Löcher auf Provinzialmünzen

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

curtislclay
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Beitrag von curtislclay » Fr 24.02.06 22:07

Ausserdem schliessen die oft vorhandenen konzentrischen Schleifspuren aus, dass das Loch nach dem Prägevorgang eingeprägt worden wäre und bloss als Kennzeichnung gedient hätte!
Zuletzt geändert von curtislclay am Mo 27.02.06 06:59, insgesamt 1-mal geändert.

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Zwerg
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Beitrag von Zwerg » Fr 24.02.06 23:59

Bei den Ptolemäern gibt es dies ebenso.
Ich stelle einfach einmal einige Fotos aus Coinarchives willkürlich ein.
Eine Erklärung habe ich auch nicht.
Aber - die Löcher sind immer in der Mitte - bei den Ägptern und in Thrakien.

Grüße
Zwerg
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Peter43
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Beitrag von Peter43 » Sa 25.02.06 01:30

Alle Überlegungen sind ja schön und gut. Aber ich vermisse immer die Begründung dafür, daß sich diese Löcher nicht bei imperialen Münzen finden!

MfG
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curtislclay
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Beitrag von curtislclay » Sa 25.02.06 02:39

Eine gute Frage, die ich nur etwas anders formulieren würde: warum haben so viele Münzstätten dieses aufwendige Verfahren überhaupt angewendet, wenn die Ausgaben Roms und vieler anderer Münzstätten beweisen, dass es nicht notwendig war?

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antoninus1
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Beitrag von antoninus1 » Sa 25.02.06 11:03

Zu dieser Fragestellung passt:

die Ptolemäer in Alexandria haben die Löcher angebracht, die auf sie unmittelbar folgenden Römer nicht mehr.
Gibt es die letzten Ptolemäerbronzen (Kleopatra VII. oder Ptolemaios XIIII., wenn ich nicht irre) noch mit Löchern oder hat das früher geendet?
Gruß,
antoninus1

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Beitrag von 4037lech » Sa 25.02.06 17:08

Könnte es nicht sein, dass hier mit anderer Technik geprägt wurde?
Ein Stempel kann auch aus einem Griffteil und einem separaten Stempel in Scheibenform bestanden haben. Diese Stempelscheibe wird dann mittels einer Niete an dem Griffteil befestigt. Der Abdruck der Niete kann sicher auch diese Vertiefung auf einer Münze hervorrufen.

Andreas34
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Beitrag von Andreas34 » Sa 25.02.06 17:59

Hallo,
auf jeden Fall wurde die Körnung nach oder während des Produktionsprozesses gemacht. Keinesfalls wurde das vorher gemacht, daß würde man sehen, da es an der Stelle mehr oder minder starke Verformungen geben würde.

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Beitrag von Peter43 » Sa 25.02.06 19:55

Das ist auch meine Meinung!

MfG
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curtislclay
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Beitrag von curtislclay » Sa 25.02.06 21:40

Diese Meinung kann nicht stimmen. Das Loch entstand offensichtlich gleichzeitig mit den konzentrischen Scheifspuren an der Schrötlingsoberfläche. Diese Scheifspuren liegen aber immer unterhalb vom Stempelgepräge, durch das sie sogar oft gänzlich ausgemerzt wurden. Das Loch selbst war aber zu tief und zu klein, um durch den Prägevorgang bemerkbar verformt zu werden.

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Beitrag von Zwerg » Sa 25.02.06 22:10

Ich habe ganz unwissenschaftlich coinarchives chaotisch durchsucht.
1) Es gibt bei gleichen Herrschern sowohl Münzen mit als auch ohne Loch (Tomis durchsucht).
2) Es gibt Auffälligkeiten.
3) Ich habe keine Erklärung, aber die Löcher sind immer zentriert.

Grüße
Zwerg
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Was ist mit der Rückseite?
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Klein und fein
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Auch hier: Was ist mit der Rückseite?
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Und hier ein Musterbeispiel aus dem 2./1.Jh. v.Chr. aus Kyzikus

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Beitrag von richard55-47 » Sa 25.02.06 22:30

Über die konzentrischen Schleifspuren haben wir schon einmal diskutiert. Soweit erinnerlich: keine überzeugenden Erkenntnisse.
Zu den Löchern:
m. E. hatten die Stempel - wie auch Chinamul annimmt - einen Dorn. Eine vom Prägevorgang getrennte Anbringung der Löcher verlangsamt die Produktion erheblich. Hoher Durchsatz war gefragt und ist als erzielbar experimentiell nachgewiesen, wie in RIC I - generelle Bemerkungen - erwähnt. Vielleicht verhinderten die Dorne ein Springen der fertigen Münze unmittelbar nach dem Schlag. Ihre "Klebewirkung" hob sich gegenseitig auf. Die fertige Münze lag also für den schnellen Zugriff auf dem Unterstempel bereit und führte kein Eigenleben. Man musste sie nicht irgendwo vom Fußboden aufklauben.
do ut des.

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Beitrag von Pscipio » Sa 25.02.06 22:47

Curtis hat aber bereits auf stempelgleiche Münzen hingewiesen, auf denen die Löcher an verschiedenen Stellen erscheinen - dann kann es kein Dorn im Stempel gewesen sein!

Gruss, Pscipio
Nata vimpi curmi da.

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Zwerg
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Beitrag von Zwerg » Sa 25.02.06 23:02

Wie stelle ich einen Stempel her?
Eis gibt eine glatte Fläche Metall, in die ich das Münzbild eingraviere oder mit Hilfen einpunze.
Es ist äußerst unwahrscheinlich, daß sich in der Mitte dieses Metallstückes ein Dorn befindet!
Damit gibt es für diese Löcher nur zwei Möglichkeiten:

1) Bereits der Schrötling hatte diese Löcher
2) oder sie wurden später angebracht.

Ich tendiere zu Möglichkeit 1) wegen der Zentrierung und den Anmerkungen weiter oben, auch ergibt 2) keinen Sinn

Aber warum?

Grüße
Zwerg

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Beitrag von Oettlalb » Sa 25.02.06 23:42

Mal eine ganz dumme Idee:

Bronze muß ja, im Gegensatz zu Kupfer, Silber und Gold, vor dem Prägen
auf etwa 740 Grad (Rotglut) erhitzt werden, weil sonst der Schrötling beim
Prägen zerspringen würde.

Vielleicht sind diese Löcher irgendwelche Werkzeugspuren (Zange, Zainhaken)
aus dem Glühvorgang?

LG
Albert Öttl
Wien

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Beitrag von Peter43 » So 26.02.06 01:00

Hier einige Anmerkungen zu den Löchern, die die ganze Sache noch geheimnisvoller machen:

1. Die Münze #1, Nikopolis, Elagabal, Pick 1953_a, zeigt, daß hier das
Loch auf der Vs. deutlich exzentrisch liegt! Dies ist nicht die einzige
Münze, bei der man das findet!

2. Die beiden anderen Münzen, Nikopolis, Elagabal, AMNG 2013, sind
stempelgleich. Trotzdem unterscheiden sie sich in Bezug auf die
Löcher! Die 2. Münze hat auf der Vs. gar kein Loch und auf der Rs.
liegt es klar an einer anderen Stelle als bei der 1. Münze!

MfG
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