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Re: Auktionsbesprechungen (Auktionshäuser)

Verfasst: Mi 21.02.24 19:59
von Zwerg
pontifex72 hat geschrieben:
Mi 21.02.24 18:40
ch glaube auch, dass durch die Übersättigung mit solchen künstlichen Machwerken, viele eine ehrliche, etwas abgenutzte Bronze gar nicht mehr wertschätzen
Ich kann Dir aus Erfahrung nur beipflichten. Ordentliche unbearbeitete Bronzen in gängiger Qualität werden mittlerweile fast unverkäuflich, bzw. ziehen bei Preisen deutlich den Kürzeren. Und der Trend ist nicht mehr aufzuhalten.

Grüße
Klaus

Re: Auktionsbesprechungen (Auktionshäuser)

Verfasst: Mi 21.02.24 20:02
von Homer J. Simpson
Ich habe mir ja kürzlich so ein Lot ersteigert mit 16 schlecht bis mäßig erhaltenen Bronzen, das ich wegen des seltenen Trajan-Sesterzen schon mal gepostet habe (https://www.biddr.com/auctions/mmgmbh/b ... &l=4953422); und leider muß ich da auch als Argument bringen: Solange ich lebe, können diese Münzen schon mal keinem Sesterzenschnitzer in seine Wixgriffel kommen.

Homer

Re: Auktionsbesprechungen (Auktionshäuser)

Verfasst: Mi 21.02.24 20:52
von pontifex72
Stefan_01 hat geschrieben:
Mi 21.02.24 19:58
https://www.biddr.com/auctions/concordi ... &l=5155497

Endlich sehe ich auch immer mehr Silberlinge die von der modernen Schnitzkunst profitieren.

Mal ehrlich. wer bitte bietet da?
Die haben ja zumindest "tooled" dazugeschrieben. Aber Deine Frage ist schon berechtigt. Die Rückseite hat ein wenig was von einer Kinderzeichnung. Kann mir auch nicht erklären, wie ein Sammler antiker Münzen auf so etwas bieten kann. Offenbar eine Mischung aus Sorg- und Ahnungslosigkeit, kombiniert mit blindem Vertrauen in die Anbieter.

Natürlich wächst man erst mit der Zeit, wenn man viele Münzen gesehen und in der Hand gehabt hat, in die Materie immer mehr rein und entwickelt ein Gefühl für den korrekten Stil, Metallbeschaffenheit, Fließlinien, usw.

Aber wenn es so extrem ist wie hier oder wenn der Kaiser auf der Bronze eine Gelfrisur zu haben scheint, etc., da wundert man sich echt. Früher hat man klein angefangen mit niedrigpreisigen Münzen und sich dann mit zunehmender Erfahrung an teurere Stücke herangetastet. Das ist natürlich auch keine Garantie, dass man nicht mal vom Bild auf die falsche Spur gelockt wird und reinfällt bei einem Kauf. Aber zumindest starke Bearbeitungen, gängige Güsse und ähnliches kann man dann schon unfallfrei vermeiden.

Re: Auktionsbesprechungen (Auktionshäuser)

Verfasst: Mi 21.02.24 20:53
von pontifex72
Homer J. Simpson hat geschrieben:
Mi 21.02.24 20:02
Ich habe mir ja kürzlich so ein Lot ersteigert mit 16 schlecht bis mäßig erhaltenen Bronzen, das ich wegen des seltenen Trajan-Sesterzen schon mal gepostet habe (https://www.biddr.com/auctions/mmgmbh/b ... &l=4953422); und leider muß ich da auch als Argument bringen: Solange ich lebe, können diese Münzen schon mal keinem Sesterzenschnitzer in seine Wixgriffel kommen.

Homer
Das ist natürlich richtig. :D

Re: Auktionsbesprechungen (Auktionshäuser)

Verfasst: Mi 21.02.24 21:51
von Numis-Student
pontifex72 hat geschrieben:
Mi 21.02.24 20:52

Die haben ja zumindest "tooled" dazugeschrieben. Aber Deine Frage ist schon berechtigt. Die Rückseite hat ein wenig was von einer Kinderzeichnung. Kann mir auch nicht erklären, wie ein Sammler antiker Münzen auf so etwas bieten kann. Offenbar eine Mischung aus Sorg- und Ahnungslosigkeit, kombiniert mit blindem Vertrauen in die Anbieter.

Natürlich wächst man erst mit der Zeit, wenn man viele Münzen gesehen und in der Hand gehabt hat, in die Materie immer mehr rein und entwickelt ein Gefühl für den korrekten Stil, Metallbeschaffenheit, Fließlinien, usw.

Aber wenn es so extrem ist wie hier oder wenn der Kaiser auf der Bronze eine Gelfrisur zu haben scheint, etc., da wundert man sich echt. Früher hat man klein angefangen mit niedrigpreisigen Münzen und sich dann mit zunehmender Erfahrung an teurere Stücke herangetastet. Das ist natürlich auch keine Garantie, dass man nicht mal vom Bild auf die falsche Spur gelockt wird und reinfällt bei einem Kauf. Aber zumindest starke Bearbeitungen, gängige Güsse und ähnliches kann man dann schon unfallfrei vermeiden.
WENN man ein Auge dafür entwickelt...

Ich kenne da Jemanden, der seit über 50 Jahren sammelt, MIT Geld, und wie er selbst immer betont, mit viel Wissen und Erfahrung.

Er erkennt selbst schrecklich verschnitzte Stücke nicht 8O

MR

Re: Auktionsbesprechungen (Auktionshäuser)

Verfasst: Mi 21.02.24 22:12
von klausklage
Ich bin da auch nicht wirklich gut drin. Völlig verschnitzte Münzen ja, aber etwas besser gemachte Stücke nicht unbedingt. Deswegen kaufe ich fast nur Denare. :?
Olaf

Re: Auktionsbesprechungen (Auktionshäuser)

Verfasst: Mi 21.02.24 22:19
von Zwerg
Dieser Schnitztrend ist auch nicht lokal zu verordnen.
Meiner Erinnerung nach begann er auf ebay mit dem französischen (?) "Lockenschnitzer": Hier ein Link aus 2006!
viewtopic.php?f=6&t=15669&hilit=Lockenschnitzer
Als erster Händler sprang Hubert Lanz mit seinem Ebay Handel auf den Zug. Er bekam diese Münzen eingeliefert, erkannte sehr früh das Potential und hatte keine Skrupel, da es sich wirtschaftlich auszahlte.
Mittlerweile ist eine geschnitzte oder zumindest schlecht restaurierte Bronzemünze weltweit fast der Normalzustand. Jeder Händler arbeitet Dank des Internets international und muß sich letztendlich der Wirtschaftlichkeit beugen. Nimmt er die Münze nicht in die Auktion oder in Kommission, dann macht es eben ein anderer. "Große Namen" schließen sich nicht mehr aus und einige Firmen betreiben es als Geschäftsprinzip.
Ändern lässt sich dies wohl nicht mehr.

Grüße
Klaus

Re: Auktionsbesprechungen (Auktionshäuser)

Verfasst: Mi 21.02.24 22:29
von pontifex72
Numis-Student hat geschrieben:
Mi 21.02.24 21:51

WENN man ein Auge dafür entwickelt...

Ich kenne da Jemanden, der seit über 50 Jahren sammelt, MIT Geld, und wie er selbst immer betont, mit viel Wissen und Erfahrung.

Er erkennt selbst schrecklich verschnitzte Stücke nicht 8O

MR
Ja, das gibt es natürlich auch. Man sollte das schon selber etwas einschätzen können. Das Problem ist natürlich auch, dass derjenige, der schrecklich verschnitzte Stücke nicht erkennt, ja eigentlich kein Problem damit hat. Das ist so wie bei den 100% positiv bewerteten Ebay-Fälschungsverkäufern. Die User, die die Fälschungen erkennen, bieten und kaufen nicht. Und die Käufer finden die Dinger super...
klausklage hat geschrieben:
Mi 21.02.24 22:12
Ich bin da auch nicht wirklich gut drin. Völlig verschnitzte Münzen ja, aber etwas besser gemachte Stücke nicht unbedingt. Deswegen kaufe ich fast nur Denare. :?
Olaf
Ja, vor sehr gut gemachten Stücken ist kaum jemand wirklich sicher. Deshalb ist Silber sicher eine gute Wahl, da ist Bearbeitung noch die Ausnahme. Hoffentlich bleibt das auch so...

Re: Auktionsbesprechungen (Auktionshäuser)

Verfasst: Mi 21.02.24 22:43
von pontifex72
Zwerg hat geschrieben:
Mi 21.02.24 22:19
Dieser Schnitztrend ist auch nicht lokal zu verordnen.
Meiner Erinnerung nach begann er auf ebay mit dem französischen (?) "Lockenschnitzer": Hier ein Link aus 2006!
viewtopic.php?f=6&t=15669&hilit=Lockenschnitzer
Als erster Händler sprang Hubert Lanz mit seinem Ebay Handel auf den Zug. Er bekam diese Münzen eingeliefert, erkannte sehr früh das Potential und hatte keine Skrupel, da es sich wirtschaftlich auszahlte.
Mittlerweile ist eine geschnitzte oder zumindest schlecht restaurierte Bronzemünze weltweit fast der Normalzustand. Jeder Händler arbeitet Dank des Internets international und muß sich letztendlich der Wirtschaftlichkeit beugen. Nimmt er die Münze nicht in die Auktion oder in Kommission, dann macht es eben ein anderer. "Große Namen" schließen sich nicht mehr aus und einige Firmen betreiben es als Geschäftsprinzip.
Ändern lässt sich sie wohl nicht mehr.

Grüße
Klaus
Ja, an den "Lockenschnitzer" kann ich mich auch noch gut erinnern. Das Problem ist wohl wirklich, dass viele Händler hier mitziehen oder teils mitziehen müssen. Die Beschreibungen klingen dann ja auch meist nicht so wild. Also von gar nicht erwähnen über so Begriffe wie z.B. "some smoothing", "minimal nachgezogen", "gently tooled", etc., obwohl teilweise kaum noch was original ist. Wirklich schade diese Entwicklung.

Re: Auktionsbesprechungen (Auktionshäuser)

Verfasst: Mi 21.02.24 22:56
von flashy
Stefan_01 hat geschrieben:
Mi 21.02.24 19:58
Mal ehrlich. wer bitte bietet da?
Pff… Du willst doch nur nicht so viel Konkurrenz bei der Auktion für die Münze haben… :idea:

Re: Auktionsbesprechungen (Auktionshäuser)

Verfasst: Fr 23.02.24 10:50
von kc

Re: Auktionsbesprechungen (Auktionshäuser)

Verfasst: Fr 23.02.24 16:15
von kc
Gibt es Meinungen zu diesem Medaillon der Crispina?

https://www.biddr.com/auctions/nomisma/ ... &l=4931793

Der Käufer behauptet echt und sagt, mehrere Spezialisten wären derselben Meinung :wink:

Nach Prüfung in der Hand ist er davon überzeugt, dass das Stück auf jeden Fall geprägt ist. Das kann gut sein, ich tendiere aber eher zu einem Paduaner.

Re: Auktionsbesprechungen (Auktionshäuser)

Verfasst: Fr 23.02.24 17:24
von Homer J. Simpson
"Spezialist" oder "Experte" ist ja kein geschützter Begriff.
Das Stück ist sicher schwierig zu beurteilen, da traue ich mir nach dem Bild kein Urteil zu. Sollte es wirklich antik sein, hat der Käufer natürlich einen Super-Schnapp gemacht.

Homer

Re: Auktionsbesprechungen (Auktionshäuser)

Verfasst: Fr 23.02.24 17:26
von Lackland
Hallo kc,

mit Paduanern habe ich mich schon recht intensiv beschäftigt und dachte sofort: Klar, das Stück kenn ich doch!
Und dann habe ich nachgesehen und festgestellt, dass das Exemplar, das der bekannte italienische Medailleur Giovanni Cavino geschaffen hat, vom vorliegenden Stück stark abweicht und außerdem Faustina darstellt!

Siehe hier:
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:G ... 000462.jpg

https://www.acsearch.info/search.html?id=11463764
https://www.acsearch.info/search.html?id=11350197

Hypothese: Könnte das Exemplar Deines Käufers evtl. das historische Vorbild sein???

Oder ist es ein weiterer Entwurf von Giovanni Cavino?

Ich hoffe, dass Dich meine Information etwas weiter bringt.

Viele Grüße

Lackland

Re: Auktionsbesprechungen (Auktionshäuser)

Verfasst: Fr 23.02.24 17:49
von shanxi
Hier ziemlich weit nach unten scrollen:

https://www.lamoneta.it/topic/14977-med ... ni/page/3/

Ein Exemplar von Gnecchi 5, aus NAC 15-Auktion (1999). Endpreis 85.000 CHF