen abhängig.
Viele Architekturdarstellungen sind zumindest klar definiert und zuordbar. Der Teufel liegt - wie so oft - im Detail. Und das ist bei Münzen, die antike Statuen als Vorbild haben, nicht anders. Einige Dinge sollte man bedenken: Es ging nicht darum, jedes Detail abzubilden, sondern dass das jeweilige Motiv für jeden klar erkennbar war. Dabei liess ja die Grösse der Münze keine übermässigen Detaildarstellungen zu. Und man muss sich natürlich fragen, ob der Stempelschneider das Original auch selbst live gesehen hat.
Alles, was wir hören, ist eine Meinung, nicht ein Faktum. Alles, was wir sehen, ist eine Perspektive, nicht die Wahrheit. (Marcus Aurelius)

Benutzeravatar
Perinawa
Beiträge: 2713
Registriert: Fr 05.08.16 18:28
Hat sich bedankt: 959 Mal
Danksagung erhalten: 1875 Mal
Kontaktdaten:

Re: Die Bauten Roms auf römischen Münzen

Beitrag von Perinawa » So 19.05.24 13:32

Der Tempel des Jupiter Feretrius


lateinisch Aedes Iovis Feretrii klingt erst mal an einem bedeutenden und imposanten Bauwerk im Herzen Roms, war aber tatsächlich im Vergleich mit den späteren Prachtbauten der Stadt eher zierlich und unscheinbar.

Er kann jedoch mit Recht von sich behaupten, der erste Tempel Roms gewesen zu sein und seine zentrale Lage auf dem Kapitol lassen keinen Zweifel darüber, dass wir uns gerade mitten im Zentrum befinden. Wenn auch seine genaue Lage unklar ist, hat er sich in unmittelbarer Nähe des grossen und bekannten Jupitertempels auf dem Kapitol befunden. Im Modell der antiken Stadt wird er gleich zu seiner Linken verortet, doch wie erwähnt ist die genaue Lage nicht gesichert, und die üppige heutige Bebauung dort lässt in absehbarer Zeit sicher auch keine Ausgrabungen zu.

temple-of-jupiter-model-of-rome_1.jpg
Die vermutete Lage des Tempel des Jupiter Feretrius auf dem Kapitol


Wir verdanken Livius die meisten Erkenntnisse, die es über den Tempel zu berichten gibt. Es wird daher im folgenden auch nicht in jedem Satz weiter erwähnt. Die Dimensionen des Tempelchen überliefert Dionysius von Halikarnassos, der eine Grösse von weniger als 15 Fuß angibt - und das nach einem Wiederaufbau unter Ancus Marcius, dem vierten König von Rom. Dafür ist der Initiator ein ganz berühmter; kein Geringerer als der Stadtgründer Romulus soll ihn einst gelobt und verwirklicht haben.

Die Geschichte geht demnach ziemlich weit zurück. Im Jahre 752/751 v.Chr. siegte Romulus über Acro, den König der Caeniner und nebenbei Sohn des Hercules. Die erbeutete Rüstung des Besiegten trug der römische Held auf das Kapitol zu einer heiligen Eiche, und weil Rom zu dieser Zeit noch relativ unbebaut war, gründete er kurzerhand den Tempel des Jupiter Feretrius. Der Ursprung des Beinamens Feretrius ist unklar und könnte sich auf eines von zwei lateinischen Verben beziehen - ferire, was so viel wie derjenige bedeutet, der zuschlägt, so wie Romulus Acro erschlagen hatte, oder - ferre, gleichbedeitemd wie derjenige, dem Opfergaben gebracht werden. Wie auch immer, jedenfalls bezog man sich auf Jupiter in seiner Eigenschaft als Vollstrecker der „feierlichsten Eids“.

Romulus with Spolia Opima (Jean Auguste Dominique Ingres).jpg
Romulus bringt dem Jupiter Feretrius die Waffen von Acro - Gemälde von Jean Auguste Dominique Ingres (1780 - 1867)


Zeitgleich wurde ein neuer Begriff geboren, nämlich die Spolia Opima. Wörtlich übersetzt mit "herrlicher Beuterüstung" waren es diejenigen Spolien, welche von einem Anführer des römischen Heeres einem feindlichen König oder Heerführer im Zweikampf abgenommen wuren. Nach dem Gesetze des römischen Königs Numas sollen die höchsten Spolia Opima dem Iuppiter Feretrius, die zweiten dem Mars und die dritten dem Quirinus mit gewissen vorgeschrieben Opfern geweiht werden.

Neben diesen Trophäen befanden sich im Tempel ein heiliger Feuerstein und ein Zepter, antike Relikte, die bei Zeremonien zur Unterzeichnung von Verträgen und zur Kriegserklärung verwendet wurden. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass sich im Tempel eine Statue von Jupiter Feretrius befand.

Die Anordnungen des einstigen Königs genossen höchste Authorität, und so wurden die höchsten Spolia auch nur dreimal geweiht. Nach Romulus erhielt sie der Militärtribun Aulus Cornelius Cossus ca. im Jahr 437 v.Chr. für das gewaltsame Ableben des Königs von Veii Lar Tolumnius und ein letztes Mal kam der Konsul Marcus Claudius Marcellus in den Genuss, indem er im Jahr 222 v. Chr. in Gallien gegen die Insubrer kämpfte, ihm in der Schlacht bei Clastidium der vollständige Sieg gelang und standesgemäss den Anführer Viridomarus mit eigener Hand erschlug.

Gemäß dem Weihegebet des Romulus für den heiligen Boden war nur ein römischer Feldherr befugt, die Spolia Opima einzuweihen. So gab es auch jenen Fall, wo diese abgelehnt wurden. Nur wenige Jahre, nachdem Octavian Antonius und Kleopatra bei Actium besiegt hatte, und vielleicht nur wenige Monate nach seiner „Wiederherstellung“ der Republik und der Annahme des Namens Augustus, bat M. Licinius Crassus um die Erlaubnis, die Spolia Opima einzuweihen. Er hatte Deldo, den König der Bastarnen, im Einzelkampf besiegt, doch sein Antrag wurde vom neuen Kaiser abgelehnt. Als Augustus seine Macht immer mehr festigte, war er auch zunehmend skeptisch gegenüber militärischen Befehlshabern, die populär werden könnten und somit eine alternative Führungspersönlichkeit für diejenigen darstellten, die mit dem Regime des Augustus nicht zufrieden waren. So wurde Crassus' Antrag abgelehnt, angeblich weil er nicht Konsul gewesen war, als er den feindlichen König besiegt hatte. Tatsächlich aber war Crassus Prokonsul, besaß das Imperium und hatte die Schlacht unter seiner eigenen Führung geschlagen und nach seiner Rückkehr sogar einen Triumph gefeiert. Da die Widmung der Spolia Opima so eng mit dem Mythos von Roms Gründervater verbunden war, befürchtete Augustus, der sich selbst als ein zweiter Romulus etablieren wollte, dass Crassus seine eigenen Versuche, Romulus für seine eigenen politischen Zwecke zu vereinnahmen, durchkreuzen würde.


Dann kommen wir jetzt mal zum numismatischen Aspekt. Zu dieser spannenden Geschichte gibt es die passende Münze. Besagter Marcus Claudius Marcellus (* um 268 v. Chr.; † 208 v. Chr. bei Venusia) war ein römischer Feldherr und beachtlicherweise fünfmal Konsul, im zweiten punischen Krieg einer der bedeutendsten Generäle und 212 v.Chr. Eroberer von Syrakus/Sizilien nach dreijähriger Belagerung. Der antike Philosoph Poseidonios hat ihn einst als "Schwert Roms" betitelt. Seine üppigen Taten sind bei wikipedia nachzulesen - vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Marcus_Cl ... eldherr%29 , hier soll aber seine numismatische Hinterlassenschaft beleuchtet werden.


P8820530.JPG
P8820524.JPG

P. Cornelius Lentulus Marcellinus
Denar
50 v.Chr.
Rom
Av.: Kopf des Cn. Cornelius Lentulus Marcellinus n.r., dahinter Triskeles, davor MARCELLINVS
Rev.: Marcus Claudius Marcellus in Toga n.r. schreitend, eine Trophäe in den Tempel des Jupiter Feretrius tragend, r. MARCELLVS, l. COS.QVINQ
3,73 Gr.
Cr. 439/1

Einer der Münzmeister im Jahr 50 v.Chr. war P. Cornelius Lentulus Marcellinus, Questor des Jahres 48 v.Chr.. "Seine" Münze stand ganz im Trend der Zeit und war den Helden seiner Vorfahren in jeder Beziehung gewidmet. Das Portrait der Vorderseite schmückt der Münzmeister stolz mit der Abbildung seines Vaters Cn. Cornelius Lentulus Marcellinus, Konsul im Jahr 56 v.Chr.. Der im Feld abgebildete Triskeles bezieht sich auf die erwähnte Eroberung von Syrakus viele Jahre zuvor. Von manchen Gelehrten wurde angenommen, dass der Triskeles auf den Prägeort der Münze verweist; dies ist für diese Münze ebenso falsch wie für die meisten anderen, die dieses sizilianische Symbol tragen. Schon Eckhel hat richtig gesehen, daß das Symbol Siziliens hier in familiengeschichtlichem Sinne zu interpretieren ist: Es steht für die berühmte Familie der Marcelli, die der Insel seit der erwähnten Eroberung von Syrakus durch M. Claudius Marcellus 212 v. Chr. verbunden waren.

Die Rückseite schmückt ebenfalls den siegreichen Ahnen während der Spolia Opima, der die Trophäe, also die erbeutete Rüstung des Viridomarus zum Tempel des Jupiter Feretrius trägt. Der Tempel selbst erscheint hier als bescheidener viersäuliger Bau mit einer dreistufigen Treppe.


(Anm.: Rainer Albert (Die Münzen der Römischen Republik) erwähnt eine Neudatierung 49 v.Chr.. Hier kann sich Albert nur auf Bernhard Woytek: Arma et Nummi, Forschungen zur römischen Finanzgeschichte und Münzprägung der Jahre 49 bis 42 v. Chr. bezogen haben, der sich der Münze am Rande auch annimmt und eine Datierung auf höchstwahrscheinlich 50 v.Chr., höchstens 51 v.Chr. durch den Vergleich mit mehreren Schatzfunden und insbesondere der Würdigung mit den Denaren des Caldus annimmt. Mit Verlaub hat Albert hier also etwas "zu flott" gelesen; eine andere, neue Quelle halte ich für ausgeschlossen. Zu erwähnen ist allerdings, dass auch Woytek zusammenfassend festhält, daß die Chronologie der Münzprägung der späteren fünfziger Jahre zwar nicht mit völliger Sicherheit rekonstruierbar ist, aber daß sich die vorgeschlagenen Datierungen jedoch im großen und ganzen in einem recht engen zeitlichen Rahmen bewegen. Er schliesst jedoch ein Datierung späteren Datums, also 49 v.Chr., aus, da die Optimaten aufgrund des begonnenen Bürgerkrieges bereits im Januar Rom verlassen haben und ausserdem zwei Emissionen, nämlich Cr. 440 und Cr. 442 diesem Ausnahmejahr bereits sicher zugeordnet werden können.)


Alle Primärquellen zum Tempel des Jupiter Feretrius hier: https://penelope.uchicago.edu/Thayer/E/ ... trius.html


Roma bella mi appare...
Zuletzt geändert von Perinawa am So 19.05.24 17:55, insgesamt 2-mal geändert.
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor Perinawa für den Beitrag (Insgesamt 6):
Chippi (So 19.05.24 14:29) • Zwerg (So 19.05.24 17:43) • Lackland (So 19.05.24 18:06) • Arthur Schopenhauer (So 19.05.24 20:07) • Numis-Student (Mo 20.05.24 16:37) • aquensis (Di 21.05.24 12:39)
Alles, was wir hören, ist eine Meinung, nicht ein Faktum. Alles, was wir sehen, ist eine Perspektive, nicht die Wahrheit. (Marcus Aurelius)

kiko217
Beiträge: 1229
Registriert: Mo 14.03.11 18:17
Wohnort: Ruhrgebiet
Hat sich bedankt: 333 Mal
Danksagung erhalten: 590 Mal

Re: Die Bauten Roms auf römischen Münzen

Beitrag von kiko217 » So 19.05.24 17:28

Da hat du dir wieder viel Mühe gemacht. Danke für den lesenswerten Beitrag!

Kiko
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor kiko217 für den Beitrag:
Numis-Student (Mo 20.05.24 16:39)

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: antoninus1, CAROLUS REX und 7 Gäste