Kleiner Bericht aus Rhodos - Teil 6: Lindos (Folge 1/3)
Um nicht ausschließlich in Rhodos (Stadt) rumzulaufen, sind wir einen Tag nach Lindos gefahren, der bedeutendsten der Poleis vor dem Zusammenschluss von 408/407 v. Chr.
Lindos ist nun einer der touristischen Brennpunkte der Insel, weshalb auch schon im April viel Volk dort unterwegs war (und weshalb ich da im Hochsommer bestimmt nicht hin will
).
Die Hauptsehenswürdigkeit ist die Akropolis, zu der man über eine Unzahl von Stufen hinaufsteigen muss (330 hab' ich irgendwo gelesen
). Man kann sich auch auf dem Rücken eines Esels hochtragen lassen, davon haben wir aber Abstand genommen, man soll ja keine Tiere quälen
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Die religiöse Nutzung des Akropolisfelsens begann mit einer Art Höhlenheiligtum in einer Ausbuchtung der Steilwand, später wurde oben auf dem Plateau ein Tempel der Athena Lindia errichtet, was über mehrere Jahrhunderte hinweg nach und nach durch weitere Bauten erweitert wurde. In byzantinischer Zeit wurde der Felsen dann zur Festung, die unter den Johannitern weiter ausgebaut wurde (Details dazu hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Akropolis_von_Lindos)
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Wie man sieht, war das Wetter diesig, zeitweise auch etwas bewölkt, was für die Fotos zwar nicht gut war
, für den Organismus aber schon
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Auf halber Höhe, am Fuße des eigentlichen Akropolisfelsens, muss man seine Eintrittskarte lösen, sofern man das nicht schon zuvor im Internet erledigt hat. Kurz hinter dem Kassenhäuschen befindet sich dann eine hochmoderne Vereinzelungsanlage, wie man sie beispielsweise von den U-Bahn-Systemen heutiger Weltstädte kennt, die sich natürlich völlig harmonisch in das antike Umfeld einfügt
. Das Teil war aber außer Betrieb, so dass dann zwei Damen dort standen und die Eintrittskarten von Hand entwerteten (wenigstens durch Scannen mit einem Handgerät). Das war also nichts mit High Tech an der Antike
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Beim Eintritt wird man auch gleich deutlich darauf aufmerksam gemacht, was man dort oben nicht darf (Drohnen mitbringen darf man auch nicht, dafür gab es ein Extraschild), es wird wohl nötig sein.
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Die Akropolis von Lindos wurde in den Jahren 1902-1914 von einem Team der Universität Kopenhagen ausgegraben, also überwiegend noch in osmanischer Zeit, worüber sehr ausführliche Berichte erstellt wurden (siehe unten).
Schon am Fuß des eigentlichen Akropolisfelsens befindet sich das erste antike Monument, die Exedra mit dem Heck einer Trireme (die genau genommen eine Triemiolia ist). In Auftrag gegeben wurde das etwa 180 v. Chr. von der Stadt Lindos zu Ehren des Poseidonpriesters Hagesandros, Sohn des Mikion, aufgrund von nicht näher genannten Verdiensten auf dem Meer (das steht so auf einer Inschrift auf dem Schiff), eventuell bei der Bekämpfung von Piraten. Das Relief ist im Grunde nur der Hintergrund für eine davor aufgestellte Bronzestatue, die nicht mehr erhalten ist. Die Statue wurde von Pythokritos, Sohn des Timocharis, geschaffen, das Relief vermutlich ebenfalls. Pythokritos war ein auf Rhodos vielbeschäftigter Bildhauer, sein Name taucht auf vielen Statuenbasen in Lindos auf (in allen Fällen aber ohne Statue
), er wird von manchen sogar als möglicher Schöpfer der Nike von Samothrake gesehen (heute im Louvre).
In die Exedra setzen durfte man sich leider nicht, auch wenn das nach dem halben Aufstieg ein würdiger Ruheort gewesen wäre
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Steigt man dann die letzten Treppen hoch und durchquert die byzantinischen und ritterzeitlichen Gebäude, dann steht man auf dem Plateau mit einer fast unübersichtlichen Menge an antiken Gesteinstrümmern und halbrestaurierten (wenn überhaupt) Gebäudeteilen. Ganz grob gliedert sich das in drei Ebenen, die durch jeweils eine Treppe miteinander verbunden sind. Auf der zweiten Ebene befand sich eine breite Säulenhalle, durch die die zweite Treppe auf die dritte Ebene führt, auf der eine weitere Säulenhalle folgte, hinter der dann der Tempel der Athena Lindia stand. Wie das mal ausgesehen haben könnte, zeigt diese Rekonstruktion aus Wikipedia:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/ ... Lindos.JPG
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Unter der italienischen Herrschaft wurde auch auf der Akropolis von Lindos heftig restauriert, in derselben groben Art und Weise, wie anderwo auf Rhodos auch. Die stehenden Säulen und viele Wände sind wieder aufgebaut. Man hat das auch so schlecht gemacht, dass die restaurierten Partien schon wieder wegbröseln und hier Handlungsbedarf besteht. Wie das nächste Bild zeigt, scheint der Ort auch deshalb eine Dauerbaustelle zu sein
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