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Römer aus Blei?

Verfasst: Di 24.01.06 19:45
von diwidat
Hallo,
vor vielen Jahren habe ich drei münzenähnliche, offensichtlich bleierne Matallscheiben erhalten, die jemand als Römermünzen identifizierte.
Geglaubt habe ich ihm kein Wort.
Nachdem sich in meiner China Sammlung aber chinesische Cash aus dem frühen 10. Jahrhundert in Blei eingefunden haben, kamen Zweifel auf.

Kann mir das ehrenwerte Forum zu meinen Münzen etwas näheres sagen?
Hat es so etwas gegeben? Sie sehen eigentlich recht authentisch aus.

Verfasst: Di 24.01.06 20:13
von Peter43
Deine Bleimünzen scheinen ja Bilder zu haben wie offizielle Münzen, sind also keine Siegel oder Bleitesserae. Ich habe mal gelesen, daß dies Versuchsprägungen sein sollen. Ob das wirklich stimmt, weiß ich aber nicht.

Mfg

Verfasst: Di 24.01.06 20:32
von B.A.
Peter43 hat geschrieben:Ich habe mal gelesen, daß dies Versuchsprägungen sein sollen. Ob das wirklich stimmt, weiß ich aber nicht.
Obwohl ich keine bessere Erklärung habe, würde ich diese Theorie vorerst außschließen, da sie dann sicherlich schärfere Konturen hätten. Außerdem spricht doch auch nix dagegen, für eine "Probeprägung" einen normalen Schrötling zu nehmen, extra ein Bleischrötling zu nehmen wäre zu viel Aufwand.

Mfg
SCheibe

Verfasst: Di 24.01.06 20:45
von Pscipio
Die zweite Münze sieht mir wie eine alexandrinische Prägung aus (Salonina oder eine andere Kaiserin aus dem 3. Jh. n. Chr.), die halt ein bisschen anders aussehen und für ihren Durchmesser jeweils sehr schwer sind, aber nicht aus Blei bestehen. Kannst du uns Durchmesser und Gewicht der Stücke geben, vor allem der beiden anderen?

Gruss, Pscipio

Verfasst: Di 24.01.06 21:49
von beachcomber
hallo,
es gibt iberische münzen die unter römischer herrschaft in einigen wenigen orten im süden der iberischen halbinsel geprägt wurden.
allerdings war das noch zur republikzeit, wohl so eine art notgeld als die transportwege aus rom wohl noch unsicher waren, und man auf diese weise dem kleingeldmangel abhilf.
vielleicht sind diese münzen ja aus ähnlichen gründen anderenorts geprägt worden?
grüsse
frank

Verfasst: Mi 25.01.06 21:00
von diwidat
Vielen Dank für die Gedanken, die bisher schon gemacht wurden.
Die Stücke habe ich heute mal gewogen und vermessen. Sie sind in der Reihenfolge der Bilder von oben:
1. Gew.: 6,77 gr Durchmesser = 23,0 mm
1. Gew.: 14,91 gr Durchmesser = 23,0 mm
3. Gew.: 12,34 gr. Durchmesser = 24,5 mm

Nr 1 und 3 scheinen gleiche Stücke zu sein. AV ...INUSPFAVG / RV Jupiter mit IOVICON..., im Abschnitt AL oder AV und noch was, also Constantine.

Nr. 2 ist die AV Umschrift sehr fragmentarisch, dass keine klaren Schriftzeichen zu erkennen sind. Im AV stehende Figur mit Schild vor der Brust und Viktoria auf rechter ausgesteckter Hand, links unten Palmenzweig und rechts unten L, darüber wie I und Lambda, sonst keine Schrift zu erkenen.

Die Stücke sind eindeutig gegossen und die Ränder sehen zirkuliert aus (oder bespielt?).
Dank den Experten schon im Voraus - diwidat.

Verfasst: Do 26.01.06 11:25
von Chippi
Die Legenden würden zu Constantin I. passen.

Verfasst: Do 26.01.06 13:28
von Pscipio
Zu Nr. 2: ich lese es als L / IA oder eher L /IΔ, das wäre Jahr 11 oder Jahr 14, was wohl nur für Salonina in Frage kommen würde.

Salonina Tetradrachme, geprägt im Regierungsjahr 14 (266/267 n. Chr.) in Alexandria
Av: KOPNHΛIA CAΛΩNЄINA, drapierte Büste mit Diadem nach rechts.
Rev: L / IΔ, Elpis mit Blume und angehobenen Gewand nach links schreitend, im Feld links Palmzweig.
Dattari 5333, Geissen 2979, BMC 2253

14.91 g ist allerdings deutlich höher als die normalen 7-11 g. Und bei den beiden anderen Stücken bin ich erst Recht ratlos - Versuchsprägungen? Auf einem 12 g schweren Bleischrötling? Wozu könnte das denn gedient haben?

Gruss, Pscipio

Verfasst: Do 26.01.06 14:11
von Zwerg
Hat eigentlich noch niemand schlicht und ergreifend an moderne Fälschungen gedacht? Es deutet m. E. alles darauf hin.

Grüße
Zwerg

Verfasst: Do 26.01.06 14:42
von B.A.
Zwerg hat geschrieben:Hat eigentlich noch niemand schlicht und ergreifend an moderne Fälschungen gedacht? Es deutet m. E. alles darauf hin.
Ich glaube moderne Fälschungen wären wohl nicht aus Blei!?
Außerdem ist der Stil viel zu gut. Wenn es Fälscher wären, dann wirklich gute, und diese hätten dann, wie eben erwähnt, ihre Fälschungen nicht aus Blei hergestellt.
Nach einer Betrachtung meiner Jupiterdarstellungen aus dieser Zeit, stimmen diese stilistisch mit zumindest der ersten Münze überein.

Mfg
SCheibe

Verfasst: Do 26.01.06 14:44
von Pscipio
Wenn die Münzen in von echten Münzen abgenommene Gussformen gegossen wurden, kann auch der Stil nicht falsch sein. Im übrigen traue ich es mir nicht zu, den Stil der Münzen anhand dieser Fotos zu beurteilen.

Pscipio

Verfasst: Do 26.01.06 15:26
von Zwerg
Pscipio hat geschrieben:Wenn die Münzen in von echten Münzen abgenommene Gussformen gegossen wurden, kann auch der Stil nicht falsch sein.
Bingo!

Ich habe ganz stark Nordafrika in Verdacht.

Grüße
Zwerg

Verfasst: Do 26.01.06 21:04
von diwidat
Gegen eine modern Herstellung sprechen die mineralischen Versinterungen (kann man ev. auch nachmachen) und die deutlichen Stauchspuren am Rand.

Möglicherweise so etwas wie die Limes Fälschungen aus einem ganz anderen Teil der Erde?
Auf jedem Fall keine Sammlerfälschungen der Neuzeit, dazu passt der Lunker auf dem AV der ersten Münze nicht, eher zeitgenössische Kursfälschungen.

Verfasst: Mo 30.01.06 15:49
von B.A.
Hier noch 4 Beispiele, angeboten bei E-Bay als Blei-Probe.

http://cgi.ebay.de/ROMISCHES-blei-probe ... dZViewItem

Verfasst: Mo 30.01.06 15:54
von Pscipio
diwidat hat geschrieben:Auf jedem Fall keine Sammlerfälschungen der Neuzeit, dazu passt der Lunker auf dem AV der ersten Münze nicht, eher zeitgenössische Kursfälschungen.
Ich weiss leider nicht, was ein Lunker ist, aber zeitgenössische Kursfälschungen von einem solchen Gewicht? Wohl kaum.

Weisst du denn, woher die Münzen stammen?