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Claudius I Rv SPES AUGUSTA SC Kampmann 12.27

Verfasst: Di 09.08.05 19:37
von richard55-47
Ich habe kürzlich einen Claudius I - Av: (TI CLAUD) CAESAR AUG P M (...), Rv SPES (AUGUST)A SC, Spes n. l. gehend (die mit Klammern eingeschlossenen Teile sind nicht lesbar), Durchmesser 30 mm, Gewicht 14,60 gr., gekauft. Material eindeutig Aurichalcum. Das spricht für einen Dupondius. Bei Claudius I gibt es aber nur einen Sesterz mit diesem Rv- Motiv, soweit mir bekannt. Für einen Sesterz ist das Stück aber mehr als untergewichtig. Handelt es sich um eine halboffizielle Prägung zur Deckung des täglichen Kleingeldbedarfes oder ist es tatsächlich ein Dupondius? Oder ist es eine Fälschung, woran ich aber nicht glaube?

Verfasst: Di 09.08.05 22:40
von beachcomber
hallo richard,
gut möglich, dass es sich bei deinem stück um eine inofizielle münze handelt.
gerade zur zeit des claudius gab es jede menge lokaler prägungen (z.b. in spanien) aller AE-nominale, die oft sehr untergewichtig sind.
grüsse
frank

Verfasst: Di 09.08.05 22:45
von Zwerg
Hallo Richard,
deine Vermutung der halboffiziellen Prägung ist wohl richtig. Unter Claudius gibt es recht viele Prägungen, die nicht aus offiziellen Münzstätten stammen. Der Großteil dieser Prägungen wurde wohl in Britannien hergestellt.
An eine Fälschung glaube ich bei deiner Münze auch nicht.

Grüße
Zwerg

Verfasst: Di 09.08.05 22:49
von Pscipio
Mit diesem Gewicht kann es nur eine irreguläre Prägung oder aber eine moderne Fälschung sein. Ist das Material eindeutig Orichalcum? Auf dem Foto wirkt es etwas silbrig oder blechfarben... für eine irreguläre Prägung sind die Buchstaben und das Porträt fast schon zu gut, wenngleich mir das Porträt sonst nicht gefallen will. Ich habe meine Zweifel, auch vom Gewicht her, möchte hier aber kein Urteil abgeben, da dies nicht mein Sammelgebiet ist. Andere werden fundiertere Meinungen abgeben.

Gruss, Pscipio

PS: schon passiert durch Zwerg. Ist denn das Gewicht, selbst für eine irreguläre Prägung, nicht etwas gar tief?

Verfasst: Mi 10.08.05 03:21
von Fridericus
Meiner Ansicht nach handelt es sich um einen zeitgenössischen "barbarischen" Beischlag aus Britannien oder Germanien. Ich besitze selber so ein Stück. Gerade der Sesterz mit der Spes-Rückseite wurde gerne imitiert. Ich betrachte solche Stücke als hochinteressante Bereicherung meiner Sammlung!

Verfasst: Mi 10.08.05 07:41
von richard55-47
@Scipio

Ich bin natürlich kein Experte für die exakte Bestimmung von Metallen und deren Legierungen, aber wenn das kein Aurichalcum ist, dann weiß ich nicht, welches Material das sein soll.
Die Münze wurde von einem m. E. seriösen Händler bei ebay als "Sesterz?" angeboten. Der Anbieter war offensichtlich wegen des Gewichtes stutzig geworden. Mir gefiel das Stück, der Preis war mehr als moderat und wie gesagt, an eine moderne Fälschung glaube ich nicht. Eine antike Fälschung oder eine antike halboffizielle Prägung (s. Zwerg und Fridericus) kann nur bereichern.

Danke für die Mühewaltung an alle.

Verfasst: Mi 10.08.05 11:57
von chinamul
Mein Claudiussesterz mit der Spes (eindeutig aus Orichalkum, aber schwerer) ähnelt stilistisch ein wenig dem von Richard. Ich bin schon der Ansicht, daß die meisten dieser Stücke aus der Zeit des Claudius stammen, wenngleich sie keine regulären Reichsprägungen zu sein scheinen. Das wird besonders an der Darstellung der Spes deutlich. die hier nicht, wie sich es für sie gehört, leichtfüßig auf Zehenspitzen daherkommt, sondern plattfüßig, schwergewichtig und erdverbunden. Irgendwie erinnert mich eine solche Profil-Darstellung ohne ein erkennbares Bemühen um Lebensechtheit an Reliefs aus Babylon oder Ägypten.

CLAUDIUS I 41 – 54
AE Sesterz Rom
Av.: TI CLAVDIVS CAESAR AVG P M TR P IMP - Belorbeerter Kopf rechts
Rv.: SPES AVGVSTA S C (im Abschnitt) - Spes nach links schreitend; auf der Rechten Blume, mit der Linken Saum ihres Gewandes aufhebend
RIC 99; BMC 124 (19,85 g)

Gruß

chinamul

Verfasst: Mi 10.08.05 20:43
von richard55-47
Die "Steifheit" der SPES ist bei Chinamuls Münze mehr als augenfällig. Bei meiner Münze ist dieses Phänomen zwar nicht so ausgeprägt, aber auch erkennbar. Das war mir aber bisher noch nicht aufgefallen. Ob aber SPES regelmäßig "elfengleich" daherschwebt, muss aber bezweifelt werden. Ich habe bei wildwinds geblättert und zumindest bei Titus RIC 669, 786, Domitianus RIC 168a(Titus), Hadrinus RIC 274a doch recht bodenständige Exemplare gefunden.
Was mir aber noch aufgefallen ist, ist die Abbildung des CLAUDIUS auf dem Avers. Irgendwie jugendlich, jedenfalls für mich völlig untypisch.
Den Sesterz SPES AUGUSTA RIC 99 habe ich bei "dirty old coins" kopiert und unten beigefügt (d.o.c. hat sich auch schon anderswo für die Abdruckrechte bedankt, das tue ich hiermit auch). Dort sieht CLAUDIUS ganz anders aus.

Verfasst: Di 24.11.09 17:39
von inferus
Liebes Forum,
ich wollte mich erkundigen, ob es sich bei dieser Neuerwerbung ebenfalls um eine inoffizielle Prägung z.b Spanien handelt oder ob es eher noch als ein untergewichtiger Sesterz durchgeht?
Und irgendwie kann ich mich nicht dem Eindruck verwehren, dass an dieser noch ein wenig herumgewerkelt wurde, da die Buchstaben doch sehr herausstechen siehe auf dem Avers bei Cla(u)dius der Buchstabe mehr einem Y ähnelt oder auf dem Revers das SP(E)S sehr verunglückt aussieht.

Durchmesser: 32mm
Gewicht: 17,03 gr.

Verfasst: Di 24.11.09 17:45
von Pscipio
Nicht nur ein wenig, die Münze ist leider völlig überarbeitet.

Gruss, Pscipio

Verfasst: Di 24.11.09 17:48
von chinamul
inferus hat geschrieben:Und irgendwie kann ich mich nicht dem Eindruck verwehren, dass an dieser noch ein wenig herumgewerkelt wurde, ...
"ein wenig herumgewerkelt" ist ja wohl stark untertrieben. Dies ist ein absolutes Monstrum, das allerdings durchaus noch einem guten Zweck dienen könnte, nämlich als abschreckendes Anschauungsobjekt dafür, was gewissenlose Münzverbrecher mit antiken Originalen alles so anstellen.

Gruß

chinamul

Verfasst: Di 24.11.09 19:53
von Peter43
Ich besitze auch eine dieser zeitgenössischen Imitationen des Claudius. Ich glaube, sie werden auch 'cast in Gaul' genannt. Sie imitiert RIC I, 97 mit der Libertas. Weiß vielleicht jemand, wie die großen Bögen um die re Schulter der Libertas entstanden sind oder was sie bedeuten?

Mit freundlichem Gruß

Verfasst: Di 24.11.09 20:23
von Julianus v. Pannonien
Sieht mir dast aus wie ein im wind wehendes Cape
Ich bin mir sicher das das beabsichtigt auf der Münze ist ( sprich der stempel so geschnitten wurde )
Vielleicht wollte der Stempelschnitzer einen schöneren Faltenwurf des Mantels darstellen.

Grüsse
Simon

Verfasst: Di 24.11.09 20:25
von quisquam
"Cast in Gaul", ebenso wie "coulée dans les Gaules" bezeichnet die gegossenen Limesfalsa. Die claudischen Imitationen sind allerdings geprägt.

Was die Bögen angeht so denke ich wie Simon, dass es sich um Freiheiten bzw. Missverständnisse des Stempelschneiders handelt.

Grüße, Stefan

Verfasst: Di 24.11.09 21:01
von Peter43
Danke. Ich sehe auch gerade, daß das Gewicht für 'cast in Gaul' zu hoch ist. Nach Curtis sind sie immer sehr dünn und stark untergewichtig. Zudem immer aus gelbem Messing, warum auch immer. Dies As sieht aber stark nach Kupfer aus.

http://www.forumancientcoins.com/board/ ... ic=36724.0

Mit freundlichem Gruß