Regalianus und Gattin
Verfasst: Fr 28.04.06 18:47
Die Prägungen des Gegenkaisers Regalianus und seiner Frau Sulpicia Dryantilla sind in mehr als einer Hinsicht bemerkenswert:
Sie stellen sicher den künstlerischen Tiefpunkt der römischen Münzproduktion dar. Aus der Not geboren, mussten völlig unqualifizierte Stempelschneider mit den graphischen Fertigkeiten von Sechsjährigen ans Werk und darüber hinaus stand kein "frisches" Münzmetall zur Verfügung, sondern es wurden einfach Denare aus der Zeit zwischen Septimius Severus und Pupienus kalt überprägt. Für die Truppen, die Regalianus 260 in Carnuntum gegen Gallienus zum Kaiser proklamierten und die an künstlerischen Fragen sicher wenig interessiert waren, hatte das den Vorteil, dass sie in der Zeit der Geldentwertung unter Gallienus ziemlich hochwertige Silbermünzen in die Hand bekamen. Und für die Numismatiker von heute hat es den Vorteil, dass man bei fast jeder Münze das Untergepräge sehr exakt identifizieren kann.
Politisch interessant ist die Tatsache, dass Regalianus unter den "Usurpatoren" des III. Jh. (was nichts anderes heißt, als dass er mit seinem Anspruch auf Herrschaft im ganzen Imperium scheiterte) der einzige ist, der für seine Frau prägte - mehr noch: die Münzen für Dryantilla sind genau so zahlreich, wenn nicht häufiger als die ihres Mannes (wenn man in diesem Zusammenhang von häufig reden kann).
Robert Göbl hat in seiner Studie "Regalianus und Dryantilla" (Wien 1970) 26 Antoniniane (kein Gold, keine Bronze) für Regalianus und 34 für Dryantilla feststellen können. Die Zahl hat sich durch Neufunde und durch Stücke, die Göbl nicht ausfindig machen konnte, natürlich deutlich vermehrt.
Wenn man bedenkt, dass sonst die Prägungen für Kaiserinnen deutlich seltener sind als die für den Kaiser (bis hin zu solchen Disparitäten wie Gordian III. - einer der häufigsten Kaiser - und Tranquillina - was römische Prägungen betrifft, eine absolute Rarität), ist das ein ziemlich sicheres Indiz dafür, dass Dryantilla bei der Thronerhebung ihres Mannes eine wichtige Rolle gespielt haben muss.
Die erbärmliche Qualität dieser Münzen macht es natürlich schwer, Fälschungen zu erkennen; so schlecht kann die Machart einer Fälschung gar nicht sein, dass das ein zwingendes Argument gegen Echtheit wäre.
Diese Woche wurden bei einer Internet-Auktion zwei schöne Beispiele versteigert, bei denen Gier wieder mal blind gemacht hat. Wegen der neuen Spielregeln kann ich die Bilder nicht einstellen, sondern muss es bei den Links belassen:
http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?Vie ... RK:MEWA:IT
und
http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?Vie ... RK:MEWA:IT
Denjenigen möchte ich sehen, der in der Lage ist, eine Münze von Regalianus zu bestimmen bzw. eine Dryantilla hinsichtlich der Seltenheit richtig einzuschätzen und sie dann für einen Ramschpreis bei e..y verhökert. Ob es derselbe Anbieter unter Alias ist, ist nicht zu erkennen.
Iotapianus
Sie stellen sicher den künstlerischen Tiefpunkt der römischen Münzproduktion dar. Aus der Not geboren, mussten völlig unqualifizierte Stempelschneider mit den graphischen Fertigkeiten von Sechsjährigen ans Werk und darüber hinaus stand kein "frisches" Münzmetall zur Verfügung, sondern es wurden einfach Denare aus der Zeit zwischen Septimius Severus und Pupienus kalt überprägt. Für die Truppen, die Regalianus 260 in Carnuntum gegen Gallienus zum Kaiser proklamierten und die an künstlerischen Fragen sicher wenig interessiert waren, hatte das den Vorteil, dass sie in der Zeit der Geldentwertung unter Gallienus ziemlich hochwertige Silbermünzen in die Hand bekamen. Und für die Numismatiker von heute hat es den Vorteil, dass man bei fast jeder Münze das Untergepräge sehr exakt identifizieren kann.
Politisch interessant ist die Tatsache, dass Regalianus unter den "Usurpatoren" des III. Jh. (was nichts anderes heißt, als dass er mit seinem Anspruch auf Herrschaft im ganzen Imperium scheiterte) der einzige ist, der für seine Frau prägte - mehr noch: die Münzen für Dryantilla sind genau so zahlreich, wenn nicht häufiger als die ihres Mannes (wenn man in diesem Zusammenhang von häufig reden kann).
Robert Göbl hat in seiner Studie "Regalianus und Dryantilla" (Wien 1970) 26 Antoniniane (kein Gold, keine Bronze) für Regalianus und 34 für Dryantilla feststellen können. Die Zahl hat sich durch Neufunde und durch Stücke, die Göbl nicht ausfindig machen konnte, natürlich deutlich vermehrt.
Wenn man bedenkt, dass sonst die Prägungen für Kaiserinnen deutlich seltener sind als die für den Kaiser (bis hin zu solchen Disparitäten wie Gordian III. - einer der häufigsten Kaiser - und Tranquillina - was römische Prägungen betrifft, eine absolute Rarität), ist das ein ziemlich sicheres Indiz dafür, dass Dryantilla bei der Thronerhebung ihres Mannes eine wichtige Rolle gespielt haben muss.
Die erbärmliche Qualität dieser Münzen macht es natürlich schwer, Fälschungen zu erkennen; so schlecht kann die Machart einer Fälschung gar nicht sein, dass das ein zwingendes Argument gegen Echtheit wäre.
Diese Woche wurden bei einer Internet-Auktion zwei schöne Beispiele versteigert, bei denen Gier wieder mal blind gemacht hat. Wegen der neuen Spielregeln kann ich die Bilder nicht einstellen, sondern muss es bei den Links belassen:
http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?Vie ... RK:MEWA:IT
und
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Denjenigen möchte ich sehen, der in der Lage ist, eine Münze von Regalianus zu bestimmen bzw. eine Dryantilla hinsichtlich der Seltenheit richtig einzuschätzen und sie dann für einen Ramschpreis bei e..y verhökert. Ob es derselbe Anbieter unter Alias ist, ist nicht zu erkennen.
Iotapianus