Schönheiten und Charakterköpfe
Moderator: Homer J. Simpson
- drakenumi1
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Eine Valeriane Schönheit?
Immer, wenn ich auf meine versammelte Kaiserschaft schaue und mich an ihren mehr oder weniger gelungenen Abbildern erfreue und mir vorzustellen versuche, ob sie in der Realität auch so ausgesehen haben mögen, (denn Vergleiche mit Plasiken, die sicherlich erheblich geschönt wurden, sagen gewiß auch nicht immer die Wahrheit), suche ich auch in der mittleren Kaiserzeit, so ab Gallienus interessante Köpfe, die nicht nur z.T. durch Grimassen oder laienhafte Darstellung auffallen.
Bei so einer Beschau stieß ich auf den Antoninian des Valerianus I, den ich Euch hier vorstellen möchte. Die angenehm freundlich-väterlichen Gesichtszüge, fernab vom Martialisch-Despotischen eines Kaisers stechen so sehr ab von der Einheitsmiene auf anderen Münzen dieses Kaisers, daß man selbst auf den Charakter des Stempelschneiders Rückschlüsse ziehen möchte. Offensichtlich ist also die Kunst der "wohlgefälligen" Darstellung doch nicht verloren gegangen, sondern nur verschüttet worden unter dem Zwang schneller Arbeit, die wohl dem schnellen Wechsel der Kaiser auf dem Thron geschuldet war (was mich zu der interessanten Frage bringt, wieviele Abschläge pro Stempel wohl möglich waren, unter Einberechnung von nachträglichem Schärfen).
Keine Besonderheit zwar, dieses Stück, aber irgendwie anziehend, diese Züge. Ob der damit ausgedrückte Charakter allerdings dem Kaiser eigen war, ist wohl kaum ergründbar.
Se sehn de Uffnahme:
Bei so einer Beschau stieß ich auf den Antoninian des Valerianus I, den ich Euch hier vorstellen möchte. Die angenehm freundlich-väterlichen Gesichtszüge, fernab vom Martialisch-Despotischen eines Kaisers stechen so sehr ab von der Einheitsmiene auf anderen Münzen dieses Kaisers, daß man selbst auf den Charakter des Stempelschneiders Rückschlüsse ziehen möchte. Offensichtlich ist also die Kunst der "wohlgefälligen" Darstellung doch nicht verloren gegangen, sondern nur verschüttet worden unter dem Zwang schneller Arbeit, die wohl dem schnellen Wechsel der Kaiser auf dem Thron geschuldet war (was mich zu der interessanten Frage bringt, wieviele Abschläge pro Stempel wohl möglich waren, unter Einberechnung von nachträglichem Schärfen).
Keine Besonderheit zwar, dieses Stück, aber irgendwie anziehend, diese Züge. Ob der damit ausgedrückte Charakter allerdings dem Kaiser eigen war, ist wohl kaum ergründbar.
Se sehn de Uffnahme:
Man kann, was man will, und wenn man sagt, man kann nicht, dann will man auch nicht.
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Waffentechnisch interessant ist der Bogen, den Apollo auf dem Antoninian von drakenumi1 spannt. Offenbar kannte man schon damals kräftige Gummiseile, denn anders ist die Länge der Bogensehne im Verhältnis zu Länge und Biegung des Bogens nicht erklärbar. Trotzdem ist das ein wunderschönes Stück, und die Sache mit dem Bogen wollen wir mal als künstlerische Freiheit ansehen. Es gelingt dem Stempelschneider dadurch auf jeden Fall, die Dynamik des Bogenschusses sehr eindrucksvoll darzustellen.
Gruß
chinamul
Gruß
chinamul
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit
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Hallo Chinamul!
Mit der könstlerischen Freiheit liegst Du wahrscheinlich richtig! Ich habe hier z.B. einen Gordian III. aus Hadrianopolis, Jurokova 591, der Artemis mit dem Bogen in der Hand zeigt. Auch hier ist die Sehne des Bogens unnatürlich. Anstatt schlaff herunterzuhängen, ist sie physikalisch unnatürlich ausgebeult. Es wurde schon darüber diskutiert, daß dies Bild als Sekundenaufnahme entstanden sei, in dem Augenblick, da der Pfeil die Sehne gerade verlassen habe, und diese noch hin- und hervibriere. Dies aber widerspricht der Haltung der anderen Hand, die bereits den nächsten Pfeil aus dem Köcher holt. Zudem kommt dies in der griechischen Kunst sonst nicht vor. Der Stempelschneider hat eher den ihm zur Verfügung stehenden Raum mit den nötigen Attributen ausgefüllt und diese so dargestellt, daß jeder sie möglichst schnell wiedererkennen konnte.
Mit freundlichen Grüßen
Mit der könstlerischen Freiheit liegst Du wahrscheinlich richtig! Ich habe hier z.B. einen Gordian III. aus Hadrianopolis, Jurokova 591, der Artemis mit dem Bogen in der Hand zeigt. Auch hier ist die Sehne des Bogens unnatürlich. Anstatt schlaff herunterzuhängen, ist sie physikalisch unnatürlich ausgebeult. Es wurde schon darüber diskutiert, daß dies Bild als Sekundenaufnahme entstanden sei, in dem Augenblick, da der Pfeil die Sehne gerade verlassen habe, und diese noch hin- und hervibriere. Dies aber widerspricht der Haltung der anderen Hand, die bereits den nächsten Pfeil aus dem Köcher holt. Zudem kommt dies in der griechischen Kunst sonst nicht vor. Der Stempelschneider hat eher den ihm zur Verfügung stehenden Raum mit den nötigen Attributen ausgefüllt und diese so dargestellt, daß jeder sie möglichst schnell wiedererkennen konnte.
Mit freundlichen Grüßen
Omnes vulnerant, ultima necat.
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