Beteiligung der Kaiser an der Motivauswahl auf Münzen
Moderator: Homer J. Simpson
- chinamul
- Beiträge: 6055
- Registriert: Di 30.03.04 17:05
- Wohnort: irgendwo in S-H
- Hat sich bedankt: 0
- Danksagung erhalten: 78 Mal
Zu den vorangegangenen Postings erlaube ich mir zwei Bemerkungen:
Zunächst ein Philologicum: Es ist strenggenommen wohl nicht zulässig, aus einem Kitharoëden einfach einen Kitharöden zu machen. Das o und das e bilden gesprochen im Griechischen wie im Lateinischen gemeinsam einen Diphthong ("Zweilaut") und nicht etwa einen Umlaut. Das ist im übrigen auch - was nicht alle Mediziner zu wissen scheinen - bei der Diarrhoë und der Apnoë (unsere Autos laufen auf Pneus und nicht auf Pnös!) der Fall. oe und ae wurden eben getrennt gesprochen, ("oe" wie "eu", "ae" wie "ei") wie sonst hätte aus Caesar unser "Kaiser" werden können? Bei poeta hat es doch auch geklappt, wodurch uns die Schreibung Pöt erspart geblieben ist!
Ich verstehe die Phobie gegenüber dem Wort Propaganda nicht ganz. Wir dürfen uns doch nicht den Gebrauch von bestimmten Begriffen nicht von denjenigen aus dem Mund nehmen lassen, die damit Schindluder getrieben haben. Wollten wir alle Wörter, die im "Dritten Reich" durch entsprechenden Gebrauch mit negativen Konnotationen aufgeladen wurden, aus der deutschen Sprache verbannen, (Autobahn, Arbeitsdienst, Lagerleitung, Parteitag, Volk u.s.w.), würden unsere Lexika erheblich ausgedünnt werden. "Political correctness" ist sicher eine wünschenswerte Sache, aber ich wehre mich gegen euphemistische Sprachregelungen, die aufgrund eines vorauseilenden Gehorsams gegenüber dem "Zeitgeist" entstanden sind. Das "Fräulein" und der "Lehrling" etwa, um nur zwei von vielen Beispielen zu nennen, wurden nach dem Motto "Sprache schafft Bewußtsein" aus dem Deutschen getilgt. Daß das gar nicht oder nur oberflächlich klappt, hat sich am Beispiel der DDR gezeigt. Natürlich ist es nichts als Propaganda in Reinkultur, wenn angesichts verworrener und katastrophaler Verhältnisse im Reich auf Münzen "die Wiederherstellung glücklicher Zeiten" oder die "Eintracht der Augusti" beschworen wird.
Gruß
chinamul
Zunächst ein Philologicum: Es ist strenggenommen wohl nicht zulässig, aus einem Kitharoëden einfach einen Kitharöden zu machen. Das o und das e bilden gesprochen im Griechischen wie im Lateinischen gemeinsam einen Diphthong ("Zweilaut") und nicht etwa einen Umlaut. Das ist im übrigen auch - was nicht alle Mediziner zu wissen scheinen - bei der Diarrhoë und der Apnoë (unsere Autos laufen auf Pneus und nicht auf Pnös!) der Fall. oe und ae wurden eben getrennt gesprochen, ("oe" wie "eu", "ae" wie "ei") wie sonst hätte aus Caesar unser "Kaiser" werden können? Bei poeta hat es doch auch geklappt, wodurch uns die Schreibung Pöt erspart geblieben ist!
Ich verstehe die Phobie gegenüber dem Wort Propaganda nicht ganz. Wir dürfen uns doch nicht den Gebrauch von bestimmten Begriffen nicht von denjenigen aus dem Mund nehmen lassen, die damit Schindluder getrieben haben. Wollten wir alle Wörter, die im "Dritten Reich" durch entsprechenden Gebrauch mit negativen Konnotationen aufgeladen wurden, aus der deutschen Sprache verbannen, (Autobahn, Arbeitsdienst, Lagerleitung, Parteitag, Volk u.s.w.), würden unsere Lexika erheblich ausgedünnt werden. "Political correctness" ist sicher eine wünschenswerte Sache, aber ich wehre mich gegen euphemistische Sprachregelungen, die aufgrund eines vorauseilenden Gehorsams gegenüber dem "Zeitgeist" entstanden sind. Das "Fräulein" und der "Lehrling" etwa, um nur zwei von vielen Beispielen zu nennen, wurden nach dem Motto "Sprache schafft Bewußtsein" aus dem Deutschen getilgt. Daß das gar nicht oder nur oberflächlich klappt, hat sich am Beispiel der DDR gezeigt. Natürlich ist es nichts als Propaganda in Reinkultur, wenn angesichts verworrener und katastrophaler Verhältnisse im Reich auf Münzen "die Wiederherstellung glücklicher Zeiten" oder die "Eintracht der Augusti" beschworen wird.
Gruß
chinamul
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit
- Peter43
- Beiträge: 13032
- Registriert: Mi 11.08.04 02:01
- Wohnort: Arae Flaviae, Agri Decumates
- Hat sich bedankt: 205 Mal
- Danksagung erhalten: 1920 Mal
- Kontaktdaten:
@Chinamul:
Auszug aus dem Fremdwörter-Duden:
Ki|tha|rö|de* der; -n, -n <aus gleichbed. gr. kitharōidós>: Kitharaspieler u. zugleich Sänger im antiken Griechenland.
Auszug aus Meyers Enzyklopädischem Lexikon (1980!):
Kitharöde, der [lat. citharoedus < griech. kitharodos]
Und bevor Du über den Duden herfällst - z.T. auch zurecht, wenn Du an die neue Schreibweise von Hämorrhoiden als Hämoriden denkst - hier Auszüge aus meinem Gemoll:
(1) KIΘAP-AOIΔOΣ, Zitherspieler, der zu seinem Zitherspiel singt
(2) KIΘAP-ΩΔOΣ, Zitherspieler, der zu seinem Zitherspiel singt
(3) KIΘAP-ΩΔIA, Zitherspiel mit Gesang
(4) KIΘAP-ΩΔEΩ, zur Zither singen
Bei den Wörtern (2) und (3) und (4) ist das Omega mit einem iota subscriptum versehen. Das bedeutet, daß bereits zu dieser Zeit kein Diphthong gesprochen wurde!
MfG
Auszug aus dem Fremdwörter-Duden:
Ki|tha|rö|de* der; -n, -n <aus gleichbed. gr. kitharōidós>: Kitharaspieler u. zugleich Sänger im antiken Griechenland.
Auszug aus Meyers Enzyklopädischem Lexikon (1980!):
Kitharöde, der [lat. citharoedus < griech. kitharodos]
Und bevor Du über den Duden herfällst - z.T. auch zurecht, wenn Du an die neue Schreibweise von Hämorrhoiden als Hämoriden denkst - hier Auszüge aus meinem Gemoll:
(1) KIΘAP-AOIΔOΣ, Zitherspieler, der zu seinem Zitherspiel singt
(2) KIΘAP-ΩΔOΣ, Zitherspieler, der zu seinem Zitherspiel singt
(3) KIΘAP-ΩΔIA, Zitherspiel mit Gesang
(4) KIΘAP-ΩΔEΩ, zur Zither singen
Bei den Wörtern (2) und (3) und (4) ist das Omega mit einem iota subscriptum versehen. Das bedeutet, daß bereits zu dieser Zeit kein Diphthong gesprochen wurde!
MfG
Omnes vulnerant, ultima necat.
- chinamul
- Beiträge: 6055
- Registriert: Di 30.03.04 17:05
- Wohnort: irgendwo in S-H
- Hat sich bedankt: 0
- Danksagung erhalten: 78 Mal
Selbst wenn der Diphthong tatsächlich durch Elision geschlichtet wurde, so konnte daraus aber schwerlich ein gesprochenes Ö werden.Peter43 hat geschrieben: Bei den Wörtern (2) und (3) und (4) ist das Omega mit einem iota subscriptum versehen. Das bedeutet, daß bereits zu dieser Zeit kein Diphthong gesprochen wurde!
Was nun das iota subscriptum bei langgesprochenen Stammvokalen anbetrifft, so ist es eben doch ein Zeichen dafür, daß hier ein Diphthong vorliegt, wenn auch mit einem eher schwachen i-Anteil. Insofern ist die Diärese, mit der ich den Kitharoeden versehen habe, zugegebenermaßen nicht korrekt, denn sie besagt, daß dann nicht ein Diphthong zu sprechen ist, sondern sogar zwei getrennte Vokale. Ich wollte aber verdeutlichen, daß die Buchstabenkombination oe nicht wie der Notbehelf zur Wiedergabe des deutschen ö etwa auf einer englischen Schreibmaschine angesehen werden darf. Insofern können mich weder der Duden noch der Meyer überzeugen. Sie führen eben lediglich deskriptiv - wie einer demokratischen Gesellschaft auch durchaus angemessen - die heute üblich gewordene, aber dennoch sprachgeschichtlich zweifelhafte Schreibweise mit der daraus resultierenden ebenso zweifelhaften Aussprache an.
Gruß
chinamul
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit
- Peter43
- Beiträge: 13032
- Registriert: Mi 11.08.04 02:01
- Wohnort: Arae Flaviae, Agri Decumates
- Hat sich bedankt: 205 Mal
- Danksagung erhalten: 1920 Mal
- Kontaktdaten:
Lieber Chinamul!
Ich muß noch einmal auf auf dieses Aussprache- bzw. orthographische Problem zurückkommen, auch wenn ich vielleicht als uneinsichtig oder rechthaberisch dastehen werde. Das Wort 'Kitharöde' ist genauso gebildet worden wie die 'Tragödie'. Diese ist lat. 'tragoedia' und kommt vom griech. 'TPAΓ - ΩΔIA', ebenfalls mit einem subscriptierten Iota unter dem Omega. Also kein Unterschied zur Geschichte des 'Kitharöden'! Niemand aber würde auf den Gedanken kommen, deshalb Tragödie als Tragoedie zu schreiben oder gar wie Trago-edia auszusprechen! Und dann gibt es noch den wichtigen Grundsatz, gleiche Fälle auch gleich zu behandeln!
MfG
Ich muß noch einmal auf auf dieses Aussprache- bzw. orthographische Problem zurückkommen, auch wenn ich vielleicht als uneinsichtig oder rechthaberisch dastehen werde. Das Wort 'Kitharöde' ist genauso gebildet worden wie die 'Tragödie'. Diese ist lat. 'tragoedia' und kommt vom griech. 'TPAΓ - ΩΔIA', ebenfalls mit einem subscriptierten Iota unter dem Omega. Also kein Unterschied zur Geschichte des 'Kitharöden'! Niemand aber würde auf den Gedanken kommen, deshalb Tragödie als Tragoedie zu schreiben oder gar wie Trago-edia auszusprechen! Und dann gibt es noch den wichtigen Grundsatz, gleiche Fälle auch gleich zu behandeln!
MfG
Omnes vulnerant, ultima necat.
-
- Vergleichbare Themen
- Antworten
- Zugriffe
- Letzter Beitrag
-
- 0 Antworten
- 246 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von Numis-Student
-
- 6 Antworten
- 569 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von stilgard
-
- 1 Antworten
- 260 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von Steffl0815
-
- 9 Antworten
- 542 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von Rollentöter
-
- 1 Antworten
- 755 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von Steffl0815
Wer ist online?
Mitglieder in diesem Forum: Lucius Aelius und 15 Gäste