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Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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Peter43
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Beitrag von Peter43 » Mo 01.08.05 00:55

@Herr Sharif:

Du hast recht mit dem Hinweis auf die Bergpredigt und auf Luther. Ich habe inzwischen gelernt, daß es mehrere Ursprünge für das i-Tüpfelchen gibt. Aber der Ursprung, der auch historisch interessant ist und der auch mit Religion zu tun hat, und den ich meinte, der war bisher nicht darunter. Ein Hinweis: Es besteht ein Zusammenhang mit unserem Sammelgebiet!

Mfg
Omnes vulnerant, ultima necat.

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Peter43
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Beitrag von Peter43 » Mo 01.08.05 22:14

Hallo!

Da keine Lösungsvorschläge mehr kommen, will ich die zwei noch fehlenden Antworten hier nachreichen.

#2 Gesucht war der sog. Herkules- der Heraklesknoten (nodus herculius)! Er entspricht unserem einfachen Fischer- oder Kreuzknoten und war bereits bei den alten Griechen ein Symbol für Glück und Stärke, vielleicht weil er für Unendlichkeit stand, aber diente auch der Abwehr von Gefahren (apotropäisch). Um 350 v.Chr. begann er eine Rolle bei den Hochzeiten zu spielen. In Rom bekam die Braut am Vorabend der Hochzeit die Tunica recta, die am Hochzeitsmorgen mit einem wollenen Gürtel gegürtet wurde, der mit einem Herkulesknoten geknüpft war.
Quelle: Der kleine Pauly, Stichwort 'Nodus'

#7 Wie wir gesehen haben, gibt es mehrere Ursprünge des Begriffs 'i-Tüpfelchen' als Bezeichnung von etwas kleinem oder Spitzfindigen. Die historisch interessanteste - zumindestens für mich - stammt vom 1. Konzil von Nicäa. Dieses wurde 325 von Constantin I. eingerufen, und obwohl nur 318 der 1800 Bischöfe seinem Ruf folgten, fällte es schwerwiegende Entscheidungen, die einen großen (unheilvollen) Einfluß auf die Antike Welt hatten und noch bis heute gelten. Auf diesem Konzil wurde der Arianismusstreit zugunsten der Athanasianer entschieden. Es ging darum, ob Jesus und Gott wesensgleich (griech. homoousios) waren, wie es die Athanasianer glaubten, oder nur wesensähnlich (griech. homoiousios), wie es die Arianer glaubten. Es war also auch ein Streit um Vielgötterei! Die griechischen Begriffe unterscheiden sich nur in einem Iota! Diese Entscheidung führte u.a. zum Völkermord an den Ostgoten und den Vandalen.
(Übrigens wurde hier auch das noch heute gültige Osterdatum festgelegt!)

So das war's!

Mit freundlichem Gruß
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richard55-47
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Beitrag von richard55-47 » Di 02.08.05 19:42

Zu #7 will ich Peter43 noch ergänzen. Der Unterschied zwischen den Lehren des Arius (homoiousios) und der des Athanasius (homoousios) bestand nicht nur aus einem "i", sondern dieses "i" war der Scheidepunkt. Die Streitfrage wurde erstmals auf dem Konzil von Rimini 360 (mit 400 Bischöfen aus Italien, Afrika, Spanien, Gallien, Britannien und Illyrien, mehr als bei dem Konzil von Nicaea) besprochen und entschieden. Die Arianer - weit in der Minderheit - haben dieses Konzil so geschickt beeinflusst, dass die kirchliche Welt praktisch arianisch war. Als aber die schlafmützigen Athanasianer des Westens merkten, was sie unterschrieben hatten, haben sie Rimini verworfen und erneut für das Homoousion gekämpft. Constantinus war den Streit satt und berief das Konzil von Nicaea ein, dem er persönlich beiwohnte. Es darf davon ausgegangen werden, dass dieses Konzil es sicherlich nicht gewagt hätte, einen Beschluss gegen die von Constantinus vertretene Meinung zu fassen. Constantinus ließ seine ursprüngliche, wahrscheinlich ehrlich gemeinte Absicht der Neutralität aber mit der Zeit fallen. Er war noch sauer, weil seine Standbilder von Anhängern des Arius lädiert worden waren. Von diesen provozierte Unruhen wurden von Osius, Constantins Vertrauten, der in der Versammlung den "neutralen" Vorsitz führte, gefährlicher dargestellt als sie waren. So erteilte Constantinus I der Schlusserklärung des Konzils von Nicäa, bei dem die Athanisianer auch die kopfzahlstärkere Fraktion stellten, seine Genehmigung und die zentrale Frage des Katholizismus war entschieden. Sie war entschieden durch einen weltlichen Herrscher und militärischen Führer, dessen Sachverstand in Relgionsdingen zumindest stark in Zweifel gezogen werden muss, der nicht christlich getauft war und erst "auf dem Sterbebett" arianisch getauft wurde.
Dass die Dreifaltigkeit auf Gedanken des Philosophen Plato zurückgeht, der mit Arianismus und Athanasianismus notgedrungen nichts zu tun haben konnte, weil er seine Gedanken weitaus früher entwickelte, dürfte heute den wenigsten bekannt sein.

Ein griechischer Philosoph und ein römischer Kaiser sind somit verantwortlich für einen Lehrsatz, an den nicht zu glauben eine Todsünde darstellt.


Ergänzung:

Mir ist da etwas durcheinander gekommen, das kommt, wenn man aus der Erinnerung schreibt und nicht nochmals nachliest:
Die Synode von Rimini von 360 war natürlich nicht unter Constantinus I, im Jahre 360 war er schon fast 25 Jahre tot. Nicaea war 325, bei dieser Gelegenheit hat Constantinus den Streit entschieden.
Aber man sieht, dass der Arianismus in der Zeit nach 325 im Osten des Reiches keineswegs an Kraft verloren hat, weil er in 360 wieder mal das Haupt erhoben hat und zurückgedrängt werden musste.
Zuletzt geändert von richard55-47 am Di 02.08.05 22:14, insgesamt 1-mal geändert.
do ut des.

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Beitrag von Peter43 » Di 02.08.05 20:39

@Richard:

Vielen Dank für Deine zusätzlichen Informationen. Ich glaube, daß nicht nur Constantin I., sondern auch seine Nachfolger von den Spitzfindigkeiten der Bischöfe nichts verstanden. Ihre Hauptbeweggründe waren wohl 1) die Ruhe im Reich und 2) der Partei nachzugeben, die gerade am stärksten war. Empfehlenswerte Lektüre: Deschner, Kriminalgeschichte des Christentums, Band I.

MfG
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hjk
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Beitrag von hjk » Mi 03.08.05 00:47

#7
Ich versuche jetzt seit einiger Zeit, die o.a. Informationen zu sortieren . . . und bekomme einfach keinen rechten Sinn rein. Derzeit sieht's für mich so aus:

325 Nicea- die "Athanasianer" "gewinnen" (Jesus und Gott sind wesensgleich - griech. homoousios)

Constantinus wid auf dem Sterbebett "arianisch" getauft :?:

360 Rimini = "Die Arianer - weit in der Minderheit - haben dieses Konzil so geschickt beeinflusst, dass die kirchliche Welt praktisch arianisch war".

und dann als Zusatz: "dass der Arianismus in der Zeit nach 325 im Osten des Reiches keineswegs an Kraft verloren hat, weil er in 360 wieder mal das Haupt erhoben hat und zurückgedrängt werden musste".

Ich versteh's nicht!

hjk :(

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Beitrag von Peter43 » Mi 03.08.05 01:25

@hjk:

Du hast recht! Es ist eine richtige Konfusion! Und es ging dabei soweit, daß die Bischöfe aufeinandereinprügelten und daß es Tote gab! Öfter mußte der Kaiser mit Truppen einschreiten und die Bischöfe mußten vor dem Mob der Straße flüchten. Daß Constantin I. von Eusebius arianisch getauft wurde, zeigt nur, daß ihm die ganzen Richtungen völlig gleichgültig waren. Wahrscheinlich hat er die spitzfindigen Unterschiede überhaupt nicht verstanden!

Dann muß man wissen, daß die Germanen, Ostgoten, Westgoten, Vandalen usw. alle arianisch waren. Fast der ganze Osten war arianisch. Die Athanasianer hatten dagegen ihre Hauptstützpunkte in Italien und im Westen. Das war ja dann ein Grund für das Schisma, die Kirchenteilung in Ost- und Westkirche, die noch heute besteht. Und diese beiden Kirchen hassen sich bis heute! So haben z.B. im 2.Weltkrieg die katholischen Kroaten unter Führung ihrer religiösen Führer, u.a. des Erzbischofs von Zagreb, mehr Orthodoxe umgebracht als Kommunisten oder Partisanen, bis zuletzt sogar die SS(!) gegen sie einschreiten mußte. Zur Belohnung hat Papst Pius XII. den Erzbischof, der nach dem Krieg in Jugoslawien zum Tod verurteilt worden war, zum Kardinal ernannt!

Da die Germanen im untergehenden Reich die stärkste Kraft darstellten, war der Arianismus nicht so einfach auszurotten, wie die Athanasianer es gerne wollten. Der größte Schlag gegen die Arianer war es dann, als die Franken unter Chlodwig zum Katholizismus (Athanasianismus) übertraten.

Hier ist ein Link, der vielleicht etwas Licht in die Angelegenheit bringen kann:

http://imperiumromanum.com/personen/kai ... us2_04.htm

MfG
Zuletzt geändert von Peter43 am Mi 03.08.05 17:39, insgesamt 2-mal geändert.
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Beitrag von richard55-47 » Mi 03.08.05 17:29

@hjk
Die Lösung für die von mir angerichteten Konfusion habe ich schon genannt. Ohne Nachprüfung hatte ich aus der Erinnerung Rimini zeitlich vor Nicaea gesetzt. Als mir das nach Absetzung des Beitrages doch komisch vorkam, habe ich zur Literatur gegriffen und eine Berichtigung nachgeschoben.
Die geschichtlichen Fakten hat Peter43 mit seinem Beitrag vom 03.08. nochmals erklärt.
do ut des.

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