Frauen um Elagabal

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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drakenumi1
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Re: Frauen um Elagabal

Beitrag von drakenumi1 » Fr 02.04.10 13:10

Weitaus nicht alle hier im Forum aufgeworfenen Fragen können so beweiskräftig und abschließend beantwortet werden, wie die zu dem Löckchen der Domna. Und manchmal ahnt man schon vor Beginn einer Diskussion, daß sie ausgehen könnte, wie ein Hornberger Schießen. Aber trotzdem ist die Mühe nicht umsonst, denn durch den Austausch der Argumente nähert man sich gewissen Lösungen, die in Frage kommen, mehr oder weniger an und mit X-%iger Gewißheit kann man am Ende behaupten, ja, so könnte es gewesen sein. (Wie bei Jauchs Publikumsfragen :wink: ) Und das ist doch schon sehr viel, wenn man mit Prozenten der Wahrscheinlichkeit einer Lösung argumentieren kann. Und den tatsächlichen Wert der Zahl X auf der Skala zwischen 1 und 100 kann jeder aus der Stärke der Argumente der Diskussionspartner, wie er sie empfindet, selbst festlegen. Das ist dann "Entscheidungsfreiheit" :wink:
Sorry, gehört eigentlich nicht zum Thema.

Wiederum zum Thema gehört als Nächste JULIA SOAEMIAS, die Mutter des Elagabal, über die pauschal das Urteil "machtbesessen, ehrgeizig und habgierig gefällt wurde. Sie setzte diese ihre Attribute in die Wirklichkeit um, indem sie mit ihrer Mutter Julia Maesa ihren Sohn Elagabal systematisch zum Kaiser aufbaute und sich durch unerhörte Einflußnahme und Bestechung selbst zur Augusta ausrufen ließ, mit dem schließlich auch erreichten Ziel, Mitglied des Senats zu werden und wesentlich die Politik zu steuern. Daß viele der später so an Elagabal verabscheuten Charakterzüge diesem negativen Einfluß seiner Mutter zuzuschreiben sind, versteht sich. Und letztlich auch, daß die Prätorianer, als sie den 18jährigen Elagabal erschlugen, köpften und in den Tiber wurfen, ihr das gleiche Schicksal angedeihen ließen.

Betrachten wir ihre Münzen, kann ich aus ihrer Physiognomie solche Züge nicht erkennen. Diese ordnen sich eher indifferent in den Durchschnittstyp aller Severerfrauen ein, wie sie uns auf ihren Münzbildern entgegentreten. Und ehrlich bekenne ich, daß ich auch immer die Vs.-Legenden mit zur Hilfe nehmen muß, wenn es an die Bestimmung geht.

Ich zeige Euch (um wiederum an die beliebte haarige Diskussion anzuknüpfen) hier unten mal eine Soaemias mit einer Variante der Nackenfrisur, wie ich sie trotz Suche bisher so exakt dargestellt noch nicht gefunden habe. Laienhaft beschrieben ist der Nackenknoten mutiert zu einer Art flachem und geflochtenem Gebilde, offensichtlich nicht unattraktiv! Was haltet Ihr davon? Sicherlich gibt es mehr davon, aber gekoppelt mit der gleichen Rückseite? Oder gibt es Übergangsstadien zwischen dem üblichen Knoten und diesem hier? Kann man evtl. diese Variante nur Rom oder nur der östl. Prägestätte zuweisen?
Viele Fragen von

drakenumi1
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Denar Julia Soaemias C. 8 Av. IVLIA SOAEMIAS AVG..jpg
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Re: Frauen um Elagabal

Beitrag von beachcomber » Fr 02.04.10 14:34

soaemias ist eigentlich immer an ihren glubschaugen zu erkennen, und an den meist sehr hässlichen porträts. :wink:
wahrscheinlich war sie einfach so hässlich. :)
grüsse
frank

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Re: Frauen um Elagabal

Beitrag von Iulia » Fr 02.04.10 15:46

Hallo nummis durensis,
auf Deine Bitte hin hier noch mehr Informationen zum Thema Perücke der Iulia Domna. Bei dem Kopf Fittschen/Zanker Nr.144 ist noch besser als bei den Domna Portraits dieses Katalogs zu erkennen, dass es sich um eine Perücke handelt. Deshalb bilde ich ihn hier als Beispiel ab. Auszüge aus der Beschreibung Fittschens hierzu auf S. 99:
„Bildnis einer Frau. Mittelseverisch. ... Der schöne, außerordentlich qualitätvolle Kopf gehört in den Anfang des 3. Jhs. Das feine Gesicht... wird von einer mächtigen Perücke... geradezu eingerahmt. DER FRAU EIGENES HAAR IST NUR ÜBER DER STIRN UND AN DEN WANGEN IN FORM KLEINER STRÄHNEN UND HAARBÄUSCHCHEN SICHTBAR (Dazu Anm. 1: Zum Haar, das unter der Perücke sichtbar geblieben ist, vgl. K. Schauenburg, StädelJb 1, 1967, 45ff Abb. 1-4.)...Diese „große“ Frisur, verbunden mit einem Nest (im Nacken), ist offenbar von J. Domna und ihrer Schwiegertochter Plautilla im 1. Jahrzehnt des 3. Jhs. kreiert worden.“
Ich würde mich Fittschens Meinung anschließen. :wink: Im Übrigen halte ich eine Perücke für eine Frau, die damals häufig die Regierungsgeschäfte übernommen hat, für ungemein praktisch. Man sieht immer perfekt aus und verschwendet nicht zu viel Zeit für das aufwendige Frisieren.
Grüße von Iulia
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FZ 144 V min.jpg
Fittschen/Zanker 144 a
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Fittschen/Zanker 144 c
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Fittschen/Zanker 144 b

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Re: Frauen um Elagabal

Beitrag von emieg1 » Fr 02.04.10 16:01

Hallo Julia,

also diese monströse Frisur geht tatsächlich hin zum "Perückentrend" - sehr schön kann man in der Frontalansicht das Echthaar auf der Stirn und an den Wangen erkennen, das unter der Perücke hervorschielt. So muss bzw. darf ich da meine These revidieren! Vielen Dank für deine Ausführungen :)

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Re: Frauen um Elagabal

Beitrag von drakenumi1 » Fr 02.04.10 16:44

Ernüchternd, diese BIlder von Fittschen/ Zenker 144. Aller Liebreiz, den man gerade auf ihren frühen Prägungen unter Sept. Sev. noch spürt, ist hier verschwunden. Ich kann nur hoffen, daß Iulius Domnus dem Septimius die Freuden spenden konnte, die er von einer Frau erwartete .... :wink:

Aber trotzdem ein attraktives Ehepaar :lol:

Grüße von

drakenumi1
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Denar Septimius Severus C. 342 Av. SEPT SEV AVG IMP XI PART MAX.jpg
FZ%20144%20S%20min.jpg
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Re: Frauen um Elagabal

Beitrag von emieg1 » Fr 02.04.10 16:49

Habe ich jetzt etwas falsch verstanden? Die von Iulia vorgestellten Bilder zeigen das Bildnis einer Frau, aber nicht Julia Domna, oder?! :roll:

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Re: Frauen um Elagabal

Beitrag von Homer J. Simpson » Fr 02.04.10 17:00

Die drücken sich da vorsichtig aus, aber nach den Bildern kommt die Büste den Porträts der Julia Domna doch SEHR nahe. Sie könnte zumindest Domna darstellen, würde ich sagen.
Wenn die Büste aus der Zeit ist, der auch ihre "Matratzenperücken"-Porträts auf Münzen entstammen, also der Zeit nach 211, hat Julia Domna natürlich zu der Zeit schon die Familienkatastrophe hinter sich, daß ihr einer Sohn ihren anderen Sohn in ihren Armen ermorden hatte lassen. Man meint fast, das Grauen in den Gesichtszügen der Büste zu sehen (finde ich). Außerdem soll Domna in den letzten Jahren an Brustkrebs gelitten haben und daran dann auch gestorben sein - hier jetzt ein bereits von Krankheit gezeichnetes Porträt zu sehen, wäre evtl. etwas zu spekulativ.

Homer
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Re: Frauen um Elagabal

Beitrag von richard55-47 » Fr 02.04.10 20:48

Die Mundpartie ist äußerst herb dargestellt. Dafür gibt es aber allen Grund:
den Gatten verloren
dadurch die eigene Stellung der Nr. 1 in Wegfall gekommen
Tod des Geta durch Caracalla persönlich
Caracallas Missregime
die nach Homer vorhandene schwerwiegende Erkrankung.

Da aber Realismus bei der Darstellung an der Tagesordnung war, gehe ich davon aus, dass die Skulptur I. D. so zeigt, wie sie in dieser Lebensphase war.
do ut des.

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Re: Frauen um Elagabal

Beitrag von emieg1 » Fr 02.04.10 22:15

Klar könnte es die Julia Domna darstellen... nun kennt man andere Büsten, die sie mit nicht ganz so üppigem (Perücken)haar darstellen, somit bleibt es ein Spekulation. Sie hat an Brustkrebs gelitten, aber dass sie daran gestorben sei, ist mir neu. Nach meinen Quellen hat sie den Freitod (wahrscheinlich durch Verweigerung der Nahrungsaufnahme) gewählt :roll:

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Re: Frauen um Elagabal

Beitrag von richard55-47 » Fr 02.04.10 22:53

Nun, die späten Münzen der I.D. zeigen eine starre, hässliche Haarmatte. Sieht ganz nach Perücke aus. Ein Stahlhelm war sicherlich bequemer. Aber die Darstellung per o.gezeigten Skulptur scheint mir auf I. D. realistisch hinzudeuten.
do ut des.

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Re: Frauen um Elagabal

Beitrag von drakenumi1 » Di 06.04.10 12:36

Leider trägt dieser thread sich nicht selbst und bedarf einer "Schiebekraft", wollen wir vermeiden, daß er über den unteren Rand dieser Seite in das Land des Vergessens abstürzt. Wir wollten doch (oder: Ich wollte) doch gerne noch Euer Urteil über Soaemias geflochtenen Haarknoten hören, ob dieser evtl. als Seltenheit zu betrachten ist (s. mein Beitrag oben v. 02.04.10) und uns dann der Julia Mamaea und Elagabals Gemahlinnen zuwenden. Dann wird es doch erst interessant, wenn Eure Aquilia Severas und Annia Faustinas - Bilder hier die Seiten füllen :roll: .
Es wäre nicht schön, wenn dieser thread als Torso hier stehen bliebe.

Ich danke Euch. Grüße von

drakenumi1

Das waren die beiden Soaemias-Frisuren:
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Denar Julia Soaemias C. 8 Av. IVLIA SOAEMIAS AVG..jpg
Denar Julia Soaemias C. 14 Av. IVLIA SOAEMIAS AVG..jpg
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Re: Frauen um Elagabal

Beitrag von emieg1 » Di 06.04.10 12:55

Ich kenne die Soaemias nur mit dieser "Einheitsfrisur", also mit kleinem Haarknoten im Nackenbereich, der mal mehr, mal weniger ausgeprägt ist. Aber grössere Variationen habe ich noch nicht ausmachen können, so dass ich nicht von einer Variantenvielfalt sprechen möchte.

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Re: Frauen um Elagabal

Beitrag von beachcomber » Di 06.04.10 13:19

das was drake hier vorstellt ist aber doch schone eine variante der frisur. auf der unteren klar ein knoten zu sehen, auf der oberen nur wellen.
ich denke die knoten-variante ist die viel häufigere.
grüsse
frank

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Re: Frauen um Elagabal

Beitrag von emieg1 » Di 06.04.10 13:25

Also ich seh' bei der oberen schon auch einen Haarknoten, bloss ist die Rundung etwas "geplättet" bzw. abgegriffen. Aber ich lass' mich gerne eines besseren belehren, wenn denn noch eindeutige Frisuren mit ohne Knoten auftauchen sollten :P

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Re: Frauen um Elagabal

Beitrag von drakenumi1 » Di 06.04.10 13:52

Als kleine HIlfestellung hier eine Vergrößerung der Partie. Ich habe die Münze in alle Richtungen des Lichtes gedreht, aber einen Knoten kann ich auch nicht andeutungsweise sehen. Habe auch alle wildwinds-Münzen daraufhin geprüft, Ergebnis immer: Mit Knoten. Ein weiteres Exemplar "mit ohne" :wink: war nicht zu finden.
Also, frank, Deine Einschätzung tut sich wohl mehr als bewahrheiten, was die Häufigkeit anbetrifft.
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