Constantinus II. mit kopfstehender Münzstättenangabe

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quisquam
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Constantinus II. mit kopfstehender Münzstättenangabe

Beitrag von quisquam » Mo 14.08.06 14:09

Diese Münze mit ungewöhnlicher Büste und Münzstättenangabe lässt mich etwas ratlos:

Follis, Constantinus II. als Caesar
Av: CONSTVNTINVS IVN NOB C – drapierte und kürassierte (?) Büste mit Lorbeerkranz n. l. mit Szepter (oder Mappa?) in der linken und Victoriola auf Globus in der rechten Hand
Rv: VOT V / MVLT X / CAESS / TSC (TSC über Kopf!) in Kranz
Geringe Silbersud-Reste, vor allem auf der Rückseite
Durchmesser 13-14 mm

Das A von Constantinus scheint ein V zu sein bzw. ebenso wie das TSC auf dem Kopf zu stehen. Das zweite T in CONSTVNTINVS ist ein etwas schräg gestelltes T und kein Γ, wie man anhand des Fotos denken könnte - mit dem richtigen Licht sieht man Serifen an beiden Enden des Querbalkens.

Die Buchstaben der Rückseite kennen keine schrägen Striche (siehe Buchstaben V und A). Dies habe ich aber ähnlich auch auf vergleichbaren Rückseiten von Crispus und Licinius II. gesehen, wenn auch nicht ganz so ausgeprägt.

In Thessalonica wurde in der 5. Offizin (falls das C ein Є sein sollte, was ich denke) der VOT V / MVLT X / CAESS-Typ nur für Crispus und Licinius II. geprägt und gar nicht mit dieser Büste mit Victoriola (RIC-Listen Helvetiva).

Ich denke, dass es sich wahrscheinlich um eine inoffizielle Prägung handelt. Wenn ja: Gibt es ein offizielles Vorbild? Oder könnte es doch eine reguläre Prägung sein? Der Stempelschnitt zeigt doch gewisses Geschick. Hat jemand schon etwas vergleichbares gesehen und kann mir sagen, was es mit meiner Münze auf sich hat?

Ich freue mich über jeden Kommentar.

Grüße, Stefan
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Constantinus II TSC.jpg
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Beitrag von Peter43 » Mo 14.08.06 15:13

Sehr interessant! Ich vermute, daß der Stempelschneider abgelenkt war und vergessen hat, die Buchstaben in Spiegelschrift zu gravieren.

MfG
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Beitrag von Homer J. Simpson » Mo 14.08.06 17:15

Die stehen ja aber auch noch auf dem Kopf!

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Beitrag von quisquam » Mo 14.08.06 18:36

Richtig, die Münzstättenangabe steht auf dem Kopf und ist nicht in Spiegelschrift!

Es gelingt mir nicht die Münze nach RIC zu bestimmen (RIC-Spreadsheet Helvetica). Officina Є prägte demnach diesen Münztyp nicht für Constantinus II. und diese Büste gibt es nicht in Verbindung mit diesem Rückseitentyp. Es ist natürlich möglich, dass die Tabelle fehlerhaft oder nicht vollständig ist. Ist meine Münze vielleicht doch im RIC zu finden (vom kopfstehenden TSC vielleicht mal abgesehen)?

Was mich ebenfalls irritiert ist das TSC statt TSЄ und das umgekehrte A in der Vorderseiten-Legende, was für mich eher Indizien für eine Barbarisierung sind.

Daher meine ganz konkrete Frage: handelt es sich um eine offizielle oder inoffizielle Prägung? Mir fehlt die nötige Erfahrung und Vergleichsmöglichkeiten um dies zu beurteilen, tendiere aber eher zu „inoffiziell“, auch wenn der Stil nicht wirklich verwildert aussieht.

Außerdem: Hält Constantin II. in der linken Hand ein Szepter oder eine Mappa? Wie ist die Büste anzusprechen? Drapiert? Drapiert und kürassiert? Oder handelt es sich gar um ein spezielles Gewand?

Ich hoffe dies sind nicht zu viele Fragen auf einmal.

Grüße, Stefan

PS: Hier eine von der Schrift her ähnliche Rückseite für Constantinus II. (V und A mit fast parallelen Schenkeln):
http://www.coinarchives.com/a/lotviewer ... 70&Lot=673
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