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Bitte um Bestimmung: Iulia Maesa

Verfasst: Mi 29.03.06 19:50
von quisquam
Diese Münze ist sicher keine Welt-Rarität, aber immerhin so selten, dass ich kein vergleichbares Exemplar im Netz finden konnte. Für das passende RIC-Zitat und Prägestätten-Angabe wäre ich sehr dankbar. Mich interessiert auch, ob man den Prägezeitraum genauer eingrenzen kann als 218-222 (Regierungszeit Elagabals).

As der Julia Maesa mit dicker, blaugrüner Mineralpatina
Av: IVLIA MAESA AVG, Büste der Julia Maesa mit Diadem n. r.
Rv: P[VDICITIA], Pudicitia sitzt n. l., hält Schleier in der rechten und Szepter in der linken Hand
Im Abschnitt SC
Durchmesser 24mm, Gewicht ca. 10g, Metall ist eindeutig Kupfer.
Kampmann 61.20 (As), Cohen 41 (Cohen unterscheidet zwischen Büste mit und ohne Diadem)

Danke im voraus, Stefan

Verfasst: Mi 29.03.06 20:05
von chinamul
Das ist RIC 419, C. 38 (C. 41 ist ein Dupondius). Geprägt in Rom.

Gruß

chinamul

Verfasst: Mi 29.03.06 20:11
von Peter43
Hallo Stefan!

Mit dieser Darstellung gibt es verschiedene Typen:
RIC 417; C.40; Sesterz; Büste diademiert n.r., nicht häufig (scarce)
RIC 418; C.41; Dupondius, Büste diademiert n.r.; häufig
RIC 419; C.38; As, Büste n.r.; häufig

Es wird sich also um #418 handeln! Keine Prägezeit angegeben.

MfG

Verfasst: Mi 29.03.06 20:14
von Peter43
Hallo Chinamul!

Bei mir ist der As #419; C.38 als undiademiert angegeben!

MfG

Verfasst: Mi 29.03.06 21:01
von chinamul
Stefan hat aber ausdrücklich darauf hingewiesen, daß die Münze aus Kupfer ist, womit die Möglichkeit Dupondius ausscheidet. Ich würde daher der Beschreibung der Büste - ob nun mit oder ohne Diadem - nicht allzuviel Bedeutung beimessen, jedenfalls nicht mehr als dem Metall. Vielleicht sollte Stefan sie daher am besten als RIC 419 var. katalogisieren.

Gruß

chinamul

Verfasst: Mi 29.03.06 22:08
von Peter43
Hallo Chinamul!

Die Dupondien und die Asses haben sich aber mit der Zeit so sehr angeglichen, sowohl im Metall als auch in der Größe, daß es notwendig wurde, sie durch die Darstellung zu unterscheiden. Bei Kaisern war es inzwischen die Strahlenkrone, und bei den Kaiserinnen eben das Diadem! Oder sehe ich das falsch?

MfG

Verfasst: Mi 29.03.06 23:02
von Zwerg
Man möge mich berichtigen, aber
sowohl im Metall
geht nicht nach Nero.
Asse waren aus Kupfer (rot) Dupondien und Sesterze aus Messing (gelb). Hier benötigte man in der Spätzeit die Strahlenkrone bzw. die Mondsichel zur Unterscheidung, Gewicht spielte nicht mehr unbedingt eine Rolle.
Grüße
Zwerg

Verfasst: Do 30.03.06 01:25
von Peter43
Hallo Zwerg!

Zitat aus Kankelfitz 4.Aufl., S.22, Stichwort Aurichalcum:
...Zink und damit auch Aurichalcum wurden im allgemeinen als edler angesehen als reines Kupfer. Zur Zeit des Augustus betrug die Beimischung für den Sesterz und den Dupondius 15-20%, während das As normalerweise nur aus Kupfer bestand. Allmählich sank der Zinkanteil bis auf 5-7% (unter Caracalla und Philippus Arabs.

Und S.23, Stichwort Dupondius:
...Zur besseren Unterscheidung vom As ist auf der Vorderseite des Dupondius der Herrscher in der Regel mit Strahlenkrone abgebildet. Bei Herrscherinnen ist die Unterscheidung oft schwierig, gelegentlich wird die Haartracht mit Diadem als Kennzeichen für den Dupondius angesehen.

Frage: Warum soll die Unterscheidung schwierig sein, wenn die Farbe so klar ist?

MfG

Verfasst: Do 30.03.06 10:13
von curtislclay
Ich datiere Maesas Typ PVDICITIA auf 221-2, in Elagabals letzte grosse Emission.
Die Mondsichel unterhalb der Büste als Kennzeichen der Dupondii der Kaiserinnen wurde erst später im Laufe der Regiergszeit von Severus Alexander für Julia Mamaea eingeführt.
Das Diadem hat keine solche Bedeutung gehabt. Stefans Stück ist ein As, aber vom gleichen Vs.-Stempel kenne ich sowohl weitere rötliche Asse wie auch einige gelbe Dupondien. Es ist RIC 418, nur irrt RIC mit der Angabe, alle solchen Stücke seien Dupondien.
Für Maesas PVDICITIA-Mittelbronzen kenne ich nur drei Vs.-Stempel, diesen einen wie auf Stefans Münze mit Diadem und zwei weitere ohne Diadem. Mittelbronzen mit Maesas anderen bekannten Typen sind von ungefähr der gleichen Seltenheit.
Das im Gegensatz zu den recht häufigen Denaren, z.B. im einen Fund von Reka Devnia über 500 Stück mit dem Typ PVDICITIA! Das war der häufigste Denar überhaupt in dem Fund, wenn ich mich nicht irre.

Verfasst: Do 30.03.06 10:29
von chinamul
Peter43 hat geschrieben:Frage: Warum soll die Unterscheidung schwierig sein, wenn die Farbe so klar ist?
Doch wohl, weil bei Münzen mit Patina die Metallfarbe eben nicht erkennbar ist, wenn sich man nicht gerade mittels einer Feilprobe am Rand Gewißheit darüber verschaffen will. Wie Zwerg bemerkt, bietet auch das Gewicht nicht in jedem Fall ein eindeutiges Unterscheidungs-merkmal. Und Kankelfitz bezieht sich auf Sammlermünzen und nicht auf das Geld im damaligen römischen Umlauf, in dem die Metallfarbe ja offen zutage lag. Und was nun das Diadem als Unterscheidungskriterium angeht, so drückt sich K. dazu einigermaßen unverbindlich aus, so daß sich auch hieraus kein überzeugendes Argument herleiten läßt, zumal, mit Verlaub, der "Kankelfitz" bezüglich numismatischer Expertise in meinen Augen auch nicht die allererste Adresse ist.
Im übrigen bin ich froh, daß Curtis sich zu Worte gemeldet und unseren Spekulationen ein Ende bereitet hat. Es scheint also tatsächlich so zu sein, daß, wie von mir bereits vermutet, der Fehler bei einer falschen Angabe im RIC liegt.

Gruß

chinamul

Verfasst: Do 30.03.06 12:12
von quisquam
Im übrigen bin ich froh, daß Curtis sich zu Worte gemeldet und unseren Spekulationen ein Ende bereitet hat.
Sehe ich auch so. Herzlichen Dank für die rege und aufschlussreiche Beteiligung. Ohne so sachkundige Hilfe hätte ich diese Münze niemals so genau bestimmen können.

Grüße, Stefan

Verfasst: Sa 01.04.06 22:49
von Homer J. Simpson
Was mag die Verfasser von RIC Band IV da gestochen haben, daß sie eine Julia-Maesa-Mittelbronze als HÄUFIG bezeichnen???

Homer

Verfasst: So 02.04.06 09:34
von antoninus1
Das Beispiel ist meiner Meinung nach charakteristisch für die Seltenheitsangaben im RIC:

die Münze ist selten und somit für alle großen Sammlungen interessant. Die erwerben sie im Laufe der Zeit, so dass sie nun auf das Vorkommen in Sammlungen bezogen häufig ist; jede große Sammlung hat eine.

Bezogen auf das Vorkommen im Handel und die Erreichbarkeit für Sammler ist sie jedoch selten.