Mythologisch interessante Münzen
Moderator: Homer J. Simpson
- Peter43
- Beiträge: 13151
- Registriert: Mi 11.08.04 02:01
- Wohnort: Arae Flaviae, Agri Decumates
- Hat sich bedankt: 275 Mal
- Danksagung erhalten: 2161 Mal
Astarte, oder Ba'alat Gebul, die Herrin von Byblos
Dies ist eine Münze von Diadumenian aus Byblos/Phönizien. Es war einer der Hauptorte des Astartekultes und trug den Ehrennamen 'Das heilige Byblos'. Heute ist es Jbal an der Küste des Libanon. Es war in der Antike der Hauptausfuhrort für das ägyptische Papyrus nach Griechenland. Daher kommt das griechische Wort BIBLOS für Buch, und unser Wort Bibel für die Heilige Schrift.
Diadumenian Caesar Mitte Mai 218 - 8.Juni 218
AE 24, 10.81g
Av.: M OΠ ΔIAΔYMENIANOC KAI
bloßer Kopf, Büste cürassiert n.r.
Rv.: BYB - ΛOY / IEPAC (im Abschnitt)
zweisäuliger Tempel, überwölbt von einem Bogen, der girlandenartig
mit muschelähnlichen Strukturen verziert ist. Darin steht Astarte n.r.,
drapiert, mit Polos auf dem Kopf und Speer in der re Hand, den li Fuß
auf einem Schiffsbug. Re vor ihr auf einer Säule Nike, geflügelt, die
sie mit einem Kranz krönt.
BMC 40-43; Rouvier 399
selten, knapp SS
Hintergrund:
1) Astarte, Phönizisch Ashtoreth, Ugaritisch ‘ttrt, Akkadisch As-tar-tú,
war eine bedeutende Nordwest-Semitische Göttin, verwandt in Namen,
Ursprung und Funktion mit der Ost-Semitischen Göttin Ishtar.
Sie war verknüpft mit Fruchtbarkeit, Sexualität und Krieg. Ihre
Symbole waren Löwe, Pferd, Spinx, Taube, und ein Stern in einem
Kreis als Zeichen der Venus. Astarte wurde von den Griechen unter
dem Namen Aphrodite übernommen. Zypern, eines der größten
Kultzentren der Astarte, lieferte den Namen Cypris als Aphrodites
bekanntesten Beinamen.
2) Andere wichtige Zentren ihrer Verehrung waren Sidon, Tyros und
Byblos. Münzen aus Sidon zeigen einen Kultwagen mit einem Stein, der
wahrscheinlich Astarte repräsentiert. Andere Zentren waren Cytherea,
Malta und Eryx/Sizilien, woher die Römer sie als Venus Erycina
kennenlernten. Ein Bilingue von 500 v.Chr. aus Caere/Etrurien setzt
sie mit Uni, also Juno, gleich.
3) In Karthago wurde Astarte parallel zu Tanit verehrt. In Tutugi in der
Nähe von Granada/Spanien wurde eine Statue aus dem 6. oder 7.Jh.
v.Chr. gefunden, wo Astarte auf einem von Sphinxen flankierten Thron
sitzt und eine Schale unter ihren Brüsten hält, die beide durchbohrt
waren. Ein Höhlung in der Statue konnte durch ein Loch im Kopf mit
Milch gefüllt werden und durch vorsichtiges Erhitzen konnte man die
verschließenden Wachsstöpsel schmelzen, sodaß ein augenscheinliches
Wunder geschah.
4) Plutarch in seinem Über Isis und Osiris erzählt, daß der König und
die Königin von Byblos, die unwissentlich den Leichnam des Osiris in
einem Pfeiler ihrer Halle besaßen, tatsächlich Melqart und Astarte
gewesen seien. Im phönizischen Pantheon erscheint Astarte als
Tochter von Himmel und Erde und als Schwester des großen Gottes El.
Nachdem El seinen Vater, den Himmel, verbannt hatte, schickte der
ihm zur Rache Astarte, seine 'jungfräuliche Tochter', zusammen mit
ihrer Schwester Asherah und der Göttin, die später Ba'alat Gebul
genannt wurde, die 'Herrin von Byblos'. Diese Rache mißlang, alle 3
wurde Ehefrauen des El. Astarte gebar ihm 7 Töchter, die Titaniden
oder Artemiden, und 2 Söhne, Pothos und Eros. Später regierten
Astarte und Hadad mit Els Einverständnis zusammen über das Land.
Astarte setzte sich einen Stierkopf auf den Kopf als Zeichen ihrer
Oberherrschaft. Auf der Wanderschaft durch die Welt hob sie einmal
einen vom Himmel gefallenen Stein auf und weihte ihn Tyros.
5) Der Astartekult war einer der Hauptkonkurrenten für den frühen
israelischen Monotheismus. Es gibt die begründete Meinung, daß die
griechische Göttin Aphrodite, insbesondere Aphrodite Urania, nur ein
anderer Name für Astarte ist. Herodot schreibt, daß der Aphroditekult
in Phönizien entstanden sei und von dort nach Griechenland
gekommen ist. Er schreibt auch über den größten Aphroditetempel der
Welt in einer phönizischen Stadt. Die Verbindung zum Planeten Venus
ist eine andere Übereinstimmung mit dem Aphroditekult, offensichtlich
von der mesopotamischen Göttin Ishtar herrührend. Das Opfern von
Tauben gehört ebenfalls dazu.
Lit.:
Der kleine Pauly
Wikipedia
Online Lexikon
Mit freundlichem Gruß
Dies ist eine Münze von Diadumenian aus Byblos/Phönizien. Es war einer der Hauptorte des Astartekultes und trug den Ehrennamen 'Das heilige Byblos'. Heute ist es Jbal an der Küste des Libanon. Es war in der Antike der Hauptausfuhrort für das ägyptische Papyrus nach Griechenland. Daher kommt das griechische Wort BIBLOS für Buch, und unser Wort Bibel für die Heilige Schrift.
Diadumenian Caesar Mitte Mai 218 - 8.Juni 218
AE 24, 10.81g
Av.: M OΠ ΔIAΔYMENIANOC KAI
bloßer Kopf, Büste cürassiert n.r.
Rv.: BYB - ΛOY / IEPAC (im Abschnitt)
zweisäuliger Tempel, überwölbt von einem Bogen, der girlandenartig
mit muschelähnlichen Strukturen verziert ist. Darin steht Astarte n.r.,
drapiert, mit Polos auf dem Kopf und Speer in der re Hand, den li Fuß
auf einem Schiffsbug. Re vor ihr auf einer Säule Nike, geflügelt, die
sie mit einem Kranz krönt.
BMC 40-43; Rouvier 399
selten, knapp SS
Hintergrund:
1) Astarte, Phönizisch Ashtoreth, Ugaritisch ‘ttrt, Akkadisch As-tar-tú,
war eine bedeutende Nordwest-Semitische Göttin, verwandt in Namen,
Ursprung und Funktion mit der Ost-Semitischen Göttin Ishtar.
Sie war verknüpft mit Fruchtbarkeit, Sexualität und Krieg. Ihre
Symbole waren Löwe, Pferd, Spinx, Taube, und ein Stern in einem
Kreis als Zeichen der Venus. Astarte wurde von den Griechen unter
dem Namen Aphrodite übernommen. Zypern, eines der größten
Kultzentren der Astarte, lieferte den Namen Cypris als Aphrodites
bekanntesten Beinamen.
2) Andere wichtige Zentren ihrer Verehrung waren Sidon, Tyros und
Byblos. Münzen aus Sidon zeigen einen Kultwagen mit einem Stein, der
wahrscheinlich Astarte repräsentiert. Andere Zentren waren Cytherea,
Malta und Eryx/Sizilien, woher die Römer sie als Venus Erycina
kennenlernten. Ein Bilingue von 500 v.Chr. aus Caere/Etrurien setzt
sie mit Uni, also Juno, gleich.
3) In Karthago wurde Astarte parallel zu Tanit verehrt. In Tutugi in der
Nähe von Granada/Spanien wurde eine Statue aus dem 6. oder 7.Jh.
v.Chr. gefunden, wo Astarte auf einem von Sphinxen flankierten Thron
sitzt und eine Schale unter ihren Brüsten hält, die beide durchbohrt
waren. Ein Höhlung in der Statue konnte durch ein Loch im Kopf mit
Milch gefüllt werden und durch vorsichtiges Erhitzen konnte man die
verschließenden Wachsstöpsel schmelzen, sodaß ein augenscheinliches
Wunder geschah.
4) Plutarch in seinem Über Isis und Osiris erzählt, daß der König und
die Königin von Byblos, die unwissentlich den Leichnam des Osiris in
einem Pfeiler ihrer Halle besaßen, tatsächlich Melqart und Astarte
gewesen seien. Im phönizischen Pantheon erscheint Astarte als
Tochter von Himmel und Erde und als Schwester des großen Gottes El.
Nachdem El seinen Vater, den Himmel, verbannt hatte, schickte der
ihm zur Rache Astarte, seine 'jungfräuliche Tochter', zusammen mit
ihrer Schwester Asherah und der Göttin, die später Ba'alat Gebul
genannt wurde, die 'Herrin von Byblos'. Diese Rache mißlang, alle 3
wurde Ehefrauen des El. Astarte gebar ihm 7 Töchter, die Titaniden
oder Artemiden, und 2 Söhne, Pothos und Eros. Später regierten
Astarte und Hadad mit Els Einverständnis zusammen über das Land.
Astarte setzte sich einen Stierkopf auf den Kopf als Zeichen ihrer
Oberherrschaft. Auf der Wanderschaft durch die Welt hob sie einmal
einen vom Himmel gefallenen Stein auf und weihte ihn Tyros.
5) Der Astartekult war einer der Hauptkonkurrenten für den frühen
israelischen Monotheismus. Es gibt die begründete Meinung, daß die
griechische Göttin Aphrodite, insbesondere Aphrodite Urania, nur ein
anderer Name für Astarte ist. Herodot schreibt, daß der Aphroditekult
in Phönizien entstanden sei und von dort nach Griechenland
gekommen ist. Er schreibt auch über den größten Aphroditetempel der
Welt in einer phönizischen Stadt. Die Verbindung zum Planeten Venus
ist eine andere Übereinstimmung mit dem Aphroditekult, offensichtlich
von der mesopotamischen Göttin Ishtar herrührend. Das Opfern von
Tauben gehört ebenfalls dazu.
Lit.:
Der kleine Pauly
Wikipedia
Online Lexikon
Mit freundlichem Gruß
Omnes vulnerant, ultima necat.
- Peter43
- Beiträge: 13151
- Registriert: Mi 11.08.04 02:01
- Wohnort: Arae Flaviae, Agri Decumates
- Hat sich bedankt: 275 Mal
- Danksagung erhalten: 2161 Mal
Baetyl, der heilige Stein
Dies ist ein Beitrag zu den seltsamen Steinen, die besonders im vorderen Orient, aber nicht nur da, als Götter verehrt wurden. Der berühmteste ist wohl der Stein, der als Gott Elagabal in Emesa verehrt wurde, und den sein Oberpriester Bassianus (als Kaiser Elagabl) in Rom einführen wollte. Dies hier ist der heilige Stein von Sidon.
Phönizien, Sidon, Elagabal AD 218-222
AE 30, 20.23g
Av.: IMP CAESAR - M AV ANTONINVS
Büste, drapiert und cürassiert, belorbeert, n.r.
Rv.: AVR PIA - SID - COL MET
Zweirädriger Kultkarren der Astarte n.r., mit Dach auf 4 Säulen, von
dem 2 Palmen entspringen; darin der heilige Stein (Baetyl) von
Sidon
SNG Copenhagen 255
fast VZ, hübsche Sandpatina
Baitylia, 'beseelte Steine', seien von Uranos erfunden worden, heißt es. Dies ist nichts als eine mythische Umschreibung ihrer Meteoritennatur, welche auch durch die anderen Zeugnisse bestätigt wird: die Baitylia bewegen sich, vom Himmel kommend, sprungartig durch die Luft; sie treten einzeln und in Schwärmen auf. Von verschiedenartiger, z.T. auch wechselnder Farbe, bergen sie in ihrer ihrer kugelförmigen Hülle einen astralen Kern. Manche besitzen magische Gewalt sowie die Gabe der Prophetie, sind also Sitz überirdischer Kräfte; ihren Verkündigungen liegt die Autorität großer Götter (Zeus, Kronos, Helios) zugrunde. Sie rücken damit in den großen Kreis der bildlosen Steinidole.
Während Überreste eines Steinkults im gesamten Mittelmmeerraums nicht selten sind, entstammen die Zeugnisse für die spezielle Anbetung von Baetylen zunächst der Sphäre des semitischen Volkstums: noch die Spätzeit kennt hier außer dem vorislamischen Würfelidol der Kaaba zu Mekka noch den schwarzen Kubus des Dusares im nabatäischen Petra und den omphalosförmigen Stein des Elagabal-Ammudates von Emesa (siehe die Münze von Chinamul!).
Die diesen Kultobjekten geltenden Umwicklungs- bzw. Bekleidungsriten stellen einen Ansatz zur Anthropomorphisierung dar, d.h. den Versuch sie zu vermenschlichen. Mythologisch durchgeführt ist dies sowohl in der Figur der Xaabou, der jungfräulichen Mutter des Dusares, als auch in dem Uranossohn Baitulos, dem Sohn des Kronos. Darüberhinaus bezeugen Inschriften aus Dura-Europos und Kafr Neb für Syrien die Verehrung auch eines Zeus Betulos. Das Verhältnis zwischen Baitulos, den Baitylia und dem im Alten Testament erwähnten jüdisch-aramäischen Gott Bethel ist problematisch. Sie alle auf aramäisch bet'el "Gottes Haus" zurückzuführen, geht wohl zu weit. Es handelt sich aber offensichtlich um ein mediterranes Ursprungswort.
Damit fällt der Blick auf Kleinasien und Kreta: da gibt es den schwarzen Meteor der Ma-Kybele von Pessinus und den Stein der kretischen Rhea, der von Kronos verschlungen und wieder ausgespien wurde, und in Delphi, wo er angeblich zur Erde kam, gesalbt und mit Binden umwickelt wurde. Er wird ausdrücklich baitylos genannt. Dies erinnert natürlich stark an den bekleideten syrischen Baitylos. Hinter der Legende vom Kronosstein steht der Kult eines bildlosen Zeus Kretagenes. Dies wird auch bestätigt durch die Erwähnung eines Zeus Diskos durch Lykophron.
nach 'Der kleine Pauly'
Mit freundlichen Grüßen
Dies ist ein Beitrag zu den seltsamen Steinen, die besonders im vorderen Orient, aber nicht nur da, als Götter verehrt wurden. Der berühmteste ist wohl der Stein, der als Gott Elagabal in Emesa verehrt wurde, und den sein Oberpriester Bassianus (als Kaiser Elagabl) in Rom einführen wollte. Dies hier ist der heilige Stein von Sidon.
Phönizien, Sidon, Elagabal AD 218-222
AE 30, 20.23g
Av.: IMP CAESAR - M AV ANTONINVS
Büste, drapiert und cürassiert, belorbeert, n.r.
Rv.: AVR PIA - SID - COL MET
Zweirädriger Kultkarren der Astarte n.r., mit Dach auf 4 Säulen, von
dem 2 Palmen entspringen; darin der heilige Stein (Baetyl) von
Sidon
SNG Copenhagen 255
fast VZ, hübsche Sandpatina
Baitylia, 'beseelte Steine', seien von Uranos erfunden worden, heißt es. Dies ist nichts als eine mythische Umschreibung ihrer Meteoritennatur, welche auch durch die anderen Zeugnisse bestätigt wird: die Baitylia bewegen sich, vom Himmel kommend, sprungartig durch die Luft; sie treten einzeln und in Schwärmen auf. Von verschiedenartiger, z.T. auch wechselnder Farbe, bergen sie in ihrer ihrer kugelförmigen Hülle einen astralen Kern. Manche besitzen magische Gewalt sowie die Gabe der Prophetie, sind also Sitz überirdischer Kräfte; ihren Verkündigungen liegt die Autorität großer Götter (Zeus, Kronos, Helios) zugrunde. Sie rücken damit in den großen Kreis der bildlosen Steinidole.
Während Überreste eines Steinkults im gesamten Mittelmmeerraums nicht selten sind, entstammen die Zeugnisse für die spezielle Anbetung von Baetylen zunächst der Sphäre des semitischen Volkstums: noch die Spätzeit kennt hier außer dem vorislamischen Würfelidol der Kaaba zu Mekka noch den schwarzen Kubus des Dusares im nabatäischen Petra und den omphalosförmigen Stein des Elagabal-Ammudates von Emesa (siehe die Münze von Chinamul!).
Die diesen Kultobjekten geltenden Umwicklungs- bzw. Bekleidungsriten stellen einen Ansatz zur Anthropomorphisierung dar, d.h. den Versuch sie zu vermenschlichen. Mythologisch durchgeführt ist dies sowohl in der Figur der Xaabou, der jungfräulichen Mutter des Dusares, als auch in dem Uranossohn Baitulos, dem Sohn des Kronos. Darüberhinaus bezeugen Inschriften aus Dura-Europos und Kafr Neb für Syrien die Verehrung auch eines Zeus Betulos. Das Verhältnis zwischen Baitulos, den Baitylia und dem im Alten Testament erwähnten jüdisch-aramäischen Gott Bethel ist problematisch. Sie alle auf aramäisch bet'el "Gottes Haus" zurückzuführen, geht wohl zu weit. Es handelt sich aber offensichtlich um ein mediterranes Ursprungswort.
Damit fällt der Blick auf Kleinasien und Kreta: da gibt es den schwarzen Meteor der Ma-Kybele von Pessinus und den Stein der kretischen Rhea, der von Kronos verschlungen und wieder ausgespien wurde, und in Delphi, wo er angeblich zur Erde kam, gesalbt und mit Binden umwickelt wurde. Er wird ausdrücklich baitylos genannt. Dies erinnert natürlich stark an den bekleideten syrischen Baitylos. Hinter der Legende vom Kronosstein steht der Kult eines bildlosen Zeus Kretagenes. Dies wird auch bestätigt durch die Erwähnung eines Zeus Diskos durch Lykophron.
nach 'Der kleine Pauly'
Mit freundlichen Grüßen
Zuletzt geändert von Peter43 am Di 11.10.05 11:48, insgesamt 1-mal geändert.
- Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor Peter43 für den Beitrag (Insgesamt 2):
- Georgios5 (So 21.11.21 12:57) • Steffl0815 (Do 24.11.22 19:17)
Omnes vulnerant, ultima necat.
- Peter43
- Beiträge: 13151
- Registriert: Mi 11.08.04 02:01
- Wohnort: Arae Flaviae, Agri Decumates
- Hat sich bedankt: 275 Mal
- Danksagung erhalten: 2161 Mal
Da der Beitrag von Chinamul thematisch hierher gehört, kopiere ich ihn mal hierher. Ich hoffe, Chinamul wird mich deswegen nicht hängen.
Ein seltener Denar Elagabals
Die Rückseite zeigt den Transport des Steins von Emesa, eines Meteoriten, dem kultische Verehrung entgegengebracht wurde, vom syrischen Emesa nach Rom. Oberster Priester dieses dem syrischen Sonnengott Elagabalus geltenden Kultes war der Kaiser. Sein eigentlicher Name war zwar Marcus Aurelius Antoninus, wie er sich auch auf seinen Münzen nennt, aber wir kennen ihn eigentlich nur als Elagabal. Diesen Namen hat er von dem Stein von Emesa, der den ansonsten anikonischen (d. h. ohne Statuen oder andere Bildnisse verehrten) Gott Elagabalus verkörperte. Elagabal soll dem Stein nach dessen Ankunft in Rom im Sommer 219 persönlich das Geleit gegeben haben, indem er rückwärts gehend auf goldbestreuten Straßen dem abgebildeten Wagen voranschritt, bis er auf dem Kapitol angekommen war. Dort wurde ihm ein Tempel errichtet, in dem er dann aufgestellt und in die höchste Position unter den offiziell zu verehrenden Göttern erhoben wurde. Nach Elagabals Tod 222 wurde der Stein schließlich nach Emesa zurückgebracht.
Wir sehen eine mit vier bebänderten Zeremonialschirmchen geschmückte, nach rechts fahrende Quadriga. Darauf steht der Stein, an dem ein Adler befestigt ist. Die Legende SANCTO DEO SOLI ELAGABAL bedeutet „Dem heiligen Sonnengott Elagabal (geweiht)“
ELAGABALUS 218 – 222
AR Denar Antiochia
Av. ANTONINVS PIVS FELIX AVG - Belorbeerter Kopf rechts
Rv. SANCTO DEO SOLI, im Abschnitt: ELAGABAL - Mit vier Schirmchen geschmückte Quadriga im Schritt nach rechts; darauf der Meteorstein von Emesa
RIC 196; C. 269 (2,98 g)
Gruß
chinamul
Anmerkung von mir:
Die Sonnenschirme sollen den heiligen Stein nicht vor Sonne schützen, sondern sind Zeichen seiner Würde, so wie früher afrikanische Könige Sonnenschirme trugen oder hinter ihrem Thron Untergebene mit großen Wedeln standen.
Ein seltener Denar Elagabals
Die Rückseite zeigt den Transport des Steins von Emesa, eines Meteoriten, dem kultische Verehrung entgegengebracht wurde, vom syrischen Emesa nach Rom. Oberster Priester dieses dem syrischen Sonnengott Elagabalus geltenden Kultes war der Kaiser. Sein eigentlicher Name war zwar Marcus Aurelius Antoninus, wie er sich auch auf seinen Münzen nennt, aber wir kennen ihn eigentlich nur als Elagabal. Diesen Namen hat er von dem Stein von Emesa, der den ansonsten anikonischen (d. h. ohne Statuen oder andere Bildnisse verehrten) Gott Elagabalus verkörperte. Elagabal soll dem Stein nach dessen Ankunft in Rom im Sommer 219 persönlich das Geleit gegeben haben, indem er rückwärts gehend auf goldbestreuten Straßen dem abgebildeten Wagen voranschritt, bis er auf dem Kapitol angekommen war. Dort wurde ihm ein Tempel errichtet, in dem er dann aufgestellt und in die höchste Position unter den offiziell zu verehrenden Göttern erhoben wurde. Nach Elagabals Tod 222 wurde der Stein schließlich nach Emesa zurückgebracht.
Wir sehen eine mit vier bebänderten Zeremonialschirmchen geschmückte, nach rechts fahrende Quadriga. Darauf steht der Stein, an dem ein Adler befestigt ist. Die Legende SANCTO DEO SOLI ELAGABAL bedeutet „Dem heiligen Sonnengott Elagabal (geweiht)“
ELAGABALUS 218 – 222
AR Denar Antiochia
Av. ANTONINVS PIVS FELIX AVG - Belorbeerter Kopf rechts
Rv. SANCTO DEO SOLI, im Abschnitt: ELAGABAL - Mit vier Schirmchen geschmückte Quadriga im Schritt nach rechts; darauf der Meteorstein von Emesa
RIC 196; C. 269 (2,98 g)
Gruß
chinamul
Anmerkung von mir:
Die Sonnenschirme sollen den heiligen Stein nicht vor Sonne schützen, sondern sind Zeichen seiner Würde, so wie früher afrikanische Könige Sonnenschirme trugen oder hinter ihrem Thron Untergebene mit großen Wedeln standen.
Omnes vulnerant, ultima necat.
-
- Beiträge: 3405
- Registriert: So 08.05.05 23:46
- Wohnort: Chicago, IL, USA
- Hat sich bedankt: 0
- Danksagung erhalten: 29 Mal
- Peter43
- Beiträge: 13151
- Registriert: Mi 11.08.04 02:01
- Wohnort: Arae Flaviae, Agri Decumates
- Hat sich bedankt: 275 Mal
- Danksagung erhalten: 2161 Mal
Erichthonius, König von Athen
Hier möchte ich meine neueste Erwerbung vorstellen, eine Münze aus Nikopolis ad Istrum in Untermösien für Elagabal 218-222 n.Chr. Sie kam vor einem Monat aus Bulgarien.
AE 27, geprägt unter dem Legat Novius Rufus
Av.: AYT K M AYPH - ANTWNEINOC
Belorbeerte Büste, drapiert und cürassiert, n.r
Rv.: YP NOBIOY POYΦOY NIKOΠOΛITWN / ΠPOC ICT
Athena mit korinthischem Helm, steht n.l., hält in der re Hand Zweig;
hinter ihr Schild auf dem Boden; vor ihr Olivenbaum, um den sich
eine Schlange windet, die sich ihr entgegenstreckt.
AMNG 1921
Sehr selten, gutes SS, hübsche grüne Patina.
Hintergrund:
Die Rückseite dieser Münze spielt auf einen Gründungsmythos Athens an. Es besteht heute Übereinstimmung darin, daß Erichthonius und Erechtheus identisch sind. Ob aber diese zwei Halbgötter oder Heroen, die von Plato und Apollodorus erwähnt werden, Erichthonius oder Erechtheus sind oder Erichthonius und der Sohn des Erechtheus, der denselben Namen hatte, ist nicht sicher, aber sehr wahrscheinlich. Homer (Ilias I, 547 und Odyssee VII, 81) kennt nur einen Erechtheus als ursprünglich und König von Athen. Der erste Autor, der zwei Personen unterscheidet, ist Plato. Die Genealogen machen ihn zum Großvater des Erechtheus und damit zum 4.König von Athen.
Mythologie:
Als Hephaestus mit Athena schlafen wollte, stieß die Göttin ihn zurück, sein Samen fiel zur Erde, und von Gäa oder Atthis, der Tochter des Cranaus, wurde er Vater des Erichthonius, der entweder ganz oder nur zur Hälfte die Gestalt einer Schlange hatte. Athena zog dieses Wesen ohne Wissen der anderen Götter auf, ließ es von einem Drachen bewachen und versteckte es in einer Truhe. Dann vertraute sie es den Kekropstöchtern Agraulos, Pandrosos und Herse an, verbot ihnen aber, diese Truhe zu öffnen. Doch die mißachteten dieses Verbot, öffneten die Truhe aus Neugier und als sie das Kind in der Gestalt einer Schlange sahen (oder von einer Schlange umwunden), wurden sie von Wahnsinn erfaßt und stürzten sich vom Felsen der Akropolis, oder nach anderen ins Meer. Die Schlange aber entfloh in den Schild der Athene und wurde von ihr beschützt (Apollod. III. 14.§16; Ovid Met. II, 554). Als Erichthonius erwachsen geworden war, vertrieb er Amphictyon und übernahm die Herrschaft in Athen, und seine Frau Praxithea gebar ihm den Sohn Pandion.
Erichthonius soll die Anbetung der Athene eingeführt und das Fest der Panathenaea eingerichtet haben. Er soll den Tempel der Athena auf der Akropolis erbaut haben. Als sich Athena und Poseidon über den Besitz von Attica stritten, ergriff Erichthonius Partei für Athena. Er war weiter der erste, der einen Wagen mit vier Pferden benutzte (wahrscheinlich wegen seiner Schlangenfüße) und wurde deswegen von Zeus als Auriga (Wagenlenker) unter die Sterne versetzt. Er soll auch das Wagenrennen erfunden haben. Und endlich glaubt man, daß er die Athener mit der richtigen Verarbeitung von Silber bekanntgemacht habe, das von dem skythischen König Indus entdeckt worden sein soll. Er wurde im Tempel der Athena beigesetzt und seine Verehrung auf der Akropolis war verknüpft mit der von Athena und Poseidon. Sein berühmter Tempel, das Erichtheion, stand auf der Akropolis, und darin standen drei Altäre, der erste für Poseidon, auf dem auch für Erechtheus geopfert wurde, der zweite für Butes und der dritte für Hephaestus (Pausanias I.26.§6)
Übersetzt nach:
William Smith, Dictionary of Greek and Roman Antiquities, 1870
online unter http://www.ancientlibrary.com/smith-bio/
Angefügt ist ein Bild des Erichtheion auf der Akropolis. Es zeigt den weltberühmten Teil mit den Karyatiden.
Mit freundlichem Gruß
Hier möchte ich meine neueste Erwerbung vorstellen, eine Münze aus Nikopolis ad Istrum in Untermösien für Elagabal 218-222 n.Chr. Sie kam vor einem Monat aus Bulgarien.
AE 27, geprägt unter dem Legat Novius Rufus
Av.: AYT K M AYPH - ANTWNEINOC
Belorbeerte Büste, drapiert und cürassiert, n.r
Rv.: YP NOBIOY POYΦOY NIKOΠOΛITWN / ΠPOC ICT
Athena mit korinthischem Helm, steht n.l., hält in der re Hand Zweig;
hinter ihr Schild auf dem Boden; vor ihr Olivenbaum, um den sich
eine Schlange windet, die sich ihr entgegenstreckt.
AMNG 1921
Sehr selten, gutes SS, hübsche grüne Patina.
Hintergrund:
Die Rückseite dieser Münze spielt auf einen Gründungsmythos Athens an. Es besteht heute Übereinstimmung darin, daß Erichthonius und Erechtheus identisch sind. Ob aber diese zwei Halbgötter oder Heroen, die von Plato und Apollodorus erwähnt werden, Erichthonius oder Erechtheus sind oder Erichthonius und der Sohn des Erechtheus, der denselben Namen hatte, ist nicht sicher, aber sehr wahrscheinlich. Homer (Ilias I, 547 und Odyssee VII, 81) kennt nur einen Erechtheus als ursprünglich und König von Athen. Der erste Autor, der zwei Personen unterscheidet, ist Plato. Die Genealogen machen ihn zum Großvater des Erechtheus und damit zum 4.König von Athen.
Mythologie:
Als Hephaestus mit Athena schlafen wollte, stieß die Göttin ihn zurück, sein Samen fiel zur Erde, und von Gäa oder Atthis, der Tochter des Cranaus, wurde er Vater des Erichthonius, der entweder ganz oder nur zur Hälfte die Gestalt einer Schlange hatte. Athena zog dieses Wesen ohne Wissen der anderen Götter auf, ließ es von einem Drachen bewachen und versteckte es in einer Truhe. Dann vertraute sie es den Kekropstöchtern Agraulos, Pandrosos und Herse an, verbot ihnen aber, diese Truhe zu öffnen. Doch die mißachteten dieses Verbot, öffneten die Truhe aus Neugier und als sie das Kind in der Gestalt einer Schlange sahen (oder von einer Schlange umwunden), wurden sie von Wahnsinn erfaßt und stürzten sich vom Felsen der Akropolis, oder nach anderen ins Meer. Die Schlange aber entfloh in den Schild der Athene und wurde von ihr beschützt (Apollod. III. 14.§16; Ovid Met. II, 554). Als Erichthonius erwachsen geworden war, vertrieb er Amphictyon und übernahm die Herrschaft in Athen, und seine Frau Praxithea gebar ihm den Sohn Pandion.
Erichthonius soll die Anbetung der Athene eingeführt und das Fest der Panathenaea eingerichtet haben. Er soll den Tempel der Athena auf der Akropolis erbaut haben. Als sich Athena und Poseidon über den Besitz von Attica stritten, ergriff Erichthonius Partei für Athena. Er war weiter der erste, der einen Wagen mit vier Pferden benutzte (wahrscheinlich wegen seiner Schlangenfüße) und wurde deswegen von Zeus als Auriga (Wagenlenker) unter die Sterne versetzt. Er soll auch das Wagenrennen erfunden haben. Und endlich glaubt man, daß er die Athener mit der richtigen Verarbeitung von Silber bekanntgemacht habe, das von dem skythischen König Indus entdeckt worden sein soll. Er wurde im Tempel der Athena beigesetzt und seine Verehrung auf der Akropolis war verknüpft mit der von Athena und Poseidon. Sein berühmter Tempel, das Erichtheion, stand auf der Akropolis, und darin standen drei Altäre, der erste für Poseidon, auf dem auch für Erechtheus geopfert wurde, der zweite für Butes und der dritte für Hephaestus (Pausanias I.26.§6)
Übersetzt nach:
William Smith, Dictionary of Greek and Roman Antiquities, 1870
online unter http://www.ancientlibrary.com/smith-bio/
Angefügt ist ein Bild des Erichtheion auf der Akropolis. Es zeigt den weltberühmten Teil mit den Karyatiden.
Mit freundlichem Gruß
Omnes vulnerant, ultima necat.
- Peter43
- Beiträge: 13151
- Registriert: Mi 11.08.04 02:01
- Wohnort: Arae Flaviae, Agri Decumates
- Hat sich bedankt: 275 Mal
- Danksagung erhalten: 2161 Mal
Triptolemos
1. Die Münze:
Severus Alexander AD 232-235
AE 35, 19.8g
Av.: AYT(?) KM AYP CEY - AΛEΞANΔPOC AY
Büste, drapiert und cürassiert, von hinten gesehen, mit Strahlenkrone, n.r.
Rv.: ΠEPI - NΘIΩ - N / ΔIC NEΩKO / PΩN
Triptolemos steht n.r. in einer Biga, die von geflügelten Schlangen gezogen wird, die durch ein Joch verbunden sind. Mit der erhobenen re. Hand sät er Getreide aus, das er im Chlamys vor sich hält.
Schönert pl. 45, 737 (stempelgleich); Varbanov 4072 (stempelgleich)
Selten; SS, hübsche grün-braune Patina
veröffentlicht bei Wildwinds
PERINTHOS wurde in der Zeit nach Aurelian umbenannt in HERACLEA (THRACICA).
2. Mythologie:
TRIPTOLEMOS ist uns bereits begegnet in der Geschichte vom Raub der Persephone. Er war einer der 5 Söhne des Königs Keleus von Eleusis und seiner Frau Metaneira. Diese hatten Demeter, die ihre entführte Tochter Persephone suchte, gastfreundschaftlich aufgenommen, obwohl sie verkleidet war. Als der ältere Bruder des Triptolemos sie kritisierte, weil sie aus Durst einen ganzen Krug voll Gerstensaft austrank, verwandelte sie ihn zornig in eine Eidechse. Um dies gut zu machen, wollte sie den jüngsten Sohn unsterblich machen, indem sie ihn über ein Feuer hielt. Doch Metaneira, die davon nichts wußte, störte den Zauber, und der jüngste Sohn starb. Keleus brach in Tränen aus und beklagte das Schicksal seiner Söhne. Er wurde deshalb Dysaules genannt. Demeter tröstete ihn: "Trockne Deine Tränen, Dysaules, du hast noch drei Söhne, von denen ich Triptolemos solche Gaben verleihen werde, daß du den Verlust deiner zwei Söhne vergessen wirst."
Triptolemos aber hatte Demeter erkannt und gab ihr die entscheidenden Hinweise, durch die sie endlich ihre Tochter wiederbekam. Aus Dankbarkeit unterrichtete sie Triptolemos, seinen Bruder Eumolpos und Keleus in ihrer Anbetung und ihren Mysterien. Triptolemos aber erhielt Saatgut, einen hölzernen Pflug und einen von geflügelten Schlangen gezogenen Wagen. Auf der Rarischen Ebene in Attika - weswegen er auch des Königs Raros Sohn genannt wurde - lehrte sie ihn selbst die Kunst des Ackerbaus und sandte ihn damit über die ganze Erde, damit er seinerseits alle anderen Menschen darin unterrichten könnte.
(Ovid Met. V, 450-563)
Es gibt Erzählungen, wonach mehrmals Anschläge auf ihn verübt worden seien.So kam er mit seinem Schlangenwagen zuletzt nach Thrakien, wo er von König Lynkos ermordet worden sei, der zur Strafe in einen Luchs verwandelt wurde. (Ovid Metam. V, 642-661)
Er soll auch die Kunst, Städte zu bauen, gelehrt haben. Er besaß einen Altar auf dem rarischen Feld und einen eigenen Tempel in Eleusis. Es heißt auch, daß er einer der drei unterirdischen Richter sei.
3. Hintergrund:
Der Name Triptolemos heißt wohl 'Dreimalschüttler = gründlicher Worfler' . (Anm.: Nach dem Dreschen des Getreides mußte noch die Spreu von den Körnern getrennt werden. Dazu wurde der 'Drusch' mit Gabeln in die Luft geworfen und der Wind blies die Spreu zur Seite. Dieses Tätigkeit heißt 'worfeln'.) Ende des 6.Jh. wird Triptolemos aus einem Prototyp des Ackerbauers zu einem Verbreiter bäuerlicher Gesinnung. Mit seinem Drachenwagen, den auch Demeter besitzt (Ovid fast. 4, 497), befährt er Italien, Illyrien, das Getenland und Afrika. Dies entspricht der attischen Kulturpropaganda.
Die Orphiker machten ihn als Sohn des Okeanos und der Gaia zu einer kosmischen Macht oder zum Symbol des Übergangs von der Hirten- zur Bauernkultur, also der großen Revolution am Ende der jüngeren Steinzeit. Den orphischen Vorstellungen entsprang wohl auch seine Rolle als Totenrichter., Platon apol. 41a. Er blieb als Verbreiter griechischer Kultur in der hellenistischen und röm. Kultur lebendig und erschien oft auf Münzen und anderen Darstellungen. So gibt es eine Silberschale von Aquileia auf der Zug des Germanicus in den Orient mit der Aussendung des Triptolemos verglichen wird.
Als Zugabe das berühmte Triptolemos-Fries aus Eleusis. Demeter li. überreicht Triptolemos die heiligen Kornähren, re. dahinter Persephone. Dieses Fries befand sich im Telesterion, der geheimnisvollen großen Halle in Eleusis.
Literatur:
Ovid, Metamorphosen
Der kleine Pauly
Robert von Ranke-Graves, Griechische Mythologie
Mit freundlichem Gruß
1. Die Münze:
Severus Alexander AD 232-235
AE 35, 19.8g
Av.: AYT(?) KM AYP CEY - AΛEΞANΔPOC AY
Büste, drapiert und cürassiert, von hinten gesehen, mit Strahlenkrone, n.r.
Rv.: ΠEPI - NΘIΩ - N / ΔIC NEΩKO / PΩN
Triptolemos steht n.r. in einer Biga, die von geflügelten Schlangen gezogen wird, die durch ein Joch verbunden sind. Mit der erhobenen re. Hand sät er Getreide aus, das er im Chlamys vor sich hält.
Schönert pl. 45, 737 (stempelgleich); Varbanov 4072 (stempelgleich)
Selten; SS, hübsche grün-braune Patina
veröffentlicht bei Wildwinds
PERINTHOS wurde in der Zeit nach Aurelian umbenannt in HERACLEA (THRACICA).
2. Mythologie:
TRIPTOLEMOS ist uns bereits begegnet in der Geschichte vom Raub der Persephone. Er war einer der 5 Söhne des Königs Keleus von Eleusis und seiner Frau Metaneira. Diese hatten Demeter, die ihre entführte Tochter Persephone suchte, gastfreundschaftlich aufgenommen, obwohl sie verkleidet war. Als der ältere Bruder des Triptolemos sie kritisierte, weil sie aus Durst einen ganzen Krug voll Gerstensaft austrank, verwandelte sie ihn zornig in eine Eidechse. Um dies gut zu machen, wollte sie den jüngsten Sohn unsterblich machen, indem sie ihn über ein Feuer hielt. Doch Metaneira, die davon nichts wußte, störte den Zauber, und der jüngste Sohn starb. Keleus brach in Tränen aus und beklagte das Schicksal seiner Söhne. Er wurde deshalb Dysaules genannt. Demeter tröstete ihn: "Trockne Deine Tränen, Dysaules, du hast noch drei Söhne, von denen ich Triptolemos solche Gaben verleihen werde, daß du den Verlust deiner zwei Söhne vergessen wirst."
Triptolemos aber hatte Demeter erkannt und gab ihr die entscheidenden Hinweise, durch die sie endlich ihre Tochter wiederbekam. Aus Dankbarkeit unterrichtete sie Triptolemos, seinen Bruder Eumolpos und Keleus in ihrer Anbetung und ihren Mysterien. Triptolemos aber erhielt Saatgut, einen hölzernen Pflug und einen von geflügelten Schlangen gezogenen Wagen. Auf der Rarischen Ebene in Attika - weswegen er auch des Königs Raros Sohn genannt wurde - lehrte sie ihn selbst die Kunst des Ackerbaus und sandte ihn damit über die ganze Erde, damit er seinerseits alle anderen Menschen darin unterrichten könnte.
(Ovid Met. V, 450-563)
Es gibt Erzählungen, wonach mehrmals Anschläge auf ihn verübt worden seien.So kam er mit seinem Schlangenwagen zuletzt nach Thrakien, wo er von König Lynkos ermordet worden sei, der zur Strafe in einen Luchs verwandelt wurde. (Ovid Metam. V, 642-661)
Er soll auch die Kunst, Städte zu bauen, gelehrt haben. Er besaß einen Altar auf dem rarischen Feld und einen eigenen Tempel in Eleusis. Es heißt auch, daß er einer der drei unterirdischen Richter sei.
3. Hintergrund:
Der Name Triptolemos heißt wohl 'Dreimalschüttler = gründlicher Worfler' . (Anm.: Nach dem Dreschen des Getreides mußte noch die Spreu von den Körnern getrennt werden. Dazu wurde der 'Drusch' mit Gabeln in die Luft geworfen und der Wind blies die Spreu zur Seite. Dieses Tätigkeit heißt 'worfeln'.) Ende des 6.Jh. wird Triptolemos aus einem Prototyp des Ackerbauers zu einem Verbreiter bäuerlicher Gesinnung. Mit seinem Drachenwagen, den auch Demeter besitzt (Ovid fast. 4, 497), befährt er Italien, Illyrien, das Getenland und Afrika. Dies entspricht der attischen Kulturpropaganda.
Die Orphiker machten ihn als Sohn des Okeanos und der Gaia zu einer kosmischen Macht oder zum Symbol des Übergangs von der Hirten- zur Bauernkultur, also der großen Revolution am Ende der jüngeren Steinzeit. Den orphischen Vorstellungen entsprang wohl auch seine Rolle als Totenrichter., Platon apol. 41a. Er blieb als Verbreiter griechischer Kultur in der hellenistischen und röm. Kultur lebendig und erschien oft auf Münzen und anderen Darstellungen. So gibt es eine Silberschale von Aquileia auf der Zug des Germanicus in den Orient mit der Aussendung des Triptolemos verglichen wird.
Als Zugabe das berühmte Triptolemos-Fries aus Eleusis. Demeter li. überreicht Triptolemos die heiligen Kornähren, re. dahinter Persephone. Dieses Fries befand sich im Telesterion, der geheimnisvollen großen Halle in Eleusis.
Literatur:
Ovid, Metamorphosen
Der kleine Pauly
Robert von Ranke-Graves, Griechische Mythologie
Mit freundlichem Gruß
Zuletzt geändert von Peter43 am Fr 14.10.05 22:55, insgesamt 2-mal geändert.
Omnes vulnerant, ultima necat.
- chinamul
- Beiträge: 6055
- Registriert: Di 30.03.04 17:05
- Wohnort: irgendwo in S-H
- Hat sich bedankt: 0
- Danksagung erhalten: 78 Mal
Hallo Peter43!
Deinen wie immer erschöpfenden Recherchen bezüglich der mythologischen Hintergründe von Münzbildern ist meinerseits nichts hinzuzufügen. Ich erlaube mir aber, aus meiner Alexandrinersammlung einige weitere Beispiele aus Ägypten für diesen interessanten Münztyp vorzustellen.
ANTONINUS PIUS 138 - 161
AE Drachme Alexandria 144/145 (Jahr 8)
Av.: ΑΥΤ Κ Τ ΑΙΛ ΑΔΡ ANTΩNINOC CЄΒ - Belorbeerter Kopf rechts
Rv.: Triptolemos mit Elefantenrüsselkopfputz in von zwei geflügelten Schlangen gezogenem Wagen nach rechts fahrend und mit der Rechten Saat auswerfend, die er in der mit der Linken geschürzten Chlamys hält
Oben im Feld: L - H (= Jahr 8)
Geißen 1489 - 22,08 g
ANTONINUS PIUS 138 - 161
AE Drachme Alexandria 150/151 (Jahr 14)
Av.: ΑΥΤ Κ Τ ΑΙΛ ΑΔΡ ANTΩNINOC CЄΒ ЄΥC - Belorbeerte und drapierte Büste rechts
Rv.: Bild wie oben
Rechts oben im Feld: L I Δ (= Jahr 14)
Geißen 1662; Milne 2103 - 21,47 g
Gruß
chinamul
Deinen wie immer erschöpfenden Recherchen bezüglich der mythologischen Hintergründe von Münzbildern ist meinerseits nichts hinzuzufügen. Ich erlaube mir aber, aus meiner Alexandrinersammlung einige weitere Beispiele aus Ägypten für diesen interessanten Münztyp vorzustellen.
ANTONINUS PIUS 138 - 161
AE Drachme Alexandria 144/145 (Jahr 8)
Av.: ΑΥΤ Κ Τ ΑΙΛ ΑΔΡ ANTΩNINOC CЄΒ - Belorbeerter Kopf rechts
Rv.: Triptolemos mit Elefantenrüsselkopfputz in von zwei geflügelten Schlangen gezogenem Wagen nach rechts fahrend und mit der Rechten Saat auswerfend, die er in der mit der Linken geschürzten Chlamys hält
Oben im Feld: L - H (= Jahr 8)
Geißen 1489 - 22,08 g
ANTONINUS PIUS 138 - 161
AE Drachme Alexandria 150/151 (Jahr 14)
Av.: ΑΥΤ Κ Τ ΑΙΛ ΑΔΡ ANTΩNINOC CЄΒ ЄΥC - Belorbeerte und drapierte Büste rechts
Rv.: Bild wie oben
Rechts oben im Feld: L I Δ (= Jahr 14)
Geißen 1662; Milne 2103 - 21,47 g
Gruß
chinamul
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit
- Peter43
- Beiträge: 13151
- Registriert: Mi 11.08.04 02:01
- Wohnort: Arae Flaviae, Agri Decumates
- Hat sich bedankt: 275 Mal
- Danksagung erhalten: 2161 Mal
@Chinamul:
Vielen Dank für Deine Münzbilder. Jetzt sehe ich auch klarer, was die Stellung des Tr. bedeutet. Er streut tatsächlich Getreide aus, das er dem Vorrat vor sich entnimmt. Übrigens wird diese Geschichte von der Verbreitung des Getreideanbaus auch von Osiris erzählt!
MfG
Vielen Dank für Deine Münzbilder. Jetzt sehe ich auch klarer, was die Stellung des Tr. bedeutet. Er streut tatsächlich Getreide aus, das er dem Vorrat vor sich entnimmt. Übrigens wird diese Geschichte von der Verbreitung des Getreideanbaus auch von Osiris erzählt!
MfG
Omnes vulnerant, ultima necat.
- Zwerg
- Beiträge: 6719
- Registriert: Fr 28.11.03 23:49
- Wohnort: Wuppertal
- Hat sich bedankt: 384 Mal
- Danksagung erhalten: 1551 Mal
Obwohl ich mich hier nicht beteilige
Ich lese die Postings alle und es macht Spaß
Leider sind alle diese mit sehr viel Mühe und Verstand zusammengetragenen Informationen m. E. für den "Orcus"
Google scant auch dieses Forum und die Beiträge, sie werden bei einer Suche auch angezeigt - aber wo?
Es wäre wünschenswert, diese Beiträge auch in z. B. der Numispedia als elektronischer Datenbank zu veröffentlichen.
Wo gibt es die zu lösenden Probleme - das Stichwort "triptolemos" ist in der Numispedia noch unbesetzt.
Grüße
zwerg
Ich lese die Postings alle und es macht Spaß
Leider sind alle diese mit sehr viel Mühe und Verstand zusammengetragenen Informationen m. E. für den "Orcus"
Google scant auch dieses Forum und die Beiträge, sie werden bei einer Suche auch angezeigt - aber wo?
Es wäre wünschenswert, diese Beiträge auch in z. B. der Numispedia als elektronischer Datenbank zu veröffentlichen.
Wo gibt es die zu lösenden Probleme - das Stichwort "triptolemos" ist in der Numispedia noch unbesetzt.
Grüße
zwerg
ΒIOΣ ΑΝЄΟΡΤAΣΤΟΣ ΜΑΚΡΗ ΟΔΟΣ ΑΠΑNΔΟKEYTOΣ
Ein Leben ohne Feste ist ein langer Weg ohne Gasthäuser (Demokrit)
Ein Leben ohne Feste ist ein langer Weg ohne Gasthäuser (Demokrit)
- chinamul
- Beiträge: 6055
- Registriert: Di 30.03.04 17:05
- Wohnort: irgendwo in S-H
- Hat sich bedankt: 0
- Danksagung erhalten: 78 Mal
Laßt uns doch einmal versuchen, welche Details wir aus numismatischer Sicht zu Bacchus - Dionysos - Liber zusammentragen können! Gerade diese Gottheit schillert doch in vielen Farben und tritt in mancherlei unterschiedlicher Funktion und Gestalt auf. Hier als "Lockvogel" eine kleine halbplastische Attache des Gottes mit seinem Begleiter, dem Panther, aus der Sammlung meiner Frau.
Gruß
chinamul
Gruß
chinamul
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit
- Peter43
- Beiträge: 13151
- Registriert: Mi 11.08.04 02:01
- Wohnort: Arae Flaviae, Agri Decumates
- Hat sich bedankt: 275 Mal
- Danksagung erhalten: 2161 Mal
@Chinamul:
Das ist ja ein Zufall! Gerade gestern habe ich eine Münze aus Dionysopolis bekommen mit einem Altar des Dionysos auf der Rückseite. Leider ist das Bild nicht sehr schön, da ich es selbst eingescannt habe. Es scheint so, daß Dionysopolis etwa seltener ist. Ich habe nicht viele Typen online finden können. Da die Mythologie des Dionysos sehr kompliziert ist, habe ich von einem größeren Beitrag erst einmal Abstand genommen und will nur die Münze vorstellen.
Moesia inferior, Dionysopolis, Gordian III. 238-244 n.Chr.
AE 25, 11.23g
Av.: M ANTΩ ΓOPΔIAN[OC AVΓ]
konfrontierte Büsten des Gordian und des Serapis, Büste des
Gordian, drapiert und cürassiert, belorbeert, n.r., bärtige Büste des
Serapis, drapiert, Kalathos auf dem Kopf, n.l.
im Abschnitt AVT K
Rv.: ΔION - V - C - OΠOΛ / EITΩN
Viersäuliger Tempel mit dreieckigem Pediment, darin kugelförmige
Verzierung, als Akroterien jeweils eine Amphora(?), im mittleren
Intercolumnium die Statue des nackten Dionysos, n.l. stehend, in der
re Hand Thyrsosstab, die re Hand ausgestreckt zu einem Panther,
der an ihm hochspringt.
im Feld re E (für Pentassarion)
Pick 392 (CoinArchives)
Sehr selten, fast SS, hübsche grüne Patina (hübscher als auf dem Bild zu sehen ist, wie immer!)
Das Bild des Dionysos auf der Rückseite ist zwar etwas klein, aber es zeigt zwei seiner wichtigen Attribute: den Thyrsosstab und einen Panther.
Dionysopolis, heute Balcik, an der westl. Schwarzmeerküste Bulgariens, war eine alte miletische Kolonie unter dem Namen Krunoi. In Dionysopolis wurde die Stadt erst in hellenistischer Zeit umbenannt, angeblich, weil dort eine Statue des Dionysos angespült worden sei. Dionysopolis wurde im Mithradatischen Krieg von Lucullus erobert, geplündert und schwer zerstört. Seine Blüte war wohl zwischen dem 3. und 2.Jh. v.Chr.
Zu Dionysos ist noch zu sagen, daß es einen ersten und einen zweiten Dionysos gab (nach Karl Kerenyi, Griechische Mythologie), nur als Hinweis auf die Komplexität dieser Figur.
Mit freundlichem Gruß
Das ist ja ein Zufall! Gerade gestern habe ich eine Münze aus Dionysopolis bekommen mit einem Altar des Dionysos auf der Rückseite. Leider ist das Bild nicht sehr schön, da ich es selbst eingescannt habe. Es scheint so, daß Dionysopolis etwa seltener ist. Ich habe nicht viele Typen online finden können. Da die Mythologie des Dionysos sehr kompliziert ist, habe ich von einem größeren Beitrag erst einmal Abstand genommen und will nur die Münze vorstellen.
Moesia inferior, Dionysopolis, Gordian III. 238-244 n.Chr.
AE 25, 11.23g
Av.: M ANTΩ ΓOPΔIAN[OC AVΓ]
konfrontierte Büsten des Gordian und des Serapis, Büste des
Gordian, drapiert und cürassiert, belorbeert, n.r., bärtige Büste des
Serapis, drapiert, Kalathos auf dem Kopf, n.l.
im Abschnitt AVT K
Rv.: ΔION - V - C - OΠOΛ / EITΩN
Viersäuliger Tempel mit dreieckigem Pediment, darin kugelförmige
Verzierung, als Akroterien jeweils eine Amphora(?), im mittleren
Intercolumnium die Statue des nackten Dionysos, n.l. stehend, in der
re Hand Thyrsosstab, die re Hand ausgestreckt zu einem Panther,
der an ihm hochspringt.
im Feld re E (für Pentassarion)
Pick 392 (CoinArchives)
Sehr selten, fast SS, hübsche grüne Patina (hübscher als auf dem Bild zu sehen ist, wie immer!)
Das Bild des Dionysos auf der Rückseite ist zwar etwas klein, aber es zeigt zwei seiner wichtigen Attribute: den Thyrsosstab und einen Panther.
Dionysopolis, heute Balcik, an der westl. Schwarzmeerküste Bulgariens, war eine alte miletische Kolonie unter dem Namen Krunoi. In Dionysopolis wurde die Stadt erst in hellenistischer Zeit umbenannt, angeblich, weil dort eine Statue des Dionysos angespült worden sei. Dionysopolis wurde im Mithradatischen Krieg von Lucullus erobert, geplündert und schwer zerstört. Seine Blüte war wohl zwischen dem 3. und 2.Jh. v.Chr.
Zu Dionysos ist noch zu sagen, daß es einen ersten und einen zweiten Dionysos gab (nach Karl Kerenyi, Griechische Mythologie), nur als Hinweis auf die Komplexität dieser Figur.
Mit freundlichem Gruß
Zuletzt geändert von Peter43 am Fr 03.03.06 15:28, insgesamt 1-mal geändert.
Omnes vulnerant, ultima necat.
- chinamul
- Beiträge: 6055
- Registriert: Di 30.03.04 17:05
- Wohnort: irgendwo in S-H
- Hat sich bedankt: 0
- Danksagung erhalten: 78 Mal
Hallo Peter43!
Dann laßt uns doch unsere diversen Dionysosmünzen posten und mal schauen, was sich im Laufe der Zeit daraus so entwickelt. Hier nun meine neueste Erwerbung (ebenfalls heute angekommen!). Ich finde, daß der Preis (16 Euro schon incl. Porto) ausgesprochen günstig war.
MACRINUS 217 - 218
AE 27 Nikopolis ad Istrum
Av.: AYT K M OΠЄΛ CЄYH MAKPINOC - Belorbeerte, geharnischte und drapierte Büste rechts
Rv.: YΠ CTA ΛONΓINOY NIKOΠOΛITΩN ΠPOC IC - Dionysos nur mit Stiefeln bekleidet halb nach links stehend; in der Rechten Weintraube, in der Linken bebänderter Tyrsus
Moushmov 1241; AMNG 1755 - 13,56 g
Gruß
chinamul
Dann laßt uns doch unsere diversen Dionysosmünzen posten und mal schauen, was sich im Laufe der Zeit daraus so entwickelt. Hier nun meine neueste Erwerbung (ebenfalls heute angekommen!). Ich finde, daß der Preis (16 Euro schon incl. Porto) ausgesprochen günstig war.
MACRINUS 217 - 218
AE 27 Nikopolis ad Istrum
Av.: AYT K M OΠЄΛ CЄYH MAKPINOC - Belorbeerte, geharnischte und drapierte Büste rechts
Rv.: YΠ CTA ΛONΓINOY NIKOΠOΛITΩN ΠPOC IC - Dionysos nur mit Stiefeln bekleidet halb nach links stehend; in der Rechten Weintraube, in der Linken bebänderter Tyrsus
Moushmov 1241; AMNG 1755 - 13,56 g
Gruß
chinamul
Zuletzt geändert von chinamul am So 16.10.05 08:16, insgesamt 1-mal geändert.
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit
- Peter43
- Beiträge: 13151
- Registriert: Mi 11.08.04 02:01
- Wohnort: Arae Flaviae, Agri Decumates
- Hat sich bedankt: 275 Mal
- Danksagung erhalten: 2161 Mal
Hier ist derselbe Reverstyp, nur daß Dionysos keine Weintrauben hält, sondern aus einem Kantharos Wein(?) ausgießt. Der Kantharos ist ein Trinkgefäß mit hohem Fuß und 2 hohen Schlaufenhenkeln. Dieses Trinkgefäß wurde aus Vorformen des 2.Jt. entwickelt und gehörte bis ins 5.Jh. zu Dionysos und seinem Kreis. Es ist daher wesentlich ein Kultgerät. Später wurde es mit Ringhenkeln auch profan verwendet (Der kleine Pauly).
Der Thyrsos ist ein langer, oft mit Binden oder Weinlaub umwickelter Stab, der an seiner Spitze einen Knauf aus Efeu- oder Weinlaub trägt, manchmal einen Pinienzapfen. Der Stab kann auch aus Narthex bestehen, dem hohlen Rutenstock (Abzeichen und Stock des Schulmeisters, zum Züchtigen benutzt!). Er ist das Abzeichen der Teilnehmer des Dionysoskultes, wurde aber z.B. auch von den Mänaden benutzt, um Pentheus zu töten.
Moesia inferior, Nikopolis ad Istrum, Elagabal, AE 28
geprägt unter dem Legat Novius Rufus
Av.: AYT KM AYP ANTΩNINOC
Büste, drapiert und cürassiert, belorbeert, n.r.
Rv.: YΠA NOB POYΦOY NIKOΠOΛITΩN ΠPOC ICTPON
Dionysos steht n.l., hält Thyrsosstab und gießt Wein aus einem
Kantharos.
Moushmov 1397. No.2861.
fast SS.
MfG
Der Thyrsos ist ein langer, oft mit Binden oder Weinlaub umwickelter Stab, der an seiner Spitze einen Knauf aus Efeu- oder Weinlaub trägt, manchmal einen Pinienzapfen. Der Stab kann auch aus Narthex bestehen, dem hohlen Rutenstock (Abzeichen und Stock des Schulmeisters, zum Züchtigen benutzt!). Er ist das Abzeichen der Teilnehmer des Dionysoskultes, wurde aber z.B. auch von den Mänaden benutzt, um Pentheus zu töten.
Moesia inferior, Nikopolis ad Istrum, Elagabal, AE 28
geprägt unter dem Legat Novius Rufus
Av.: AYT KM AYP ANTΩNINOC
Büste, drapiert und cürassiert, belorbeert, n.r.
Rv.: YΠA NOB POYΦOY NIKOΠOΛITΩN ΠPOC ICTPON
Dionysos steht n.l., hält Thyrsosstab und gießt Wein aus einem
Kantharos.
Moushmov 1397. No.2861.
fast SS.
MfG
Omnes vulnerant, ultima necat.
- chinamul
- Beiträge: 6055
- Registriert: Di 30.03.04 17:05
- Wohnort: irgendwo in S-H
- Hat sich bedankt: 0
- Danksagung erhalten: 78 Mal
Hallo Peter43
Ein wunderschönes Stück!!!
So ungefähr hatte ich mir den Verlauf der Diskussion in diesem Unterthema auch vorgestellt: Wenn wir nur genügend möglichst unterschiedliche Bildbeispiele bringen, wird sich das Bild des Gottes schon ganz von selbst runden.
HADRIANUS 117 - 138
AE Drachme Alexandria 121/122 (Jahr 6)
Av.: ΑΥΤ ΚΑΙ ΤΡΑΙ ΑΔΡΙΑ CЄΒ - Belorbeerte und auf der linken Schulter leicht drapierte Büste rechts
Rv.: Dionysos mit Thyrsos in der Rechten und aufgestütztem linkem Ellbogen auf von zwei Panthern gezogenem, nach links fahrendem Wagen liegend, der nähere der beiden Panther wendet den Kopf zurück.
Links oben im Feld: LS (= Jahr 6)
Geißen 836; Milne 1029 - 15,37 g
(Ist es nicht lustig zu sehen, wie akribisch der Stempelschneider darauf geachtet hat, daß auch ja genau acht Pantherbeine zu sehen sind?)
Gruß
chinamul
Ein wunderschönes Stück!!!
So ungefähr hatte ich mir den Verlauf der Diskussion in diesem Unterthema auch vorgestellt: Wenn wir nur genügend möglichst unterschiedliche Bildbeispiele bringen, wird sich das Bild des Gottes schon ganz von selbst runden.
HADRIANUS 117 - 138
AE Drachme Alexandria 121/122 (Jahr 6)
Av.: ΑΥΤ ΚΑΙ ΤΡΑΙ ΑΔΡΙΑ CЄΒ - Belorbeerte und auf der linken Schulter leicht drapierte Büste rechts
Rv.: Dionysos mit Thyrsos in der Rechten und aufgestütztem linkem Ellbogen auf von zwei Panthern gezogenem, nach links fahrendem Wagen liegend, der nähere der beiden Panther wendet den Kopf zurück.
Links oben im Feld: LS (= Jahr 6)
Geißen 836; Milne 1029 - 15,37 g
(Ist es nicht lustig zu sehen, wie akribisch der Stempelschneider darauf geachtet hat, daß auch ja genau acht Pantherbeine zu sehen sind?)
Gruß
chinamul
Zuletzt geändert von chinamul am Fr 24.03.06 11:32, insgesamt 1-mal geändert.
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit
- Peter43
- Beiträge: 13151
- Registriert: Mi 11.08.04 02:01
- Wohnort: Arae Flaviae, Agri Decumates
- Hat sich bedankt: 275 Mal
- Danksagung erhalten: 2161 Mal
Dionysos und der Panther
Der Panther spielte in der Mythologie des Dionysos eine große Rolle. Dionysos war immer auch ein Gott der Wildnis. Zu seinem Kult gehören das blutige Zerreißen menschlicher und tierischer Opfer. Er selbst wurde ja als Dionysos Zagreus auch von den Titanen zerrissen. Diese wilde, orgiastische Natur wurde ausgedrückt durch die wilden Tiere, die seine Begleiter waren. Es heißt, daß Dionysos besonders den Panther liebte, weil der genauso leicht erregbar war wie er selbst und dieselben Sprünge machte wie die Mänaden.
Alle wilden Tiere sind mit Dionysos verbunden, aber keines mehr als der Panther. Die geschmeidige, katzentypische Eleganz seines Körpers, die grausame und leicht erregbare Gemütsart, der unbändige Appetit und
die unheimliche Intelligenz dieses Tieres ist einzigartig und zwangsläufig mit der Dionysischen Sphäre verbunden. Wie die Magna Mater (Kybele) wurde auch Dionysos' Wagen von Löwen und Panthern gezogen. Zu anderen Zeiten begleiteten ihn die Katzen aber ganz frei, saßen zu seinen Füßen zahm wie Schoßtiere oder tanzten entzückt mit dem Rest der Schöpfung bei den Bacchanalien.
Wenn aber Dionysos jemanden bestrafen wollte - wie z.B. Lykurg, einen König in Thakien, der sich ihm entgegenstellte - dann waren die wilden Katzen oft das Werkzeug der schrecklichen Züchtigung dieses Gottes.
AE 28 des Gordian III. aus Hadrianpolis in Thrakien
Av.: AYT KM ANT ΓOPΔIANOC AV
Büste, drapiert, belorbeert, n.r.
Rv.: AΔP - IA - NO / ΠOΛEITΩN
Dionysos, nackt, mit Thyrsos, reitet rückwärts auf einem Panther
n.r.
Mionnet 778; Lindgren III, A65A; Jurokova 482; Moushmov 2707. No.3071
VF, noch die Flecken auf seinem Fell zu erkennen
veröffentlicht bei Wildwinds
Als Zugabe ein Bild des berühmten Mosaiks aus Pella/Mazedonien, das auch diese Szene zeigt.
Mit freundlichem Gruß
Der Panther spielte in der Mythologie des Dionysos eine große Rolle. Dionysos war immer auch ein Gott der Wildnis. Zu seinem Kult gehören das blutige Zerreißen menschlicher und tierischer Opfer. Er selbst wurde ja als Dionysos Zagreus auch von den Titanen zerrissen. Diese wilde, orgiastische Natur wurde ausgedrückt durch die wilden Tiere, die seine Begleiter waren. Es heißt, daß Dionysos besonders den Panther liebte, weil der genauso leicht erregbar war wie er selbst und dieselben Sprünge machte wie die Mänaden.
Alle wilden Tiere sind mit Dionysos verbunden, aber keines mehr als der Panther. Die geschmeidige, katzentypische Eleganz seines Körpers, die grausame und leicht erregbare Gemütsart, der unbändige Appetit und
die unheimliche Intelligenz dieses Tieres ist einzigartig und zwangsläufig mit der Dionysischen Sphäre verbunden. Wie die Magna Mater (Kybele) wurde auch Dionysos' Wagen von Löwen und Panthern gezogen. Zu anderen Zeiten begleiteten ihn die Katzen aber ganz frei, saßen zu seinen Füßen zahm wie Schoßtiere oder tanzten entzückt mit dem Rest der Schöpfung bei den Bacchanalien.
Wenn aber Dionysos jemanden bestrafen wollte - wie z.B. Lykurg, einen König in Thakien, der sich ihm entgegenstellte - dann waren die wilden Katzen oft das Werkzeug der schrecklichen Züchtigung dieses Gottes.
AE 28 des Gordian III. aus Hadrianpolis in Thrakien
Av.: AYT KM ANT ΓOPΔIANOC AV
Büste, drapiert, belorbeert, n.r.
Rv.: AΔP - IA - NO / ΠOΛEITΩN
Dionysos, nackt, mit Thyrsos, reitet rückwärts auf einem Panther
n.r.
Mionnet 778; Lindgren III, A65A; Jurokova 482; Moushmov 2707. No.3071
VF, noch die Flecken auf seinem Fell zu erkennen
veröffentlicht bei Wildwinds
Als Zugabe ein Bild des berühmten Mosaiks aus Pella/Mazedonien, das auch diese Szene zeigt.
Mit freundlichem Gruß
Omnes vulnerant, ultima necat.
-
- Vergleichbare Themen
- Antworten
- Zugriffe
- Letzter Beitrag
-
- 0 Antworten
- 2634 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von Basti aus Berlin
-
- 3 Antworten
- 3037 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von antoninus1
-
- 4 Antworten
- 1152 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von Moonlight01
-
- 6 Antworten
- 1639 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von Rollentöter
-
- 1 Antworten
- 58 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von Atalaya
Wer ist online?
Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 2 Gäste