--- "Der Schaukasten" ---
Moderator: Homer J. Simpson
- Dapsul
- Beiträge: 754
- Registriert: Do 28.04.05 17:50
- Wohnort: Vicus Scuttarensis
- Hat sich bedankt: 0
- Danksagung erhalten: 0
Heute hat mir die Post etwas sehr hübsches gebracht, das ich Euch nicht vorenthalten möchte:
AE 17, Hierokaisareia, Lydien
Av. Kopf der Artemis r; Legende PERCIKH
Rv. brennender Altar, Legende IEROKECAREWN
1./2. Jh. n. Chr., SNG Tübingen 3683 (gleicher Stempel)
Hiera Kome, das "Heilige Dorf", lag an der Straße von Thyateira nach Sardeis und beherbergte den in Lydien und nur dort verbreiteten Kult der "Persischen Artemis". Nach dem Erdbeben 17 n. Chr. und der großzügigen Hilfe des Kaisers benannte sich der Ort in Hierokaisareia um. (Die Legendenvariante meines und des Tübinger Stücks ist eine Ausnahme; der Stempelschneider war kein großer Schriftkundiger, wie man auch aus der merkwürdigen Anlage der Legenden sehen kann.) Pausanias beschriebt das Zauberwerk, von dem die Kulthandlungen begleitet wurden (5,27,5f.):
"Bei den Lydern, mit dem Beinamen der persischen , gibt es zwei Heiligtümer: das eine in Hierokaisareia , das andere in Hypaipa. In jedem der beiden Heiligtümer ist ein Gebäude und in diesem ein Altar mit Asche. Deren Farbe ist nicht die der üblichen Asche. In das Gebäude tritt nun ein Magier ein, und nachdem er trockenes Holz auf den Altar gelegt hat, setzt er sich zunächst eine Tiara auf den Kopf. Dann singt er ein barbarisches, den Griechen völlig unverständliches Lied, in dem er die Beinamen der Götter aufzählt. Das Ganze liest er aus einem Buche ab. Ohne Feuer soll dann das gesamte Holz in Brand geraten und eine leuchtende Flamme daraus auflodern."
Die Münze ist nicht sehr hübsch, auch etwas rüde gereinigt, aber sie ist eine perfekte Pausanias-Illustration und deshalb mag ich sie sehr. Ich hoffe, ich bin nicht der einzige.
Literatur: F. Imhoof-Blumer, Lydische Stadtmünzen (1897) 5-22; L. Robert, Hellenica VI 27-69.
Frank
AE 17, Hierokaisareia, Lydien
Av. Kopf der Artemis r; Legende PERCIKH
Rv. brennender Altar, Legende IEROKECAREWN
1./2. Jh. n. Chr., SNG Tübingen 3683 (gleicher Stempel)
Hiera Kome, das "Heilige Dorf", lag an der Straße von Thyateira nach Sardeis und beherbergte den in Lydien und nur dort verbreiteten Kult der "Persischen Artemis". Nach dem Erdbeben 17 n. Chr. und der großzügigen Hilfe des Kaisers benannte sich der Ort in Hierokaisareia um. (Die Legendenvariante meines und des Tübinger Stücks ist eine Ausnahme; der Stempelschneider war kein großer Schriftkundiger, wie man auch aus der merkwürdigen Anlage der Legenden sehen kann.) Pausanias beschriebt das Zauberwerk, von dem die Kulthandlungen begleitet wurden (5,27,5f.):
"Bei den Lydern, mit dem Beinamen der persischen , gibt es zwei Heiligtümer: das eine in Hierokaisareia , das andere in Hypaipa. In jedem der beiden Heiligtümer ist ein Gebäude und in diesem ein Altar mit Asche. Deren Farbe ist nicht die der üblichen Asche. In das Gebäude tritt nun ein Magier ein, und nachdem er trockenes Holz auf den Altar gelegt hat, setzt er sich zunächst eine Tiara auf den Kopf. Dann singt er ein barbarisches, den Griechen völlig unverständliches Lied, in dem er die Beinamen der Götter aufzählt. Das Ganze liest er aus einem Buche ab. Ohne Feuer soll dann das gesamte Holz in Brand geraten und eine leuchtende Flamme daraus auflodern."
Die Münze ist nicht sehr hübsch, auch etwas rüde gereinigt, aber sie ist eine perfekte Pausanias-Illustration und deshalb mag ich sie sehr. Ich hoffe, ich bin nicht der einzige.
Literatur: F. Imhoof-Blumer, Lydische Stadtmünzen (1897) 5-22; L. Robert, Hellenica VI 27-69.
Frank
- chinamul
- Beiträge: 6055
- Registriert: Di 30.03.04 17:05
- Wohnort: irgendwo in S-H
- Hat sich bedankt: 0
- Danksagung erhalten: 78 Mal
Hallo Frank!
Herzlichen Glückwunsch zu dieser interessanten Neuerwerbung und besten Dank für die dazu gemachten Ausführungen!
Die Spuren der unsachgemäßen Reinigungsversuche sollten sich eigentlich noch beseitigen lassen, da offenbar keine edleren Teile verletzt sind.
Gruß
chinamul
Herzlichen Glückwunsch zu dieser interessanten Neuerwerbung und besten Dank für die dazu gemachten Ausführungen!
Die Spuren der unsachgemäßen Reinigungsversuche sollten sich eigentlich noch beseitigen lassen, da offenbar keine edleren Teile verletzt sind.
Gruß
chinamul
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit
- beachcomber
- Beiträge: 10728
- Registriert: Mi 13.07.05 19:53
- Wohnort: portimão,portugal
- Hat sich bedankt: 5 Mal
- Danksagung erhalten: 155 Mal
- donolli
- Beiträge: 1501
- Registriert: Mi 24.03.04 12:12
- Wohnort: Raetia
- Hat sich bedankt: 17 Mal
- Danksagung erhalten: 31 Mal
ein schätzchen, für das ich für meine verhältnisse doch etwas tiefer in die tasche greifen musste. aber wenn ich es ansehe, bereue ich diese ausgabe nicht einen augenblick
sesterz des gordianus III:
av: IMP GORDIANVS PIVS FEL AVG (belorbeerte, drapierte und kürassierte büste nach rechts)
rv: SECVRIT PERPET (securitas steht nach links, stützt sich auf säule und hält zepter)
rom 243-244 n. chr.
durchmesser: 32 mm
gewicht: 23,29 gr
ric: 335a
ss+/ss
cheers donolli
sesterz des gordianus III:
av: IMP GORDIANVS PIVS FEL AVG (belorbeerte, drapierte und kürassierte büste nach rechts)
rv: SECVRIT PERPET (securitas steht nach links, stützt sich auf säule und hält zepter)
rom 243-244 n. chr.
durchmesser: 32 mm
gewicht: 23,29 gr
ric: 335a
ss+/ss
cheers donolli
- donolli
- Beiträge: 1501
- Registriert: Mi 24.03.04 12:12
- Wohnort: Raetia
- Hat sich bedankt: 17 Mal
- Danksagung erhalten: 31 Mal
@Pscipio:
ja genau, da ist mir das stück über den weg gelaufen.
ist es übrigens richtig, die münze im zusammenhang mit dem sassaniden-feldzug des gordianus zu sehen? es gibt der sache nämlich irgendwie einen tragischen hintergrund, wenn man annimmt, dass der kaiser gen osten zog und dabei "medienwirksam immerwährende sicherheit" für das römische reich suchte. das ergebnis war ja genau das gegenteil. gordian verlor sein leben, wahrscheinlich durch eine durch seinen nachfolger angezettelte truppenmeuterei, und die krise des reiches verschärfte sich noch. von immerwährender sicheheit war man jedenfalls danach weiter entfernt denn je.
cheers donolli
ja genau, da ist mir das stück über den weg gelaufen.
ist es übrigens richtig, die münze im zusammenhang mit dem sassaniden-feldzug des gordianus zu sehen? es gibt der sache nämlich irgendwie einen tragischen hintergrund, wenn man annimmt, dass der kaiser gen osten zog und dabei "medienwirksam immerwährende sicherheit" für das römische reich suchte. das ergebnis war ja genau das gegenteil. gordian verlor sein leben, wahrscheinlich durch eine durch seinen nachfolger angezettelte truppenmeuterei, und die krise des reiches verschärfte sich noch. von immerwährender sicheheit war man jedenfalls danach weiter entfernt denn je.
cheers donolli
- Pscipio
- Beiträge: 8228
- Registriert: Fr 15.10.04 13:47
- Wohnort: Bern, CH
- Hat sich bedankt: 1 Mal
- Danksagung erhalten: 17 Mal
Aufgrund der Datierung 243-244 n. Chr. kann man diese Prägung wohl nur im Zusammenhang mit Gordianus' Perserkrieg sehen (ein ähnliches Beispiel ist die Beschwörung des IOVI STATOR). Dass die Münzen, je schlimmer die Realität, desto grossspuriger glückliche Zeiten verkünden, illustriert auch das klassische (spätrömische) Beispiel FEL TEMP REPARATIO bestens.
Gruss, Pscipio
Gruss, Pscipio
Nata vimpi curmi da.
- chinamul
- Beiträge: 6055
- Registriert: Di 30.03.04 17:05
- Wohnort: irgendwo in S-H
- Hat sich bedankt: 0
- Danksagung erhalten: 78 Mal
Den folgenden Consecrations-Sesterz des Antoninus Pius nehme ich immer wieder mit großem Vergnügen in die Hand, ohne daß ich erklären könnte, warum er mir so besonders gefällt. Vielleicht ist es ja die ausgeprägte Schlichtheit der Bilder und Legenden, die dabei den Reiz ausmacht.
ANTONINUS PIUS 138 – 161
Æ Sesterz Rom nach seinem Tode
Av.: DIVVS ANTONINVS - Barhäuptige Büste rechts; auf der linken Schulter leicht drapiert
Rv.: DIVO PIO S C (links und rechts im Feld) - Altar mit geschlossenen Flügeltüren
RIC 1273 (Marcus Aurelius) - 27,48 g
Interessant sind die beiden Legenden. Während die Av.-Legende im Nominativ steht: DIVVS ANTONINVS = "(dies ist) der vergöttlichte Antoninus", steht die Rv.-Legende im widmenden Dativ: DIVO PIO = "(dieser Altar ist gewidmet) dem vergöttlichten Pius".
Gruß
chinamul
ANTONINUS PIUS 138 – 161
Æ Sesterz Rom nach seinem Tode
Av.: DIVVS ANTONINVS - Barhäuptige Büste rechts; auf der linken Schulter leicht drapiert
Rv.: DIVO PIO S C (links und rechts im Feld) - Altar mit geschlossenen Flügeltüren
RIC 1273 (Marcus Aurelius) - 27,48 g
Interessant sind die beiden Legenden. Während die Av.-Legende im Nominativ steht: DIVVS ANTONINVS = "(dies ist) der vergöttlichte Antoninus", steht die Rv.-Legende im widmenden Dativ: DIVO PIO = "(dieser Altar ist gewidmet) dem vergöttlichten Pius".
Gruß
chinamul
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit
- beachcomber
- Beiträge: 10728
- Registriert: Mi 13.07.05 19:53
- Wohnort: portimão,portugal
- Hat sich bedankt: 5 Mal
- Danksagung erhalten: 155 Mal
- antoninus1
- Beiträge: 5318
- Registriert: Fr 25.10.02 09:10
- Wohnort: bei Freising
- Hat sich bedankt: 240 Mal
- Danksagung erhalten: 993 Mal
- quisquam
- Beiträge: 4555
- Registriert: Mo 12.09.05 17:22
- Wohnort: Rheinland
- Hat sich bedankt: 8 Mal
- Danksagung erhalten: 7 Mal
Auch wenn ich nicht mithalten kann, was die Erhaltung der Münzen angeht, möchte ich hier meine neueste Erwerbung vorstellen:
Es handelt sich um einen vermutlich in flavischer Zeit durch eine Kontermarke zum Dupondius revaluierten Sesterz von Claudius. Mit einem Gewicht von nur etwa 19 g dürfte er bereits bei Ausgabe deutlich untergewichtig gewesen sein. Prägeort dieser leichten Großbronze ist vermutlich eine provinziale Nebenmünzstätte in Moesien oder Thrakien. Man beachte auch den Prüfschnitt rechts auf der Vorderseite.
Sesterz / Dupondius, Claudius, 41-54 n. Chr., vermutlich provinziale Nebenmünzstätte, geprägt 41/42 n. Chr.
Av: [TI CLAV]DIVS CAESAR AVG PM TR P IMP, belorbeerte Büste n.r.
Gegenstempel DV, rechts antiker Prüfschnitt
Rv: [S]P[ES AVGVSTA SC], Spes geht n.l.
Gewicht ca. 19 g, Durchmesser 33-35 mm
RIC 99; BMCRE 124; Cohen 85; CBN 165
Gegenstempel: Pangerl 85
Die Rückseite ist leider fast vollständig blank, die Erhaltung macht eine Bestimmung aber gerade noch möglich.
Grüße, Stefan
Es handelt sich um einen vermutlich in flavischer Zeit durch eine Kontermarke zum Dupondius revaluierten Sesterz von Claudius. Mit einem Gewicht von nur etwa 19 g dürfte er bereits bei Ausgabe deutlich untergewichtig gewesen sein. Prägeort dieser leichten Großbronze ist vermutlich eine provinziale Nebenmünzstätte in Moesien oder Thrakien. Man beachte auch den Prüfschnitt rechts auf der Vorderseite.
Sesterz / Dupondius, Claudius, 41-54 n. Chr., vermutlich provinziale Nebenmünzstätte, geprägt 41/42 n. Chr.
Av: [TI CLAV]DIVS CAESAR AVG PM TR P IMP, belorbeerte Büste n.r.
Gegenstempel DV, rechts antiker Prüfschnitt
Rv: [S]P[ES AVGVSTA SC], Spes geht n.l.
Gewicht ca. 19 g, Durchmesser 33-35 mm
RIC 99; BMCRE 124; Cohen 85; CBN 165
Gegenstempel: Pangerl 85
Die Rückseite ist leider fast vollständig blank, die Erhaltung macht eine Bestimmung aber gerade noch möglich.
Grüße, Stefan
Eigentlich sammle ich nicht Münzen, sondern das Wissen darüber.
-
- Vergleichbare Themen
- Antworten
- Zugriffe
- Letzter Beitrag
-
- 20 Antworten
- 6813 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von Pfennig 47,5
-
- 20 Antworten
- 4784 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von Lackland
-
- 135 Antworten
- 29665 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von Pfennig 47,5
-
- 35 Antworten
- 9304 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von Chippi
-
- 33 Antworten
- 5248 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von didius
Wer ist online?
Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 4 Gäste