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Löcher auf Provinzialmünzen
Verfasst: Do 23.02.06 16:24
von Vogelgesang
Bin neu hier im Forum, deshalb möchte ich mich kurz vorstellen:
Bereits in meiner Jugend habe ich mich für die geprägten Metallplättchen interessiert.
Mein Interesse verlor sich etwas, als ich eine Familie gründete und meine berufliche Entwicklung vorantrieb. Seit geraumer Zeit ist aus dem anfänglichem Interesse ein Bedürfnis geworden: Das Bedürfnis, anhand von Münzen die Vergangenheit zu spüren. Zu spüren, nicht nur „aufzuspüren“.
Beinahe zwangsläufig bin ich so vor kurzem auch auf römische Münzen gestoßen. Führte kein Weg daran vorbei – bin halt ‚ne kölsche Jung’.
So habe ich denn etliche „ungereinigte“ erworben und gereinigt. Tolles Gefühl unter der Schmutzschicht etwas erkennen zu können. Noch toller: Man kann sogar die Legende lesen.
Jetzt hatte es mich also gepackt, dass Antikenfieber…
Ich hoffe, dass ich die Zeit finde, die Erfahrung sammle und die Energie aufbringe, hier im Forum auch mal etwas (eventuell) wissenswertes einbringen zu können. Im Moment lerne ich noch…
So habe ich auch direkt zu Beginn eine Frage:
Wieso weisen „dickere“ römische Bronzemünzen beidseitige Körnungen auf?
Ich grüße alle Forumsmitglieder mit einem (der Zeit angepassten) „Kölle Alaaf“
Bis bald.
Vogelgesang
Edit durch Pscipio: ich habe den Titel des Threads geändert, damit das Thema leichter zu finden ist.
Verfasst: Do 23.02.06 17:17
von chinamul
Hallo Vogelgesang!
Wir "Römer" freuen uns über jeden, der unheilbar vom bacillus numismaticus befallen ist und zu uns gefunden hat. Ein herzliches Willkommen also.
Ich nehme an, daß Du mit den "beideitigen Körnungen" die Löcher im Zentrum des Münzbildes meinst, die sich auf römischen Kolonialmünzen finden. Dieses Thema wird noch diskutiert. Eine Zeitlang war man der Ansicht, es handele sich um Zentrierlöcher bei der Herstellung des Schrötlings, aber es gibt auch andere Ansichten. Ich selbst neige zu der Erklärung, daß die Stempel einen Mitteldorn hatten, der den Stempel beim Prägen an Ort und Stelle hielt. Aber, wie schon gesagt, nichts Genaues weiß man nicht.
Gruß
chinamul
Verfasst: Do 23.02.06 18:13
von curtislclay
Chinamul,
Deine Theorie kann nicht stimmen, denn bei stempelgleichen Münzen ändert sich immer wieder die Plazierung des Loches in Bezug auf den Typ. Einmal findet man das Loch am Ohr des Porträts, das nächste Mal auf der Wange, usw.
Verfasst: Do 23.02.06 18:39
von Vogelgesang
chinamul, curtislay,
mir ist aufgefallen, dass die Ansenkungen sehr tief sind - gemessen an der Mächtigkeit der Münzen. Es gibt allerdings kiene Münze, wo die Ansenkung zum Durchbruch, sprich "Loch" wird -> Die Ansenkungen sind IMMER versetzt, niemals mittig. Kann es sein, dass bereits die Schrötlinge "gesenkt" waren?
Oder, eher noch, die Stempel?
Es grüßt ALLE
Vogelgesang
Verfasst: Do 23.02.06 18:43
von chinamul
@curtislclay
Das überzeugt und macht meine schöne Theorie leider zunichte! Aber auch Du scheinst noch keine schlüssige Erklärung für diese Erscheinung zu haben, oder?
Gruß
chinamul
Verfasst: Do 23.02.06 21:41
von curtislclay
Ich habe es im Internet gelesen, wo und von wem der Aufsatz ist weiss ich aber nicht mehr: als Schrötlingsvorbereitung hat man mit einer Art drehbarer Klinge Schmutz und die härtere Oberfläche des Metalls zuerst von der einen, dann von der anderen Seite des Rohlings entfernt.
Verfasst: Do 23.02.06 22:00
von tournois
curtislclay hat geschrieben:Ich habe es im Internet gelesen, wo und von wem der Aufsatz ist weiss ich aber nicht mehr: als Schrötlingsvorbereitung hat man mit einer Art drehbarer Klinge Schmutz und die härtere Oberfläche des Metalls zuerst von der einen, dann von der anderer Seite des Rohlings entfernt.
Sollte das der Fall sein, dann müsste man ja auf verschiedensten Münzen so eine Art "Schleifspuren" nachweisen können, oder was meint Ihr?
Verfasst: Do 23.02.06 22:14
von curtislclay
Ganz richtig, solche Schleifspuren, in konzentrischen Kreisen um das Zentrierloch herum, findet man in der Tat recht oft!
Verfasst: Do 23.02.06 22:37
von Vogelgesang
Zentrierung zur Säuberung des Rohlinges, Schleifspuren...
Warum so umständlich? Wäre es nicht logischer, dass bereits die Rohlinge leicht versetzt gekörnt wurden (soll ja kein Durchbruch vorkommen), um die Schrötlinge möglichst verlustfrei zu prägen? Ohne "Aufnahme" sind die Schrötlinge evtl. verrutscht und haben so konzentrisch geprägt Material verschwendet...in der Antike ein Frevel!
Wäre eine Möglichkeit. Ich bleibe dran...
Seid gegrüßt
Vogelgesang
Verfasst: Do 23.02.06 22:48
von curtislclay
So umständlich, weil die gedrehten Schleifspuren, in deiner Theorie unerklärlich, sehr oft begegnen!
Zudem sehe ich nicht ein, wie ein Loch im Schrötling vor Verrutschen schützen soll.
Verfasst: Fr 24.02.06 11:56
von peterf
Hallo.
Wenn der Körner nur beim Schrötling zum Einsatz gekommen ist, müßte das Loch nach dem Prägevorgang eingedrückt sein, zumindest teilweise sichtbar. Die Körnungen sind aber immer sauber und ohne Verformungen, wie sie nach einem Prägehieb auftreten würden.
Grüße
peterf.
Verfasst: Fr 24.02.06 12:22
von Peter43
Es gibt auch die Theorie, daß diese Löcher erst nach der Prägung entstanden sind, z.B. als Kennzeichnung für irgendwelche Zwecke. Es gibt Münzstätten, auch bewegliche, die für viele verschiedene Orte im Auftrag gearbeitet haben. Um z.B. die Abrechnung zu kontrollieren, wäre eine Erklärungsmöglichkeit.
Man müßte nämlich auch erklären, warum diese Löcher nicht auf imperialen Münzen vorkommen!
MfG
Verfasst: Fr 24.02.06 12:33
von il.roc
@Peter43
Das wäre eine mögliche Erklärung. Doch warum sind sie dann vorne und hinten vorhanden?
Verfasst: Fr 24.02.06 13:31
von antoninus1
Vielleicht deswegen, damit man sie beim Zählen nicht wenden muss, um das Loch zu sehen.
Verfasst: Fr 24.02.06 13:40
von peterf
Hallo.
Ich glaube nicht daß man die Münzen für so profane Zwecke, wie zählen oder sonstwas administratives, derart verunstaltet hat. Die Körnungen müssen wärend des Produktionsprozesses entstanden sein, glaube ich.
Grüße
peterf.