Pseudo-autonome Provinzprägungen

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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tilos
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Re: Pseudo-autonome Provinzprägungen

Beitrag von tilos » Do 06.01.11 16:56

Ich hatte hatte zwar den (von mir so interpretierten) Brustpanzer Av. wie Rv. gesehen, aber vergessen i.d. Beschreibung zu erwähnen. Danke also f.d. Hinweis! Es scheint sich auf jeden Fall um die feminine Aegis-Variante (Körbchengröße?) zu handeln. :lol:

Für Andreas hier nochmal größere Abbildungen, die Farbe entspricht - von Nuancen abgesehen - der des Originals.

Beste Grüße!

Tilos
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Thy Av neu.jpg
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Re: Pseudo-autonome Provinzprägungen

Beitrag von areich » Do 06.01.11 19:54

Danke. Ich hatte sicher schon 7 oder 8 davon, einige aus Lots und einige, die so billig waren, daß ich einfach zuschlagen musste. Aber seltsamerweise hat mir keine davon so richtig gefallen. Also habe ich kein Exemplar dieses ja häufigen Types, der genau das ist, was ich primär sammle. Aber kommt Zeit kommt Münze. :D

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Re: Pseudo-autonome Provinzprägungen

Beitrag von tilos » Do 06.01.11 19:58

Andreas, mehr als ein testamentarisch fixiertes Vorkaufsrecht kann ich Dir leider im Moment nicht einräumen, da ich mich in die Dame erst kürzlich verliebt habe (nicht wegen der Form der Aigis!). :lol:

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Re: Pseudo-autonome Provinzprägungen

Beitrag von Pscipio » Fr 25.02.11 23:26

Um diesen alten Thread wiederzubeleben, hier eine meiner schönsten Sammlergeschichten - obwohl die Münze, um die es geht, nicht mal antik ist!

Bekanntlicherweise nahmen mehrere griechische Städte für sich in Anspruch, Geburtsort Homers zu sein. Eine davon war Amastris in Paphlagonien, wo in der römischen Kaiserzeit "pseudo-autonome" Münzen mit dem "Porträt" Homers geprägt wurden. Gekoppelt war die Vorderseite mit verschiedenen Rückseitentypen wie Nike, Athena, Tyche etc., die keinen weiteren Bezug zu Homer aufweisen. Eine Ausnahme aber stellt der Typus mit gelagertem Flussgott Meles dar, der eine Lyra hält (siehe 1. Foto). Klose schreibt in seinem Buch zur Münzprägung von Smyrna in der Kaiserzeit, S. 36: Nach smyrnäischer Vorstellung soll Homer ein Sohn des Meles gewesen (Kritias bei Philostr. soph. pref. (480)) oder zumindest am Meles geboren worden sein; deshalb habe er ursprünglich Melesigenes geheissen. Es ist kein Zufall, dass dieser Meles in Verbindung mit Homer auch auf Münzen aus Amastris auftaucht, wurde die Stadt doch von Smyrna aus gegründet. Auch die Lyra nimmt natürlich Bezug auf den grossen Dichter.

Leider ist es mir bisher nicht gelungen, eine solche Münze zu erwerben. Vor einiger Zeit erstand ich jedoch für wenig Geld aus einer alten Fälschungssammlung eine Kopie dieses Types (siehe 2. Foto). Auch wenn das Stück nicht aus einer Fälschungssammlung gekommen wäre, wäre aufgrund des Stiles und der Machart für den Kleinasiensammler natürlich offensichtlich gewesen, dass es kein Original sein kann. Ich hielt es jedoch für möglich, dass es sich bei dem Stück um eine relativ alte Kopie handelt (d.h. nicht aus dem 20. Jh.), die hergestellt wurde, um in einer Sammlung eine Lücke zu schliessen: die wenigen "Porträtmünzen" von Homer sind schliesslich alle selten und schwer zu finden.

Ich begann mich schliesslich etwas genauer mit diesen Prägungen auseinander zu setzen und konsultiere im Zuge dieser Recherchen bei einem Bekannten auch das 1924 postum in der SNR publizierte Werk von Imhoof-Blumer zu den Fluss- und Meergöttern (welches ich leider nicht selber besitze). Als ich mir da sein Tafelstück des Meles aus Amastris anschaute (Tf. VII, Nr. 21, siehe 3. Bild), stockte mir kurz der Atem: das sah doch ganz nach dem gleichen Rückseitenstempel wie bei meiner Kopie aus! Leider hatte ich mein Exemplar nicht bei mir, also scannte mir mein Freund das Foto und schickte es mir per email zu. Als ich, zu Hause angekommen, das Foto mit meinem Exemplar verglich, stockte mir der Atem nochmals: das war nicht nur der gleiche Rückseitenstempel, sondern es war die gleiche Münze! Offensichtlich hatte Imhoof-Blumer sie für antik gehalten und zur Illustrierung dieses Flussgottes ausgewählt. So war ich also unverhofft zu einer als echt publizierten Nachprägung gekommen und ich konnte sie damit immerhin schon bis mindestens 1924 zurück verfolgen.

Glücklicherweise lieferte Imhoof-Blumer auch einen Herkunftsnachweis zu der Münze: "Arolsen" (S. 96, Nr. 215). Dem Freund, der mir das Werk von Imhoof-Blumer zur Verfügung gestellt hatte, verdanke ich den entscheidenden Hinweis bei der Entschlüsselung dieser Angabe: Arolsen (heute Bad-Arolsen) war der Sitz der Fürsten von Waldeck-Pyrmont, und Imhoof-Blumer bezog sich auf die bekannte Sammlung Prinz Waldeck, die in den 1930er Jahren durch die Münzhandlung Basel in mehreren Auktionen versteigert wurde. Dies passt insofern ausgezeichnet, als die Münze nach meinen Informationen für längere Zeit in einer Fälschungssammlung in Basel gelegen hat, bevor ich sie erwerben konnte. Ich vermute, dass die Münzhandlung Basel das Stück als Nachprägung erkannte und deshalb nicht verkaufte.

Prinz Christian August zu Waldeck war der jüngere Bruder des regierenden Fürsten Friedrich Karl August von Waldeck-Pyrmont (reg. 1763-1812) und ein bekannter Sammler von Antiquitäten und Münzen. Er wurde 1744 geboren und durchlief eine erfolgreiche militärische Karriere, in deren Verlauf er als Freiwilliger in der russischen Armee und später als General im österreichischen Heer diente. Er starb 1798 in Lissabon, wo er zuletzt als Oberkommandierender der portugiesischen Armee tätig gewesen war. Curtis Clay wies mich darauf hin, dass Prinz Waldeck durch Eckhel in seiner Doctrina Numorum auf S. CLXXVII als erfahrener Sammler mit gutem Auge und einer besonders prachtvollen Sammlung von römischen Sesterzen gelobt wurde.

Über Imhoof-Blumer lässt sich mein Exemplar also bis in die Sammlung Prinz-Waldeck und somit mindestens ins 18. Jahrhundert zurück verfolgen, was mich beides sehr gefreut hat. Es belegt natürlich auch genau die Vermutung, die ich ursprünglich hatte: dass es sich um eine neuzeitliche Nachprägung handeln könnte, die wohl zwecks "Lückenfüllung" hergestellt wurde.

Somit kann ich jetzt zitieren:

Neuzeitliche Nachprägung einer pseudo-autonomen Bronze aus Amastris, Paphlagonien.
Av: OMHPOC, bärtiger Kopf des Homer mit Tainia nach rechts.
Rev: AMACTPIANΩN / MEΛHC, der Flussgott Meles nach links auf einem Quellgefäss gelagert, er hält eine auf das rechte Knie gestützte Lyra in der rechten Hand, in seinem linken Arm eine Schilfpflanze.
29 mm, 12.14 g
Imhoof-Blumer, SNR 23, S. 96, 215 und Tf. VII, 21 (dieses Exemplar, als antik!)

Ex Sammlung Prinz-Waldeck.

Abbildungen:

1. ein echtes Exemplar des Types, Foto von wildwinds
2. mein Exemplar
3. Tf. VII, Nr. 21 bei Imhoof-Blumer
3. Porträt von Prinz Christian August zu Waldeck, von wikipedia
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amastriswildwinds.jpg
amastris.jpg
amastrisimhoof.jpg
Christian_August_Prinz_zu_Waldeck.jpg
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Re: Pseudo-autonome Provinzprägungen

Beitrag von areich » Sa 26.02.11 00:58

Toll, das macht sie mir gleich viel sympathischer, auch wenn mir mein von der Zeit so unsanft behandelter echter Homer natürlich immer noch lieber ist!

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Re: Pseudo-autonome Provinzprägungen

Beitrag von beachcomber » Sa 26.02.11 10:16

wirklich ´ne nette geschichte, und die stempelschneider des 18.jh waren wirklich gar nicht schlecht! :)
grüsse
frank

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Re: Pseudo-autonome Provinzprägungen

Beitrag von Mithras » Mi 05.10.11 17:27

Ich komme mit der genaueren Bestimmung einer vermutlich pseudoautonomen Prägungen für Makedonien nicht so recht weiter.

Hier das, was ich bisher so herausgefunden habe:

AV: Alexander III / ALEXANDROU

RV: Reiter (wer?) im Grussgestus? hat etwas in der erhobenen Hand (auf Bild kaum zu erkennen, schaut aus wie 3 Perlen - Kette?) auf Bukephalos? Oder irgend ein Pferd? / KOINON MAKEDONON BNEO

Also wohl Beroea? Unter Alexander Severus?

Kann jemand Hinweise und vielleicht eine Referenz zu der Münze geben?

11,9g / 22mm

Die Bilder (aufgehellt) habe ich leider nicht besser hinbekommen, da die Münze extrem dunkel ist.

eine ähnliche Münzen, die ich fand:
http://www.acsearch.info/record.html?id=436486 fast identisch, jedoch andere Prägestätte

Danke und LG
Mithras
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Alexander III Koinon Beroea.jpg
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Re: Pseudo-autonome Provinzprägungen

Beitrag von areich » Mi 05.10.11 18:44

Koinon von Makedonien, das B NEW heißt "2 Neokorien".

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Re: Pseudo-autonome Provinzprägungen

Beitrag von Pscipio » Mi 05.10.11 18:46

Hallo Mithras,

"Koinon of Macedon" ist keine Prägestätte, sondern sagt nur, dass diese Münzen vom makedonischen Koinon ausgegeben wurden (bei Koina handelt es sich um politische Bünde meist zwischen verschiedenen Poleis). Das besagt auch die Rückseitenlegende, wobei das B NEO sich auf die zweite verliehene Neokorie bezieht.

Wo diese Münzen ausgegeben wurden, ist nicht ganz klar. Zumeist wird Beroia vermutet, weil es Hauptort des Koinons war.

Gruss, Pscipio
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Re: Pseudo-autonome Provinzprägungen

Beitrag von Mithras » Do 06.10.11 12:17

ich danke Euch für Eure Bemühungen/Erklärungen...
wieder etwas mehr Stoff zum Nachlesen bei Google... wieder etwas mehr Wissen... macht Freude, dieses Forum hier mit Euch! :-)

LG
Mithras
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Re: Pseudo-autonome Provinzprägungen

Beitrag von Dapsul » Mi 18.07.12 08:35

Hier ist ja schon ewig nichts passiert! Nun, hier ist etwas neues und hübsches in meiner Apollonis-Sammlung; gestern gekommen und erstaunlich teuer geworden - hat etwa noch jemand dieses Städtchen entdeckt?:

Apollonis, Lydien, AE14, 1,99g
Av.: Kopf der Artemis nach r; Köcher
Rv.: brennender Altar, ΑΠΟΛΩΝΙΔΕΩΝ (mit nur einem Λ)
Imhoof-Blumer, Lydische Stadtmünzen 26,2.

Gruß - Frank
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Apollonis AE14 1,99 g Artemis Altar klein.jpg

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Re: Pseudo-autonome Provinzprägungen

Beitrag von Tube » Do 22.11.12 15:22

Hallo

Hier hat sich ja schon länger nichts mehr getan, so dachte ich mir ich stelle mal eine etwas größere Bronze vor.

Ionia-Smyrna

AE 32 13,36 g (238-244)
UN : L. Ovinius Polites
VS : EΠ C Λ OVI NI ΠOΛEIT OV - Drapierte Demeter Büste l. mit Ähre und Füllhorn
RS : •CMYPNAIΩN• ΠPACIAC Γ NE• TΩ N CE B - Tyche Smyrna steht l. mit Opferschale, Doppelaxt und persichem
Schild

Schöne Grüße
Tube
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AE 32_1034x502.jpg

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Re: Pseudo-autonome Provinzprägungen

Beitrag von Dapsul » Do 22.11.12 15:48

Großes, schönes, interessantes Stück. Das ist BMC 244. Ich bringe, wenn Du nichts dagegen hast, ein wenig Ordnung in die Legenden:
Vs. ΕΠ Σ Λ ΟΥΙΝΙ ΠΟΛΕΙΤΟΥ (unter dem Strategen Lucius Ovinius Polites)
Rs. ΣΜΥΡΝΑΙΩΝ ΠΡ ΑΣΙΑΣ Γ ΝΕ ΤΩΝ ΣΕΒ ([Münze der] Smyrnaier, der ersten [Stadt] Asiens, der dreifachen Tempelpflegerin der Kaiser)
Vor dem rechten Fuß der Amazone Smyrna ist übrigens noch ein Schiffsbug zu erkennen.

Gruß - Frank

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Re: Pseudo-autonome Provinzprägungen

Beitrag von Tube » Do 22.11.12 16:06

Hallo Frank

Schönen Dank, ich habe das gleich in meinen Unterlagen eingebessert.

Ich habe da noch ein unordentliches Stück :mrgreen:

Ionia-Smyrna

AE 24 6,90g

Schöne Grüße
Tube
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Ionia-Smyrna AE 24   6,90.jpg
Ionia-Smyrna AE 24 6,90

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Re: Pseudo-autonome Provinzprägungen

Beitrag von Dapsul » Do 22.11.12 16:32

Das ist ganz häufig, u. a. SNG Kop. 24,1400.

Vs. ΙΕΡΑ ΣΥΝΚΛΗΤΟΣ, Kopf des Senats
Rs. Tyche in viersäuliger Tempelfront, ΣΜΥΡ Γ ΝΕ ΕΠ ΠΩΛΛΙΑΝΟΥ, also wieder "der Smyrnäer, dreifachen Tempelpfleger, unter Pollianos.

Frank

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