Kleiner Bericht aus Ionien - letzter Teil (8): Priene (letzte Folge)
Vom Athenatempel geht man die Treppen hinunter zur Agora. Da Priene am Hang liegt, sind die Viertel in Nord-Süd-Richtung meist durch Treppen verbunden, was der Stadt eine abwechslungsreiche Struktur gibt. (Als in Stuttgart Großgewordener hab' ich da eine gewisse Affinität dazu

.)
Die Agora war früher von Hallen umgeben und mit vielen Statuen geschmückt. Heute erkennt man die Strukturen meist nur noch an den Fundamenten und Straßenplatten auf dem Boden, aber die vielen verstreut herumliegenden Trümmerteile und die ohne Statuen etwas amputiert wirkenden Sockel lassen doch einen Eindruck entstehen, wie das ausgesehen haben könnte.
Wie man hier schön sehen kann, ist das Gelände heute weitgehend mit Bäumen bestanden (ob das den antiken Überbleibseln auf Dauer gut tut, sei mal dahingestellt

), was Priene eine sehr angenehme, parkartige Stimmung verleiht. Man schlendert hier gerne über die Treppen und Plätze, setzt sich auf eine antike Steinbank in den Schatten eines dieser Bäume, genießt die leichte Brise (der Ort liegt ja etwas höher) und lässt einfach den Genius Loci auf sich wirken

. Einzig gefehlt hätte vielleicht ein gut gekühlter trockener Weißwein dazu, aber man kann nicht alles haben

.
Dieses Erscheinungsbild ist aber ein ganz und gar modernes. In ihrer Blütezeit war die Stadt mit Gebäuden zugestellt, Platz für Bäume gab es da nur wenig, und auch den Ausblick auf die Mäanderebene konnte man nur von einzelnen Stellen aus genießen.
Und unmittelbar nach der Ausgrabung sah Priene eher wie die Wüste Gobi aus

, da man den Pflanzenbewuchs komplett entfernt hatte:
http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit ... e7c72e0e31 (man muss das Bild ein bisschen verschieben, damit man es richtig sieht).
Der schönste Bau an der Agora ist in meinen Augen das Buleuterion. Auch dieses kein sehr großer Bau, durch die ungewöhnliche rechteckige Ausführung mit den Treppenaufgängen genau in den Ecken wirkt er jedoch ganz anders als die runden Exemplare, die man andernorts sieht.
Am Ende dieses Tages waren wir dann doch froh, nach Didyma und Milet auch Priene angeschaut zu haben, das war der atmosphärisch richtige Abschluss unseres Aufenthalts, auch wenn es etwas anstrengend war

.
Mit unserem Mietwagen ging es dann zurück ins Hotel, und zwar ohne dass wir nochmal hätten tanken müssen

. Nach der Übernahme des Autos hatte ich an der Zapfsäule nämlich feststellen müssen, dass da nur etwa 35 Liter reingepasst haben (man bekommt die Mietwagen dort in der Regel so gut wie leer

, muss sich also gleich erkundigen, wo sich die nächste Tankstelle befindet). Da hatte ich mich vor meinem geistigen Auge schon ständig tanken gesehen. Da das aber ein sparsamer Diesel war (zu Hause fahr' ich einen Benziner, der zugegebenermaßen auch etwas größer ist), haben wir die gut 600 Kilometer durch Ionien mit etwa 80% dieser einen Tankfüllung bestritten

.
Den letzten Tag in der Türkei haben wir dann im Hotel verbracht, das all-inclusive-Angebot genossen und vor allem in Ruhe die Eindrücke der Tage zuvor etwas sortiert. Was eine weise Entscheidung war, denn so schnell kann man gar nicht schauen, wie einen der Alltag zu Hause dann wiederhat

.
Gruß
Altamura