Wer hat eine Idee?

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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Truben
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Wer hat eine Idee?

Beitrag von Truben » Do 12.05.05 12:33

Hallo liebe Fachleute,

ich brauche mal wieder Hilfe. Ich habe 2 Münzen erhalten.

Die silberne ist wohl ein Antonian, geprägt unter PROBUS,
Inschrift Vorderseite: IMP C M AVR PROBUS PF AVG
Bild Vorderseite: Büste mit Strahlenkrone, nach rechts
Innschrift Rückseite: CLEMENTIA TEMP, unter den Händen der linken Figur ein A, rechts davon ein einzelner Punkt, unter dem „Bodenstrich“ XXI
Bild Rückseite: könnte Jupiter sein, der dem Kaiser (links) einen Globus reicht.
Durchmesser der Münze: 2 – 2,2 cm, Gewicht: 3,6 g

Die Münze ist silberner als auf den Fotos. Die dunklen Stellen sind häufig in die Münze hineingefressene Löcher oder besser Krater, da die Ränder noch hoch stehen. Schaut man sich die Münze mit einer stärkeren Lupe an, dann fallen viele kupfern glänzende Stellen auf. Sie sieht auf dem Foto also besser aus, als bei genauer Betrachtung.

Ist die Münze echt? Sollte ich sie zurückgeben? Mich irritiert auch, dass sie teilweise für einen sehr hohen Preis gehandelt wird
http://www.coinarchives.com/a/lotviewer ... 1&Lot=2364
Meine war 10 mal billiger beim Münzhändler. Naja, ist vielleicht auch nicht so gut erhalten und hat eine andere Münsstätte. Wofür steht eigentlich “A .“
Ist das vielleicht eine Sibersudmünze?


Bei der zweiten Münze habe ich nicht so viel rausbekommen. Sie ist wohl aus Kupfer, hat einen Durchmesser von 2,4 – 2,6 cm. Lt. Münzhändler ist sie ein Constantinus 306 – 337. Aber im Kampmann habe ich sie nicht gefunden.

Die Inschrift der Vorderseite beginnt mit IMP. Das Zeichen genau in der Mitte über dem Kopf wirkt auf mich eher wie eine kleine Sonne oder ein Stern. Auf dem Foto kaum zu erkennen ist ein Kinnbart und ein schmaler Lorbeerkranz auf dem Haupt.

Auf der Rückseite eine wenig bekleidete Figur, die in ihrer rechten Hand eine strukturierte Kugel hält, von der sich ein Band nach unten schlängelt. Es sieht so aus, als lehnte sie sich an einen hüfthohen Pfeiler und trägt mit dem linken Arm ein geschwungenes Horn, das eine schneckenähnliche Windung hat. Am oberen Ende des „Hornes“ kommt irgendetwas raus. Es kann aber auch sein, dass „Pfeiler“ und „Horn" zusammengehören. Kann ich nicht so genau ausmachen.
Die letzten 3 Buchstaben der linksseitigen Inschrift sind wieder IMP. Unter der Kugel ist ein K und auf der rechten Seite untereinander B(R?) und P.

Stellenweise ist die Münze etwas sibern angelaufen. Sie ist nur knapp über einem Millimeter dick, der wulstige Rand außerhalb des Stempeldrucks dagegen 2 mm. Spuren eines Gusses sind dort nicht zu erkennen. Mit einer starken Lupe sind an einigen Stellen malachitgrüne Ablagerungen und ein paar gleichfarbige Kügelchen zu erkennen.

Ist sie echt oder hat sie das „flache“ Aussehen, von dem ich hier im Forum immer wieder gelesen habe, wenn es um Fälschungen ging? Wo ist sie einzuordnen?

Herzliche Grüße

Truben
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Beitrag von antoninus1 » Do 12.05.05 15:10

Hallo Truben,

die beiden Münzen sind nicht mein Gebiet, aber folgendes kann man leicht sagen:

Dein Probus ist eine Münze mit Standardvorderseite und -rückseite. Die Erhaltung ist unterdurchschnittlich.
Die Münze von Gorny ist nicht nur von einer anderen Münzstätte, sie hat vor allem eine andere, seltene Vorderseitenumschrift.
Wenn Deine zehnmal billiger war (also ein Zehntel gekostet hat), dann war sie teuer.

Die zweite Münze kann man unter Constantinus nicht finden, da sie von Maximianus oder Galerius oder Maximinus ist. Steht auf der Vorderseite geschrieben. Müsste man im Original eigentlich sogar besser sehen als auf dem Foto :wink:
Traue Deinem Verkäufer also nicht so sehr, wenn er das nicht lesen kann :wink:
Der Stern/die Sonne ist das X in Maximianus (oder Maximinus).
Auf der Rückseite ist der Genius des Kaisers mit Opferschale und Füllhorn abgebildet.
Umschrift lautet Genio Imperatoris.
Auch diese Münze ist häufig und unterdurchschnittlich erhalten.

Echt sind sicher beide Münzen.
Gruß,
antoninus1

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Beitrag von Peter43 » Do 12.05.05 15:55

@truben:

Der Antoninian von Probus ist RIC V/1, 920; C.91; geprägt in Antiochia; häufig. Im Feld sieht man li ein A und re einen Punkt. Im Abschnitt XXI. Das A ist das Zeichen für die 1.Offizin (von insgesamt 8 bis 9!). Das XXI steht für römisch 21 und bedeutet entweder 1 Antoninian = 20 Asses, oder 1 Teil Silber auf 20 Teile Kupfer.

Im Übrigen schließe ich mich der Meinung von Antoninus1 an.

Mit freundlichem Gruß
Omnes vulnerant, ultima necat.

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Beitrag von chinamul » Do 12.05.05 16:58

Hallo Truben!

Deine zweite Münze ist ein Follis des Galerius (305 - 311) mit einem aber eher für Maximinus Daia typischen Porträt, der leider nicht genauer bestimmbar ist, weil die Prägestätte im Rv.-Abschnitt zumindest auf dem Scan nicht lesbar ist. Die Av.-Legende lautet IMP C GAL VAL MAXIMIANVS P F AVG.

Der "Pfeiler" ist der lang herabhängende Zipfel des Chlamys (Umhang) des Genius. Die "strukturierte Kugel" ist eine Patera, eine flache Opferschale, aus der der Genius eine Flüssigkeit ausgießt.

Das von Dir konstatierte "flache Aussehen" ist charakteristisch für die Folles der Tetrarchen und unterscheidet diese Münzen in der Tat deutlich von den Asses der ersten zweieinhalb Jahrhunderte.

Was die Preise angeht, so müßte man sie in dieser Erhaltung beide jederzeit für 10 bis 15 Euro im Handel bekommen.
Auch ich bin mir sicher, daß beide Münzen echt sind.

Gruß

chinamul
Zuletzt geändert von chinamul am Do 12.05.05 17:06, insgesamt 1-mal geändert.
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit

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Beitrag von Truben » Do 12.05.05 16:59

Danke Peter31 und antoninus1, ich glaube, ich werde jetzt mal losgehen und mich mit dem Münzhändler freundlich unterhalten.
Gruß an dieses tolle Forum
Truben

edit: da kam ja parallel noch eine Antwort - Danke auch an chinamul!

Truben
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Beitrag von Truben » Do 12.05.05 19:48

Na, das hat ja geholfen, der Händler hat sie zurückgenommen. Danke nochmal.
Truben

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