Eine Münze aus einer seltenen Stadt
Moderator: Homer J. Simpson
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Eine Münze aus einer seltenen Stadt
Gestern konnte ich nach längerer Recherche diese Münze endlich einer Ethnie zuordnen. Sie stammt aus Tyras in Sarmatien.
Sarmatien, Tyras, Antoninus Pius 138-161
AE 16, 2.54g
Av.: AVT ANTONEINON [CEB]
belorbeerte Büste n.r.
Rv.: [T]YRA - N - WN
Herakles, nackt, steht frontal, Kopf n.r., stützt sich mit der Rechten auf seine
Keule, hält über dem ausgestreckten li Arm das Löwenfell und in der li Hand die
Äpfel der Hesperiden.
Ref.: AMNG I/1, Taf.XII, 25; SNG Copenhagen 117; RPC Online Nr.3672 (temp.)
selten, fast SS, dunkelgrüne Patina
Tyras war eine Stadt an der nördlichen Schwarzmeerküste. Sie war eine milesische Kolonie an der Mündung des gleichnamigen Flusses (des heutigen Dnister, russ. Dnjestr) in den Pontos. Ihrer Lage nach entsprach Tyras der heutigen ukrainischen Stadt Bilhorod Dnistrowskij. Der Name ist wohl thrakischen Ursprungs. Die Geschichte von Tyras ist nur äußerst lückenhaft bekannt. Gegründet wurde Tyras im 6.Jh. v.Chr. Sie gehörte zur antiken Region Sarmatia. Weiter westlich siedelten Geten und Daker. Im 2.Jh. kam sie unter den Einfluß von örtlichen Königen, deren Namen auch auf Münzen erscheinen. 50 v.Chr. scheint die Stadt von den Geten zerstört aber 56 v.Chr. von den Römern wieder aufgebaut. Die Daker wurden von Trajan besiegt, der danach die Provinz Dacia errichtete. Später diente die Stadt wegen ihrer günstigen Lage als Stützpunkt für die römische Flotte. Münzen erschienen für die Kaiswer Domitian bis Severus Alexander. Kurz danach wurde Tyras von den Goten zerstört.
Sarmatia war seit Mela die Bezeichnung des von den Sarmaten bewohnten Gebietes, bei Herodot hieß es noch Skythike chora. Ptolemaios verallgemeinert den Namen auf ganz Ost-Europa; bei ihm bedeutet Skythien das nördliche Asien jenseits der Wolga. Da Europas Grenzen damals entlang des Tanais (heute Don) gezogen wurden, spricht Ptolemaios von 'Sarmatia in Europa' und 'Sarmatia in Asien'. Die Westgrenze von Sarmatien reichte bis zu den Germanen an der Weichsel. Im Osten war ihr Siedlugsgebiet vom Kaspischen Meer und der Wolga begrenzt. Im Norden reichte Sarmatien bis zum Ozean, während die Südgrenze vom Sarmata-Gebirge bis zu den Karpaten und parallel weiter bis zum Schwarzen Meer reichte. Das ganze umfangreiche Gebiet war niemals unter sarmatischer Herrschaft; es war auch von zahlreichen anderen Völkern bewohnt. Während der Markomannenkriege wollte Marcus Aurelius aus dem Lande der Iazygen, einem der 4 Völker der Sarmaten, die Provinz Sarmatia machen.
MfG
Sarmatien, Tyras, Antoninus Pius 138-161
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Herakles, nackt, steht frontal, Kopf n.r., stützt sich mit der Rechten auf seine
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Tyras war eine Stadt an der nördlichen Schwarzmeerküste. Sie war eine milesische Kolonie an der Mündung des gleichnamigen Flusses (des heutigen Dnister, russ. Dnjestr) in den Pontos. Ihrer Lage nach entsprach Tyras der heutigen ukrainischen Stadt Bilhorod Dnistrowskij. Der Name ist wohl thrakischen Ursprungs. Die Geschichte von Tyras ist nur äußerst lückenhaft bekannt. Gegründet wurde Tyras im 6.Jh. v.Chr. Sie gehörte zur antiken Region Sarmatia. Weiter westlich siedelten Geten und Daker. Im 2.Jh. kam sie unter den Einfluß von örtlichen Königen, deren Namen auch auf Münzen erscheinen. 50 v.Chr. scheint die Stadt von den Geten zerstört aber 56 v.Chr. von den Römern wieder aufgebaut. Die Daker wurden von Trajan besiegt, der danach die Provinz Dacia errichtete. Später diente die Stadt wegen ihrer günstigen Lage als Stützpunkt für die römische Flotte. Münzen erschienen für die Kaiswer Domitian bis Severus Alexander. Kurz danach wurde Tyras von den Goten zerstört.
Sarmatia war seit Mela die Bezeichnung des von den Sarmaten bewohnten Gebietes, bei Herodot hieß es noch Skythike chora. Ptolemaios verallgemeinert den Namen auf ganz Ost-Europa; bei ihm bedeutet Skythien das nördliche Asien jenseits der Wolga. Da Europas Grenzen damals entlang des Tanais (heute Don) gezogen wurden, spricht Ptolemaios von 'Sarmatia in Europa' und 'Sarmatia in Asien'. Die Westgrenze von Sarmatien reichte bis zu den Germanen an der Weichsel. Im Osten war ihr Siedlugsgebiet vom Kaspischen Meer und der Wolga begrenzt. Im Norden reichte Sarmatien bis zum Ozean, während die Südgrenze vom Sarmata-Gebirge bis zu den Karpaten und parallel weiter bis zum Schwarzen Meer reichte. Das ganze umfangreiche Gebiet war niemals unter sarmatischer Herrschaft; es war auch von zahlreichen anderen Völkern bewohnt. Während der Markomannenkriege wollte Marcus Aurelius aus dem Lande der Iazygen, einem der 4 Völker der Sarmaten, die Provinz Sarmatia machen.
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Hallo!
Mit Tyra oder Tyras hatte ich auch meine Probleme. Die Stadt taucht ja unter beiden Namen auf. Im englischen wird sie meistens als Tyra bezeichnet. Aber die schreiben ja auch Mesembria, obwohl die Stadt Mesambria heißt. Im kleinen Pauly erscheint sie unter Tyras, ebenso in Westermanns Atlas zur Weltgeschichte. Deshalb habe ich mich für Tyras entschieden. Und spricht nicht die Legende TYRANWN auch für Tyras? Wo sollte sonst das N herkommen?
MfG
Mit Tyra oder Tyras hatte ich auch meine Probleme. Die Stadt taucht ja unter beiden Namen auf. Im englischen wird sie meistens als Tyra bezeichnet. Aber die schreiben ja auch Mesembria, obwohl die Stadt Mesambria heißt. Im kleinen Pauly erscheint sie unter Tyras, ebenso in Westermanns Atlas zur Weltgeschichte. Deshalb habe ich mich für Tyras entschieden. Und spricht nicht die Legende TYRANWN auch für Tyras? Wo sollte sonst das N herkommen?
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Hmm. Aber Mesembria schreibt sich ja auch MECEMBPIANΩNPeter43 hat geschrieben:Und spricht nicht die Legende TYRANWN auch für Tyras? Wo sollte sonst das N herkommen?
Aber wenn ich's mir so überlege... ist es am Ende nicht sowieso eine etwas akademische Frage, ob wir die Stadt heute Tyra oder Tyras nennen?
Nata vimpi curmi da.
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Hallo!
1. Auf meinen Münzen steht aber immer MECAMBRIANWN mit A! Und
schau mal bei Wildwinds rein! Da habe ich auch keine Münzen mit E
gefunden! Die Stadt heißt nämlich tatsächlich Mesambria. Ich vermute, daß
die Amerikaner den Stadtnamen phonetisch schreiben, weil sie ihn
Mesämbria aussprechen! Das entspricht jedoch nicht dem antiken Namen
und wir sollten das nicht nachahmen!
2. TYRANWN ist natürlich nicht der Name der Stadt, sondern der Gen. Plur.
des Stadtnamens. Wenn der aber Tyra gewesen wäre, dann würde da kein
N erscheinen, sondern der Gen. Plur. müßte doch TYRAWN heißen. Oder
sehe ich das falsch?
MfG
1. Auf meinen Münzen steht aber immer MECAMBRIANWN mit A! Und
schau mal bei Wildwinds rein! Da habe ich auch keine Münzen mit E
gefunden! Die Stadt heißt nämlich tatsächlich Mesambria. Ich vermute, daß
die Amerikaner den Stadtnamen phonetisch schreiben, weil sie ihn
Mesämbria aussprechen! Das entspricht jedoch nicht dem antiken Namen
und wir sollten das nicht nachahmen!
2. TYRANWN ist natürlich nicht der Name der Stadt, sondern der Gen. Plur.
des Stadtnamens. Wenn der aber Tyra gewesen wäre, dann würde da kein
N erscheinen, sondern der Gen. Plur. müßte doch TYRAWN heißen. Oder
sehe ich das falsch?
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Mein Posting zu Mesembria/Mesambria bezog sich nicht auf die Frage E/A, sondern auf die Endung: -ia, im Genitiv ianwn. Ich schloss daraus, dass auf die Endung -a von Tyra auch -anwn folgen könnte. Ich bin aber des Griechischen kaum möchtig, es war also nur eine Vermutung.Peter43 hat geschrieben:Auf meinen Münzen steht aber immer MECAMBRIANWN mit A! Und
schau mal bei Wildwinds rein! Da habe ich auch keine Münzen mit E
gefunden! Die Stadt heißt nämlich tatsächlich Mesambria. Ich vermute, daß
die Amerikaner den Stadtnamen phonetisch schreiben, weil sie ihn
Mesämbria aussprechen! Das entspricht jedoch nicht dem antiken Namen
und wir sollten das nicht nachahmen!
Nata vimpi curmi da.
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