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Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

octavian
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Beitrag von octavian » Mi 15.03.06 17:57

Hallo Durmius,
hier die Bilder der Stücke. Den Augustus-Denar habe ich erworben, da ich mich besonders für die augusteiische Periode interessiere. Leider sind die Augustus-Münzen oft ziemlich teuer, besonders bei beliebten Stücken. Nun hatte ich Gelegenheit, wieder mal ein Stück meiner Sammlung beizufügen. Den Claudius fand ich wegen der Patina und insgesamt einfach der Erscheinung wegen ganz gefällig. Die Münzen des Claudius laufen einem zwar oft über den Weg, die Erhaltung ist jedoch oft nicht schlecht (es sei denn bei einem Auktionshaus, doch die Preise liegen da wieder teilweise ziemlich hoch). Den Maximinus Thrax fand ich auch ganz nett, außerdem ist das 3. Jhdt eine ausgesprochen interessante Periode (Fall des Limes, Zeit der Soldatenkaiser ect). Zu Maximinus muss ich noch erwähnen, dass die Patina in Wirklichkeit ein viel dunkleres Grün ist. Die Farbe auf dem Bild täuscht etwas. Die Bilder habe ich von der Seite des Verkäufers kopiert.

Octavian
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curtislclay
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Beitrag von curtislclay » Mi 15.03.06 20:57

Nette Stücke, zufällig alle "frühe Auftritte".
Die Rs. von Augustus zeigt zum 1. Mal Caius Caesar, Enkelkind und Adoptivsohn des Kaisers, 12 Jahre alt, wie er im J. 8 v. Chr. dem gallischen Heer vorgestellt wird. Die Bulla um seinen Hals zeigt an, dass er noch im Kindesalter ist.
Das ist ein ganz früher Claudius-As, bald nach seiner Thronbesteigung, mit jugendlichem Porträt, das an seinen verstorbenen Bruder Germanicus erinnert.
Für Maximinus Thrax auch das früheste Porträt, das noch von Severus Alexander beeinflusst wird.
An den beiden Bronzemünzen sieht man deutlich den Farbunterscheid zwischen rotem Kupfer und gelbem Messing!
Zuletzt geändert von curtislclay am Do 16.03.06 07:07, insgesamt 1-mal geändert.

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Homer J. Simpson
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Beitrag von Homer J. Simpson » Mi 15.03.06 21:24

curtislclay hat geschrieben:Nette Stücke, zufällig alle "frühe Auftritte".
Die Rs. von Augustus zeigt zum 1. Mal Caius Caesar, Enkelkind und Adoptivsohn des Kaisers, 12 Jahre alt, wie er im J. 8 v. Chr. dem gallischen Heer vorgestellt wird. Die Bulla um seinen Hals zeigt an, dass er noch im Kindesalter ist.
Sehr interessant! Was habe ich mir unter so einer Bulla vorzustellen? Ist das so eine Marke, die Kinder umhatten, wo draufsteht: "Wenn ich mich verlaufe, bringt mich zurück zu Kaiser Augustus" oder so ähnlich? :wink:

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Beitrag von Peter43 » Mi 15.03.06 21:25

Tolle Münzen! Das mit der Bulla ist sehr interessant. Danke für den Hinweis, Curtis! Ich habe mich etwas belesen: Die Bulla wurde den freigeborenen römischen Jungen am 9.Tag nach der Geburt um den Hals gehängt. Es war eine Kette mit einer kleinen Tasche, die ein Amulett enthielt, also apotropäisch gemeint war (zur Abwehr des Bösen). Mit 14 Jahren wurde sie zugleich mit der Praetexta abgelegt, der Junge bekam die Toga und galt als Erwachsener. Die Bulla wurde mit der Zeit immer kostbarer gestaltet und war bis in die Zeit der Spätantike üblich. Im Christentum trug sie das Christogramm.
Die Bulla kam aus Etrurien und wurde auch von Triumphatoren getragen.

MfG
Zuletzt geändert von Peter43 am Mi 15.03.06 22:01, insgesamt 2-mal geändert.
Omnes vulnerant, ultima necat.

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Beitrag von curtislclay » Mi 15.03.06 21:50

Die Bulla erkannte und erklärte zum ersten Mal J. Pollini, Gaius Caesar on Horseback, ANS Museum Notes 30, 1985. Eine nette kleine Entdeckung!

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Beitrag von octavian » Mi 15.03.06 23:37

Hallo Curtis,
sehr interessant!! Wobei beim Claudius der Verkäufer in seiner Beschreibung angibt, dass die Prägung um 50 n. Chr. entstand. Das wäre ja eigentlich erst sehr viel später nach der Thronbesteigung gewesen. Liegt da wohl ein Irrtum des Händlers vor?

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Beitrag von curtislclay » Do 16.03.06 02:15

Nach RIC wurde dein Claudius, weil ohne P P in der Legende, zwischen Regierungsantritt in 41 und etwa 50 n. Chr. geprägt. Diese Datierung wollte der Händler offenbar übernehmen, nannte irrtümlicherweise aber nur den Schlusstermin, das Jahr 50.
In Wirklichkeit wurden die Bronzemünzen ohne P P alle zwischen Regierungsantritt im Januar 41 und etwa 7. Januar 42 geprägt. An diesem Datum nahm Claudius den Titel P P an, und die Ausgabe der Bronzemünzen mit P P fing an.

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Beitrag von chinamul » Do 16.03.06 17:46

Das mit der Bulla ist sehr interessant, besonders deren apotropäischer Aspekt. Etwas Vergleichbares gibt es auch im asiatischen Raum.
Die erste Abbildung zeigt ein sogenanntes Wolkenschloß oder auch Hundert-Familien-Schloß aus Bronze. Bei der Geburt eines Kindes erbat man sich von hundert Familien je einen Seidenfaden, aus dem eine Schnur geflochten wurde. An dieser Schnur hängte man das Schloß dem Kind um den Hals und erhoffte sich davon für das Neugeborene den Schutz durch die vereinten Segenswünsche der Spender der Seidenfäden. Auch dieses Amulett wurde wie die Bulla dem Kind beim Eintritt in die Pubertät wieder abgenommen.
Ähnlich verhält es sich mit dem zweiten, massivsilbernen Amulett vom Bergvolk der Hmong im Goldenen Dreieck. Es soll das Kind vor Krankheiten schützen und dafür sorgen, daß die Seele nicht aus dem Körper entweichen kann. Es wird daher auch als Seelenschloß bezeichnet.
Ich bitte mir diesen Exkurs in eine völlig andere (wirklich völlig andere?) Kultur zu verzeihen, aber vielleicht sollte man doch ab und an mal über den Tellerrand hinausblicken.

Gruß

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Beitrag von Homer J. Simpson » Do 16.03.06 18:46

chinamul hat geschrieben: Ich bitte mir diesen Exkurs in eine völlig andere (wirklich völlig andere?) Kultur zu verzeihen, aber vielleicht sollte man doch ab und an mal über den Tellerrand hinausblicken.

Gruß

chinamul
Ganz im Gegenteil, sehr interessant, wie Grundbedürfnisse des Menschen, z.B. hier Schutz vor bösen Mächten, in verschiedenen Kulturen ähnlichen Ausdruck finden. Un wo's noch dazu Dein Spezialgebiet und Namensquelle ist...

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Beitrag von Pscipio » Do 16.03.06 18:48

@Homer, bisschen off-topic: Ich mag deine Signatur, guter Spruch! :wink:
Nata vimpi curmi da.

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Beitrag von curtislclay » Do 16.03.06 19:06

Was bedeutet Homers Signatur, bitte?

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Beitrag von Pscipio » Do 16.03.06 19:12

[sit aus vi latein is es aber net] :D
Nata vimpi curmi da.

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Beitrag von Wurzel » Do 16.03.06 19:14

Wenn Du die Leerzeichen anders setzt kommt "sit aus vi laitein is es aber net"
ein bischen deutscher Dialekt. und heißt einfach: Sieht aus wie Latein ist es aber nicht.

Edit: Da hat sich mein Posting mit dem von Pscipio überschnitten.


Liebe Grüße Wurzel ( Michael )
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Beitrag von chinamul » Do 16.03.06 19:19

Von diesen Sprachscherzen gibt es etliche Beispiele, von denen viele aber, weil von Studenten verfaßt, reichlich anstößig sind.
Ein harmloses Exemplar: Unus ignis quis vir multum de audere et clamavit studium fuga meus impedire. Übersetz doch mal Wort für Wort! Dann kriegst Du den folgenden deutschen Satz: Ein Feuer wer? Mann viel vom wagen und rief Eifer Flucht mein hindern. Das muß man nur schnell genug laut lesen, dann ergibt es schon einen Sinn.

Gruß

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Beitrag von Peter43 » Do 16.03.06 23:43

Hallo Chinamul!

Bei Deinem zweiten Amulett sind die beiden 'Ösen' wohl aus 2 Schlangen gebildet, wenn ich es richtig sehe?
Omnes vulnerant, ultima necat.

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