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Stempelverbindungen zwischen provinzialen Prägestätten

Verfasst: Fr 03.02.06 17:20
von Pscipio
Im Schaukasten-Thread, S. 1 und 2, habe ich seinerzeit ein Medaillon von Gordianus III. vorgestellt, welches ich über eBay erworben hatte:

Magistrat Ulpius Tertullianus für Gordianus III., AE 38 aus Markianopolis, Moesia inferior, 238-244 n. Chr.
Av: AVT K M ANT ΓOPΔ-I-ANOC AVΓ, Brustbild mit Strahlenkrone, Paludament und Panzer, worauf Gorgoneion, nach links, die Rechte grüssend erhobend und links Globus haltend.
Rev: VΠ TEPTVΛΛ-IA-NOV MAPKIANOΠOΛITΩ, OMONOIA im Abschnitt, Die Stadtgöttin mit Mauerkrone, im linken Arm Füllhorn haltend, und Gordianus in Toga, in der Linken Schriftrolle haltend, stehen einander gegenüber und reichen sich über einem brennenden Dreifuß die Hand.
Ø 35-38 mm, 24.80 g.
AMNG 1098
Sehr selten

Curtis Clay hat damals auf eine Stempelverbindung zu Münzen aus Odessos (Thrakien) und Tomis (Moesia inferior) hingewiesen:
curtislclay hat geschrieben:Pick 1098 notiert Exemplare in Berlin, London, Paris, und Wien (die vier besten öffentlichen Sammlungen!) und bemerkt dazu: "Die Vorderseite scheint, wie schon A. v. Sallet bemerkt hat, aus demselben Stempel zu sein, wie die mehrerer Medallions von Odessos (z.B. Taf. V, 5) und von Tomis (z.B. Taf. VII, 18 )."
Also die erste festgestellte Stempelverbindung zwischen provinzialen Münzstätten auf europäischem Boden!
Heute habe ich nun per Zufall bei einem vcoins-Händler ein Exemplar aus Odessos vom gleichen Vorderseitenstempel entdeckt ( http://www.vcoins.com/ancient/apollo/st ... 57&large=0 ) und mir bei der Gelegenheit bei Coinarchives gleich noch ein passendes Stück aus Tomis rausgesucht ( http://www.coinarchives.com/a/lotviewer ... 26&Lot=626 ). Angehängt findet ihr die Bilder der drei Münzen aus drei verschiedenen Städten, alle drei vom gleichen Vorderseitenstempel - das ist schon eine interessante Sache! Vielleicht kennt jemand weitere Fälle von Stempelverbindungen zwischen provinzialen Prägestätten und möchte die hier vorstellen?

Gruss, Pscipio

Verfasst: Fr 03.02.06 20:59
von Pscipio
Und gleich noch eine Münze aus Odessos mit stempelgleicher Vorderseite, aber anderer Rückseite als obiges Stück: http://www.vcoins.com/ancient/parscoins ... 40&large=1

Re: Stempelverbindungen zwischen provinzialen Prägestätten

Verfasst: Sa 11.02.06 22:33
von Pscipio
Pscipio hat geschrieben:das ist schon eine interessante Sache! Vielleicht kennt jemand weitere Fälle von Stempelverbindungen zwischen provinzialen Prägestätten und möchte die hier vorstellen?
Anscheinend nicht!

Verfasst: So 12.02.06 01:04
von B.A.
Anscheinend nicht!
Schon, aber leider finde ich das Vergleichsstück nicht mehr, hab es nach einer Formatierung leider nicht auf CD gespeichert :?
Vor einem Jahr hab ich 2 Stempelgleiche Vorderseiten gefunden, ich leg mich ins Zeug sie wieder zu finden. Damit dein Beitrag nicht ganz in der Versenkung verschwindet stell ich mein Vergleichsstück ein :wink:

Augustus
AE 25; Spanien
AV: PERM CAES AVG --> Büste nach links
RV: IVLIA TRAD --> Legende im Eichenkranz
d: 25mm; g: 8,6 gramm
RPC 108

Mfg
SCheibe

Verfasst: So 12.02.06 01:09
von Pscipio
Hallo B.A.

Sprichst du nun eine einfache Stempelgleichheit zwischen zwei Münzen einer Stadt oder eine Stempelverbindung zwischen zwei verschiedenen provinzialen Prägestätten an?

Gruss, Pscipio

Verfasst: So 12.02.06 14:50
von B.A.
Da war ich gestern wohl zu schnell mit schreiben, meiner Erkenntnis nach war es wohl eine Stempelgleichheit innerhalb einer Münzstätte. Dennoch ht dein Beitrag mich dazu veranlasst, diese Stücke wieder rauszusuchen.
Aber ich halte Ausschau nach Stmpelgleichen Stücken verschiedener Münzstätten. :wink:

Verfasst: So 12.02.06 19:51
von Durmius
[ externes Bild ]
Schon, aber leider finde ich das Vergleichsstück nicht mehr
Eine von Gordianus ist in Auktion 111 von Künker, lot 6957, die gleiche die hat Pscipio
Grüsse

Durmius

Verfasst: So 12.02.06 19:54
von Pscipio
Danke für den Hinweis - hier das Bild.

Verfasst: So 12.02.06 20:54
von Zwerg
Es ist seit langer Zeit bekannt, daß es "wandernde Münzstätten" in Kleinasien gab. Gleiche Vorderseitenstempel wurden in mehreren Städten gebraucht.

K. Kraft, Das System der kaiserzeitlichen Münzprägung in Kleinasien--Materialien und Entwürfe (Berlin, 1972)
Eine seinerzeit bahnbrechende Entdeckung.

Die hier vorgelegten Beispiele zeigen, daß es auch auf dem Balkan Ähnliches gab (die beiden spanischen Münzen sind m.E nicht stempelgleich, aber sehr ähnlich)

Grüße
Zwerg

Verfasst: So 12.02.06 22:03
von Pscipio
Da wir doch einige langjährige Sammler unter uns haben, hatte ich natürlich gehofft, jemand würde auf den Zug aufspringen und hier (mit Bildern) eine Stempelverbindung vorstellen, die ihm irgendwann mal aufgefallen ist.

Gruss, Pscipio

Verfasst: Do 02.03.06 23:37
von Peter43
Hallo Lars!

Jetzt habe ich auch einen Hinweis auf eine solche Stempelverbindung gefunden und zwar aus Kilikien. Schau mal rein in meinen neuesten Beitrag zu 'mythologisch interessanten Münzen' zum Thema 'Perseus und Andromeda'.

Mfg

Verfasst: Fr 03.03.06 00:01
von Pscipio
Danke für den Hinweis! Leider habe ich auf die Schnelle kein solches Stück aus Philadelphia gefunden.

Gruss, Pscipio

Verfasst: Fr 03.03.06 12:41
von quisquam
Die städteübergreifenden Stempelkopplungen legen den Schluss nahe, dass offenbar dieselbe Münzstätte für verschiedene Städte prägte. Eine "Wandermünzstätte" klingt daher plausibel.

Als Aussenstehender ohne viel Ahnung von den Provinzialen Prägungen ist eine andere Erklärung solcher Stempelkopplungen für mich, dass provinziale Münzen nicht unbedingt vor Ort geprägt wurden, sondern eventuell auch zentral für verschiedene Städte, z.B. in Rom (aber nicht nur unbedingt dort). Als Indiz hierfür zeigen manche Provinzial-Bronzen tatsächlich deutlich reichsrömischen Stil, was auf PScipios Beispiele allerdings nicht zutrifft. Eine solche Praxis kann ich mir aber gerade bei außerordentlichen Prägungen wie diesen Madaillonen sehr gut vorstellen.

Grüße, Stefan

Verfasst: Fr 03.03.06 13:05
von Pscipio
quisquam hat geschrieben:Die städteübergreifenden Stempelkopplungen legen den Schluss nahe, dass offenbar dieselbe Münzstätte für verschiedene Städte prägte. Eine "Wandermünzstätte" klingt daher plausibel.
Ob diese eine oben angesprochene Stempelkoppelung auf ein einmaliges Prägen einer Festemission für Gordian in einer einzigen Prägestätte hinweist oder ob der Stempel von Prägestätte zu Prägestätte transferiert wurde, ist mir nicht ganz klar. Sicherlich aber handelt es sich hierbei um eine Ausnahme, denn Tomis, Odessos und Markianopolis besassen allesamt eigene Prägstätten, und dieses hier ist die einzige mir bekannte Stempelkoppelung zwischen diesen Städten.

Verfasst: Mo 04.09.06 22:41
von Pscipio
Hier eine weitere Stempelverbindung zwischen zwei Städten:

Hadrianotherai, Mysien AE20.
Av: IEPOC ΔHMOC, Büste des Demos nach rechts.
Rev: AΔPIANOΘEPITΩN, Asklepios frontal stehend, Kopf nach links, stützt sich auf Schlangenstab.
Ø 20 mm, 2.67 g.

Germe, Lydien, AE20.
Av: IEPOC ΔHMOC, Büste des Demos nach rechts.
Rev: ΓEPMHNΩN, nackter Herakles frontal stehend, Kopf nach links, hält Löwenfell über linken Arm und stützt sich auf Keule rechts.
Ø 20 mm, 3.15 g
BMC 5

Gruss, Pscipio