Rezepte für künstliche Patina

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

Fridericus
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Beitrag von Fridericus » So 19.03.06 13:49

Wisst Ihr, warum dieses Forum so lebendig ist? Wegen der vielen Meinungen, die hier zusammenkommen. In der Frage des Nachpatinierens können wir uns vielleicht auf folgenden Standpunkt einigen: Sofern es nicht zu betrügerischen Zwecken geschieht (also Antikisierung von Güssen oder modernen Prägungen oder Vortäuschen von Erhaltungen), sollte es vielleicht jedem überlassen bleiben, wie er seine Münzen behandelt, solange er das Risiko auf sich nehmen will, daß andere (mögliche Käufer) hierüber anderer Auffassung sind. Und es scheint mir so zu sein, daß etwa gleich viele einen guten ästhetischen Eindruck wie maximale Authentizität (?) bevorzugen.

Sir Oly
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Beitrag von Sir Oly » So 19.03.06 18:21

Also ich glaube ,mit diesem Urteil kann wohl Jeder leben :) !!
FEL TEMP REPARATIO

Der_Hesse
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Beitrag von Der_Hesse » Mo 20.03.06 15:25

Auch wenn hier über meinem Post ein gutes "Schlusswort" steht, möchte ich auch nochmal meine Ansicht schreiben. Den Vergleich zwischen einem guten ästhetischen Eindruck wie maximale Authentizität als Einstellung beim Münzsammel finde ich sehr schön. Es ist hier glaube ich auch der Unterschied, ob man eine Münze so haben will, wie sie aus dem Boden kommt oder den "puristischen" Standpunkt einnimmt und egal was mit der Münze passiert ist, diese unverändert lässt. Meiner Meinung nach werden Leute mit der ersteren Ansicht moderne Beschädigungen durch kleine Korrekturen sicher ausbessern können, da dadurch ein Ergebniss erziehlt werden kann, also ob der Münze in den letzten Jahren unversehrt geblieben wäre.
Leute mit der zweiten Meinung, zu denen ich auch zähle, würden eine Münze nicht verändern, auch nicht verbessern, weil sie Angst haben der Geschichte der Münze ein Stück hinzuzufügen, so positiv das auch seien mag. Ich für mich selbst könnte auch Freude an einer total plank geputzten Münze haben (was nicht heißt das ich mir je eine kaufen werde) das sie trotz grober Mißhandlung eine Geschichte von der Prägung über die schlechte Behandlung bis zum jetzigen Zeitpunkt hat. Ich selbst sehe mich auch nicht als Besitzer von meinen Münzen in der Art wie ich einen 10€-Schein besitze. Klar hat jeder Sammler einen ideelen Wert an seinen Stücken und es ist sehr schwer zu erklähren was ich meine ohne Gefahr zu laufen missverstanden zu werden, ich will es aber trotzdem mal versuchen. Jede Münze ist ein Stück Geschichte und ich habe Freude daran, mir vorzustellen, das vor 1750 Jahren irgend jemand, den ich nie kennen werde, mit dieser Münze vielleicht Essen gekauft hat. War es vielleich ein reicher Mann, eine arme Familie oder wie auch immer... wurde die Münze vielleicht in einem Lederbeutel zusammen mit anderen aufbewahrt und so weiter und so fort... ob ich mit dem Kauf ein Schnäppchen gemacht habe oder nicht, ob sie selten ist oder nicht und welches Motiv sie hat ist natürlich wichtig, aber dem untergeordnet ist auf jeden Fall, dass sie ein Teil römischer Geschichte ist.
Aber wie oben schon erwähnt hat ja jeder ein Grundrecht, frei über sein Eigentum zu verfügen und das ist auch nicht verkehrt.

Sir Oly
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Beitrag von Sir Oly » Sa 25.03.06 18:56

Eine weitere interessante Seite zum Thema : http://www.restaurierung-und-mehr.de/
FEL TEMP REPARATIO

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beachcomber
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Beitrag von beachcomber » Sa 25.03.06 22:02

ein sehr interessanter link!
vor allem der hinweis auf BTA (benzotriasol), des einzig wirklich wirksamen mittels gegen bronzepest, welches sie bekämpft ohne den rest der patina zu zerstören.
allerdings wäre ein hinweis auf die (wohl starken) karzinogenen eigenschaften von BTA angebracht.
grüsse
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diwidat
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Beitrag von diwidat » So 26.03.06 21:10

Da prallen ja richtig Welten der Pro's und Kontra's aufeinander.
Gewöhnlich halte ich mich an den Kaufzustand meiner Münzen. Wenn sie mir aber garnicht gefallen, greife ich da schon mal ein.

Die Beispiele sind nun keine Römer, das macht aber bei dem Thema nichts.
Diese holländischen VOC Münzen kommen von Sri Lanka und haben sicherlich 100 Jahre in einer verrotteten Kiste gelegen und haben entsprechende Verkrustungen und Verschmutzungen angesetzt.

Da es sich um relativ moderne Münzen handelt, sind die Verkrustungen keine highlights in einer Sammlung. Also wird gereinigt:
1. Step Einweichen in Zitronensäure, bis die Krusten sich lösen. In diesem Fall war viermaliges Weichen mit Zwischenbürstungen innerhalb von insgesamt 3 Stunden nötig. 2. Step Gereinigte Münzen vorsichtig rückpatinieren, bis sie wieder ungefähr die ursprüngliche Farbe haben, anschließend neutralisiern und in Alkohol entwässern.
Allen bekannt ist, hoffe ich, dass die Bilder im Forum in falscher Reihenfolge eingefügt werden. Das letzt Bild zuerst! d.h. das erste Bild ist das Endprodukt.
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VOC-2.jpg
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Beitrag von tournois » Mo 27.03.06 00:43

diwidat hat geschrieben: dass die Bilder im Forum in falscher Reihenfolge eingefügt werden. Das letzt Bild zuerst!
Der Fehler ist bekannt! Mann kann ihn aber ausmerzen, wenn man sich der Tatsache bewusst ist.
Einfach die Bilder anders herum einfügen als sie erscheinen sollen! ;)

Übrigens finde ich das Ergebnis der Reinigung nicht sehr ansprechend.......
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Fridericus
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Beitrag von Fridericus » Mo 27.03.06 08:20

Also ganz ehrlich: ich finde die Münzen im Urzustand auch wesentlich ansprechender und finde das Ergebnis eher wertmindernd! Ich selber nehme an meinen eigenen Münzen (abgesehen von der Entfernung anhaftenden Schmutzes, z.B. mit Seifenwasser, weichen Bürsten, Zitronensäure oder Essig, je nach Hartnäckigkeit) keinerlei Manipulationen vor. Wenn Tönung, dann eben Tönung, ist eben eine alte Münze. Wenn Patina kaputt, dann kaputt, hat eben ein Vorbesitzer einen Fehler gemacht. Aber ich versuche nicht etwas vorzutäuschen, was nicht (oder nicht mehr) da ist!

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Beitrag von peterf » Mo 27.03.06 11:19

Hallo.
Meine persönliche Meinung: was man da gemacht hat, ist wie sich eine Frau schönsaufen. Ich mag, sowohl Frauen wie auch Münzen, nüchtern, bzhw.unbehandelt genießen.

Grüße
peterf.
Nichts tun ist besser als mit viel Mühe nichts schaffen.

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Beitrag von beachcomber » Mo 27.03.06 13:46

hallo diwidat,
ich bin mit sicherheit keiner der ein problem mit ein bisschen 'tuning' der patina einer münze hat, aber was du bei deinem beispiel da zeigst, leuchtet mir nun wirklich nicht ein. was war denn gegen die braune patina des ersten zustandes einzuwenden?
im übrigen wenn du schon bronzemünzen reinigst, dann bitte nur mechanisch!
alle anderen mittelchen wie säuren oder laugen greifen IMMER unedles metall an!
grüsse
frank

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Beitrag von diwidat » Mo 27.03.06 22:31

beachcomber hat geschrieben:hallo diwidat,
was war denn gegen die braune patina des ersten zustandes einzuwenden?
im übrigen wenn du schon bronzemünzen reinigst, dann bitte nur mechanisch! alle anderen mittelchen wie säuren oder laugen greifen IMMER unedles metall an!
Der Grund der Reinigung war nicht die schöne braune Patina, die das Bild vermittelt, sondern ein schmieriger, vor Schmutz starrender Belag der stellenweise sich zu eine Kruste aufgebaut hatte.
Die erste Desinfizierung mit Alkohol löste schon einen Teil davon bis aufs blanke Metall, wobei die Krusten nicht lösbar waren. Erst durch den Einsatz der Zitronensäure fingen die Krusten an sich aufzulösen.
Zitronensäure ist ein reines Reduktionsmittel, das nur die Sauerstoff-Verbindungen (Oxide) löst, im Gegensatz zu den "richtigen" Säuren, die auch Metalle auflösen.

Aber jetzt habt ihr mit eurem Purismus richtig meinen Frust geweckt.
In meinem Besitz ist noch ein römischer As des Traian mit der Victoria auf der Rückseite und der Umschrift - TR POT COS IIII PP - SC-
und die Victoria mit dem SPQR Schild. (Kampmann 27.135)
Ursprünlich wollte ich die Münze reinigen. Da aber der Lebenslauf der Münze nicht gestört werden soll, kann ich jetzt nur ihrem langsamen Tod beobachten.
Was soll ich nun machen? Reinigen oder der Arbeit des Kupferchlorides weiter zuschauen.
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Trajan1.jpg
Zuletzt geändert von diwidat am Mo 27.03.06 23:50, insgesamt 2-mal geändert.

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Beitrag von beachcomber » Mo 27.03.06 23:21

hallo diwidat,
wenn es sich bei den grünen stellen um pulverige ausblühungen, also bronzepest handelt, und nicht hart und fest ist, dann solltest du dir BTA (benzotriasol) besorgen das pulverige abschaben und dann mit diesem mittel behandeln. dadurch wird der frass gestoppt, und das pulverige verwandelt sich in festes grün!
in dem oben angegebenen link kannst du dir diese mittel bestellen.
wenn du diese stellen und verkrustungen mit irgenwelchen säuren oder elektolyse behandelst, wirst du eine kupferscheibe mit tiefen kratern erleben, die danach garantiert wieder ausblüht!
grüsse
frank

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Beitrag von Pscipio » Mo 27.03.06 23:34

diwidat hat geschrieben:Aber jetzt habt ihr mit eurem Purismus richtig meinen Frust geweckt. In meinem Besitz ist noch ein römisches As des Trian
Zwei Anmerkungen zum Thema "Purismus" bzw. "Perfektionismus":

a.) bei Bronzepest gilt sofortiges Handeln! Purismus hin oder her, wer den Bronzepestherd nicht sofort entfernt, wird bald eine tote Münze in Händen haben.

b.) Es heisst DER As und der Kaiser heisst nicht Trian, sondern Traian.

Gruss, Pscipio
Nata vimpi curmi da.

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Beitrag von diwidat » Mo 27.03.06 23:57

Danke für den Warnhinweis auf die bronzepestlichen Fressgewohnheiten und -
auf den sprachlichen- und Tipfehler, der schon korrigiert ist.
Die Pestbehandlung wird demnächst durchgeführt. Alte Münzpflegebücher schreiben nur von entmineralisiertem Wasser und wochenlangen Bädern mit ständigem Wechsel. BTA scheint da wirkungsvoller zu sein.
Gruß diwidat
Zuletzt geändert von diwidat am Mi 29.03.06 20:05, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von antoninus1 » Di 28.03.06 09:00

Auweia Lars,

jetzt wirst Du bei Tippfehlern (Trian) schon ganz schön harsch :(

Hoffentlich passieren mir keine :wink:
Gruß,
antoninus1

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