Ewiges Rätsel

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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helcaraxe
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Ewiges Rätsel

Beitrag von helcaraxe » Mo 16.10.06 12:35

So, für alle, die Spaß an einem Rätsel mit antiken (nicht nur numismatischen) Themen haben, hier mal der Anfang:

Peter43 hat den Anfang mit folgender Frage gemacht:
Als Kleopatra und dann Marcus Antonius nach der Schlacht von Actium nach Ägypten flohen, wie hieß der Wind, der sie dorthin brachte?

Nicht schlecht, nicht wahr? Übrigens wird der Name des Windes nicht nur von einem Autor erwähnt, sondern von einem anderen Autor lang und breit diskutiert!
chinamuls Antwort:
Ich nehme mal an, daß das die Etesien waren (türkisch: Meltemi), die im Sommer bis in den September hinein einen günstigen Segelwind für den brachten, der von Actium nach Alexandia wollte, weil er an der griechischen Westküste schwächer eher aus NO, weiter südlich aber kräftiger und mehr aus NW wehte. Damit lieferte er durchweg einen schönen Schiebewind für Toni und Kleo.
Noch hat sich Peter ja nicht dazu geäußert, ob es richtig ist, aber es spricht nix dagegen, soweit ich sehe:
http://de.wikipedia.org/wiki/Etesien
(Ich wusste es aber auch nicht... ;-))
Also, herzlichen Glückwunsch, chinamul! :-)

Damit dürftest dann Du an der Reihe sein, oder? :-)
Viele Grüße
helcaraxe
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Peter43
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Beitrag von Peter43 » Mo 16.10.06 13:43

Etesien ist nicht schlecht. Sollte man auch kennen. Ich erinnere mich noch an den Erdkundeunterricht und das 'Etesienklima'!

Aber hier ist es der Japyx, der japygische Wind! Habe ich vorher auch nie gehört, bin aber darüber gestolpert, als ich aus Langeweile in Aulus Gellius' Attischen Nächten stöberte.
Japygien hieß die südliche, gebirgige Landzunge von Apulien. Von dort wehte ein Nord-West-Wind in süd-östliche Richtung. Wird erwähnt bei Vergil Aen. XI, 678; kommt vor bei Horaz. Od. I, 3 und wird dann ausführlich diskutiert von Aulus Gellius, Noctes Atticae, II. Buch, 22. Cap. §1-§31.

Mit freundlichem Gruß
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Beitrag von Peter43 » Mo 16.10.06 14:45

Also ein neues und etwas numismatischeres Rätsel! Hier handelt es sich um eine Provinzialmünze aus Ephesos:

Ionien, Ephesos, Marcus Aurelius 161-180
AE - AE 19, 4.43g
Av.: KAICAR.OV - HROC (beginnend re oben)
Büste, drapiert, n.r.
Rv: Kaiser, drapiert, mit wehender Chlamys, steht in Hirschbiga n.r., hält
in den vorgestreckten Händen die Zügel
im Abschnitt EFE / CIWN
unpubliziert, wahrscheinlich unique
fast SS/gutes S

Der Rückseite kommt am nächsten Ephesos, Hadrian, BMC 230; SNG Lewis 1447, was Bild und Legende betrifft.
Die Hirsche sind natürlich die heiligen Tiere der Artemis. Von Otacilia Severa gibt es eine Münze, die Artemis in der Hirschbiga zeigt.
Mich erinnert die Abbildung immer an den Fürst von Pückler-Muskau (ja, der mit dem Eis!), den einzigen deutschen Dandy, der mit einer Hirschkutsche durch Berlin fuhr. Sein Park Muskau in der Lausitz ist jetzt Weltkulturerbe.

Nun die Frage:
Auf der Münze steht doch klar und deutlich KAICAR OVHROC (= Caesar Verus). Warum handelt es sich trotzdem nicht um Lucius Verus, sondern um Marcus Aurelius?

Ich hoffe, daß diese Frage leichter ist als es die windige war!

Mit freundlichem Gruß
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ephesos_marc_aurel_unique.jpg
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Beitrag von quisquam » Mo 16.10.06 18:24

Das Portrait sieht tatsächlich eindeutig nach Marc Aurel und nicht Lucius Verus aus. Allerdings als Caesar und nicht als Augustus, wie Deine Datierung nahelegt.

Für die Verus-Legende habe ich leider bislang keine Erklärung.

Die Frage mag einfacher sein als die windige, nicht aber die Antwort! :wink: Zumindest für mich. Ich bin gespannt auf die richtige Lösung.

Grüße, Stefan

Edit: Geistesblitz! Lucius Verus war nie Caesar! Kann es damit etwas zu tun haben?
Eigentlich sammle ich nicht Münzen, sondern das Wissen darüber.

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Beitrag von helcaraxe » Mo 16.10.06 18:39

Mein Lösungsversuch:

Weil Marcus Aurelius ursprünglich Marcus Annius Verus hieß und nach seiner Adoption durch Kaiser Antoninus Pius den Namen Marcus Aelius Aurelius Verus annahm.

Somit war Verus auch ein Bestansteil seines Namens und er könnte ihn auf seinen Münzen geführt haben.

Oder lieg ich mal wieder falsch...? ;-)
Viele Grüße
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Beitrag von Peter43 » Mo 16.10.06 18:43

@quisquam:
Die Bedeutung von CAESAR hat sich ja im Laufe der Zeit geändert. Vom reinen Namen über den Kaisertitel bis zum Juniorpartner des Augustus unter den Tetrarchen. Der vollständige Name des Lucius Verus war IMPERATOR CAESAR LUCIVS AVRELIVS VERVS AVGVSTVS. Da erscheint schon der CAESAR-Titel!
Aber Du bist schon nahe dran, Stefan!

@helcaraxe:
Nein, Du hast völlig recht! Marcus Aurelius hieß auch Verus! Aber Verus eben auch! Wie kann man bei obiger Münze aber zwischen diesen beiden 'VERUSSEN' unterscheiden (abgesehen vom unterschiedlichen Portrait, aber da bin ich immer schlecht!)?

Mit freundlichem Gruß
Zuletzt geändert von Peter43 am Mo 16.10.06 18:49, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von curtislclay » Mo 16.10.06 18:48

Vor seiner Adoption durch Antoninus Caesar im J. 138 hiess Marcus M. Annius Verus. Viele provinzielle Münzstätten haben ihn auch nach der Adoption noch Verus genannt.

Diesen Namen Verus nahm aber Lucius erst 161 an, als ihn Marcus zum Mitkaiser erhob, und als er bereits einen langen Bart trug. Ein unbärtlicher "Verus Caesar" kann daher nur Marcus sein, oder sein Sohn Annius Verus, dessen Porträt aber nur zusammen mit dem von Commodus Caesar auf zwei römischen Bronzemedaillons erscheint.

Die neue Frage, keine leichte, die im US-Forum nur ein Teilnehmer beantworten konnte:

In der römischen Münzprägung unter Antoninus Pius gibt es zwar eine reiche Ausprägung für Marcus Caesar, aber nur zwei Hinweise auf dessen Adoptivbruder Lucius Verus. Welche zwei Münztypen von Antoninus Pius lassen erkennen, dass Pius noch einen zweiten adoptierten Sohn hatte?

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Beitrag von Peter43 » Mo 16.10.06 19:08

Ein Versuch:
Der As RIC III, 1050; C.134 hat die Rs. CONCORD COS IIII SC, drei Hände, die sich ergreifen. Nach RIC soll dies die Eintracht von Antoninus, Marcus und Lucius symbolisieren.

Dann gibt es einen Aureus von Antoninus Pius, BMCR pl.VI.9 (Cohen 190), auf dem in der Quadriga 2 kleine Kinder sitzen. Dies sollen Marcus und Lucius sein. (Curtis Clay, FAC May 19. 2005)

Mit freundlichem Gruß
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Beitrag von curtislclay » Mo 16.10.06 20:32

Peter,

Richtig, gewiss, aber schade, dass du die Antwort gleich verraten hast!

Wie wollest du deine eigene Frage beantworten, "Wie man bei obiger Münze zwischen diesen beiden 'VERUSSEN' unterscheiden kann?"

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Beitrag von Peter43 » Mo 16.10.06 21:13

Das mit der voreiligen Lösung tut mir leid! Ich war so glücklich, zwei Antworten gefunden zu haben, daß ich es sofort hinausposaunen mußte!

Zu Verus:
Die Antwort sollte sein - unabhängig vom Portrait -, daß Lucius Verus den Namen Verus erst nach seiner Erhebung zum Augustus erhalten hat. Dann hätte auf der Münze in Zusammenhang mit Lucius Verus nicht KAICAR, sondern CEBACTOC oder eine Abkürzung davon gestanden.

Vorher hieß er Lucius Ceionius Commodus, nach Mitte 136 Lucius Aelius Commodus und nach seiner Adoption Lucius Aelius Aurelius Commodus.

Mit freundlichem Gruß
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Beitrag von Peter43 » Mo 16.10.06 21:41

Also ein neues Rätsel!

Nemesis wird oft dargestellt, wie sie mit der Hand einen Zipfel ihres Gewandes vor den Mund hält. Als Beispiel eine meiner Lieblingsmünzen.

Die Bedeutung dieser Geste scheint auch heute noch nicht ganz klar zu sein. Entweder ist es eine apotropäische Geste, also um Unglück abzuwehren - wie wir heute toi-toi-toi sagen - oder es ist ein Zeichen der Bescheidenheit mit dem Sinn, auch in Zeiten des Sieges nicht übermütig zu werden. Sei es wie es sei. Die Frage lautet:

Auf welcher Münze kam diese Darstellung der Nemesis zum ersten Mal vor?

Mit freundlichem Gruß
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claudius_38.jpg
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Beitrag von Lemur » Mo 16.10.06 22:29

Ein Versuch: C.VEIBIVS VAARVS(C.Vibius Varus) Aureus ,42vor Chr. Albert 1595, Crawford 494/35,Sear 17 Grüße Lemur
...das ganze Mee`volle`´öme`.

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Beitrag von curtislclay » Mo 16.10.06 22:37

Leider ist der Aureus von Julius Caesar mit diesem Rs.-Typ, Cohen 55, nur eine Restitutionsprägung von Traianus, ohne Vorlage in Caesars eigener Münzprägung. Diesem Aureus diente also Claudius' Typ als Vorlage, nicht ungekehrt!
Zuletzt geändert von curtislclay am Mo 16.10.06 23:34, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von Durmius » Mo 16.10.06 23:00

curtislclay hat geschrieben:Leider ist der Aureus von Julius Caesar mit diesem Rs.-Typ, Cohen 55, nur eine Restitutionsprägung von Traianus, ohne Vorlage in Caesars eigener Münzprägung. Diesem Aureus diente also Claudius' Type als Vorlage, nicht ungekehrt!
Es gib irgendwo ein Bild ? ich kenne nur die Variant mit Venus und diese ist für mich ohne zweifel republicanisch, aber der andere habe ich nur in Crawford gesehen und Anvers schein wirklicht nicht sehr republicanisch

Grüsse

Durmius
http://www.denarios.org

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Beitrag von Peter43 » Mo 16.10.06 23:05

Hallo Lemur!

Das war die gesuchte Antwort! Hier der Text aus CoinArchives:
C. Vibius Varus. Aureus circa 42 BC, 7.95 g. Bust of Roma l., wearing helmet with a plume on each side, holding spear in r. hand and shield in l. over shoulder. Rev. C·VIBIVS – VARVS Winged Nemesis standing r., raising fold of dress with r. hand. Crawford 494/35. Syd. 1136. B. Vibia 25. Calicó 32 (this coin), Sear Imperators 191. Bahrfeldt 37.7 (this coin),

Wurde auf der Numismatica Ars Classica am 26. Okt 2005 für 42.000sfr verkauft!

Also jetzt bist Du dran!

Mit freundlichem gruß
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00009q00.jpg
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