Pseudo-autonome Provinzprägungen
Moderator: Homer J. Simpson
- tilos
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Maionia
Um diesen absolut interessanten Thread aus dem Tiefschlaf zu reißen, hier ein Stück, welches ich beim Stöbern in meinen unbestimmten Münzkonvoluten fand, und endlich zuordnen konnte:
Maionia / LYDIEN
pseudo-autonom, 2. Jh.
AE 25mm / 9,28g
Magistrat Aelius Nero
Av.: Kopf des Zeus Olympios n.r., ovaler Gegenstempel mit geflügelter Nike n.l.,
ZЄY(C) - OΛYMΠOC
Rv.: behelmte Roma in Chiton und Peplos, mit Nike-Statuette in der ausgestreckten Rechten, auf Panzer sitzend, in der Linken Parazonium,
(Є)PIAIN(Є) – ΩNO – C MAIONΩ(N)
Maionia / LYDIEN
pseudo-autonom, 2. Jh.
AE 25mm / 9,28g
Magistrat Aelius Nero
Av.: Kopf des Zeus Olympios n.r., ovaler Gegenstempel mit geflügelter Nike n.l.,
ZЄY(C) - OΛYMΠOC
Rv.: behelmte Roma in Chiton und Peplos, mit Nike-Statuette in der ausgestreckten Rechten, auf Panzer sitzend, in der Linken Parazonium,
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- tilos
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Thessalonike
Und hier noch die angekündigte Verlinkung: http://www.numismatikforum.de/viewtopic.php?f=6&t=52997
- tilos
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Prymnessos
In einem preiswerten Konvolut Bronzen (Ebay) fand sich dieses offenbar nicht allzu häufige Stück. Zwei Fragen hätte ich hierzu:
1) handelt es sich hier um eine Pseudo-Autonome Prägung, oder liege ich damit falsch
2) wie lautet die korrekte Rv.-Legende, ich habe es schonmal versucht...
Prymnessos / Phrygien
2. Jh.
AE 26mm / 7,99g
Av.: drapierte und belorbeerte Büste der Boule nach rechts
BOYΛH
Rv.: Dikaiosyne nach rechts blickend, mit Waage in der rechten und Ähren in der erhobenen linken Hand
ΠP(Y)MN - HCCЄΩ
Gruß
Tilos
1) handelt es sich hier um eine Pseudo-Autonome Prägung, oder liege ich damit falsch
2) wie lautet die korrekte Rv.-Legende, ich habe es schonmal versucht...
Prymnessos / Phrygien
2. Jh.
AE 26mm / 7,99g
Av.: drapierte und belorbeerte Büste der Boule nach rechts
BOYΛH
Rv.: Dikaiosyne nach rechts blickend, mit Waage in der rechten und Ähren in der erhobenen linken Hand
ΠP(Y)MN - HCCЄΩ
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Tilos
- Pscipio
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Re: Pseudo-autonome Provinzprägungen
Ja, pseudo-autonom. Die Rückseitenlegende lautet ΠPVMNHCCЄΩΝ, SNG Aulock 3937 (stempelgleich), v. Aulock Phrygien II, 873-892, datiert in die Zeit der Severer.
Lars
Lars
Nata vimpi curmi da.
- tilos
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Re: Pseudo-autonome Provinzprägungen
Vielen Dank Lars für die Informationen! Jetzt habe ich das Referenz-Stück auch auf Wildwinds gesehen. Was bedeutet eigentlich der Begriff "Stadt-Prägung" (City Coinage) im Zusammenhang mit pseudo-autonomen Prägungen - ist das nur ein Synonym? Oder bezieht sich das direkt auf die Av.-Darstellung? Auch bin ich unsicher bei Bezeichnungen wie semi-autonom und quasi-autonom... Vielleicht kannst Du das nochmal erklären oder definieren.
Gruß
Tilos
Gruß
Tilos
- areich
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Re: Pseudo-autonome Provinzprägungen
Peudo, semi und quasi ist alles dasselbe, wenn auch nicht alles gleich sinnvoll. Halbautonom habe ich auch schon gelesen. Der Punkt ist, dass Städte eben nur Bronze selbst schlagen durften, also (in der Münzprägung) nicht wirklich autonom waren. "City-coinage" und "civic (issue)" wird beides synonym dazu benutzt.
- Pscipio
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Re: Pseudo-autonome Provinzprägungen
Der Begriff entstand aus einem anderen Grund: man versuchte damit das Phänomen zu beschreiben, dass nicht auf allen Provinzialprägungen der Kaiser die Vorderseite ziert. Dies wurde auf ein postuliertes Ehrenrecht der betreffenden Poleis (also eine besondere Art der Autonomie) zurückgeführt. Dafür gibt es jedoch m.W. keinerlei Belege, ausserdem existieren pseudo-autonome Münzen oft sogar in einer Nominalreihe mit Münzen mit Kaiserkopf, ein weiteres Zeichen dafür, dass sie bei der Planung und Ausgabe durch die Stadt nicht grundlegend von jenen mit imperialer Darstellung unterschieden wurden.
Eine Ausnahme stellen die drei Städte Tyros (bis zur Umwandlung in eine colonia), Chios und Athen dar, die zu keinem Zeitpunkt Münzen mit Kaiserporträts ausgaben. Hier liegt die Annahme nahe, dass es sich um ein besonderes Vorrecht handelte - gesichert ist jedoch auch das nicht.
Im Übrigen ist der Begriff der Autonomie in der antiken wie auch in der modernen Literatur heissumstritten - er hat ganz andere Bedeutung(en) als im modernen Sprachgebrauch.
Lars
Eine Ausnahme stellen die drei Städte Tyros (bis zur Umwandlung in eine colonia), Chios und Athen dar, die zu keinem Zeitpunkt Münzen mit Kaiserporträts ausgaben. Hier liegt die Annahme nahe, dass es sich um ein besonderes Vorrecht handelte - gesichert ist jedoch auch das nicht.
Im Übrigen ist der Begriff der Autonomie in der antiken wie auch in der modernen Literatur heissumstritten - er hat ganz andere Bedeutung(en) als im modernen Sprachgebrauch.
Lars
Nata vimpi curmi da.
- areich
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Re: Pseudo-autonome Provinzprägungen
Stimmt, das macht ja gar keinen Sinn. Naja, es gibt keine dummen Fragen, dann gibt es auch keine dummen Antworten.
- tilos
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Re: Pseudo-autonome Provinzprägungen
Prima, dann ist das auch geklärt!
Danke & Grüße
Tilos
: Ansonsten würde ich mir nur noch ein wenig mehr Aktivitäten im Pseudo-Quasi-Semi-Autonomen City-Civic-Provinzialprägungs-Thread wünschen!
Danke & Grüße
Tilos
: Ansonsten würde ich mir nur noch ein wenig mehr Aktivitäten im Pseudo-Quasi-Semi-Autonomen City-Civic-Provinzialprägungs-Thread wünschen!
- tilos
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Re: Pseudo-autonome Provinzprägungen
Hier noch ein Stück, welches ich bislang nicht recherchieren konnte. Vielleicht habt Ihr ja eine Idee und könnt mir weiterhelfen.
Gruß
Tilos
pseudo-autonom
AE 30mm/17,23g
Av.: Herakles-Kopf n.r.
Rv.: Flussgott n.l. sitzend, mit Zweig i.d. Rechten
_IΠΠ_ (mehr nicht erkennbar)
Gruß
Tilos
pseudo-autonom
AE 30mm/17,23g
Av.: Herakles-Kopf n.r.
Rv.: Flussgott n.l. sitzend, mit Zweig i.d. Rechten
_IΠΠ_ (mehr nicht erkennbar)
- Pscipio
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Re: Pseudo-autonome Provinzprägungen
Die Münze ist aus Apollonia-Mordiaion, vorne Alexander der Grosse: AΛЄΞANΔPOC KTIC AΠOΛΛΩNIATΩN, hinten der Flussgott Hippophoras: IΠΠOΦOPAC. Von Aulock, Pisidien II, 34-53; SNG Aulock 4988; SNG Copenhagen 95. Die Münze ist Teil einer Serie von Grossbronzen, die Alexander als Gründer der Stadt preisen - geprägt wurden sie zur Zeit Caracallas (211-217).
Lars
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Nata vimpi curmi da.
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Re: Pseudo-autonome Provinzprägungen
Lars, ganz herzlichen Dank für die Determination - auf Dich kann man sich in solchen Fällen immer verlassen! "Witzig" ist in diesem Zusammenhang, dass diese Münze aus dem selben "Billig-Lot" stammt, wie das gestern bestimmte Großbronze von Septimius Severus - ebenfalls in Apollonia-Mordiaion geprägt. Eine Prägestätte, die bisher in meiner bescheidenen Sammlung nicht vertreten war...
Beste Grüße
Tilos
Beste Grüße
Tilos
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Re: Pseudo-autonome Provinzprägungen
Das habe ich vermutet. Apollonia-Mordiaion ist eine sehr interessante Prägestätte!tilos hat geschrieben:"Witzig" ist in diesem Zusammenhang, dass diese Münze aus dem selben "Billig-Lot" stammt, wie das gestern bestimmte Großbronze von Septimius Severus - ebenfalls in Apollonia-Mordiaion geprägt.
Lars
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Re: Pseudo-autonome Provinzprägungen
Bleibt mir nur noch, wieder die Pariser Exemplare nachzutragen :
http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b8 ... ion.langFR
http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b8 ... ion.langFR
http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b8 ... 0Mordiaion
und noch eines aus Berlin
http://ww2.smb.museum/ikmk/object.php?i ... t=0&side=1
Den dort erwähnten kleinen Artikel von F. Rebuffat (auf Französisch) findet man hier: http://www.persee.fr/web/revues/home/pr ... _6_28_1885
Im wesentlichen (ich hab' das Teil jetzt nur kurz überflogen) geht es dabei um die von Pscipio genannten Münzen, auf denen Alexander als Ktistes (eben Stadtgründer) gepriesen wird, daher auch das KTIC auf der Münze. Vermutlich war er es aber eher nicht .
Auch in dem bei der Berliner Münze erwähnten Buch von Karsten Dahmen findet man etwas dazu, hier zu sehen ab Seite 133: http://de.scribd.com/doc/132871952/Kars ... der#scribd
(der Link ist aber vielleicht nicht für die Ewigkeit gemacht, ich hoffe, er funktioniert noch eine Weile, mit Scribd. hab' ich schon seltsame Erfahrungen gemacht ).
Gruß
Altamura
http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b8 ... ion.langFR
http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b8 ... ion.langFR
http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b8 ... 0Mordiaion
und noch eines aus Berlin
http://ww2.smb.museum/ikmk/object.php?i ... t=0&side=1
Den dort erwähnten kleinen Artikel von F. Rebuffat (auf Französisch) findet man hier: http://www.persee.fr/web/revues/home/pr ... _6_28_1885
Im wesentlichen (ich hab' das Teil jetzt nur kurz überflogen) geht es dabei um die von Pscipio genannten Münzen, auf denen Alexander als Ktistes (eben Stadtgründer) gepriesen wird, daher auch das KTIC auf der Münze. Vermutlich war er es aber eher nicht .
Auch in dem bei der Berliner Münze erwähnten Buch von Karsten Dahmen findet man etwas dazu, hier zu sehen ab Seite 133: http://de.scribd.com/doc/132871952/Kars ... der#scribd
(der Link ist aber vielleicht nicht für die Ewigkeit gemacht, ich hoffe, er funktioniert noch eine Weile, mit Scribd. hab' ich schon seltsame Erfahrungen gemacht ).
Gruß
Altamura
- Peter43
- Beiträge: 13039
- Registriert: Mi 11.08.04 02:01
- Wohnort: Arae Flaviae, Agri Decumates
- Hat sich bedankt: 207 Mal
- Danksagung erhalten: 1926 Mal
- Kontaktdaten:
Re: Pseudo-autonome Provinzprägungen
Dann möchte ich hier auch einmal eine Münze aus Apollonia-Mordiaeum einstellen, die ich vor Jahren an Pscipio verkauft habe.
Pisidien, Apollonia-Mordiaeum, pseudo-autonom, 3. Jh.n.Chr., Zeit des Caracalla, Homonoiaprägung mit ilion
AE 32, 16.52g, 180°
Av.: ALEZANDROC KTIC APOLLWNIA - T
Kopf Alexanders des Großen als Herakles mit Löwenkopf n.r.
Rv.: APOLLWN - IA.LY - IL[EW]N(sic!)
Die Stadtgöttin von Apollonia, Kultstatue des Apollon mt Lyra und Plektron haltend, n.r.
stehend, und die Stadtgöttin von Ilion, Kultstatue der Athena Ilion mit Speer und Schild im
li. Arm haltend, n.l. stehend, beide in langer Kleidung und mit Kalathos, reichen sich die
Hand über einem dekorierten und brennenden Altar
hinter der li. Figur von von unten nach oben: TWN (zur Ergänzung zu APOLLWNIATWN) und
unter dem LYK: K für LYK)
im Abschnitt OMONOIA
Ref.: Franke/Nolle, Die Homoiamünzen Kleinasiens, Nr. 70-72 (3 Ex., Tübingen, New York, Paris),
= Imhoof-Blumer KM 364, 3?, = SNG von Aulock, Pisidien 53, Nr. 22, = SNG Frenkreich III,
1353
sehr selten, eingestellt bei Asia Minor Coins
Der Titel APOLLWNIATWN LYKWN QRAKWN KOLWNWN spricht vielleicht dafür, daß zur Kaiserzeit in Apollonia Lyker und Thraker angesiedelt wurden.
Mit freundlichem Gruß
Pisidien, Apollonia-Mordiaeum, pseudo-autonom, 3. Jh.n.Chr., Zeit des Caracalla, Homonoiaprägung mit ilion
AE 32, 16.52g, 180°
Av.: ALEZANDROC KTIC APOLLWNIA - T
Kopf Alexanders des Großen als Herakles mit Löwenkopf n.r.
Rv.: APOLLWN - IA.LY - IL[EW]N(sic!)
Die Stadtgöttin von Apollonia, Kultstatue des Apollon mt Lyra und Plektron haltend, n.r.
stehend, und die Stadtgöttin von Ilion, Kultstatue der Athena Ilion mit Speer und Schild im
li. Arm haltend, n.l. stehend, beide in langer Kleidung und mit Kalathos, reichen sich die
Hand über einem dekorierten und brennenden Altar
hinter der li. Figur von von unten nach oben: TWN (zur Ergänzung zu APOLLWNIATWN) und
unter dem LYK: K für LYK)
im Abschnitt OMONOIA
Ref.: Franke/Nolle, Die Homoiamünzen Kleinasiens, Nr. 70-72 (3 Ex., Tübingen, New York, Paris),
= Imhoof-Blumer KM 364, 3?, = SNG von Aulock, Pisidien 53, Nr. 22, = SNG Frenkreich III,
1353
sehr selten, eingestellt bei Asia Minor Coins
Der Titel APOLLWNIATWN LYKWN QRAKWN KOLWNWN spricht vielleicht dafür, daß zur Kaiserzeit in Apollonia Lyker und Thraker angesiedelt wurden.
Mit freundlichem Gruß
Omnes vulnerant, ultima necat.
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