Mythologisch interessante Münzen

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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Re: Mythologisch interessante Münzen

Beitrag von ischbierra » Do 17.02.11 22:13

Wieso Venus? Leda!

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Re: Mythologisch interessante Münzen

Beitrag von cepasaccus » Do 17.02.11 23:29

Leda hatte etwas mit einem Schnabeltier? Oder soll das Donald sein?
kitty mea felis duodeviginti annos nata requiescat in pace. laeta gaudiumque meum erat. desiderio eius angor.

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Re: Mythologisch interessante Münzen

Beitrag von Peter43 » Fr 18.02.11 00:17

Der Titel heißt 'Leda und der junge Schwan'.

Jochen
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Re: Mythologisch interessante Münzen

Beitrag von Peter43 » Di 12.04.11 17:23

Aphrodite Aphrodisias

Auf unserer Reise im März 2011 in die Türkei zu den 'Perlen der Westküste' hatten wir Gelegenheit, Aphrodisias zu besuchen, beeindruckend auch durch die zahlreichen Statuen im Museum. Aphrodisias, das von einer türkisch-amerikanischen Gruppe ausgegraben wird, war in der Antike eine der bedeutendsten Bildhauerstätten Kleinasiens. Begünstigt wurde dies durch die großen Marmorbrüche in der Nähe. Nun ist es mir gelungen die folgende Münze meiner Sammlung hinzuzufügen:

Karien, Aphrodisias, Gordian III., 238-244
AE 30, 14.13g
Av.: AV KM AN - GORDIANOC
Büste, drapiert und cürassiert, belorbeert, n.r.
Rv.: AFROD. - EI[CIE]WN
Kultstatue der Aphrodite von Aphrodisias, n.r. stehend, in langem Gewand und mit
Kalathos, Kopf flankiert von Mondsichel und Stern, beide Hände nach vorne
ausgestreckt; li. neben ihr die kleine Figur einer Priesterin, auf Sella n.r. sitzend, re.
neben ihr ein Brunnen mit gewölbtem Aufsatz.
im li. Feld Jahreszahl(?)
Ref.: cf. MacDonald R432; cf. SNG von Aulock 2461; nicht in Leypold, Keckmann,
Sammlung Karl, BMC
selten, S+, einige Auflagerungen vond Sandpatina
Pedigree:
ex Tom Vossen
Anm.: Der Brunnen wird oft als Altar bezeichnet, wie ich glaube fälschlicherweise.

Aphrodite war die Hauptgöttin von Aphrodisias und gab der Stadt auch den Namen als Stadt der Aphrodite. Sicherlich war Aphrodite hier ursprünglich eine lokale Göttin mit Bezügen wahrscheinlich zu Ishtar und wurde erst später in der Interpretatio graeca mit der griechischen Aphrodite identifiziert.

Das Hauptheiligtum war natürlich die berühmte Statue der Aphrodite im großen Aphroditetempel aus dem 1.Jh. v.Chr., von dem noch eine Reihe von imposanten Säulen zu sehen sind. Bis zu den Goteneinfällen besaß Aphrodisias keine Stadtmauer, weil man glaubte, daß Aphrodite die Stadt vor Überfällen beschützte. Das eigentliche Kultbild aus dem Tempel ist nicht erhalten. Die abgebildete Statue wurde gefunden in einer byzantinischen Mauer. Sie zeigt den rücksichtslosen Umgang der Christen mit antiken Kunstwerken.

Ihr Standbild war karisch und ursprünglich naturalistisch. Später - unter griechischem Einfluß - änderte sich ihre Darstellung. Jetzt erinnert sie in ihrer Ependytes, der futteralähnlichen Bekleidung, an andere anatolische Kultbilder, z.B. an die Artemis von Ephesos. Sie steht aufrecht und steif; ihre Füße stehen notwendigerweise dicht zusammen, ihre Oberarme liegen eng am Körper, die Hände sind nach vorne ausgestreckt, um zu geben und zu empfangen. Sie ist geschmückt mit Halsketten und trägt als Stadtgöttin eine Mauerkrone zusammen mit einem Diadem und einem Myrthenkranz. Sie trägt einen Schleier, der ihr Gesicht umrahmt und bis zum Boden reicht. Unter der oberen Tunika trägt sie einen bodenlangen Chiton. Am eindrucksvollsten aber ist ihre schwere Oberbekleidung (Ependytes), die den größten Teil ihres Körpers verdeckt. Deren Vorderfront ist eingeteilt in vier horizontale Zonen, die mit Figurenreliefs im Bas-Relief gefüllt sind. Stil und Ikonographie zeigen einen wohlüberlegten Aufbau und beweisen, daß ihre Entstehung in die Zeit des Hellenismus zu datieren ist. Es ist diese Serie von Reliefs, die die Aphrodite von Aphrodisias von anderen unterscheidet und die ihre individuelle Bedeutung zeigt.

Jedes Motiv symbolisiert einen Teil der göttlichen Identität der Göttin und der kosmischen Sphäre ihrer Macht. Es sind oben die 3 Grazien als engste Begleiter der Aphrodite, dann ein verheiratetes Paar, von Lisa Brody identifiziert als Gaia und Uranos, Erde und Himmel, über die die Göttin herrscht (eher als Zeus und Hera), Helios und Selene, durch eine Säule getrennt, und dann Aphrodite selbst, aber nicht in ihrer lokalen Erscheinung, sondern in einer mehr hellenistischen Art der Darstellung: halbnackt und auf einer Seeziege reitend, begleitet von einem Delphin und einem Triton, und ganz unten eine Gruppe von Eroten, die Kultrituale vollführen.

Die besondere Einteilung von Aphrodites' Ependytes vermittelt die fundamentale Idee der Aphrodite als Göttin von Erde, Himmel und Meer. Dieser celestiale Bezug wird auf der Münze ausgedrückt durch die Hinzufügung von Mondsichel und Stern im oberen Feld. Das Interesse an der natürlichen Einteilung des Universums und der Gebrauch der kosmischen Ikonographie ist charakteristisch für die späte hellenistische Periode und beweist, daß die Statue in diese Zeit datiert werden muß. Obwohl die Aphrodite von Aphrodisias sicherlich lange lokal verehrt worden ist, gab erst die hellenistische Ikonographie des umgestalteten Kultbilds der Göttin eine neue Universalität, indem sie Ideen und Motive benutzte, die in der gesamten Graeco-Römischen Welt bekannt waren.
(nach Dr. Lisa Brody, New York University)

Hinzugefügt habe ich 2 Bilder:
(1) ein Bild der Statue aus dem Museum
(2) ein Bild des Aphroditetempel

Literatur:
Kenan T. Erim, Aphrodisias, 2010
Lisas Brody, Aphrodite of Aphrodisias
MacDonald, The Coinage of Aphrodisias

Online-Quellen:
http://www.wikipedia.org

Mit freundlichem Gruß
Dateianhänge
aphrodisias_gordianIII_SNGaulock2461cf.jpg
Afrodi8.jpg
Aphroditetempel_Wiki.jpg
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Re: Mythologisch interessante Münzen

Beitrag von Peter43 » Di 12.04.11 17:26

Ich glaube, es wird Zeit, wieder mal etwas über Mythologie zu schreiben, nachdem mich das Buch ein halbes Jahr aufgehalten hat. Die Bücher sind jetzt gekommen und ich finde sie sehr schön gelungen. Ab Ende August werden sie an die Interessenten verschickt werden. Interessenten können sich noch melden, da ich die Auflage erhöhen mußte.

Thoth, Hermes Trismegistos

Münze:
Phoenikien, Tyros, Valerian I., 253-260
AE - AE 30, 15.54g, 29.87mm, 180°
Av.: IMP CP LIC VALERIANVS AVG
Büste, drapiert und cürassiert, mit Strahlenkrone, n.r.
Rv.: COL TV - RO METRo
Hermes-Thoth in Himation n.l. stehend, hält im li. Arm Kerykeion und in der
ausgestreckten Rechten Papyrusrolle; li zu seinen Füßen Ibis n.l. stehend, re neben ihm
Dattelpalme, darüber Murexschnecke
Ref.: BMC 458
nicht häufig, fast SS

Aufgefallen war mir dieser Hermes durch die ungewöhnliche Rolle in der re Hand. Dann aber war der Ibis der entscheidende Hinweis: Es handelt sich um den ibisköpfigen Thoth!

Über Hermes sowie Hermanubis gibt es bereits je einen Artikel im Thread. So können wir uns hier auf Thoth und Hermes Trismegistos konzentrieren.

(1) Thoth:
Thoth ist der griech. Name des ägyptischen Gottes Djehuty, Tahuti oder Tehuti. Sein Hauptverehrungsort war Khemnu (Khnum) im nordöstlichen Sumpfgebiet des Nildeltas. In griechisch-römischen Zeit bekam Khnum wegen der Verbindung zu Hermes den Namen Hermopolis. Thoth galt als einer der bedeutenden Gottheiten und stand in Khnum dem Ogdoad Pantheon von 8 Hauptgöttern vor. Er galt als Herz (Verstand) und Zunge des Sonnengottes Ra. Höpfner behauptet, daß sein Name der älteste Name für den Ibis ist, aber überzeugend ist sein Name noch nicht erklärt. Dargestellt wird er gewöhnlich als Mensch mit einem Ibiskopf, aber auch als Ibis direkt. In der Unterwelt spielt er eine wichtige Rolle als Richter über die Toten, indem er ihre Herzen abwiegt und über Gut und Böse entscheidet. Wegen seiner Eigenschaft als Psychopompos setzten ihn die Griechen mit Hermes gleich. Ihn gab es schon von Anbeginn der Zeit, er galt als selbsterschaffen und aus sich heraus entstanden. Er war der Schreiber der Götter und ihm wird die Erfindung der Schrift und des Alphabets zugeschrieben, hier also der Hieroglyphen. Er war zuständig für die Bewegung der Sterne und der Planeten und war die Kraft, die das Universum zusammenhielt. Aufgrund seiner umfassenden Macht war er eine Rivale des Ra und des Osiris. Auf dem Sonnenboot des Ra findet er sich als Wesir.

Die Ägypter hielten ihn als Gott der Weisheit für den Autor aller wissenschaftlichen, philosophischen und religiösen Werke. Ähnlich die Griechen, für die er der Erfinder der Astronomie, der Mathematik und der Geometrie, der Medizin, der Botanik und vieler anderer Wissenschaften war. Thoth war kein Götterbote wie Hermes (das war eher Anubis). Er war mehr der Archivar und wurde von den Schreibern hochverehrt, häufig auch in der Gestalt eines Pavians.

In der Mythologie spielte er eine entscheidende Rolle. So in den verschiedenen Kämpfen zwischen Gut und Böse, insbesondere z.B. in dem Kampf zwischen Horus und Seth, wo er eine große Hilfe für Isis war (Siehe den betreffenden Artikel). So setzte er Osiris wieder zusammen und erweckte Horus nach dem Mord durch Seth zum Leben. Er stand für die Ordnung im Gegensatz zu Seth, dem Chaos.
Er soll der Erfinder des 365 tägigen Kalenders gewesen sein (siehe den betreffenden Artikel). Später wurde er zum Mondgott und damit zu einem Aspekt des Sonnengottes Ra. Da der Mond im Leben der Ägypter eine überragende Rolle spielte, wurde er als Gott der Ordnung, des Maßes und der Regelung der Zeit gesehen.

Er war eng verbunden mit Seschat, der alten Göttin der Weisheit, die seine Tochter, später seine Frau gewesen sein soll.

Das Buch Thoth aus der Zeit der Ptolomäer erwähne ich hier nur, ohne groß darauf einzugehen. Es spielt auch heute noch in der Esoterik eine große Rolle.

Der Ibis:
Es ist bekannt, daß die Ägypter viele Götter als Tiere dargestellt haben. Wir kennen den Falken, den Schakal, den Fuchs usw. Aber natürlich haben die Ägypter keine Tiere angebetet, zumindest die gebildeten nicht. Es waren die Charaktereigenschaften und Stärken der Tiere, die sie verehrten. In den Tieren verehrten sie deren Eigenschaften. Die Tiere sind also so etwas wie die Symbole für die hinter ihnen stehenden göttlichen Kräfte.
Der Haupverehrungsort des Ibis war natürlich Khnum, wo Millionen von mumifizierten Ibissen gefunden worden, die zu Ehren des Thot bestattet worden sind. Es gab dazu richtige Ibisfarmen. Eine Meinung ist, daß die Rolle des Ibis so bedeutend war, weil er Giftschlangen fraß. Etwas rationalistisch, nicht wahr? Wahrscheinlicher ist es, daß die Ibisgestalt das charakteristische 'suchende' und 'findende' Stochern im Schlamm des Sumpfgebietes eine Rolle spielte (Der Kleine Pauly). Später könnte die Biegung des Ibishalses wichtig gewesen sein für die Identifizierung des Thot mit dem Mondgott.

(2) Hermes Trismegistos
Dieser Titel stammt ursprünglich von einem Titel des Thoth 'Three times great, great'. Er ist ein typisch synkretistische Verschmelzung von Hermes und Thot. Bekannt ist er seit der Zeit des Ptolemaios IV. Bis in die Neuzeit hinein hat man geglaubt, daß er tatsächlich gelebt habe und der Verfasser der nach ihm benannten hermetischen Schriften, insbesondere des Corpus Hermeticum, gewesen sei. Dieses wurde in der Renaissance wiederentdeckt und gelangte 1462 in die Hände von Cosimo de Medici. Diese Schriften galten als uraltes Geheimwissen der Ägypter und wurden bis in die Zeit des Moses datiert. Erst 1614 kam Isaac Casaubon auf Grund von textkritischen Analysen zum Schluß, daß sie nicht vor dem 2.Jh. geschrieben worden sein konnten. Diese Verschmelzung von Thoth und Hermes hat sich aber bei Griechen und Römern nicht durchsetzen können, im Gegensatz zu Hermanubis. Hermes Trismegistos hat aber eine wichtige Rolle bei den Gnostikern gespielt.

(3) Exkurs: Die Orphiker
Die Orphiker haben wir in diesem Thread schon öfter erwähnt. Es wird Zeit, sich mit ihnen etwas intensiver zu beschäftigen.
Die Orphik ist ein Mysterienkult der griechischen Religion, der mit Liedern nund Gedichten ab dem 6.Jh. v.Chr. unter dem Einfluß des Sängers Orpheus in Thrakien entstand und sich dann nach Attika und Unteritalien ausbreitete. Verbreitet wurde die Orphik von Wanderpredigern. Sie war bereits damals fiktiv und ist wenig greifbar. Für die diesseitsbetonten Griechen ist die Orphik sehr ungewöhnlich. Aber für die Thraker mit ihrem Jenseitsglauben eher nicht, wie wir in diesem Thread schön öfter erfahren haben. Es ist der Einbruch von 'dunklen' Elementen in die griechische Religion.

Dionysos
Die Orphik hat eine umfassende Welterzählung hervorgebracht, die besonders durch die Neu-Platoniker bezeugt ist. Im Mittelpunkt der Orphik steht Dionysos, Sohn des Zeus und der Persephone, der als Unterweltgott auch Zagreus genannt wird. Dieser 1. Dionysos wurde von den Titanen beim Kampf gegen Zeus zerrissen. Aber Atheno rettete sein Herz und brachte es zu Zeus, der es verschlang. Aus diesem Herzen entstand der 2. Dionysos, der Sohn des Zeus und der Semele. Die Titanen wurden von Zeus durch Blitz zu Asche verbrannt. Aus dieser Asche erschuf er die Menschen.

Nach dieser Auffassung stehen die Menschen zwischen dem göttlichen Dionysos und den Titanen. Der Mensch hat von beiden etwas. Den Körper betrachteten die Orphiker nur als Gefängnis der unsterblichen Seele. Wir finden hier den Beginn des Leib-Seele-Dualismus, der aber vom Christentum abgelehnt wird. So spricht Augustinus lieber vom Haus der Seele als vom Gefängnis. Die Aufgabe des Menschen ist es, sich von den titanischen Anteilen zu befreien. Das kann ihm gelingen durch Askese, Weihen, Reinigungsrituale, Vermeidung von Fleisch und anderem. Wir kennen dies auch von anderen Religionen. Es ist immer dasselbe! Nur so kann er eine ewige Seelenwanderung (Metempsychose) vermeiden. Nach dem Tode findet eine Vergeltung für seine Taten statt.

Die Pythagoreer haben viel von den Orphikern übernommen, z.B. die Seelenwanderung (besonders z.B. Philolaos aus Kroton), ebenso scheint der Platonismus von ihnen beeinflußt worden zu sein. Das Wort 'Soma Sema', der Körper ein Grab, stammt z.B. von Plato, aber insbesondere spielte natürlich die im Orphismus vorhandene ethische Komponente eine Rolle. Wir erkennen die ins Auge springenden Anklänge an den Buddhismus, und auch an das Christentum (z.B. die Eschatologie)! So wurde Orpheus als vorschristlicher Weiser, ja als Vorläufer Jesu, gesehen. Das Bild, auf dem er die Tiere um sich versammelt hat und sie durch seine Musik sanftmütig macht, war im Mittelalter weit verbreitet.

Angehängt habe ich ein Bild des Thoth mit Ibiskopf, Wandmalerei einer Grabkammer des Neuen Reiches (Wikipedia).

Sekundärliteratur:
(1) Der Kleine Pauly
(2) Benjamin Hederich, Gründliches mythologisches Lexikon
(3) Karl Kerenyi, Humanistische Seelenforschung (online bei books.google.de)

Online-Quellen:
(1) Wikipedia
(2) Zeno: Orphiker
(3) Freimaurer-Wiki: Orphiker

Mit freundlichem Gruß
Dateianhänge
tyros_valerian_BMC458.jpg
311px-Thoth_svg.JPG
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Re: Mythologisch interessante Münzen

Beitrag von Peter43 » So 14.08.11 09:21

Diesen Beitrag habe ich jetzt in den Mythologiethread übertragen, weil ich glaube, daß er hier besser aufgehoben ist.

Der Caduceus (das Kerykeion)

Vor kurzem habe ich einen wunderschönen Denar des Severus Alexander erworben, RIC 192; C.45; BMC 498 (Bild 1). Auf der Rückseite ist Felicitas abgebildet mit einer Patera und einem langen Caduceus. Den findet man bekanntlicherweise regelmäßig als Attribut des Merkur, aber auch bei Pax oder Felicitas. Ich habe hier einmal Informationen zum Caduceus zusammengetragen und hoffe, daß auch etwas Neues darunter ist; denn eigentlich handelt es sich ja um einen Gegenstand, den jeder Sammler von römischen Münzen schon lange kennt.

Bedeutung:
Der Caduceus (von lat. caduceator = Herold, Bote), griech. das Kerykeion (von Keryx, Herold), ist der Heroldsstab des Hermes (röm. Mercur), des Götterboten. Er ist das Symbol der Unverwundbarkeit, der Autorität und der Neutralität. Er beschützte den Herold wie heute etwa eine weiße Fahne bei Waffenstillstandsverhandlungen im Krieg. In Homers Ilias und Odyssee war er auch eine Art von Zauberstab, mit dem Hermes die Augen der Toten wieder öffnen und schließen konnte. Es gab daher also auch eine Beziehung zum Tod und zur Unterwelt. Hermes war ja als Psychopompos der Gott, der die Verstorbenen in die Unterwelt begleitete, siehe z.B. die berühmte Sage von Orpheus und Eurydike.

Mythologie:
Vergil behauptet in seiner Aeneis, daß Hermes den Caduceus von Apollo geschenkt bekommen haben soll im Austausch gegen die Lyra, die Hermes erfunden hatte.
Apoll aber hatte ihn vom Seher Teiresias. Und das kam so: Teiresias, der berühmte blinde Seher, kam einmal zu einem Paar kopulierender Schlangen. Als er sie mit seinem Blindenstock trennen wollte, umschlangen sie den Stock, und Teiresias verwandelte sich augenblicklich in eine Frau und blieb es für sieben Jahre, bis es ihm gelang auf ähnliche Weise die Verwandlung wieder rückgängig zu machen. Übrigens sollte Teiresias daraufhin als Fachmann einen Streit zwischen Zeus und Hera entscheiden, wer mehr Lust beim Geschlechtsverkehr empfände, Mann oder Frau. Teiresias meinte, es sei die Frau, und zwar neunmal mehr als der Mann! Der Stab des Teiresias mit den zwei Schlangen gelangte dann in den Besitz des Apollo.

Form:
Die Gestalt des Caduceus hat in der Geschichte mehrere Wandlungen durchgemacht.
Ganz am Anfang war es wohl ein Stab mit einem U oder einem V oben. Dann gibt es Bilder von einer oben offenen 8. Dies ist heute noch das Symbol für den Planeten Merkur: ein Kreis mit zwei Hörnern. Dann wurde die 8 auf einen kurzen Stab gesetzt wurde, der in der Hand gehalten werden konnte. Später waren es auch lange Stäbe, die auf dem Boden standen. Es gibt auch Formen, bei denen der Stab sich durch die 8 hindurch nach oben verlängerte.
Die Schlangen kamen erst im 5 Jh. v.Chr. hinzu, blieben aber eigentlich unüblich bis zum Mittelalter und wurden dann erst zu Beginn der Renaissance wieder aufgenommen. Dort standen sie in Zusammenhang mit Hermes Trismegistos, Esoterik und Alchemie. Von daher kommt auch der Ausdruck 'hermetisch', der etwas verschlossenes bezeichnet. Die Flügel wurden erst im 4 Jh. v.Chr. dem Caduceus hinzugefügt. Das paßte gut zum geflügelten Reisehut (Petasos) und den geflügelten Sandalen (Talaria) des Hermes, die Zeichen seiner Schnelligkeit waren.

Ursprung:
Es gibt 2 Theorien. Auf einem sumerischen Opfergefäß im Louvre aus der Zeit 3000-4000 v.Chr. ist die sumerische Göttin Ningizzida dargestellt, bereits mit einem Caduceus. Ningizzida ist verwandt mit dem ägyptischen Gott der Weisheit Thoth, der ebenfalls einen Caduceus trägt. Ebenso der phönizische Gott Taaut und dann auch die babylonische Göttin Ishtar, die verwandt ist mit der griech. Aphrodite. Die erste Theorie spricht also von einem sumerisch-babylonischen Ursprung.
Die andere Theorie sagt, daß der Caduceus ursprünglich ein einfacher Hirtenstab war mit einem gespaltenen Ende, mit dem der Hirte z.B. ausgerissene Schafe wieder zur Ordnung rufen konnte. In der Lüneburger Heide haben die Schäfer dazu lange Stöcke mit einer Art kleiner Schaufel am oberen Ende. Damit können sie die Heidschnucken mit Erdbrocken bewerfen, um sie in die Herde zurückzutreiben.

Der Aesculapstab:
Eigentlich hat der Aesculapstab in diesem Beitrag nichts verloren. Aber in den USA und bei der UNO hat sich eigenartigerweise nicht der Aesculapstab als Symbol der Heilberufe durchgesetzt, sondern der Caduceus. Deshalb einige Worte zum Aesculapstab. Der unterscheidet sich vom Caduceus dadurch, daß sich hier nur eine einzige Schlange um einen Stab windet. Dieser Stab wird meistens auch mehr knotig dargestellt (2. Bild!). Er ist das Attribut des Heilgottes (Halbgottes) Aesculap, griech. Asklepios. Zu dieser Schlange gibt es eine naturwissenschaftliche Erklärung: Im Orient gibt es einen Wurm, Dracunculus medinensis, auch Medinawurm der Guineawurm genannt, der nach einem komplizierten Entwicklungsgang zu einem 2mm breiten, aber bis 1m langen Wurm heranwächst, der unter der Haut der Patienten lange Gänge bohrt und die Opfer sehr quält. Diesen Wurm haben die Ärzte schon in der Antike dadurch entfernt, daß sie vor dem Wurm einen kleinen Hautschnitt gemacht und dann den Wurm ganz vorsichtig auf einem Stock aufgewickelt haben. Deshalb sei der Stock mit dem Wurm ihr Kennzeichen geworden! Warum nun der Caduceus das Symbol der Heilberufe geworden ist, ist nicht ganz klar. Eigentlich ist ja der Aesculapstab das Symbol des Heilens und der Caduceus eher das Symbol des Handels und Wandels. Aber nun ist das Gesundheitssystem in den USA bekannterweise mehr ökonomisch ausgerichtet als gesundheitlich, und dann paßt es wieder!

Hermes:
Eine zentrale Rolle bei der mythologischen Erklärung des Kerykeions spielt der Götterbote Hermes. Er ist einer der ältesten und vielseitigsten Götter der Griechen. Er war der Sohn des Zeus mit der Nymphe Maia. Noch am Tage seiner Geburt stahl er seinem Halbbruder Apollo die Rinder, die der für König Admetos hütete. Er ließ die Herde trickreich rückwärts gehen, konnte Apollo damit aber nicht täuschen. Er versteckte die Herde in einer Höhle in Pylos. Nachdem er dort den verräterischen Hirten Battos in einen Stein verwandelt hatte, opferte er zwei der Rinder für die 12 olympischen Götter (einschließlich sich selbst!). Dann machte er sich zurück auf den Heimweg. Vor seiner Höhle fand er eine Schildkröte. Aus deren Rückenschild bastelte er ein Musikinstrument. Nachdem er so die Lyra erfunden hatte, legte er sich wieder in seine Wiege. Nicht schlecht für den ersten Lebenstag! So ist er auch der Gott der Diebe, der Schlauheit und des Denkens, damit auch der Beschützer der Schulen. Der Begriff Hermaion bedeutet 'glücklicher Fund', also Diebstahl. Als Gott der Herden trug er oft ein Lamm auf der Schulter. So wurde er als Kriophoros zum Vorbild für den Guten Hirten der Christen. Da er seine ersten Lebenstage in einer Steinhöhle verbrachte, wurden Steinhaufen, dann Steinsäulen mit Köpfen, die als Wegzeichen dienten, Hermen genannt. So wurde er zum Gott der Wege, der Wanderer und Kaufleute. Mit dem Kerykeion, den er im Tausch gegen die Lyra von Apollo erhalten hatte, konnte er Schlaf und Träume hervorrufen. Deshalb galt er auch als Gott des Schlafes und der Träume. So gelang es ihm z.B. als Argeiphontes den hundertäugigen Argos in Schlaf zu versenken und zu töten, der auf Befehl von Hera die junge Io bewachte, in die Zeus sich verliebt hatte.
(Siehe hierzu auch den Artikel über 'Hermes - den Grenzgänger' und den über Io)

Angehängt habe ich das Bild des Denars RIC 192 und ein Bild des Asklepios, der in der Standarddarstellung auf den Schlangenstab gestützt ist (Caracalla RIC 253 var.)

So, das war's erst einmal! Ich hoffe, daß für den einen und den anderen auch etwas neues darunter war!

Quellen:
(1) Benjamin Hederich, Gründliches mythologisches Lexikon
(2) Der Kleine Pauly
(3) Wikipedia

Mit freundlichem Gruß
Dateianhänge
severus_alexander_192.jpg
caracalla_253var.jpg
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Re: Mythologisch interessante Münzen

Beitrag von Peter43 » Mo 15.08.11 20:52

Die Mythologie von Tenedos

Bei den Vorbereitungen zu einem größeren Artikel über Janus bin ich auf die alten Silbermünzen von Tenedos gestoßen, die ebenfalls einen Doppelkopf zeigen, aber einen gemischt männlich-weiblichen. Hier ist die zugehörige Mythologie.

Münze:
Troas, Tenedos, 550-470 v.Chr.
AR - Obol, 0.51g, 8.29mm, 270°
Av.: Janiformer Kopf, li. weiblich, re. männlich, bärtig
Rv.: Labrys (Doppelaxt), li. und re. neben dem Stiel T - E
alles in quadratischem Incus
Ref.: Rosen 536; SNG von Aulock 1587
selten fast SS

Anm.: Die Labrys, oder griech. Pelekys, war das Abzeichen von Tenedos. Ihre Bedeutung wurde bereits in der Antike kontrovers diskutiert. Aristoteles meinte noch, daß sie das Beil repräsentiere, mit dem auf Tenedos Ehebrecher bestraft wurden. Ridgeway war der Meinung, daß dieses Beil ein Art von vormonetärer Währung gewesen sei. Da sie auf späteren Münzen aber von einem Weintraubenbündel begleitet war, spricht es eher für das Attribut oder den Kultgegenstand eines Dionysoskults, der vielleicht als Dionysos Pelekes verehrt wurde, wie z.B. in Pharsa in Thessalien (HN). Es gab aber auch ein altes Heiligtum des Apollo im 8.Jh. v.Chr., der bereits von Homer (Ilias I) erwähnt wurde als 'Höchster Gott von Tenedos'.

Geographie:
Tenedos ist eine kleine Insel direkt vor der Küste von Troja. Gebirgig, wasserreich, und schon im Altertum berühmt für ihren Wein. Besonders aber wegen seiner Lage und zweier Naturhäfen spiele Tenedos bereits in der Antike eine strategische Rolle für die Beherrschung der Dardanellen und die Zufahrt zum Schwarzen Meer. Besiedelt von Aioliern aus Lesbos wurde es nach dem Ionieraufstand persisch. Die Prägung vonn Silbermünzen begann bereits vor der persischen Zeit.
Im attischen Seebund wurde es mit einem Tribut belegt, ebenso im 2. Seebund. Nach dem Seesieg des Lucullus über Mithradates bei Tenedos wurde es römisch. Der berüchtigte Verres, der später in Rom von Cicero ("In Verres") angeklagt wurde, beraubte es seiner Schätze. Später schloß es sich Alexandreia/Troas an. Aristoteles sprach von der 'Politik der Tenedier'. 'Tenedisch' war damals sprichwörtlich für Härte, Rohheit und Falschheit (Der Kleine Pauly). Zu Beginn habe Tenedos Leukophrys geheißen, heute ist es Bozcaada in der Türkei.

Mythologie:
Das Doppelgesicht wird oft als Hera und Zeus bezeichnet. Das gilt bestimmt für die späteren Münzen (HN).Aber es gibt auch eine andere Deutung, die ich hier vorstellen möchte. Es handelt sich um Tennes und Hemithea! Die Bezeichnung als Tennes und Philonome muß wohl jeder ablehnen, der die Mythologie kennt!

Tennes (oder Tenes), der Zwillingsbruder der Hemithea, war entweder ein Sohn des Apollo oder des Poseidonsohns Kyknos, des Königs von Kolonai in der Troas, und der Prokleia, der Tochter oder Enkelin des Laomedon von Troja. Als Prokleia starb, nahm Kyknos Philonome zur zweiten Frau, die Tochter des Tragasos (oder Kragasos). Diese verliebte sich sterblich in ihren Stiefsohn Tennes. Als dieser aber ihre Liebe nicht erwiderte, klagte sie ihn bei Kyknos wegen versuchter Vergewaltigung an. Dieser glaubte ihr, weil auch der Flötenspieler Molpos als Zeuge auftrat, und verurteilte Tennes in seiner Wut zum Tode. Er sperrte ihn in eine Kiste zusammen mit seiner Schwester Hemithea, weil diese ohne ihren Bruder nicht leben wollte oder weil sie wegen des Todesurteils zu laut jammerte, und ließ diese ins Meer werfen. Jedoch wurde diese Kiste, vielleicht auch durch die Hilfe des Poseidons, am Strand der Insel Leukophrys angespült, die dann nach Tennes den Namen Tenedos erhielt, und beide Geschwister überlebten. Die Bewohner der Insel ernannten Tennes zu ihrem König. Später erfuhr Kyknos die Wahrheit, tötete daraufhin Molpos und ließ seine Frau Philonome lebendig begraben. Um sich mit seinen Kindern wieder zu versöhnen, fuhr er mit einem Schiff nach Tenedos. Tennes aber lehnte jeden Kontakt zu seinem Vater ab, nahm eine Axt und durchschlug mit ihr die Schiffstaue. Die Griechen sagten dann, das die Redensart 'etwas mit der Axt des Tennes durchschneiden' von dieser Geschichte stamme. 'Mit der Axt des Tennes durchschnitten zu haben' bedeutet soviel wie, mit jemandem nichts mehr zu tun haben wollen.

Über den Tod des Tennes gibt es mehrere verschiedene Versionen. Er habe auf der Seite der Trojaner gegen die Griechen gekämpft und wurde von Achilles erschlagen, obwohl Thetis ihren Sohn davor gewarnt hatte, weil Apollo den Tod seines Sohnes rächen würde. Tenedos stand unter dem besonderen Schutz des Apollo.
Andere erzählen, daß Achilles sowohl Tennes als auch dessen Vater Kyknos erschlug, als er auf dem Weg nach Troja eine Zwischenlandung auf Tenedos machte.
Eine weitere Version erzählt, daß Achilles bei diesem Zwischenstop Hemithea, die Schwester des Tennes, verfolgte, und Tennes versucht habe, ihn zu stoppen. Achilles aber, der nicht wußte, daß Tennes ein Sohn des Achilles war, erschlug ihn (Plutarch).
Es wird auch erzählt, daß Kyknos von seinem Vater Poseidon unverwundbar gemacht worden war. Im Kampf gegen die Griechen vor Troja sei er dann von Achilles erwürgt worden. Poseidon habe ihn nach seinem Tod in einen Schwan verwandelt (griech. kyknos = Schwan). Aber es gibt mehrere Heroen namens Kyknos, die alle mit einem Schwan in Verbindung stehen.

Tennes und Hemithea wurden nach ihrem Tod göttlich verehrt. Diodorus Siculus berichtet, daß die Bewohner von Tenedos dem Tennes ein Heiligtum bauten, um an seine Tapferkeit und Tugend zu erinnern. Dieses durfte von keinem Flötenspieler betreten und der Name des Achilles durfte nicht ausgesprochen werden. Hemithea wurde mit Leukothea gleichgesetzt, der Mutter des Meergottes Palaimon und ebenfalls als Gottheit verehrt. Von Tenedos ist bekannt, daß seine Bewohner noch in historischen Zeiten den Göttern Kinder opferten, das seltene Beispiel von Menschenopfern im antiken Griechenland!

Tennes (oder Tenes) ist der Eponym, der Namensgeber, von Tenedos. Aber wahrscheinlich ist es umgekehrt: Die Mythologie stammt erst aus späterer Zeit und Tennes wurde nach der Insel benannt. Die Geschichte mit dem Beil ist wohl ätiologisch zu erkären und bezieht sich auf die Doppelaxt auf den tenedischen Münzen. Bei der Mythologie handelt sich um das verbreitete Potiphar-Motiv (Pauly).

Wahrscheinlich sind hier mehrere Mythen verschmolzen worden, denn es gibt auch eine Sage von Staphylos auf Naxos, einem Sohn des Dionysos und der Ariadne, und seiner Frau Chrysothemis. Diese hatten 3 Töchter: Molpadia (Hemithea), Rhoio und Parthenos. Apollo hatte sich in Rhoio verliebt und sie geschwängert. Weil Staphylos nicht wußte, daß ihr Geliebter ein Gott gewesen war, sondern an einen Mann dachte, bestrafte er sie, indem er sie in eine Kiste einschloß und diese ins Meer werfen ließ. Sie überlebte, weil die Kiste in Delos angespült wurde, wo sie den Anios gebar. Die beiden anderen Töchter aber tranken einmal Wein, der kurz zuvor von den Menschen erfunden worden war, schliefen ein und einige Schwein, die sie hüten sollten, zerbrachen währenddessen die Weingefäße und richteten ein Chaos an. Als sie erwachten und den ausgelaufenen Wein sahen, sprangen sie aus Angst vor der strengen Bestrafung durch ihren Vater von einer Klippe ins Meer. Beide wurden jedoch von Apollo gerettet. und auf den Chersonesos gebracht. Molpadia wurde Hemithea genannt und ihr wurde ein bedeutendes Heiligtum in Kastabos errichtet, das sogar die Perser schonten, als sie nach Griechenland zogen (Diodorus Siculus)

Tenedos im Trojanischen Krieg:
Später spielte Tenedos noch eine wichtige Rolle im Trojanischen Krieg:
Als die Flotte der Griechen gegen Troja segelte, machte sie auf Tenedos halt, um dort
Wasser und Proviant aufzunehmen. Bei einem Opfermahl der Griechen wird der berühmte Bogenschütze Philoktet von einer Schlange gebissen. Wahrscheinlich auf Geheiß des Apollo für den Mord des Achilles an Tennes, der ja ein Sohn des Apollo war. Philoktet wurde nach Lemnos zurückgebracht. Dort ließen ihn die Gefährten allein zurück, weil sie den Gestank seiner Wunde nicht aushalten konnten (Kyprien). Später wurde er aber von Diomedes nach Troja zurückgeholt, weil der von Odysseus gefangengenommene trojanische Seher Helenos den Griechen geweissagt hatte, daß Troja ohne Philoktet und seinen Bogen nicht erobert werden könnte.

Als die Griechen nach 10 Jahren Krieg sahen, daß sie gegen die Troer nichts ausrichten konnten, versuchten sie es mit einem Trick. Sie bauten auf den Rat von Odysseus ein großes hölzernes Pferd, in dem sich Odysseus und mit einigen Krieger versteckte, ließen es am Strand stehen, bestiegen selbst aber ihre Schiffe und segelten davon. Tatsächlich aber versteckte sich die griechische Flotte hinter der Insel Tenedos, so daß die Troer glauben mußten, sie wäre nach Griechenland zurückgesegelt (Vergil, Aeneis). Das weitere ist bekannt: Die Troer zogen das Hölzerne Pferd in ihre Stadt und feierten ihren Sieg. Nachts aber kletterten die griechischen Krieger aus dem Pferd und öffneten die Stadttore für ihre mit der Flotte zurückgekehrten Genossen.

Die beiden Riesenschlangen, die Laokoon und seine beiden Söhne erwürgten, sollen von Apollo geschickt von Tenedos gekommen sein, weil er gegen sein Geheiß geheiratet und zwei Söhne bekommen hatte. Die Phrygier dagegen meinten, daß er getötet worden sei, weil er einen Speer gegen das Hölzerne Pferd geworfen habe. (Pseudo-Hyginus fab.135; Vergil Aeneis 2.214)

Kunstgeschichte:
Bilder, die sich mit dieser Mythologie beschäftigen, habe ich nicht gefunden. Das hinzugefügte Bild zeigt einen Blick auf Tenedos mit einer wohl venezianischen Festung. Im Hintergrund erkennt man das troische Festland.

Quellen:
[1] Homer, Odyssee
[2] Vergil, Aeneis
[3] Apollodor, Bibliotheka
[4] Diodorus Siculus
[5] Pausanias, Reisen in Griechenland

Sekundärliteratur:
[1] Lessing, Laokoon oder über die Grenzen der Mahlerey und Poesie, 1766
[2] Der kleine Pauly
[3] Benjamin Hederich, Gründliches mythologisches Lexikon
[4] Wilhelm Heinrich Roscher, Lexikon der Mythologie

Online-Quellen:
[1] http://www.theoi.com/Heros/KyknosKolonaios.html
[2] http://www.theoi.com/Ouranios/ApotheothenaHemithea.html
[3] Wikipedia

Mit freundlichem Gruß
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Re: Mythologisch interessante Münzen

Beitrag von Peter43 » Sa 10.09.11 17:56

Tyana

Diesen Beitrag habe ich jetzt aus dem historischen Thread hierher verschoben, weil ich glaube, daß er hier besser aufgehoben ist.

Münze:
Kappadokien, Tyana, Trajan, 98-117
AE - AE 26, 13.86g, 25.68mm
geprägt unter dem Legaten T. Pomponius Bassos, 98/99 (Jahr 1)
Av.: AVT NEROVAC TRAIAN KAICAR GER (beginnend bei 1Uhr)
Büste, drapiert und cürassiert, belorbeert, n.r.
c/m in Form eines incusen Dreiecks unter dem Kinn
Rv.: EPI BA - CCOV PRECBEVT - TVANEWN (beginnend bei 4Uhr)
Tyche von Tyana, in langem Gewand und mit Mauerkrone, n.r. sitzend, hält
in der Rechten 2 Getreideähren und stützt sich mit dem li Arm auf; unter
ihr der Flußgott Lamus mit Fackel in der erhobenen Rechten, n.l.
schwimmend.
im Feld li und re ET - A (Jahr 1)
Ref.: BMC 3
Selten, S/S+
Anm.: Tyana lag allerdings nicht am Lamus, sondern an einem kleinen Nebenflüßchen. Deshalb kann der Flußgott eigentlich nicht der Lamus sein. Die Fackel in der Hand des Flußgottes von Tyana dürfte hier seinen Namen Phoibos andeuten (Hinweis von Prof. Johannes Nolle, in Reinhart Falter: Fluß- und Berggötter in der Antike)

Mythologie:
Nach Arrian soll Tyana zunächst Thoana geheißen haben nach Thoas, dem Köng von Thrakien, der Orest und Pylades bis hierher verfolgt und die Stadt gegründet habe. Diese Mythe wird auch von Stephan. Byz. erwähnt.
In der Nähe von Tyana befand sich ein Tempel des Jupiter mit einem See in einer morastigen Ebene, aus welchem eine gleichfalls dem Jupiter geheiligte Quelle, namens Asbamaeon, kochend und sprudelnd hervorbricht, während das Wasser des Sees selbst, der nie sein Ufer überströmt, sehr kalt ist (Philostrat. vit. Apollon; Ammian 23, 6; vgl. Strabo.) Nach ihr führte dem Ammian zufolge Jupiter hier auch den Beinamen Asbamaeus. Übrigens fand Hamilton, Researches, diesen merkwürdigen See oder Pfuhl südlich von Kiz Hissar zu Beginn des 19.Jh. noch ganz so, wie ihn Ammian und Philostratos beschreiben.

Hintergrund:
Tyana ist wahrscheinlich die Stadt, auf die sich hethitische Archive unter dem Namen Tuwanuwa beziehen. Bereits in der hethitischen Königszeit (17. Jh. v. Chr.) war Tuwanuwa Sitz eines königlichen Statthalters. Im 8. Jh. v. Chr. stieg das luwische Tyana unter der Herrschaft Königs Warpalawa zu einem regional bedeutenden Oberzentrum auf, das seine Stellung in engem Kontakt zum phrygischen Großreich behauptete.

In der griechischen Mythologie wurde es zunächst Thoana genannt, weil der thrakische König Thoas ihr Gründer gewesen sein soll (Arrian, Periplus Ponti Euxini, VI); es lag in Kappadokien am Fuß des Taurusgebirge und nahe der kilikischen Tore (Strabo, XII 537; XIII, 587). Xenophon erwähnt es in seiner Anabasis unter dem Namen Dana als eine große und blühende Stadt. Die umgebende Ebene hieß nach ihr Tyanitis.
In der römischen Kaiserzeit bis an den Ausgang der Antike konnte Tyana seine Stellung vor allem aufgrund dieser verkehrsgeographisch günstigen Lage behaupten. Entscheidend hierfür war die Lage der Stadt nördlich der Kilikischen Tore, also an der wichtigsten Paßstraße durch das Taurosgebirge, die das anatolische Hochland und die Propontis mit Kilikien, Syrien und der Levante verband. Infolge der langanhaltenden Kriege an der Ostgrenze des römischen Reiches wurde Tyana zu einem der wichtigsten Knotenpunkte des landgestützten Nachschubs. Die kaiserzeitliche Blüte der Stadt hatte ihre Basis u.a. in dieser Entwicklung.

Tyana war der Geburtsplatz des gefeierten neo-pythagoreischen Philosophen (und beschimpften Magiers) Apollonius von Tyana im 1.Jh. n.Chr. Er wurde weithin berühmt, als er den Tod des Nero und des Domitian vorhersah. Besonders die severische Dyastie verehrte ihn sehr.
Unter dem römischen Kaiser Caracalla wurde die Stadt zur römischen Kolonie Antoniniana Colonia Tyana.

Nachdem es sich auf die Seite der Königin Zenobia von Palmyra geschlagen hatte, wurde es 272 von Aurelian erobert. Doch er erlaubte seinen Soldaten nicht, es zu plündern, weil ihm Apollonius im Traum erschienen war und ihn um Schonung angefleht hatte. Dies führte dazu, daß weitere Städte sich ihm ohne Gegenwehr ergaben. 371 n.Chr. schuf Valens eine zweite kappadokische Provinz 'Cappadocia Secunda' und machte Tyana zu ihrer Hauptstadt.

Tyana spielte auch eine wichtige Rolle als christliche Kommune. Obwohl es heute nur noch Ruinen gibt, ist Tyana immer noch das offizielle Zentrum des römisch-katholischen Titular-Erzbistums der alten römischen Provinz Cappadocia Prima.

Die Ruinen von Tyana liegen in der Nähe des heutigen Kimerhisar, 3 Meilen südlich von Nigde (in der früheren ottomanischen Provinz Konya). Es gibt Überreste eines römischen Aquädukts, von Höhlenfriedhöfen und von Bestattungsgrotten.
Ausgrabungen finden heute unter der Leitung der Universität Hamburg statt.

Quellen:
(1) Albert Forbiger, Handbuch der alten Geographie, 1844
(2) Reinhart Falter, Fluß- und Berggötter in der Antike, in: Sieferle/Breuninger (Hg.), Naturbilder-Wahrnehmungen von Natur und Umwelt in de Geschichte, Campus 1999
(3) http://www.uni-hamburg.de/Wiss/FB/09/Ar ... rgesty.htm
(4) Wikipedia
(5) Der kleine Pauly

Mit freundlichem Gruß
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Re: Mythologisch interessante Münzen

Beitrag von Peter43 » Do 15.09.11 00:30

Maron - der Eponym von Maroneia

Münze:
Thrakien, Maroneia, nach 148 v.Chr.
AR - Tetradrachme, 16.47g, 32.65mm, 15°
Av.: Kopf des jungen Dionysos n.r., bekränzt mit Efeublättern und Blüten, Taenia über der
Stirn
Rv.: re. DIONYSOS - li. SWTHROS (jeweils von oben nach unten)
Dionysos, nackt, halblinks stehend, mit Chlamys (Nebris?) über dem l. Arm, hält im li.
Arm 2 Narthexruten und in der herabhängenden Rechten Weintraubenbündel
li. daneben Monogramm, darunter MARWNITW
Ref.: cf. Schönert-Geiss 995 var.

Bei dieser Münze handelt es sich um eine Slavey Fälschung. Slavey selbst betrachtet sich allerdings nicht als Fälscher, sondern als Künstler! Dieser Typ findet sich stempelgleich in den Fakes Reports von Ilya Propokov im amerikanischen Forum und beim forgerynetwork.
http://www.forumancientcoins.com/fakes/ ... ?pos=-8290. Auffallend ist der grammatische Fehler, der sich auf der Münze findet: DIONYSOS ist Nominativ, SWTHROS aber Genitiv (der Nominativ heißt SWTHR!). Korrekt muß es heißen DIONYSOY SWTHROS, des Dionysos des Heilands! Ein solcher Fehler ist untypisch für die Antike, aber typisch für einen modernen Fälscher, der das Griechische nicht beherrscht. Pat Lawrence hat dazu geschrieben: Interestingly, the "look alike" mistake, common in children beginning to learn the 2nd and 3rd declensions in Latin, is not common on ancient coins, in either Greek or Latin. That is, when I saw sôtêros with Dionysos, as if both ending in -os were agreement, when the usual legend recognizes that sôtêros is genitive case, the possibility of its being a MODERN mistake at once came to mind.
Selbst CNG ist auf diese Münze hereingefallen! http://www.acsearch.info/ext-record.html?id=176167

Mythologie:
Maron war der Sohn des Euanthes, oder nach anderen des Oenopion oder des Silen, dessen Schüler er auch war. Er war der Enkelsohn des Dionysos und der Ariadne. In der thrakischen Stadt Ismaros diente er dem Apollo als Priester. Er war der Halbgott des süßen Weins und soll sich auch im Gefolge des Dionysos befunden haben, als der seinen Zug nach Indien unternahm. Dabei sei er der Stallmeister des Dionysos gewesen. Er soll auch bei dem berühmten Saufwettbewerb zwischen Herakles und Dionysos (siehe den Artikel in diesem Thread) anwesend gewesen sein.

Berühmt wurde er dadurch, daß Homer ihn in der Odyssee (9.200) erwähnte. Dort heißt es:
"Ich trug einen Ziegenfellsack voll des schwarzen, süßen Weins, den Maron, der Sohn des Euanthes, mir geschenkt hatte, der Priester des Apollo, des Gottes, der über Ismaros wachte. Und er hatte ihn mir gegeben, weil wir ihn, seine Frau und seine Kinder aus Ehrfurcht beschützt hatten; denn er lebte in einem Hain des Phoibos Apollo. Und er gab mir herrliche Geschenke: vom schön bearbeiteten Gold gab er mir sieben Talente, und er gab mir einen Mischbecher ganz aus Silber, und dazu Wein, mit dem er zwölf Gefäße füllte, süß und ungemischt, einen göttlichen Trank.". Mit diesem Wein berauschte Odysseus später den Kyklopen Polyphem.

Was sich aber damals in Ismaros abgespielt hatte, war folgendes:
Die Kikonen, die Einwohner von Ismaros, lebten an der Südwestküste Thrakiens und kämpften im Trojanischen Krieg auf der Seite der Troer gegen die Griechen. Geführt wurden sie von Euphemos, der deshalb zu den Führern der Troer gezählt wurde. Ein weiterer Führer der Kikonen war Mentes, in dessen Gestalt Apollo den Hektor ermutigte, um die Waffen des toten Patroklos zu kämpfen.

Nach der Plünderung Trojas kam Odysseus mit 12 Schiffen an die Küste der Kikonen, wo er
Ismaros überfiel und plünderte und niemanden verschonte außer dem Apollopriester Maron, dem Sohn des Euanthes. Euanthes regierte in Maroneia und soll der Sohn des Oenopion gewesen sein, eines Sohnes der Ariadne von Dionysos (oder des Theseus), derjenige der den Orion blendete. Das Land der Kikonen gab Odysseus seinen Männern zum Brandschatzen, Plündern und Morden. Als alle Frauen und Schätze geraubt hatten, sagte Odysseus ihnen, nun sei es genug. Aber seine Krieger erfreuten sich des kikonischen Weins, und tranken weiter und schlachteten am Strand Tiere und weigerten sich aufzuhören.

Inzwischen hatten die Kikonier Verstärkung durch ihre Nachbarn bekommen, die erfahrene Krieger waren und zu Fuß und mit Streitwagen kämpfen konnten. Nachdem sie sich geordnet hatten, griffen sie die Griechen bei ihren Schiffen an, und nachdem sie den ganzen Tag hindurch gekämpft hatten, gelang es ihnen, die griechischen Reihen zu durchbrechen. Deshalb mußten die Griechen aufs Meer fliehen und erlitten schwere Verluste. Mehr als 70 Krieger des Odysseus wurden getötet.

Anm.: Brandschatzen wird heute in Unkenntnis regelmäßig falsch gebraucht. Tatsächlich bedeutet es, einer belagerten und bedrohten Stadt das Ultimatum zu stellen, sich von der Vernichtung (durch Feuer) freizukaufen durch die Übergabe einer hohen Geldsumme (Schatz).

Die Stadt Maroneia hatte ihren Namen von diesem Maron, der in einem Heiligtum verehrt wurde.

Hintergrund:
Nach Diodoros kam Maron mit Osiris (= Dionysos) nach Thrakien und blieb dann aus Altergründen dort (Pauly). Er gründete Maroneia und es gab Kulte für ihn in Maroneia und Samothrake. Maroneia war berühmt wegen seines Weines. Er war schwer und süß. Man sagte, daß er noch in zwanzigfacher Verdünnung mit Wasser hervorragend schmecke.
Bei Nonnus wird seine Verbindung mit Dionysos besonders herausgestellt. Er wird beschrieben als alter Mann mit schwankenden Gliedern, der nur noch Kraft zum Trinken hatte und Preislieder auf Dionysos singen konnte. Er war die Personifikation eines Trunkenboldes. Am pompejanischen Tor in Rom befand sich eine Statue von ihm. Dort wurde er als schlafende Brunnenfigur dargestellt.

Maron bedeutet 'der Funkelnde, der Glänzende'. Die Verbindung mit Dionysos kam wohl zustande durch die Geschichte mit dem Wein bei Homer. Nach Welcker war er ursprünglich der Silen von Maroneia und sein Name verwandt mit Marsyas, dem Silen von Kelainai. Die Deutung des bärtigen Gesichtes auf den Münzen von Maroneia als Maron verbietet sich durch die Legende, die Dionysos benennt. Es gibt aber auch Münzen, auf denen Maron explizit erwähnt wird (Eckhel, Doctr, num. vet.). Interessant ist die Meinung von V. Hehn, Maron sei nichts anderes als eine mythische Personifikation der Stadt Ismaros, welche mit Wegfall des s vor dem m und erweiterndem Suffix auch Maroneia hieß.

Kunstgeschichte:
Pseudo-Kallisthenes erwähnt eine Bildsäule, des alten Maron, wo er auf einem Zugtier sitzt.

Angehängt habe ich 3 Bilder:
[1] Das Bild eines Mosaiks aus dem 3.Jh. n.Chr., das den Silen Maron und Dionysos zeigt.
Heute im Miho Museum, Kyoto
[2] Das Bild eines Bodenmosaiks, heute im Shahba Museum, Shahba, Syrien
Es zeigt den Saufwettbewerb zwischen Herakles und Dionysos. Die Figuren in der oberen
Reihe sind alle benannt: Maron, Ariadne, Pothos, der Gott der Begierde, geflügelt und mit
brennender Fackel, Dionysos mit Thyrsos, und Herakles, der auf dem Boden liegt mit
einem Trinkgefäß zu seinen Füßen. Eros spielt mit seiner Keule (von theos.com)
[3] Das Bild eines sizilischen Kalyx-Kraters des Maron-Malers aus der Mitte des 4.Jh. v.Chr.,
heute im Museo Archeologico Regionale Eoliano auf Lipari. Es zeigt die Szene aus der
Odyssee, in der Odysseus den Wein von Maron erhält.

Quellen:
[1] Homer, Odyssee
[2] Nonnus, Dionysiaca
[3] Diodorus Siculus

Literatur:
[1] Der Kleine Pauly
[2] Benjamin Hederich, Gründliches mythologisches Lexikon
[3] Wilhelm Heinrich Roscher, Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen
Mythologie (auch online!)
[4] Pierre Grimal, The dictionary of classical mythology (auch online!)

Online-Quellen:
[1] http://www.mlahanas.de/Greeks/Mythology/Maron.html
[2] http://www.wikipedia.com
[3] http://www.theoi.com

Mit freundlichem Gruß
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Re: Mythologisch interessante Münzen

Beitrag von Peter43 » Sa 17.09.11 11:38

Die Heimkehr des Odysseus

Münze:
Römische Republik, C. Mamilius Limetanus, gens Mamilia
AR - Denarius Serratus, 20mm, 3.78g, 45°
Rom, 82 v.Chr,
Av.: Büste des Mercur, drapiert und mit geflügeltem Petasos, n.r. Caduceus über der
re. Schulter, li. oben A (Kontrollzeichen)
Rv.: li. von oben nach unten C.MAMIL, re. von unten nach oben LIMETAN (TA in
Ligatur)
Ulixes (Odysseus), bärtig, mit Umhang und Pilos in der Bekleidung eines Bettlers
n.r. gehend, stützt sich mit der erhobenen Linken auf einen Stab und streckt die
Rechte zu seinem Hund Argus aus, der mit erhobenem Schwanz re. vor ihm steht
und zu ihm aufblickt.
Ref.: Crawford 362/1; Sydenham 741; RCV 282; Albert 1253; Mamilia 6
selten, VF

Anm.:
(1) Die gens Mamilia behauptete, von Mamilia abzustammen, der Tochter des
Telegonos, des Sohns der Circe und des Ulixes, der selbst ein Sohn des Mercur
war. Telegonos soll der Gründer von Tusculum gewesen sein, von wo die gens
Mamilia herstammte.
(2) lat. Pilos = griech. Pileus, eine Filzkappe, fälschlicherweise oft mit der
Freiheitskappe der französischen Jakobiner gleichgesetzt

Mythologie:
[1] Nach dem Fall von Troja hatte sich Odysseus auf die Heimfahrt nach Ithaka gemacht. Er wußte, daß diese Fahrt aufgrund des unerbittlichen Hasses des Poseidon zehn Jahre dauern würde. Ich will hier nicht die zahlreichen Abenteuer des Odysseus ausbreiten. Aber allein Kalypso hielt ihn 7 Jahre auf ihrer Insel Ogygia fest. Als Poseidon einmal abwesend war, schickte Zeus den Hermes zu Kalypso mit dem Befehl, Odysseus freizulassen. Da baute er ein Floß und segelte davon, ausgestattet mit allem Nötigen. Als Poseidon seine Flucht entdeckte, schickte er einen gewaltigen Sturm, sodaß Odysseus sich nur mit großer Not an den Strand der Insel Drepane retten konnte, wo er erschöpft einschlief. Diese Insel gehörte aber den Phääaken, einem äußerst gastfreundlichem Volk. Die Königstochter Nausikaa entdeckte den Gestrandeten am nächsten Morgen und nahm ihn mit in den Palast ihrer Eltern, Alkinoos und Arete. Dort wurde er neu gekleidet und gastlich bewirtet. Odysseus aber bat sie, ihn zurück nach Ithaka zu bringen. Daraufhin brachten ihn phäakische Begleiter nach Phorkys auf Ithaka und legten ihn dort sanft in den Sand, um seinen Erschöpfungsschlaf nicht zu stören.

Während seiner zwanzigjährigen Abwesenheit von Ithaka, hatten sich mehr als 120 unverschämte Freier in seinem Palast eingefunden, die um seine Gemahlin Penelope warben, in der Hoffnung den Thron an sich zu reißen. Während dieser ganzen Zeit lebten und feierten sie in seinem Palast, tranken seinen Wein, schlachteten seine Schweine, Schafe und sein Vieh, und vergnügten sich mit seinen Dienstmädchen. Telemachos, den Sohn des Odysseus, der auf der Suche nach seinem Vater bei Menelaos in Sparta war, wollten sie bei seiner Rückkehr ermorden.

Als Odysseus erwachte, kam Athene, verwandelte ihn in einen Bettler und brachte ihn zu Eumaios, seinem treuen, alten Schweinehirten. Der erkannte ihn nicht, aber nahm ihn freundlich auf. Dann schickte Athene Telemachos nach Ithaka zurück, wo sich Vater und Sohn dank ihrer Hilfe wiedererkannten. Wieder als Bettler verkleidet, begab sich Odysseus auf den Weg zum Palast, wo er dem Ziegenhirten Melantheus begegnete, der ihn verspottete und mit dem Fuß trat. Aber Odysseus verschob noch seine Rache. Als er im Palasthof eintraf, kommen wir zu der Szene, die auf der Münze abgebildet ist.

[2] Hier ist die betreffende Stelle aus der Odyssee nach der Übersetzung von Schadewaldt, wie üblich bei ihm in Prosa:
Da richtete ein Hund, der dort lag, den Kopf auf und die Ohren: Argos, der Hund des duldemütigen Odysseus. Den hatte er einst selbst gezogen, hatte aber nichts von ihm gehabt, sondern war vorher in die heilige Ilios davongefahren. Ihn hatten die jungen Männer früher oftmals zur Jagd geführt auf wilde Ziegen und auf Hirsche und auf Hasen: da aber lag er vewahrlost, während der Herr entfernt war, in vielem Mist, der dort in Menge vor den Türen von Maultieren und Rindern aufgehäuft war, bis ihn die Knechte des Odysseus wegführten, um das große Königsgut damit zu düngen. Dort lag der Hund Argos, über und über bedeckt mit Hundeläusen. Da wedelte er, als er den Odysseus nahe bei sich stehen sah, mit dem Schwanz und legte die beiden Ohren an. Doch vermochte er nicht mehr, zu seinem Herrn heranzukommen.
Der aber blickte zur Seite und wischte sich eine Träne ab und verbarg es leicht vor Eumaios und fragte ihn gleich mit dem Worte: "Eumaios, wahrhaftig, zum Erstaunen, daß dieser Hund da auf dem Mist liegt! Schön ist er von Gestalt. doch erkenne ich dieses nicht genau: ob er auch schnell im Lauf war bei diesem Aussehen, oder nur so wie die Tischhunde der Männer sind, und nur des Glanzes wegen halten sie die Herren."
Da antwortetest du und sagtest zu ihm, Sauhirt Eumaios: "Ja freilich! Dies ist ja der Hund des Mannes, der in der Ferne gestorben ist! Wenn er so wäre an Gestalt wie auch an Werken, wie ihn Odysseus, als er nach Troja ging, zurückließ: du würdest alsbald staunen, wenn du seine Schnelligkeit und Stärke sähest! Denn es entkam kein Wild in den Tiefen des tiefen Waldes, wenn er es verfolgte. Auch auf Fährten verstand er sich über die Maßen! Doch jetzt liegt er im Elend, und sein Herr ist fern von der Heimat zugrunde gegangen, und die achtlosen Weiber pflegen ihn nicht. Wollen doch die Knechte, wenn ihnen die Herren nicht mehr befehlen, alsdann auch nicht mehr das Gebührliche verrichten! Denn es nimmt der weitumblickende Zeus dem Manne die Hälfte seines Wertes, wenn ihn der Tag der Knechtschaft ergriffen hat."
Als er so gesprochen hatte, ging er hinein in die wohlbebauten Häuser und schritt geradeswegs durch die Halle zu den mannhaften Freiern. Den Argos aber ergriff das Schicksal des schwarzen Todes sogleich, als er den Odysseus gesehen hatte im zwanzigsten Jahre.

Anm.: Der Hund ist hier natürlich das Symbol bedingungsloser Loyalität, die auch Sulla einforderte.

[3] Was sich danach ereignete:
Um die Freier zu testen, ging er von einem zum anderen und bat um Essensreste. Aber die Freier waren nicht nur gierig, sondern auch geizig. Der frechste von ihnen war Antinoos, der sogar einen Schemel nach ihm warf. Am folgenden Tag verkündete Penelopeia, daß sie bereit sei, den Freier zum Mann zu nehmen, dem es gelang, einen Pfeil durch zwölf Axtringe zu schießen, und gab ihnen den Bogen des Odysseus. Doch keinem Freier gelang es auch nur den Bogen zu spannen. Daraufhin ergriff Odysseus den Bogen, spannte ihn leicht und schoß einen Pfeil durch alle zwölf Axtringe. Odysseus gab sich zu erkennen und tötete Antinoos durch einen Schuß in die Kehle. Entsetzt sprangen die Freier auf, doch Odysseus tötete mit seinen Pfeilen einen nach dem anderen. Dabei flog Athena in der Gestalt einer Schwalbe zwitschernd durch die Halle, während Odysseus seinem blutigen Handwerk nachging bis alle tot waren. Nur den Herold Medon und den Sänger Phemios verschonte er.

Dann holte er Eurykleia, seine alte Amme, und fragte sie nach der Treue seiner Dienstmägde. Die zwölf Schuldigen wurden gerufen und mußten die Palasthalle vom Blut reinigen. Dann hängte Odysseus sie eine nach der anderen auf. Anschließend wurden dem Ziegenhirten Melantheus die Gliedmaßen abgeschnitten, Nase, Ohren, Hände, Füße und die Geschlechtsorgane, und den Hunden vorgeworfen.

Uns wird die exzessive Rache des Odysseus völlig emotionslos geschildert, und wir sind entsetzt über diese Maßlosigkeit. Aber um wieviel furchtbarer ist die Wirklichkeit!

[4]Das Ende des Odysseus:
Später soll Odysseus nach einer Weissagung des Teiresias, den er in der Unterwelt befragt hatte, bei den Thesprotern den Kult des Poseidon eingeführt haben, um den Gott zu versöhnen. Dort verliebte sich die Königin in ihn und Odysseus blieb als König bei ihr. Erst nach ihrem Tode kehrte er wieder zu Penelopeia zurück. Inzwischen war Telegonos, der Sohn, den er von Kirke hatte, herangewachsen und hatte sich auf die Suche nach seinem Vater gemacht. Als er dabei zufällig auf Ithaka landete und einige Rinder raubte, traf er auf Odysseus. Beide geraten in einen Kampf und Odysseus wird von seinem eigenen Sohn getötet (Apollodor, Bibliotheka, X 33-36).

Geschichte:
Die Darstellung auf der Rs. der Münze soll eine Anspielung sein auf die Rückkehr des Sulla nach Rom. Lucius Cornelius Sulla Felix, der Anführer der patrizischen Partei gegen die Popularen unter Marius, hat Rom 2x erobert: 88 v.Chr. beim 1. Marsch auf Rom, und 82 v.Chr. nach der Schlacht an der Porta Collina. Danach wurde er ernannt zum dictator legibus scribundis et rei publicae constituendae. Beide Eroberungen gingen mit Terror einher, aber der Terror, der 82 begann, war exzessiv. Es war ein Massaker an seinen Gegnern. Mehrere Tausend Samniten wurden auf dem Marsfeld abgeschlachtet. Die Eingeschlossenen von Praeneste, wurden nach ihrer Kapitulation unterschiedslos umgebracht. Doch am furchtbarsten waren die beginnenden Proskriptionen, Listen mit Personen, die für vogelfrei erklärt wurden. Die rechtliche Grundlage wurde durch die lex Valeria nachträglich geschaffen. Jeder konnte jeden verdächtigen, der dann ohne Gerichtsurteil ermordet werden konnte. Zehntausende fielen den Proskriptionen zum Opfer, nicht nur Gegner Sullas, sondern alle, die irgendjemandem nicht gefielen. Es wird eine Zahl von allein 4700 ermordeten römischen Bürgern genannt. Dazu gehörten aber auch die ganzen Familien mitsamt ihren Kindern und Enkeln. Die Güter der Ermordeten wurden an Sullas Anhänger verkauft oder versteigert. So wurde z.B. Crassus zum reichsten Mann seiner Zeit.

Es war die gnadenlose Rache eines Mannes, der keine Grenzen mehr kannte. Dies hat schon Ähnlichkeit mit dem Blutrausch, in den Odysseus geriet, als er die Freier, die sich in seinem Haus eingenistet hatten, einen nach dem anderen tötete, und dann die Dienstmägde eigenhändig erhängte. Am Ende war er so voll Blut, daß seine eigene Frau Penelopeia ihn nicht erkannte. Und Sulla steht auch heute noch da als ein Mann mit 2 Gesichtern: Als konservativer Staatsmann, der die alte republikanische Staatsordnung bewahren wollte, und als brutaler Diktator, der das Ende der Republik einläutete. Seine Schreckensherrschaft konnte den Untergang der Republik allerdings nur kurz aufhalten. Selbst der Ausspruch Schillers über Wallenstein "Von der Parteien Gunst und Haß verwirrt, schwankt sein Charakterbild in der Geschichte" paßt nicht auf ihn. Sullas Name steht bis heute für Grausamkeit und Terror.

Kunstgeschichte:
Natürlich waren die Abenteuer des Odysseus bereits in der Antike eine ergiebige Quelle für Darstellungen. In den Vatikanischen Museen findet sich der Teil einer Gruppe, in der Odysseus dem Polyphem die Schale mit Wein reicht aus dem 1.Jh. n.Chr. Im Museum von Sperlonga eine etwa gleichalte Skylla-Gruppe aus der Höhle von Sperlonga. Auf einer Hydria aus Caere wird die Blendung des Polyphem lebendig geschildert (Rom, Museo Nazionale die Villa Giulia, 6.Jh. v.Chr.). Der Freiermord findet sich auf einem attischen Skyphos um 450 v.Chr., heute in der Antikensammlung in Berlin (diesem Artikel angehängt!). Es gibt Szenen mit Kirke, mit den Sirenen, mit Kalypso usw. Diese Szenen gibt es als Vasenmalerei, auf Münzen, in der Glyptik (Steinschneidekunst) und als Skulpturen. Wird Odysseus alleine dargestellt, dann regelmäßig in nachdenklicher Haltung, als Dulder, wie er bei Homer heißt, immer bärtig und mit dem Pileus auf dem Kopf.

In der Renaissance, die diese Themen wieder aufnahm, hat P. Tibaldi im Palazzo Poggi in Bologna (1554-56) einen Bilderzyklus gemalt, Annibale Caracci im Palazzo Farnese in Rom (1597-1600) und Niccolo dell' Abbate (1550-60) im Schloß Fontainebleau, zwar zerstört, aber von vielen Kopien bekannt. Max Beckmann hat 1943 Odxysseus und Kalypso gemalt (Kunsthalle, Hamburg) und von Kokoschka gibt es 44 Lithographien (1963-65). Die Gesamtzahl der Darstellungen ist nicht zu überblicken (Aghion). Ausgesucht habe ich die Bilder von zwei Skyphoi des sog. Penelope-Malers, weil die unser Thema, die Heimkehr des Odysseus, behandeln.

Auch Dichter waren von der schillernden Gestalt des Odysseus fasziniert. Es gibt Tragödien von Sophokles und Euripides. Seneca hat die "Troerinnen" geschrieben und natürlich finden sich Themen in Ovids Metamorphosen. In Dantes 'Divina Comedia' ist Odysseus als Lügner und betrügerischer Ratgeber in den 8.Kreis der Hölle verbannt worden. Auch in Shakespeares 'Troilus und Cressida' wird er zweifelhaft dargestellt. Calderon de la Barca schildert 1637 die Abenteuer des Odysseus mit Kirke. Für die Entwicklung der Musik spielt die Oper von Claudio Monteverdi "Il ritorno d' Ulisse in patria" ("Die Heimkehr des Odysseus"), 1640, eine bedeutende Rolle. Sie ist einer der Höhepunkte der frühen Oper, die ja erst einige Jahrzehnte zuvor erfunden worden war.

Für die Moderne weise ich nur hin auf Jean Gireaudoux' "Der Trojanische Krieg findet nicht statt (1935)'', das auf den Konflikt zwischen Deutschland und Frankreich abzielt, und in dem die Verhinderung eines Krieges prophetisch scheitert. Nikos Kazantzakis hat in einem 33.333 Verse umfassenden neugriechischen Werk das Odysseus-Epos weitergesponnen. Und schließlich muß noch der gewaltige Roman "Ulysses" des Iren James Joyce von 1922 erwähnt werden, in dem er 24 Stunden eines Dubliner Bürgers schildert, die an die Gesänge der Odyssee angelehnt sind.

Ikonographie:
Nikomachos von Theben, ein Maler im 4.Jh. v.Chr., soll der erste gewesen sein, der
Odysseus mit Pileus dargestellt hat. Dazu eignete sich nichts besser als der Pileus, der die Vielseitigkeit des Helden besonders hervorhebt. Zum einen ist die Mütze, die als Innenfutter von Helmen diente, Symbol für einen Kämpfer. Außerdem wurde sie in Griechenland von Reisenden, Handwerkern - speziell Künstlern - und Seefahrern getragen. Von all diesen Gruppen lassen sich Bezüge zu Odysseus herstellen, doch es ist gerade die Vielseitigkeit, die die Bedeutung des Pileus als Attribut des Odysseus ausmacht: Durch die Mütze wurde dieser als Identifikationsfigur für alle Griechen gekennzeichnet (Niederberger).

Hinzugefügt habe ich 3 Bilder:
[1] Penelope und Telemachos auf Odysseus wartend, Penelope Maler, Seite A einer
attischen rotfigurige Vase (Skyphos), aus Chiusi, ca. 430 v.Chr., hochklassisch
[2] Odysseus und seine Amme, die ihm die Füße wäscht, wie oben, Seite B
[3] Odysseus tötet die Freier, attische rotfigurige Vase (Skyphos) des Penelope
Malers, ca.440 v.Chr., hochklassisch c. 440 v.Chr. aus Tarquinia, jetzt in den
Antikenmuseen Berlin (li. und re. Teil!)

Quellen:
[1] Homer, Odyssee (Übersetzung von Schadewaldt, 1958)
[2] James Joyce, Ulysses

Sekundärliteratur:
[1] Der kleine Pauly
[2] Benjamin Hederich, Gründliches mythologisches Lexikon (auch online)
[3] Wilhelm H. Roscher, Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen
Mythologie, 1884-1890 (auch online)
[4] Robert von Ranke-Graves, Griechische Mythologie
[5] Oliver Primavesi, in 'Die Heimkehr des Odysseus', Beck 2007
[6] Karl Christ, Sulla, Beck 2002
[7] Aghion/Barbillon/Lissarrague, Reclams Lexikon der antiken Götter und Heroen in
der Kunst, 2000
[8] Gerhard Fink, Who's who in der antiken Mythologie, dtv 1993

Online-Quellen:
[1] Wikipedia
[2] www.perseus.tufts.edu (Bilder)
[3] Thomas Niederberger, Das Mützchen des Odysseus
www.gymipro.de/facharbeiten/odysseus-gut.pdf (Pilos)

Mit freundlichem Gruß
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mamilius_limetanus_Cr362.1.jpg
Penelope und Telemachos wartend.jpg
Odysseus und seine Amme.jpg
Skyphos Berlin links.jpg
Skyphos Berlin rechts.jpg
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Re: Mythologisch interessante Münzen

Beitrag von Peter43 » Mo 19.09.11 16:52

Exkurs: Die Insel der Phäaken - das Atlantis Homers?

Besitzer meines Mythologiebuchs wissen, daß ich die Exkurse erfunden habe, um interessante und wichtige Details auszubreiten, die nur lose mit dem eigentlichen mythologischen Thema verknüpft sind. So gibt mir der Artikel über die Heimkehr des Odysseus die Gelegenheit, etwas abzuschweifen und über die Insel der Phäaken zu schreiben.Ich möchte hier nicht darüber spekulieren, ob die Sage von Atlantis einen realen Hintergrund hat oder nicht, oder wo es vielleicht gelegen haben könnte. Aber die Ähnlichkeit der Schilderungen von Atlantis bei Platon mit der Beschreibung des Phäakenlandes bei Homer war bereits antiken Autoren aufgefallen. Insbesondere hatte bereits Olaf von Rudbeck (1630-1702) darüber geschrieben.

So ist die geographische Beschreibung fast identisch:
Beide liegen als Insel im Norden des Okeanos, am Ende der Welt, als eschatoi. Direkt vor der Königsinsel findet sich ein steil abfallendes Felseneiland. Die Basileia - die Königsinsel - liegt in der Mündung eines großen Stromes, des Eridanos. Auf der Insel selbst erstrecken sich Hügel und Dünen bis zum Meer, dahinter eine flache, sehr fruchtbare Ebene.
Auch die Beschreibungen der Königsburg gleichen sich wie ein Ei dem anderen: Sie ist umgeben mit Wällen und Wasserstraßen, es gibt Durchfahrten für Schiffe und der Hafen hat eine so schmale Einfahrt, daß nur 1 Schiff hindurchpaßt. Kanäle führen zur Königsburg, die selbst geschmückt ist mit Gold, Silber und Kupfer. Poseidon ist der Stammvater sowohl der Phäaken als auch der Atlanter, die also göttlicher Natur sind. Es gibt einen großen Poseidontempel, der von einem Wall umgeben ist, und es finden zu Ehren Poseidons Stieropfer statt. Beide Völker sind hervorragende Seefahrer, erfreuen sich eines günstigen Klimas, und es gibt keinen Autokraten an der Spitze der Gesellschaft, sondern eine Ratsversammlung bestimmt das politische Geschehen. Sie lieben sportliche Wettkämpfe und üben sich in Gymnastik.

"Die Übereinstimmungen sind so zahlreich, daß man den Eindruck hat, Platon habe Homers Schilderungen als Vorlage benutzt." (Spanuth)

Tacitus schreibt in seiner 'Germania', daß "nach Ansicht mancher Odysseus in diesen nördlichen Ozean verschlagen worden sei". Dies meint auch Claudian, dem Prokopius zustimmt. F. G. Welcker schreibt "Die Geschichten von den Phäaken müssen aus dem Nordseeraum stammen." (1833, 1845)

Interessant sind auch die Segelanweisungen bei Homer. Sie sind sowohl geographisch als auch astronomisch so genau, daß sie wohl aus einem Periplous stammen.
Eratosthenes hat Homer noch als Lügner bezeichnet, weil er geschrieben hat, daß der Fluß auf der Phäakeninsel rückwärts geflossen ist. Odysseus wirft dazu den Schleier der Ino "in die salzigen Wellen des Flusses." Dies alles spricht für einen Fluß im Gezeitenbereich, den Eratosthenes nicht kannte, weil das Mittelmeer keine Gezeiten hat. Homer beschreibt also Phänomene des Okeanos, von denen wir nicht wissen, woher er sie kannte. Geschichtlich sind sie erst durch Pytheas von Marsilia bekannt.

Apollonios von Rhodos setzt in seiner 'Argonautika' die Königsinsel der Phäaken mit der 'heiligen Insel Elektris' gleich, die nahe am Eridanosstrom am Meer des Kronos (Nordsee?) liegt. Er bezeichnet die Phäaken auch als Hyperboräer und als Bernsteinsammler, eine Übereinstimmung, die sie mit den Atlantern gemeinsam hatten. Bernstein ist auf griechisch elektron.

R. Hennig (1934) meint dazu, daß diese Übereinstimmungen kein Zufall sein können, sondern daß Homer und Plato aus einer gemeinsamen Urquelle geschöpft haben müssen.
Falls nicht Platon von Homer abgeschrieben hat!

Anm.: Periplous = Seeroutenbeschreibung zur Orientierung in fremden Gewässern. Vorläufer der Seekarte.

Hinzugefügt habe ich das Bild einer Zeichnung des Jesuitenpfarrers Athanasius Kircher (1602-1680). Es handelt sich dabei um eine Phantasiezeichnung der 'Insula Atlantis' nach dem Glauben der Ägypter und den Beschreibungen von Plato, ca. 1669.

Quellen:
[1] Homer, Odyssee
[2] Platon, Timaios
[3] Platon, Kritias
[4] Apollonios Rhodos, Argonautika

Literatur:
[1] Jürgen Spanuth, Die Atlanter, Grabow 1989
[2] K. A. Frank, Atlantis war anders, VfS 1978

Online-Quellen:
[1] Wikipedia
[2] http://atlantis.haktanir.org/ch3.html (Zeichnung von Kircher)

Mit freundlichem Gruß
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Re: Mythologisch interessante Münzen

Beitrag von Peter43 » Mo 19.09.11 16:53

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Re: Mythologisch interessante Münzen

Beitrag von Peter43 » Mo 19.09.11 21:42

Was haltet ihr eigentlich vom letzten Beitrag, der ja etwas spekulativ ist?
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Re: Mythologisch interessante Münzen

Beitrag von Peter43 » So 02.10.11 18:50

Die sog. Tyche von Antiochia

Kürzlich habe ich diese schöne Tetradrachme des Tigranes II. meiner Sammlung einfügen könne. Das soll der Anlaß sein, etwas über die sog. Tyche von Antiochia zu schreiben.

1. Münze:
Syrien, Seleukis und Pieria, Antiochia ad Orontem, Tigranes II., 95-56 v.Chr.
AR - Tetradrachme, 16.18g, 27mm
Vs: Büste des Tigranes mit armenischer Tiara n.r.; Tiara verziert mit einem achtstrahligen
Stern zwischen 2 Adlern die nach außen stehen und den Kopf nach innen wenden; oben
verziert mit 5 pyramidenartigen Perlen
Rs.: BASILEWS - TIGRANOY
Tyche von Antiochia in langem Gewand, mit Schleier und Mauerkrone auf Felsen n.r.
sitzend, stützt re. Ellenbogen auf re. Knie und hält in der vorgestreckten re. Hand
langen Palmzweig; steht mit dem re Fuß auf der Schulter des Flußgottes Orontes, der
mit vorgestreckter li. Hand unter ihr n.r. schwimmt, darunter Wellen
im re Feld und li. unten auf dem Felsen je ein Monogramm
alles in einem Lorbeerkranz
Ref.: Bedoukian 17
Die ist eine der ersten Abbildungen der berühmten Statue.

2. Münze:
Syrien, Seleukis und Pieria, Antiochia ad Orontom, Augustus, 27 v.Chr. - 14 n.Chr.
AR - Tetradrachme, 14.99g, 26.51mm, 15°
2-1 v.Chr. (Jahr 30 der aktischen Ära)
Av.: KAISAROS SE - BASTOY (von re. oben im Uhrzeigersinn)
belorbeerter Kopf n.r.
Rv.: ETOYS - L - NIKHS (Jahr 30)
Die Abbildung auf der Rs. ist identisch mit der vorigen. Deshalb verweise ich auf die
Beschreibung der Tigranes-Tetradrachme!
im Feld untereinander 2 Monogramme, vor dem oberen IG
Ref.: Prieur 555; RPC 4156; Wruck 7
Anm.: Das obere Monogramm ist VPA = COS, bedeutet also COS XIII
Das untere soll wohl ANT AVG sein.

3. Münze:
Justinus I., 518-527 n.Chr.
AE - AE 5 (Pentanummion), 1.46g, 11.73mm, 180°
Antiochia
Av.: [DN IVSTINVS P P AV]
Büste, drapiert und cürassiert, mit Perlendiadem, n.r.
Rv.:Tyche von Antiochia, mit Mauerkrone, in einem Schrein n.l. sitzend, unter ihr der
Flußgott Orontes
im li Feld retrogrades E
Ref.: DOC 57; MIBE 67; BNP 11-17; Berk 100; Hahn 67; Sear 111
Dies ist die letzte Münze, die ein klassisches heidnisches Motiv trägt. Wenn man bedenkt, daß dieses Motiv bereits unter Tigranes II. erschienen ist, sind damit 600 Jahre hellenistischer Kultur beendet. Bemerkenswert ist immerhin, daß es sich dabei um die antiochenische Tyche handelt.

Einige allgemeine Bemerkungen zu Tyche:
Die Etymologie von Tyche ist klar: Das Wort gehört zu tynchanein = sich zufällig ereignen, bedeutet also Zufall und sowohl Glück als auch Unglück..
Homer kannte noch keine Tyche. Sie kommt in seinen Epen nicht vor. Erst als die Bedeutung der alten Götter abnahm, spielte sie eine immer größer werdende Rolle. So gibt es von ihr auch kaum eine Mythologie. Daß Hesiod behauptet, sie sei eine Tochter des Okeanos gewesen, oder andere (z.B.Pindar) meinen, Zeus sei ihr Vater gewesen, hat nicht viel zu bedeuten. Denn sie wurde erst als Göttin angesehen, als die Götterfamilien bereits entstanden und gefestigt waren. So gibt es für sie keine Genealogie. In ihrem Wesen ist sie verwandt mit Nemesis oder Themis. Ursprünglich galt sie als Geist, der die Welt blind regiert, bescherte sie doch guten und klugen Menschen oft Unglück, Narren und bösen Menschen hingegen Glück. Diese ungerechte oder sinnlose Rolle spielte sie auch in den Komödien. Das hing sicherlich zusammen mit den unsicheren Zeiten und der Entleerung des alten Götterglaubens. Sie war also zunächst eine ambivalente Gottheit, später aber neigte sie mehr zur guten Bedeutung, besonders als Tyche Agathos, der guten Tyche.

In der ältesten Zeit gab es für sie keine Verehrung. Erst später verbreitete sich ihr Kult, besonders während des Hellenismus, vor allem in Theben, Athen, Megara und Megalopolis. Libanios beschreibt das Tychaion von Alexandria als das prächtigste der gesamten hellenistischen Welt. Sie wurde aber auch gesehen als persönliche Tyche, die das Schicksal ihres Besitzers bestimmte, in dem Sinne, in dem Friedrich der Große von seinen Generalen fortune verlangte.

Dargestellt wurde sie mit Steuerruder als Lenkerin der Welt, mit Füllhorn, dem Symbol für Reichtum, oder mit einer Kugel als Zeichen der Unsicherheit. Häufig besaß sie eine Mauerkrone und war damit die Stadtgöttin.

In Rom entsprach ihr ungefähr die Fortuna. Dort wurden ihr zahlreiche Tempel gebaut. Die ersten waren die beiden des Servius Tullius in der I. Region. Berühmt war auch der von Antium, wo 2 Fortunen gleichzeitig verehrt wurden.

Kunstgeschichte:
1780 wurde in Rom auf einem Landgut der Barberini an der Via Latina vor der Porta S. Giovanni eine kleine Marmorstatue gefunden, die als Tyche erkannt wurde, und nach einer ersten Restaurierung durch Paolo Cavaceppi 1781 an den Vatikan verkauft wurde. Ein Bild der ursprünglichen Statue habe ich angefügt. Die restaurierte Statue steht heute in der Galleria dei Candelabri der Musei Vaticani. Sie 88cm hoch und stammt aus der Zeit des Trajan.

1790, also 10 Jahre später, entdeckte Ennio Quirino Visconti, Sohn des Giambattista Visconti, des Nachfolger Winckelmanns als päpstlicher Oberaufseher aller Altertümer in und um Rom, diese Statuette in einer Nische. Aufgrund der Erwähnung bei Pausanias VI.2, 6 und insbesondere den Abbildungen auf den Münzen aus Antiochia, identifizierte er sie als die Tyche von Antiochia. Dabei verwies er auf Münzen aus Philadelphia mit der Legende TVXH FILADELFEWN.

Die beiden wichtigsten antiken Quellen sind
[1] Pausanias, Perihegese, 6.2, 6:
"...den Timosthenes aber (schuf) Eutychides aus Sikyon, der bei Lysipp gelernt hatte. Dieser Eutychides hat auch den Syrern am Orontes ein Kultbild der Tyche gemacht, das bei den Einheimischen in hohen Ehren stand."
Hier begeht bereits Pausanias den Fehler, diese Statue als Tyche zu bezeichnen!
und [2] Malalas, Chronographia 8, 201:
Malalas war ein spätantiker Historiker, geboren ca.490 n.Chr. in Antiochia, später (ab 530) tätig in Konstantinopel. Er verfaßte eine Weltchronik in 18 Büchern, von der Erschaffung der Welt bis kurz vor den Tod des Justinian I. (565 n.Chr.). Darin beschreibt er die Aufstellung von Tyche-Statuen in Antiochia durch Seleukos I. und Trajan. Beidemale soll dabei ein Mädchen geopfert worden sein, was heute aber als spätere, wahrscheinlich christliche Einschübe gesehen wird.
"... er (Seleukos I.) ließ eine bronzene Statue des geopferten Mädchens (Emathia) als Tyche für die Stadt über dem Fluss (Orontes) (sitzend) aufstellen und brachte dem Mädchen sogleich ein Opfer dar."
"Und das Theater von Antiochia, das unvollendet war, vervollständigte er (Trajan), indem er in diesem über vier Säulen in der Mitte des Nymphäums des Proskenions eine vergoldete bronzene Statue der von ihm geopferten Jungfrau (Kalliope), die über dem Fluß Orontes sitzt und von den Königen Seleukos I. und Antiochos (I.) bekränzt wird, für das Glück derselben Stadt aufstellte."

Das Original wurde wohl gestiftet von Seleukos I. Nikator kurz nach der Gründung von Antiochia 300 v.Chr. und 296 geweiht. Eutychides war ein aus Sikyon stammender griechischer Bildhauer, der als Schüler des Lysipp gilt. Von seinen Werken ist leider keines erhalten geblieben.Ob es in Antiochia tatsächlich mehrere Statuen oder Gruppen gab, wie Malalas sie beschrieben hat, ist umstritten. Jedenfalls ist die berühmte Originalstatue des Eutychides nicht mehr erhalten, sie fiel wahrscheinlich einem Erdbeben im 6.Jh. n.Chr. zum Opfer. In der Antike erfreuten sich aber großer Beliebheit transportable bronzene Miniaturkopien der Antiochia, die von bestimmten Handwerksbetrieben mit Hilfe von 'Reproduktionsmodellen' (M. Meyer) in Serie produziert worden sind.

Beschreibung der Statue:
Das Original war wohl aus Bronze wegen der ausgreifenden Armbewegungen des Flußgottes und der anzunehmenden kolossalen Größe der Figur. Die Datierung in die Jahre direkt nach der Stadtgründung 300 v.Chr. korrespondiert auch mit Plinius, der die Blütezeit des Eutychides in in die 121. Olympiade setzt (296-293). Es handelt sich um eine weibliche Sitzfigur in Chiton und Mantel, mit einer Mauerkrone auf dem Kopf, die mit übergeschlagenen Beinen auf einem Felsen n.r. sitzt. Die li. Hand hat sie auf den Felsen aufgestützt und in der re. Hand hält sie Getreideähren. Ihren re. Fuß hat sie auf die Schulter des unter ihr schwimmenden Flußgottes gestellt. Dies ist die früheste griechische Darstellung mit einer Mauerkrone! Die Mauerkrone stammt eigentlich von der asiatischen Astarte und wurde erst im 4./3.Jh. v.Chr. in die griechische Kunst übernommen.

Die Kopie im Vatikan weicht insbesondere in Chiton und Mantel erheblich von der Beschreibung der Überlieferung ab, so daß Messerschmidt 2003 die Zuweisung zu Eutychides in Frage stellte. Aber ein antiker Betrachter hätte sicherlich in der römischen Kopie die Tyche von Antiochia erkannt. Die Gründe für die Abweichungen von der Originalstatue sind nicht bekannt.

Interpretation:
Marion Meyer erkannte, daß es sich dabei nicht um eine Tyche (Fortuna) handelte, sondern um die Personifikation der Stadt Antiochia! Hier sind ihre Gedankengänge:
Es sind folgende 3 Interpretationen möglich:
[1] Es handelt sich um die Personifikation der Stadt, die sog. Stadttyche
[2] Es ist eine neue Art von Gottheit, eine Stadtschutzgottheit, weil im Frühhellenismus
Zweifel an der Macht der etablierten Gottheiten aufkamen
[3] Es ist die Schicksalsgöttin Tyche
A. Furtwängler schreibt: Da die Mauerkrone von der asiatischen Astarte stamme, sei diese Göttin die griechische Antwort in ihrer Funktion als Beschützerin der Stadt.
B. Fehr meint dagegen, im Seleukidenreich habe es keine Verschmelzung griechischer und einheimischer Elemente gegeben. Es wurde mehr die Trennung als die Integration gefördert. Die Konzeption könne aber zweisprachoig gewesen sein: Der Grieche hätte die Schicksalsgöttin Tyche in ihr gesehen, insbesondere auch durch den Ausdruck der abgebildeten Körpersprache: Die übergeschlagenen Beine, die Wendung des Oberkörpers und des Kopfes zeigten das unstete, launenhafte Wesen der Tyche, hätten aber auch etwas von der Aphrodite. Der Einheimische dagegen hätte in ihr, auch durch die dominierende Haltung gegenüber dem Flußgott, die 'Große Mutter' gesehen. Die Mauerkrone sei bei beiden Sinnbild für die befestigte Stadt.
M. Meyer meint dazu, die Schicksalsgöttin in ihrer Wankelmütigkeit so kurz nach der Gründung der Stadt als ihr Wahrzeichen zu nehmen, sei nicht überzeugend. Zur Tyche Agathos fehlt ihr das Füllhorn. Aber man muß sich die Geographie von Antiochia klarmachen. Der Flußgott stellt einvernehmlich den Orontes dar, an dessen li. Ufer Antiochia lag. Der Felsen, auf dem die Gottheit sitzt, ist der Silpios, der Stadtberg von Antiochia. Gefährliche Sturzbäche, besonders zur Zeit der Schneeschmelze, machten die Lage der Stadt gefährlich. Der Fuß auf dem Flußgott bedeute, daß die Göttin das Problem sozusagen im Griff habe. Das Land selbst aber ist fruchtbar, die Ernteerträge seien sicher, deshalb die Getreideähren in ihrer re. Hand. Die Göttin ist damit die Herrin über die Naturgewalten und gleichzeitig die Nutznießerin der Natur. So spricht alles dafür, daß die Figur Antiochia selbst ist, die Personifikation der Stadt!

Demnach wäre die Bezeichnung als Tyche von Antiochia ebenso falsch wie die des Apisstiers auf den Großbronzen des Julian II.!

Diese Darstellung wurde dann kopiert von Seleukeia. Als Glücksgöttin mit Füllhorn trat sie zuerst auf unter Demetrios I. Dann unter dem Usurpator Alexander Balas usw.

Hinzugefügt habe ich:
[1] Ein Bild der noch nicht restaurierten Marmorstatue aus dem Vatikan, der römischen
Kopie aus der Zeit des Trajans, nach einem griechischen Bronzeoriginal. 1781 wurde von
Paolo Cavaceppi und 1819 von Michele Ilari ergänzt: der Kopf, die li. Hand, der re.
Unterarm mit den Ähren, die re. Fußspitze, und bei Orontes die Arme und die Vorderseite
des Sockels.
Heute in der Galleria dei Candelabri der Musei Vaticani in Rom.
[2] Zeichnung von Visconti, die dieser von der restaurierten Statuette anfertigte. Das Bild von
der Statue im Vatikan findet man überall im Internet.

Quellen:
- Pausanias, Reisen durch Griechenland

Literatur:
- E.Q.Visconti, Il museo Pio Clementino III., Milano 1790
- Benjamin Hederich, Gründliches mythologisches Lexikon
- Der Kleine Pauly
- Paul Z. Bedoukian, Coinage of the Artaxiads of Armenia, 1978
- Marion Meyer: Personifikation der Stadt Antiochia, in: Bernd Funck, Hellenismus:
Beiträge zur Erforschung von Akkulturation und politischer Ordnung im
Hellenismus, 1996, S.243-254 (bei books.google.de)
- Marion Meyer, Die Personifikation der Stadt Antiocheia. Ein neues Bild für eine neue
Gottheit, 2006
- Text und Skulptur: Berühmte Bildhauer und Bronzegießer der Antike in Wort und
Bild. Ausstellung in der Abguss-Sammlung Antiker Plastik Berlin, Sascha
Kansteiner, Lauri Lehmann, Bernd Seidensticker
- Wolfgang Messerschmidt, Prosopopoiia, 2003
- Tobias Dohrn, Die Tyche von Antiochia, 1960

Online-Quellen:
- Andrea Peine, Agathe Tyche im Spiegel der griechischen und römischen Plastik.
Untersuchungen klassischer Statuentypen und ihre kaiserzeitliche Rezeption, 1998
(Dissertation)
- http://www.arachne.uni-koeln.de
- http://www.zeno.org/Meyers-1905 (Zeichung von Visconti)

Mit freundlichem Gruß
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Re: Mythologisch interessante Münzen

Beitrag von Peter43 » So 02.10.11 18:52

Das schreckliche Schicksal der Tarpeia

Kommt man nach Rom, dann findet man auf dem Kapitol, etwas versteckt, die Via di Monte Tarpeo. Hier befand sich in der Antike der sog. Tarpejische Felsen, von dem heute allerdings nichts mehr zu sehen ist. Von diesem Felsen wurden Verbrecher zu Tode gestürzt, die sich besonderer Verbrechen schuldig gemacht hatten. Zu diesen Vergehen gehörten:
falsches Zeugnis (Meineid), Flucht in der Schlacht und Überlaufen zum Feind, Blutschande, Inzest bei Vestalinnen, sowie einige Vergehen von Unfreien wie Diebstahl und Verrat am eigenen Herrn. Die Hinrichtungen wurden von Tribunen oder Konsuln ausgeführt. Später wurde diese Art der Hinrichtung verboten. Die letzte fand statt 43 n.Chr. unter Claudius (Cassius Dio 60, 18, 4).

Münze:
Römische Republik, L. Titurius L.f.Sabinus, gens Tituria
AR - Denar, 3.86g, 19mm
Rom, 89 v.Chr.
Av.: Kopf des Königs Tatius, bärtig, n.r.
dahinter SABIN, unter dem Kinn Palmzweig
Rv.: Tarpeia, frontal stehend, mit aufgelösten Haaren, bis zu den Hüften mit Schilden
bedeckt, beide Hände erhoben, um zwei Soldaten abzuwehren, die ihre Schilde auf sie
werfen wollen.
im oberen Feld liegende Mondsichel mit Stern
im Abschnitt L.TITVRI
Ref.: Crawford 344/2b; Sydenham 699; Tituri 4
SS/fast SS, Kabinettönung, Rs. etwas exzentrisch
Anm.: Das Münzmeistergeschlecht der Tituria stammt von den Sabinern ab und führte sich auf den sabinischen König Titus Tatius zurück.

Es gibt auch noch einen Denar des P.Petronius Turpilianus, geprägt unter Augustus, der dasselbe Motiv zum Thema hat (RIC I, 299).

Mythologie:
Die Mythologie führt uns zurück zu den Anfängen Roms in die Zeit der Sabinerkriege, von denen der letzte der schwerste war. Nach einer Version der Sage war Tarpeia die Tochter des Spurius Tarpeius, des Befehlshabers auf dem Kapitol. Sie öffnete den Sabinern eine Pforte der Burg unter der Bedingung, daß sie anschließend das erhalte, was sie am li Arm trügen. Durch den Verrat der Tarpeia gelingt es den Sabinern, die römische Burg auf dem Kapitol zu erobern. Aber anstatt der goldenen Armreifen, die Tarpeia meinte, warfen sie in überspitzter Auslegung ihrer Bedingung ihre Schilde über Tarpeia und töteten sie so.

Titus Tatius war nach der Überlieferung König der Sabiner, der nach dem Raub der Sabinerinnen einen Rachekrieg gegen Rom führte. Nach Livius besticht er Tarpeia, schließt später einen foedus mit Romulus, und begründet eine gemeinsame Herrschaft. Er führt gemeinsame Gesetze und sabinische Kulte in Rom ein, so z.B. den Kult des Janus und des Volcanus. Nach ihm werden die Titienses und die Titii sodales benannt. Im Alter wird er ermordet. Sein Grab befand sich auf dem Aventin.

Es gibt aber auch die Version, daß Tarpeia die Tochter des Titius Tatius gewesen sein soll, und von ihrem Vater getötet wurde.

Die Sage ist schon bei den ersten Annalisten zu finden und wird bereits im 4. oder 3. Jh v.Chr. vorhanden gewesen sein (Krumme).

Das Problem besteht darin zu erklären, warum die Sabiner den töteten, der ihnen geholfen hatte, die Burg zu erstürmen. Vor diesem Dilemma standen schon die Alten.

Das bekannteste Motiv der Tarpeia ist ihre Habgier. Die Verräterin wird getötet, so wie es bei Caesar heißt "Ich liebe den Verrat, aber den Verräter lobe ich nicht (Proditionem amo, sed proditores non laudo)", und sie erhält ihre Strafe in der Unterwelt. In Dantes "Divina Commedia" wird die Pforte der Tarpeia im IX. Gesang des Purgatoriums erwähnt, hier allerdings in Zusammenhang mit dem Raub des römischen Staatsschatzes durch Julius Caesar. Habgier ist eine der 7 Todsünden!

Aber bereits im Hellenismus wurde dieses Motiv abgemildert und daraus eine Liebesgeschichte gemacht. Simylos erzählt, daß Tarpeia sich in Titius Tatius, den feindlichen Heerführer, verliebt habe. Dieses Liebesmotiv wird bei Properz detailliert geschildert: Tarpeia, bei ihm - und auch bei Varro - eine Vestalin, trifft beim kultischen Wasserholen auf Tatius und verliebt sich augenblicklich in ihn.
Bei Antigonos von Karystos war Tarpeia zur Heirat mit Romulus gezwungen worden und rächte sich an dem Verhaßten.

Später wurde der Versuch einer Ehrenrettung unternommen. Die Habgier wird wegdiskutiert und Tarpeia wird zur Heldin. So behauptet Piso, daß sie die feindlichen Schilde auf sich gezogen habe, um die Feinde zu entwaffnen. Dafür spricht das Grab der Tarpeia, an dem geopfert wurde, und ein Standbild im Tempel des Jupiter Stator, nicht dem des Romulus, sondern dem von Q. Caecilius Metellus 144 v.Chr. am Circus Flaminius.

Bei Simylos spielt die Geschichte später. Er macht aus den Sabinern Kelten, was eigentlich auch besser zu dem Goldmotiv paßt.

In der griechischen Mythologie gibt es mehrere Beispiele dieses Motivs. Aristoteles erwähnt die Sage von Polykrite von Naxos. Ein Vorbild war wohl auch die Geschichte der Demonike, die dem Gallier Brennus (der mit dem "Vae victis!") aus Liebe die Tore von Ephesos öffnete und dann unter dem gallischen Gold erstickt wurde. In diesem Thread findet sich die Sage vom Verrat der Skylla an ihrer Heimatstadt Megara aus Liebe zu Minos (siehe dort).
Andere Beispiele für den Verrat und den Tod einer Jungfrau sind noch Komaitho, Leukophryne, Pedas und Peisidike.

Hintergrund:
Wie kommt es zu dieser widersprüchlichen Geschichte? Ursprünglich war Tarpeia die Schutzgöttin der Burg von Rom, des Kapitols, das nach ihr mons Tarpeius hieß. So war Tarpeius auch ein Beiname des Juppiter, der allgemein Capitolinus hieß, was in der Frühzeit identisch war. Das Standbild der Tarpeia besaß am Sockel Schilde. Die Sage kann also gut aitiologisch aus einem Tropaion entstanden sein, um dann das Grab, das Standbild und das Tarpeium Saxum, den Tarpejischen Felsen, zu erklären, die den Römern nicht mehr verständlich waren. Da die so entstandene Sage nicht richtig zu den vorhandenen historischen Relikten paßte, wurde die Moral der Geschichte mehrfach verändert, wie ich es oben geschildert habe.

Kunstgeschichte:
Bei den Römern war das griech. Literaturmotiv bekannt, es gab aber keine Abbildungen. So mußte bei den Darstellungen auf den Münzen auf Kampfszenen zurückgegriffen werden. So halten die beiden Soldaten re. und li. neben Tarpeia ihre Schilde eher wie im Kampf als wollten sie sie auf Tarpeia werfen.
In der Basilica Aemiliana ist das Fragment eines Marmorfrieses gefunden worden, das genau die Szene abbildet, die auf der Münze dargestellt ist. Heute im Museo Nazionale Romano, Palazzo Massimo, Rom. Die Basilica wurde zwischen 54 und 34 v.Chr. restauriert, sodaß das Fries aus dieser Zeit stammen kann. Das Motiv paßt aber besser in die Augusteische Zeit mit seiner Verklärung der römischen Anfänge, zumal es auch Ähnlichkeiten hat mit Darstellungen auf der Ara Pacis des Augustus auf dem Marsfeld.
Im Palazzo Spada, in der Stanza con storie dell'antica Roma, in Rom befindet sich ein Fresko von Giulio Mazzoni Giulio (1525-1618) "Die Bestrafung der Tarpeia", 1550

Wenn wir uns nach dem Sinn des Münzbildes fragen, gibt es folgende Erklärungen:
(1) Die Alliierten der Römer im Bürgerkrieg sollten vor einem möglichen Verrat gewarnt
werden, indem ihnen die Konsequenzen eines Verrats vor Augen geführt wurden.
(2) Es wird gezeigt, daß Rom trotz Verrats und schwerer Not immer Sieger geblieben ist.

Hinzugefügt habe ich
(1) ein Bild der Via di Monte Tarpeo in Rom von heute
(2) ein Bild des Fragmentes aus der Basilica Aemiliana
(3) ein Bild des Freskos von Mazzoni

Quellen:
- Cassius Dio, fr. 4, 12
- Livius, Ab urbe condita 1, 11, 5-9
- Ovid, Metamorphosen, 14, 776
- Propertius, Elegien, IV.4: 1-94 (auch online)

Literatur:
- Wilhelm Heinrich Roscher, Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen
Mythologie, 1924 (auch online)
- Der Kleine Pauly
- Michael Krumme, Römische Sagen in der antiken Münzprägung, Hitzeroth 1995
- Barbara Kowalewski, Frauengestalten im Geschichtswerk des T. Livius, 2002

Online-Quellen:
- de.wikipedia.org
- http://www.superstock.com (Mazzoni)

Mit freundlichem Gruß
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Campitelli_rupe_Tarpea.jpg
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Omnes vulnerant, ultima necat.

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