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keltische imitationen römischer münzen?
Verfasst: Sa 27.08.05 14:18
von beachcomber
hallo,
ich zeige euch hier im anhang zwei barbarisierte denare des antoninus pius.
ähnliche stücke werden in auktionen immer als ' keltische nachahmungen römischer münzen' bezeichnet.(wenn sie überhaupt mal angeboten werden)
was mich allerdings ein bisschen wundert, dass zu dieser zeit noch eine autonome keltische prägung existiert haben soll.
allerdings habe ich auch absolut keine ahnung wer solche stücke geprägt haben soll, und zu welchem zweck. denn sie sind aus silber, nicht gefüttert und ( mindestens die eine) nicht untergewichtig.
interessanterweise existieren von beiden, laut RIC, nur aureii.
hat irgendjemand weitere informationen über solche münzen?
grüsse
frank
Re: keltische imitationen römischer münzen?
Verfasst: Sa 27.08.05 14:23
von Pscipio
beachcomber hat geschrieben:was mich allerdings ein bisschen wundert, dass zu dieser zeit noch eine autonome keltische prägung existiert haben soll.
Verbieten konnte man das Prägen von Münzen nur der innerhalb des Reiches lebenden keltischstämmigen Bevölkerung, nicht aber den ausserhalb der Grenzen lebenden "freien Kelten" (oder welche Völker auch immer. Ganz wertneutral sollte man vielleicht eher von den "Barbaren" sprechen, dann legt man sich nicht gleich auf eine Völkerschaft fest. Aber "Barbaren" hört sich eben heute wenig wertneutral an.). Beziehst sich deine Verwunderung auf eine alfällige Münzprägung von "äusseren" oder von "inneren Kelten"?
Ist es sicher, dass diese Münzen "barbarisiert" sind und nicht bloss schlechte irreguläre Prägungen darstellen?
Gruss, Pscipio
PS: hübsche Stücke

Verfasst: Sa 27.08.05 14:48
von beachcomber
hallo pscipio,
na, der römische stempelschneider der solche porträts ablieferte, wär ja wohl den löwen zum frass vorgeworfen worden!
was mich an dem 'keltisch' so wundert ist, das ich nicht wüsste, dass um diese zeit noch freie kelten existiert hätten.
grüsse
frank
Keltisch wohl kaum
Verfasst: Sa 27.08.05 15:07
von Scharfnasius
Hi Leute,
ich denke keltische Nachprägungen ist völlig falsch, denn zur Zeit der Adoptivkaiser gab es allenfalls noch in Schottland, Kaledonien und Irland freie Kelten. Dort stammen die Münzen ja wohl kaum her, da die Verhältnisse dort eher primitiv waren. Vielleicht könnte es sich aber um Nachprägungen ganz anderer Völker handeln. Möglicherweise sogar aus dem freien Germanien, wo der Handel in dieser relativen Friedenszeit sicher florierte. Dafür brauchte man Geld, wenn man nicht tauschen wollte. Viel wahrscheinlicher ist aber doch, dass es sich um zeitgenössische Nachprägungen aus dem römischen Reich selbst handelt.
In diesem Sinne,
Scharfnasius
Verfasst: Sa 27.08.05 16:39
von B.A.
Moin Moin,
was mich leicht verwundert ist, dass zumindest bei der ersten Münze der Vorder- und Rückseitenstempel von verschiedenen Stempelschneidern stammen muss.
Ich würde sagen, dass die Stempel entweder von einer offiziellen Münzstätte stammen, jedoch von einem Laien/Lehrling/Anfänger hergestellt wurden (wobei ich glaube das man diese Stempel kaum verwenden würde) oder das Stempel von offiziellen Münzstätten nach Gallien (oder andere Gebiete) transportiert wurden um dort dem Geldmangel entgegenzuwirken. Dort wurden dann auch neue Stempel geschnitten, wobei man die Qualität der reichsrömischen Stempel natürlich nur schwer erreichen konnte.
Denn antike Fälscher hätten sich mit solch einer Qualität sicher nicht zufrieden gegeben, daher schließe ich persönlich eine antike Fälschung aus.
Mfg
SCheibe
Verfasst: Sa 27.08.05 17:01
von Pscipio
Bastard-Ratte hat geschrieben:was mich leicht verwundert ist, dass zumindest bei der ersten Münze der Vorder- und Rückseitenstempel von verschiedenen Stempelschneidern stammen muss.
Bastard-Ratte hat geschrieben:Denn antike Fälscher hätten sich mit solch einer Qualität sicher nicht zufrieden gegeben, daher schließe ich persönlich eine antike Fälschung aus.
Mit beiden Aussagen gehe ich nicht zwingend konform. Woraus schliesst du denn, dass die beiden Stempel der ersten Münze von unterschiedlichen Künstlern stammen
müssen?
Auch der Hinweis auf eine mangelnde Qualität, die man als Indiz oder gar Beweis gegen die Theorie einer antiken Fälschung werten müsse, finde ich sehr gewagt. Es gibt doch durchaus noch viel rustikalere antike Fälschungen...
Gruss, Pscipio
Verfasst: Sa 27.08.05 17:04
von beachcomber
hallo bastard-ratte,
dass es sich hierbei um fälschungen im sinne von falschmünzerei, also betrug an den (mit)bürgern, handelt, denke ich auch nicht.
es ist wohl eher so, das irgendein barbarenstamm das auch ausserhalb des römischen reiches beliebte zirkulationsmittel nachgeahmt hat.
meine frage ging dahin, ob jemand weiss welche dieser 'barbaren' dafür in frage kommen
grüsse
frank
p.s. wie kommst du darauf das der rv-stempel von jemand anderem sein muss, so schön ist die pietas ja nun wirklich nicht?
Verfasst: Sa 27.08.05 20:41
von B.A.
@pscipio
Dein Hinweis bezüglich einer Fälschung stimmt schon, daher habe ich unterstrichen das es sich um meine Meinung dazu handelt. Jedoch muss ich im Nachhinein zugeben, das diese These etwas übereilt von mir getroffen wurde, natürlich gibt es rustikalere Fälschungen, daher etschärfe ich diese These indem ich behaupte es könne sich vieleicht doch um eine antike römische Fälschung handeln.
Zur Frage bezüglich der zwei unterschiedlichen Stempel der ersten Münze:
Mir gefällt der Stil beider Seiten nicht recht, wenn sie vom selben Künstler stammen würden, sollte doch der Stil beider Seiten besser miteinander harmonieren. Ich bilde mir ein, dass die Buchstaben der Rückseite eine geschwungenere Form aufweisen, wohingegen die Vorderseite wie von einem "Grundschüler gemalt" wirkt.
Aber wie gesagt, dies ist nur meine Meinung die ich zu dieser Diskussion beitragen möchte.
Mfg
SCheibe