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schonende Reinigung ?
Verfasst: Do 27.07.06 13:56
von MünzenPeter
Hallo an alle Münzexperten!
Ich hab hier zwei Asse, Caligula und Agrippa, und wie ihr seht, sind beide reinigungs- und konservierungsbedürftig.
Ich weis, über Reinigung und Konservierung ist schon fiel geschrieben worden. Aber vielleicht hat doch noch jemand einen schonenden Tipp für mich.
Die Münzen haben bei ihrem Vorbesitzer einiges mitgemacht, weitere Qualen möchte ich ihnen ersparen.
Für Hilfe und gute Ratschläge bin ich immer offen.
Gruß Peter
Verfasst: Do 27.07.06 15:09
von andi89
Hallo!
Vor allem müsste als erstes festgestellt werden, ob die grünen Flecken Bronzepest sind. Dies ist ziemlich sicher dann der Fall, wenn sich das Grüne als recht weich herausstellen sollte. Wenn es Bronzepest ist, muss diese entfernt werden, da sie sonst noch weiter das Münzmaterial angreift(wie kann ich dir leider auch nicht sagen, ich meine aber wir hätten das schon mal hier gehabt, finde es aber nicht mehr). Wenn es dagegen keine Bronzepest ist würde ich die Münzen im Groben so lassen, wie sie sind. Man könnte höchstens versuchen den Belag zu entfernen(chemisch oder irgendwie mechanisch), ich würde ihn aber fast dranlassen.
Bezüglich der Konservierung würde ich blos sicherstellen, dass sie nicht irgendwie Säure-oder Laugereste dran haben und dass sie nicht in Folien kommen, die Weichmacher enthalten.
andi89
Verfasst: Do 27.07.06 15:14
von helcaraxe
Mir scheint, der Vorbesitezr hat es so gut gemeint, dass fast keine Patina mehr vorhanden ist. In dem Fall würde ich - abgesehen von der Bronzepestentfernung - wo ich meinem Vorredner nicht widersprechen will, nicht mehr viel tun ausser vielleicht zu zaponieren.
Gruss
Verfasst: Do 27.07.06 15:41
von Fridericus
Ich würde die verstümmelten, blankgeschrubbten Dinger zentriert durchbohren und als Unterlegscheiben verwenden. Viele Grüße an den Vorbesitzer!
Re: schonende Reinigung ?
Verfasst: Do 27.07.06 18:55
von Pscipio
MünzenPeter hat geschrieben:schonende Reinigung?
Für eine schonende Reinigung ist es leider zu spät, denn diese Stücke haben wohl die schlimmste Behandlung hinter sich, die man einer Münze antun kann
Gruss, Pscipio
Verfasst: Do 27.07.06 18:56
von quisquam
Hallo MünzenPeter,
die Münzen haben augenscheinlich ein Säurebad hinter sich - eine schonende Reinigung ist nicht mehr vonnöten, da die empfindliche Patina ohnehin nicht mehr vorhanden ist.
Wenn Du Glück hast handelt es sich bei den grünen Auflagen in den Vertiefungen um die letzten Reste der Patina. Wenn Du Pech hast ist es Bronzepest, die frisch "gereinigte" Münzen gerne befällt, da der Schutz der Patina fehlt. Ob es Bronzepest ist erkennst Du daran, dass die grünen Auflagen/Ausblühungen pulvrig sind (wie andy89 auch schon schrieb). Diese Ausblühungen können sehr schnell wachsen und Du solltest umgehend etwas unternehmen. Ich reibe meine verdächtigen Münzen mit Ballistol-Waffenöl ein. Dies hilft fürs erste, da es sehr gut kriecht und Säuren neutralisiert, ist aber keine dauerhafte Lösung.
Will man die Stücke wieder einigermaßen ansehnlich machen, so hilft wohl nur entfernen der restlichen Auflagen, entsalzen und nachtönen.
Eine Schande, dass der Vorbesitzer nicht die nötige Geduld für eine schonende Reinigung hatte.
Grüße, Stefan
Verfasst: Do 27.07.06 19:18
von chinamul
Leider kann man immer nur das reinigen, was noch vorhanden ist. Wenn also ein Stück erst einmal so korrodiert ist wie diese zwei Exemplare, dann muß man eben zu der folgenden landläufigen Einsicht gelangen, die da lautet "Wo du nicht bist, Herr Organist, da schweigen alle Flöten!"
Ich wage einmal die Behauptung, daß aus den Münzen auch mit Sachkenntnis und Geduld nicht viel mehr herauszuholen gewesen wäre.
Dennoch würde ich selbst in solche Stücke keine Löcher bohren, um Unterlegscheiben daraus zu machen, denn es handelt sich hier mit Sicherheit um zwei echte und damit fast 2.000 Jahre alte Zeitzeugen, die zweifelsfrei zu bestimmen sind.
Gruß
chinamul
Verfasst: Do 27.07.06 19:41
von El Che
Ob es Bronzepest ist erkennst Du daran, dass die grünen Auflagen/Ausblühungen pulvrig sind (wie andy89 auch schon schrieb). Diese Ausblühungen können sehr schnell wachsen und Du solltest umgehend etwas unternehmen. Ich reibe meine verdächtigen Münzen mit Ballistol-Waffenöl ein. Dies hilft fürs erste, da es sehr gut kriecht und Säuren neutralisiert, ist aber keine dauerhafte Lösung.
Hallihallo,
nur einen kurzen Nachtrag zu dem bisher gesagten:
WENN es Bronzepest ist - ich gehe davon aus, da m. E. insbesondere auf der 2. Münze die reingefressenen Löcher gut zu sehen sind -, gibt es eine weitere Möglichkeit, die Münzen so zu konservieren, d.h. den Zerfallsprozess so zu verlangsamen, dass er nur noch sehr sehr sehr langsam stattfindet. Man kann die Münzen einwachsen. Wichtig ist dabei, dass es sich um ein säurefreies Wachs handelt; ich benutze Cosmoloid H 80, das man online ordern kann, es gibt aber auch andere Produkte.
Liebe Grüße,
Uli
P.S.: Schade um die Patina, ich würde die Münzen aber auf jeden Fall behalten. Nur weil diese Münzen keinen Wert (im rein materiellen Sinne) mehr haben, ändert sich m. E. nichts daran, dass sie unmittelbare Zeugen einer anderen Zeit sind und dadurch eine ganz besondere Aura haben.
Jeder, der solche Münzen als Unterlegscheiben benutzt, ist herzlich eingeladen, sie bei mir kostenlos und portofrei gegen jeweils zwei moderne Metallplättchen einzutauschen; meine 6. Klässler kriegen auch bei solchen Münzen glänzende Augen!
Verfasst: Fr 28.07.06 19:30
von andi89
Hallo!
Jetzt habe ich den Thread zur Bronzepest wiedergefunden, den ich oben schon erwähnt hatte:
http://www.numismatikforum.de/ftopic142 ... handschuhe
Auf der zweiten Seite, ab dem vierten oder fünften Posting fängt es an.
andi89
Verfasst: Sa 29.07.06 22:34
von MünzenPeter
Hallo an alle!
Meinen aufrichtigen Dank an alle! Ich habe fiel dazu gelernt.
Aber noch etwas hat sich ergeben. Durch eure Bemerkungen und Kommentare habe ich erneut über den "Wert" meiner Münzen und auch meiner gesamten Sammlung nachgedacht.
Wie gesagt, ich habe fiel dazu gelernt. Nochmal meinen herzlichsten Dank.
Peter
Verfasst: So 30.07.06 09:52
von taurisker
Reinigen und Konservieren:
verwende zur Grobreinigung 5%iges Trinatriumphosphat (löst Verkrustungen und Sinter, aber greift die Patina nicht an), Feinbehandlung unter dem Mikroskop mittels Skalpell - Konservierung der Patina erfolgt durch säurefreies "Antikwachs", das auch sog. Bronzepest vorbeugt und die Oberfläche sehr gut versiegelt - Öle o.ä. würde ich nicht verwenden, da man nie genau weiß, was die Weichmacher die darin enthalten sein können mit der Patina im Laufe der Zeit anstellen.
Löcher bohren in die vorgestellten Münzen und sie als Beilagscheiben zu verwenden würde ich eher nicht, da es trotz des "blanken" Zustandes doch Originale sind - mat. Wert hin oder her, sie besitzen trotz des jämmerlichen Zustandes die wichtigste Komponente: es umgibt sie die Aura des Echten!
LG
taurisker
Verfasst: Di 01.08.06 13:03
von MünzenPeter
Danke für den Tipp, werde ich sicherlich ausprobieren.
Gruß Peter