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Münzstätten bei Gallienus

Verfasst: Mi 23.08.06 10:57
von helcaraxe
Liebe Römergemeinde!

Da habe ich hier eine Frage, bei der ich mich bisher die Zähne ausgebissen habe.
Ich besitze einen Antoninian des Gallienus, dessen Münzstätte ich nicht zuordnen kann. Bilder findet ihr im Anhang. Bei Gallienus ist das System der Münzstättenbezeichnung und der Offizinkennzeichnung noch nicht ausgeprägt. Meine Interpretetation der Buchstaben findet habe ich mal markiert, aber sicher bin ich da nicht (also lasst Euch nicht beeinflussen... :) ). Demnach müsste die Münze in Siscia geprägt worden sein. Aber die Kombination passt nicht zu dem Schema, wie sie im Kampmann gegeben ist.
Was haltet ihr davon? Über eine Auflösung würde ich mich freuen!

Verfasst: Mi 23.08.06 11:32
von Metellus
Hallo Helcaraxe,

meiner Meinung nach ist das im Abschnitt kein SNC, sondern ein VIIC. Dann wäre es RIC 618 oder RIC 618cf.

Schau mal hier nach:

http://www.wildwinds.com/coins/ric/gallienus/t.html

Leider kann ich es im Moment nicht genauer sagen.

Gruß

Metellus

Verfasst: Mi 23.08.06 11:51
von helcaraxe
Hallo Metallus!

Das könnte in der Tat sein. Hört sich sehr plausibel an. Dann wäre die Münzstätte Antiochia...

Herzlichen Dank!

Verfasst: Mi 23.08.06 12:24
von Pscipio
Mit etwas Übung wirst du bald schon am Stil erkennen können, welche Gallienus-Münzen östlicher Herkunft sind. Das Porträt unterscheidet sich deutlich von jenen etwa aus der Hauptstadt oder Siscia..

Gruss, Pscipio

Verfasst: Mi 23.08.06 12:28
von helcaraxe
Da fehlt mir tatsächlich noch etwas die Übung! Die obige Münze ist bis jetzt auch die einzige Gallienus-Münze, die ich besitze.

Aber kommt Zeit, kommt Rat (und Erfahrung)... :-)

Verfasst: Mi 23.08.06 12:44
von n.......s
...hierzum Vergleich mal ein Antoninian - geprägt in Samosata :
Gruß
Torsten

Verfasst: Mi 23.08.06 13:17
von helcaraxe
Das ist ja nun tatsächlich ein ganz anderer Stil - und ein sehr feiner, wenn ich mich nicht irre! :-)

Schönes Stück - gefällt mir sehr!

Verfasst: Mi 23.08.06 13:26
von Pscipio
Hier einige weitere Beispiele, zum Vergleich.

1. Mediolanum
2. Rom
3. Siscia
4. Antiochia

Verfasst: Mi 23.08.06 13:29
von Pscipio
Und noch zwei weitere Prägestätten, diesmal aus der Zeit der gemeinsamen Herrschaft mit Valerianus I. (AVGG-Rückseite!)

1. Köln
2. Samosata

Dazu muss natürlich beachtet werden, dass ein Kaiserporträt über eine lange und so wechselvolle Regierungszeit wie jene des Gallienus immerwährenden Veränderungen ausgesetzt ist - wobei wiederum nicht jede Prägestätte diese Veränderungen in gleicher Art mitmacht, und manche ab einer gewissen Zeit überhaupt nicht mehr prägen (wie z.b. Köln, welches 260 n. Chr. an Postumus verloren geht).

Gruss, Pscipio

Verfasst: Mi 23.08.06 13:31
von helcaraxe
Herzlichen Dank Pscipio!

Wirklich sehr schöne Münzen!

Verfasst: Mi 23.08.06 13:41
von Pscipio
helcaraxe hat geschrieben:Wirklich sehr schöne Münzen!
Die gehören leider nicht mir, ich habe die Bilder von Coinarchives: http://www.coinarchives.com/a/

Gruss, Pscipio

Verfasst: Mi 23.08.06 21:51
von divus
@Pscipio

Salve. Sag mal, sind dir eigentlich die Argumente bekannt, die zur Zuweisung der Prägestätte dieser Stücke nach Samosata geführt haben?

Bin der Sache noch nie nachgegangen, aber ich fand es schon immer irgendwie komisch. Samosata? Warum denn ausgerechnet Samosata?

Verfasst: Mi 23.08.06 23:13
von n.......s
...es haben sich einige Leute recht intensiv mit dieser Thematik beschäftigt -
so zum Beispiel GÖBL (MIR) - es gibt bestimmte Charakteristika , die eindeutig Samosata zuzuordnen sind - auch lässt sich mach MIR die Prägung dem Zeitpunkt nach recht gut zuordnen .
Gruß
Torsten

Verfasst: Mi 23.08.06 23:24
von spider
@ Torsten

Das war jetzt für alle verständlich. :lol:

PS:An die Mods,
wie kann so was passieren?

Verfasst: Do 24.08.06 06:50
von QVINTVS
Lt. Göbl: ".... aus Antiochia eingerichtet. Zur Lokalisierung wurde schon oben unter Antiochia die bekannte Stelle aus Petr. Patricius FHG 4, 193 zitiert. Die Stelle ist so eindeutig, daß andere Vorschläge, etwa auf "Hemesa", nicht beachtenswert sind." - S. 132 bei Göbl

Unter Antiochia (S. 128) ist nachzulesen:
".. Alföldi 1967 (1937), bes. p. 147 mit der klaren Angabe, daß der Kriegszahlmeiseter des Valerianus in Samosata saß (Petr. Patricius ......) beantwortet worden."

Somit wird aus den Emissionen und aus diesem Papyrus (?) geschlossen, dass es in Samosata eine Münzprägestätte gab.

Um sich ein Bild über die Prägungen des Gallienus und des Valerianus machen zu können, kann ich die Materialsammlung mit den sehr Zahlreichen Abbildungen nur nahe legen. Hier kannst Du wirklich bildlich die Entwicklung bei den Münzprägungen in dieser Zeit nachvollziehen.