Grossbronzen des 3. Jahrhunderts n. Chr.
Moderator: Homer J. Simpson
- beachcomber
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Philippus Arabs
Hallo,
Karl Christ zeichnet ein deutlich weniger negatives Bild von Phlippus Arabs als z.B. Edward Gibbon: Er bezeichnet ihn schlicht als "Araberscheich aus dem Hauran ..., der kargen und düsteren Landschaft des Drusengebirges". Des weiteren hebt Christ Phlippus' Heimatverbundenheit (Stiftung öffentlicher Gebäude u.ä. in seiner Geburtsregion, Erhebung seiner Heimatstadt in den Rang einer Kolonie), sein ausgeprägt dynastisches Denken und sein Bemühen, die Anerkennung des Senats zu finden, hervor. Er erwähnt auch Reformen im Bereich von Justiz und Finanzverwatung (K. Christ, Geschischte der römischen Kaiserzeit, 4. Aufl. München 2002, S. 657 f.). Ich weiß leider nicht, was schriftliche Quellen der Antike (Historia Augusta u. eventuell weitere) zu Phlippus sagen.
Gruß Pollio
Karl Christ zeichnet ein deutlich weniger negatives Bild von Phlippus Arabs als z.B. Edward Gibbon: Er bezeichnet ihn schlicht als "Araberscheich aus dem Hauran ..., der kargen und düsteren Landschaft des Drusengebirges". Des weiteren hebt Christ Phlippus' Heimatverbundenheit (Stiftung öffentlicher Gebäude u.ä. in seiner Geburtsregion, Erhebung seiner Heimatstadt in den Rang einer Kolonie), sein ausgeprägt dynastisches Denken und sein Bemühen, die Anerkennung des Senats zu finden, hervor. Er erwähnt auch Reformen im Bereich von Justiz und Finanzverwatung (K. Christ, Geschischte der römischen Kaiserzeit, 4. Aufl. München 2002, S. 657 f.). Ich weiß leider nicht, was schriftliche Quellen der Antike (Historia Augusta u. eventuell weitere) zu Phlippus sagen.
Gruß Pollio
- Peter43
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Men, der anatolische Mondgott
Noch einmal eine große Provinzialbronze, damit dieser Thread nicht in Vergessenheit gerät. Das Motiv wird wohl allen Feministinnen ein Greuel sein, weil es sich um den männlichen Mondgott Men handelt!
Julia Domna 193-211 n.Chr., Ehefrau des Septimius Severus
AE 34, 22.61g, Antiochia in Pisidien
Av.: IVLIA A - VGVSTA
drapierte Büste n.r., Haare in 8 horizontalen Wellen bis in den
Nacken, am Hinterkopf zusammengerollt zu einem langen Knoten
Rv.: COL CAE - S ANTIOCH / S-R
Men, drapiert, mit Phrygischer Mütze auf dem Kopf, steht frontal,
Kopf n.r., Hörner der Mondsichel über den Schultern, Bänder von
Schultern und Ellbögen herunterhängend, hält Lanze (oder Zepter?)
in der re. Hand, lehnt li. Arm auf Cippus und hält in der li. Hand
Globus mit n.r. gehender Victoria, die Trophäe über die Schulter hält.
Sein li. Fuß steht auf Bucranium, neben seinem re. Fuß ein n.l.
gehender Hahn mit erhobenem Kopf.
SNG BD 1161; SNG France 31123; BMC 32
VF
COL CAES ANTIOCH ist die Colonia Caesaria Antiochia in Pisidien, die in augusteischer Zeit gegründet wurde. Sie bestand bis in die Zeit des Claudius II. Gothicus.
SR steht für Senatus Romanus. Dies wurde seit Septimius Severus für Großbonzen aus Antiochia verwendet.
MEN war ein anatolischer Mondgott. In Hellenistischer Zeit breitete sich seine Verehrung aus über Phrygien, Pisidien und ganz Kleinasien bis nach Attika und Athen. Hier war er insbesondere der Gott der Sklaven. Als synkretistische Gottheit wurde er bald verschmolzen mit Attis, Sabazios, Zeus Dolichenos und Mithras. Zuletzt war er Himmelsgott (MEΓAΣ MEN OYPANIOΣ) und Herr der Unterwelt (MEN KATAXΘONIOΣ), ja sogar der ein und einzige Gott (EIΣ ΘEOΣ). In Antiochia stand ein großes Heiligtum des Men.
Mit freundlichem Gruß
Noch einmal eine große Provinzialbronze, damit dieser Thread nicht in Vergessenheit gerät. Das Motiv wird wohl allen Feministinnen ein Greuel sein, weil es sich um den männlichen Mondgott Men handelt!
Julia Domna 193-211 n.Chr., Ehefrau des Septimius Severus
AE 34, 22.61g, Antiochia in Pisidien
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drapierte Büste n.r., Haare in 8 horizontalen Wellen bis in den
Nacken, am Hinterkopf zusammengerollt zu einem langen Knoten
Rv.: COL CAE - S ANTIOCH / S-R
Men, drapiert, mit Phrygischer Mütze auf dem Kopf, steht frontal,
Kopf n.r., Hörner der Mondsichel über den Schultern, Bänder von
Schultern und Ellbögen herunterhängend, hält Lanze (oder Zepter?)
in der re. Hand, lehnt li. Arm auf Cippus und hält in der li. Hand
Globus mit n.r. gehender Victoria, die Trophäe über die Schulter hält.
Sein li. Fuß steht auf Bucranium, neben seinem re. Fuß ein n.l.
gehender Hahn mit erhobenem Kopf.
SNG BD 1161; SNG France 31123; BMC 32
VF
COL CAES ANTIOCH ist die Colonia Caesaria Antiochia in Pisidien, die in augusteischer Zeit gegründet wurde. Sie bestand bis in die Zeit des Claudius II. Gothicus.
SR steht für Senatus Romanus. Dies wurde seit Septimius Severus für Großbonzen aus Antiochia verwendet.
MEN war ein anatolischer Mondgott. In Hellenistischer Zeit breitete sich seine Verehrung aus über Phrygien, Pisidien und ganz Kleinasien bis nach Attika und Athen. Hier war er insbesondere der Gott der Sklaven. Als synkretistische Gottheit wurde er bald verschmolzen mit Attis, Sabazios, Zeus Dolichenos und Mithras. Zuletzt war er Himmelsgott (MEΓAΣ MEN OYPANIOΣ) und Herr der Unterwelt (MEN KATAXΘONIOΣ), ja sogar der ein und einzige Gott (EIΣ ΘEOΣ). In Antiochia stand ein großes Heiligtum des Men.
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Omnes vulnerant, ultima necat.
- beachcomber
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- chinamul
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Hallo Peter43
Wieder mal sehr interessant für mich, weil ich das gleiche Stück in etwas schwächerer Erhaltung vor acht Jahren für DM 100,00 gekauft habe (Riesenmünze von 29,44 g). Einige Deiner Ausführungen waren mir wieder neu, und nach dem schönen Motto do ut des liefere ich Dir hier noch zwei weitere Literaturzitate zu unserem Sesterz: SNG Cop. 34; GIC 2424
Gruß
chinamul
Wieder mal sehr interessant für mich, weil ich das gleiche Stück in etwas schwächerer Erhaltung vor acht Jahren für DM 100,00 gekauft habe (Riesenmünze von 29,44 g). Einige Deiner Ausführungen waren mir wieder neu, und nach dem schönen Motto do ut des liefere ich Dir hier noch zwei weitere Literaturzitate zu unserem Sesterz: SNG Cop. 34; GIC 2424
Gruß
chinamul
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit
- Peter43
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Danke Chinamul! Für €120 ist sie auch noch nicht überzahlt, finde ich. Im Augenblick wird sie noch einmal angeboten bei www.cgb.fr für einen Startpreis von €300. Sieht mir aus wie Stempelgleichheit.
MfG
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- beachcomber
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Hallo Peter43!
Dann will ich mal, um Deinem Exemplar noch ein bißchen mehr Glanz zu verleihen, als Kontrast auch mein Stück noch einstellen. Und damit die ganze Sache jetzt nicht zu Julia-Domna-lastig wird, füge ich auch gleich noch eine Kolonialbronze des Caracalla aus Serdica an.
CARACALLA 198 - 217
AE 28 Serdica in Thrakien
Av.: ΑΥΤ Κ ΑΥΡ ΣΕΥ ΑΝΤΩΝΕΙΝΟΣ - Geharnischte und belorbeerte Büste rechts (halb von hinten gesehen)
Rv.: ΟΥΛΠΙΑΣ ΣΕΡΔΙΚΗΣ - Sarapis mit Kalathos auf dem Kopf nach links stehend; die Rechte erhoben und schräggehaltenes Zepter sowie Gewandbausch in der Linken - 18,15 g
Sollte jemand mir zu dieser Münze ein Literaturzitat liefern können, so wäre ich dafür sehr dankbar.
Gruß
chinamul
Dann will ich mal, um Deinem Exemplar noch ein bißchen mehr Glanz zu verleihen, als Kontrast auch mein Stück noch einstellen. Und damit die ganze Sache jetzt nicht zu Julia-Domna-lastig wird, füge ich auch gleich noch eine Kolonialbronze des Caracalla aus Serdica an.
CARACALLA 198 - 217
AE 28 Serdica in Thrakien
Av.: ΑΥΤ Κ ΑΥΡ ΣΕΥ ΑΝΤΩΝΕΙΝΟΣ - Geharnischte und belorbeerte Büste rechts (halb von hinten gesehen)
Rv.: ΟΥΛΠΙΑΣ ΣΕΡΔΙΚΗΣ - Sarapis mit Kalathos auf dem Kopf nach links stehend; die Rechte erhoben und schräggehaltenes Zepter sowie Gewandbausch in der Linken - 18,15 g
Sollte jemand mir zu dieser Münze ein Literaturzitat liefern können, so wäre ich dafür sehr dankbar.
Gruß
chinamul
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit
- Pscipio
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@chinamul:
Eine tolle Münze, dein Caracalla! Bei Coinarchives habe ich ein ähnliches Stück gefunden, allerdings mit einer anderen Vorderseite (ohne Legendentrennung, drapiert und gepanzert):
http://www.coinarchives.com/a/lotviewer ... 4&Lot=1463
Gruss, Pscipio
Eine tolle Münze, dein Caracalla! Bei Coinarchives habe ich ein ähnliches Stück gefunden, allerdings mit einer anderen Vorderseite (ohne Legendentrennung, drapiert und gepanzert):
http://www.coinarchives.com/a/lotviewer ... 4&Lot=1463
Gruss, Pscipio
Nata vimpi curmi da.
- beachcomber
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hallo,
weil diese neuerwerbung gerade so schön hereinpasst, ein sehr seltener dupondius (oder sesterz, ich bin mir da nicht so sicher) des späten 3.jh.
AV: GENIUS P R
kopf des genius mit strahlenkranz und mauerkrone nach rechts
Rv: INT URB oberhalb und unterhalb von S C
cohen hat diese münzen der zeit des gallienus zugeordnet weil er in der darstellung des genius die züge des galllienus erkennen wollte.
der RIC zeigt diese münzen jedoch im anschluss an aurelian mit der begründung dass das interregnum zwischen dem tod des aurelian und dem amtsantritt des tacitus, ein passender platz für diese münze sei.
erstens weil der senat zu dieser zeit eine stärkere position innegehabt haben soll ( immerhin hat er es geschafft einen der ihren, tacitus, auf den thron zu heben) und zweitens weil das INT URB als 'interregnum urbis' aufgelöst werden könnte, im gegensatz zu 'introitus urbis' wie cohen annahm, was sich auf den einzug des kaisers in rom beziehen sollte.
CNG (die verkäufer dieser münze) hat in seiner artikelbeschreibung dieses vermerkt:
The reassignment of this peculiar issue to the end of the reign of Gallienus as opposed to the traditional placement during the interregnum between the death of Aurelian and the elevation of Tacitus has been convincingly argued by David Yonge. He bases his determination on flan manufacture, portrait style, and a comparative analysis of mid-third century Roman monetary denominations, and suggests that this issue was probably a commemorative issue in anticipation of Gallienus' entry into Rome after his victories over the Herulians and Goths at Naissus.
da ich diesen aufsatz nicht kenne, kann ich mir auch kein urteil anmassen ob sie damit richtig liegen oder nicht, aber RIC´s datierung in das interregnum macht für mich eigentlich eine menge sinn.
wie dem auch sei, in jedem fall ein interessantes stück , wie ich finde!
weil diese neuerwerbung gerade so schön hereinpasst, ein sehr seltener dupondius (oder sesterz, ich bin mir da nicht so sicher) des späten 3.jh.
AV: GENIUS P R
kopf des genius mit strahlenkranz und mauerkrone nach rechts
Rv: INT URB oberhalb und unterhalb von S C
cohen hat diese münzen der zeit des gallienus zugeordnet weil er in der darstellung des genius die züge des galllienus erkennen wollte.
der RIC zeigt diese münzen jedoch im anschluss an aurelian mit der begründung dass das interregnum zwischen dem tod des aurelian und dem amtsantritt des tacitus, ein passender platz für diese münze sei.
erstens weil der senat zu dieser zeit eine stärkere position innegehabt haben soll ( immerhin hat er es geschafft einen der ihren, tacitus, auf den thron zu heben) und zweitens weil das INT URB als 'interregnum urbis' aufgelöst werden könnte, im gegensatz zu 'introitus urbis' wie cohen annahm, was sich auf den einzug des kaisers in rom beziehen sollte.
CNG (die verkäufer dieser münze) hat in seiner artikelbeschreibung dieses vermerkt:
The reassignment of this peculiar issue to the end of the reign of Gallienus as opposed to the traditional placement during the interregnum between the death of Aurelian and the elevation of Tacitus has been convincingly argued by David Yonge. He bases his determination on flan manufacture, portrait style, and a comparative analysis of mid-third century Roman monetary denominations, and suggests that this issue was probably a commemorative issue in anticipation of Gallienus' entry into Rome after his victories over the Herulians and Goths at Naissus.
da ich diesen aufsatz nicht kenne, kann ich mir auch kein urteil anmassen ob sie damit richtig liegen oder nicht, aber RIC´s datierung in das interregnum macht für mich eigentlich eine menge sinn.
wie dem auch sei, in jedem fall ein interessantes stück , wie ich finde!
- beachcomber
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hallo chinamul
gewicht steht im bild,14,01g.
grösse kann ich leider nicht angeben, da die münze noch irgendwo über dem atlantik schwebt.
CNG schreibt dupondius.
da diese münze im RIC zweimal beschrieben ist, einmal als dupondius, einmal als sesterz, würde ich ja fast davon ausgehen, dass es sich bei diesem gewicht (und dieser zeit) wohl eher um einen sesterzen handelt.
allerdings habe ich auch noch zu wenige informationen um näheres dazu zu sagen.
grüsse
frank
gewicht steht im bild,14,01g.
grösse kann ich leider nicht angeben, da die münze noch irgendwo über dem atlantik schwebt.
CNG schreibt dupondius.
da diese münze im RIC zweimal beschrieben ist, einmal als dupondius, einmal als sesterz, würde ich ja fast davon ausgehen, dass es sich bei diesem gewicht (und dieser zeit) wohl eher um einen sesterzen handelt.
allerdings habe ich auch noch zu wenige informationen um näheres dazu zu sagen.
grüsse
frank
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