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alexandrinischer Diobol der Faustina?

Verfasst: Do 28.09.06 14:24
von vMadai
Ave carissimi Numismatici!

http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?Vie ... %3AIT&rd=1
Diese Münze ist inzwischen bei mir angekommen, aber ich bin etwas ratlos über die Einordnung.
Stimmt die Angabe des Verkäufers?
Ich meine, auf der Vorderseite (DIVA FAU?) STINA in lateinischen Buchstaben zu lesen, muss aber zugeben, dass ich bei der linken Hälfte vielleicht auch mehr geraten habe und die Unterschiede zwischen griech. und latein. bei STINA ja nicht so arg groß sind.

Die Rückseite sieht mir wie AETERNITAS aus, aber auch da bin ich mir alles andere als sicher. Die Größe ist die eines Denars. Wenn sie jetzt noch silbern wäre (und nicht nur so leicht silbrig schimmern würde), wüsste ich Bescheid. Aber so... ???
Silbersud gab´s doch erst viel später, oder???

Auf AUF/ERklärung hofft
vMadai

Verfasst: Do 28.09.06 15:44
von chinamul
Hallo vMadai!

Ich halte das Stück auf gar keinen Fall für einen Alexandriner. Es dürfte sich wohl eher um einen ziemlich vergammelten Denar handeln, vermutlich tatsächlich mit einer AETERNITAS-Rückseite. Silbermünzen, die einen Brand mitgemacht haben, sehen schon mal so aus.

Gruß

chinamul

Verfasst: Do 28.09.06 15:54
von antoninus1
Hallo vMadai,

dass der Verkäufer nicht weiß, wovon er schreibt, sieht man daran, dass er einen alexandrinischen Diobol im RIC sucht. Da kann er lange suchen und alles als RRR bezeichnen: im RIC wird er nur Roman Imperial Coins finden und keine Provincial Coins.

Aus Alexandria ist das Stück aber sicher nicht.

Da Du schreibst, dass es die Größe eines Denars hat (was wiegt es denn?) und da es kein S C auf der Rückseite zu haben scheint (was für ein As spräche), halte ich es für den Kupferkern (Anima) eines antiken gefälschten Denars mit Aeternitas-Revers, wie Du schreibst.

Verfasst: Do 28.09.06 17:54
von vMadai
Hallo Antoninus1 und Chinamul!

Danke für eure Antworten!
Mit einer Briefwaage komme ich auf ca.3,8 gr.
Haben die Fälscher damals schon das Silbersud-Verfahren angewandt? Oder gab es noch andere Methoden, einen Kupferkern zu versilbern?

Falls es eine Brandmünze wäre: warum sieht eine Silbermünze danach wie Kupfer aus? Ich hatte mal eine modernere Silbermünze (18.Jhdt.) aus Brandschutt, die hatte so ne Art Brandblasen, unter denen es schwarz war.

Apropos antike Fälschung:
Empfiehlt es sich, soetwas zu kaufen? Findet Ihr das währungshistorisch interessant oder Schrott? Neulich hat bei eBay jemand einige antike Fälschungen angeboten und ich war mir unsicher, ob und was ich dafür bieten soll. Und woran man die erkennt, habe ich auch noch nicht kapiert.

MfG vMadai

Verfasst: Do 28.09.06 18:58
von pearl.harbour
Interesante Meinungen,

@ Antonius1:

Wie dir richtig aufgefallen ist, habe ich beim RIC nichts hingeschrieben. Wer meine Auktionsbeschreibungen liest , erkennt, dass ich ansonsten immer die RIC Nummer vermerke. Ich habe bei diesen Stück bewusst keine Nummer vermerkt, weil ich es sie nicht als eine reichsrömische Prägung erachtet habe und damit natürlich auch nicht im RIC gesucht habe. Mit solchen Mutmaßungen bitte ein bisschen vorsichtiger sein! :wink:
Des weiteren hat die Münze ca. einen Durchmesser von 10-15mm, also ist es unter Garante keine Mittelbronze.
Ich habe die Münze vor einger Zeit ebenfalls bei eBay mit dieser Beschreibung erworben. Ich habe sie von der Aufmachung her für eine Alexandriner Prägung gehalten

Verfasst: Do 28.09.06 19:05
von quisquam
Hallo vMadai,

antike Denar-Fälschungen sind in aller Regel subaerat (etwa zu übersetzen mit "Erz darunter"), d.h. ein Kupferkern wurde mit einer Silberfolie umgeben und dieser Schrötling dann geprägt. Es gibt Stücke, bei denen nur der Kupferkern (auch Anima=Seele genannt) sich erhalten hat. Die Motive/Legenden zeigen dann, je nach Dicke der ursprünglichen Silberschicht, in aller Regel flaue Konturen.

Da antike Fälschungen nicht Teil der offiziellen Prägung waren sind sie numismatisch eher uninteressant (knüppelt auf mich ein, wenn ich falsch liege :wink:). Sie sind in aller Regel deutlich billiger zu haben als vergleichbare offizielle Münzen, auch deshalb, weil sie meist optisch nicht so viel hermachen. Sie sind aber keineswgs Schrott und in meinen Augen wenn schon nicht numismatisch, so doch geldgeschichtlich sehr interessant und durchaus sammelwürdig. Es gibt Sammler, die sich ausschließlich auf Fälschungen spezialisiert haben!

Grüße, Stefan

Verfasst: Do 28.09.06 19:21
von vMadai
Hallo Pearl.harbour!
Jetzt erst erkenne ich dich! Dein Nickname kam mir bei eBay zwar bekannt vor, aber ans Numismatikforum und was ich alles schon von dir gelesen hab, hab ich da gar nicht mehr gedacht!

Der Durchmesser der Münze ist übrigens 17-20 mm!

Als was soll ich die Münze aber nun einsortieren?
Wird die Meinung, es sei eine Fälschung, von den Experten nun allgemein geteilt, oder bleibt Chinamul bei seiner Brand-Vermutung?

MfG vMadai

Verfasst: Do 28.09.06 19:46
von chinamul
Wie Du sehr richtig sagst: Vermutung! Mehr als eine bloße Möglichkeit ist die Brandtheorie für mich nicht.

Gruß

chinamul

Verfasst: Fr 29.09.06 08:28
von antoninus1
@pearl.harbour:
sorry, ich wollte Dir persönlich nicht zu nahe treten :oops:

Es kam mir so vor, als ob Du die große Seltenheit der Münze (3 R) mit dem Fehlen im RIC (RIC ---) begründest. Die Erwähnung des RIC bei einer vermeintlich alexandrinischen Münze ist aber bedeutungslos.

Verfasst: Fr 29.09.06 09:49
von vMadai
Nun scheint mir, dass manche den Begriff subärat auch für Silbersud-Denare verwenden. Ist das üblich, oder muss man das doch differenzieren?

MfG vMadai

Verfasst: Fr 29.09.06 14:28
von Gast
Was sind denn Silbersud-Denare?
Ich dachte es gibt Antoniniane aus immer schlechter werdendem Silber, später bloß noch mit Silbersud. Außerdem Denare, aus massivem Silber, bzw. mit Kupferkern, wenn es antike Fälschungen sind. Diese haben dann allerdings eine dickere Silberschicht, als es beim Silbersud der Fall ist.

Oder liege ich da falsch?

Verfasst: Fr 29.09.06 16:13
von donolli
@vMadai:
suabaerate münzen sind i.d.r. antike fälschungen mit unedlem kern und überzogen mit silberfolie, während bei silbersud-münzen durch weißsieden das in der legierung enthaltene silber an der oberfläche konzentriert wurde.


@areich:

ähnlich wie bei den silbersud-antoninianen wurden in der der zweiten hälfte des 3. jahrhunderts auch immer wieder silbersud-denare ausgemünzt, wenngleich diese ausgaben wesentlich seltener sind, als silbersud-antoniniane. als beispiel ein stück des aurelianus http://www.dirtyoldcoins.com/natto/id/a ... aur034.jpg

aus der zeit der faustina-maior gibt es allerdings nur echte silberdenare oder eben subaerate antike fälschungen.

cheers donolli

Verfasst: Fr 29.09.06 21:52
von Gast
Danke für die Aufklärung, davon hatte ich noch nichts gehört!

Andreas

Verfasst: Sa 30.09.06 10:31
von chinamul
Am besten wäre es vielleicht, diese mit einiger Sicherheit ziemlich wertlose Faustina-Ruine im Interesse der Wissenschaft einfach mal durchzusägen und nachzuschauen, wie sie innen aussieht. Dann hätte die liebe Seele endlich Ruh', und wir bekämen wohl endlich Klarheit über ihre tatsächliche Beschaffenheit. :lol:
Wie man in bestimmten Kreisen nach unendlichen und absolut ergebnislosen Diskussionen so zu sagen pflegt: Immerhin ist es gut, daß wir mal drüber gesprochen haben! :wink:

Gruß

chinamul

Verfasst: Sa 30.09.06 18:17
von muenzenputzer06
Hi chinamul,

warum denn gleich mit socher Brutalität? Klarheit über die Beschaffenheit
des Materials läßt sich sicher auch durch Kratzen am Rand mittels einem
scharfen Messer erreichen.
Dies erhöht sicherlich nicht den Wert der Münze - aber dafür muß man
sie nicht nach dem Durchschneiden wieder zusammenkleben.
Gruß

muenzenputzer06