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Aurelianus

Verfasst: Do 16.11.06 21:30
von McBrumm
Hallo,

Habe einen Aurelianus mit
AV IMP AVRELIANVS AVG Büste mit Strahlenkrone nacvh rechts

RV RESTITVTOR EXERCITI Kaiser erhält Globus vom Mars

Kann mir jemand sagen, für was das B zwischen Kaiser unf Mars steht,
und ich komme auch nicht drauf was XXI im Abschnit bedeuten soll, finde keine Legende für eine Prägestätte, oder bin ich da komplett falsch?

Danke & Gruß
McBrumm

Verfasst: Do 16.11.06 23:25
von Peter43
Hallo McBrumm!

Deine Münze wurde laut RIC in Cyzicus geprägt. Es ist RIC 366. Die Nummer habe ich von Wildwinds. Da ich im Augenblick im Urlaub bin, kann ich nicht in meinen Büchern nachsehen. Zu dieser Zeit begannen die Römer, ihre Münzen mit Kennzeichen für die Münzstätte und die Werkstatt (Offizin) zu versehen. So bedeutet hier B die 2. Offizin. Manchmal sind es aber auch die Abk. der lateinischen Zahlen , P, S, T usw.

XXI (griech. KA) ist nun keine Münzstätte, sondern bedeutet die Zahl 21. Die genaue Bedeutung dieser Zahl ist nicht bekannt. Es werden verschiedene Bedeutungen diskutiert. Wir haben darüber schon mehrmals in diesem Forum gesprochen. Ich versuche mal, den betreffenden Thread zu finden. Bis dahin

freundlichen Gruß

Hier ist z.B. einer http://www.numismatikforum.de/ftopic10963.html#88882

Verfasst: Fr 17.11.06 00:00
von Homer J. Simpson
Das erinnert mich an "Per Anhalter durch die Galaxis", wo die Antwort auf die "Große Frage" nach dem Sinn und Zweck und überhaupt "zweiundvierzig" lautet, aber niemand so richtig weiß, wie die Frage eigentlich genau heißt.

Homer

Verfasst: Fr 17.11.06 00:25
von Peter43
Das verblüffende ist noch, daß 42 das Doppelte von XXI ist! Zur 42 gibt es einige Websites, z.B. http://de.wikipedia.org/wiki/42_(Antwort)

Mit freundlichem Gruß

Verfasst: Fr 17.11.06 06:59
von helcaraxe
Naja, solche Zahlenspielereien gibt es noch häufig.

Zum Glück steht auf den Münzen nicht 23, sonst wären die Römer jetzt auch noch Illuminaten gewesen... ;-)

Verfasst: Fr 17.11.06 08:32
von McBrumm
Danke für die Antworten,
Mein erster Gedanke war auch die 21, dachte aber nicht, daß das wirklich stimmt 8O
Bin von anderen Münzen gewohnt, daß da die Münzprägestätte steht.

Noch eine Frage: RESTITVTOR EXERCITI steht für "Wiederherstellung des Heeres"? Lieg ich da richtig?

Verfasst: Fr 17.11.06 08:43
von andi89
Hallo!

Ja, das ist soweit richtig. Es müsste zwar von der lateinischen Grammatik RESTITVTOR EXERCITVS, mit langem letzten u heißen, aber zu dieser Zeit hat man sich das scheinbar schon abgewohnt gehabt und ist zur einfacheren Version gekommen.

andi89

Verfasst: Fr 17.11.06 09:55
von McBrumm
Ich als nur ein Asterix & Obelix Lateiner, hätte das für die Mehrzahl gehalten EXERCITVS --> Heer EXERCITI --> Legionen oder so ähnlich :D

Verfasst: Fr 17.11.06 10:00
von Iotapianus
exercitus wurde ursprünglich nach der -u-Deklination flektiert. Der Nominativ Plural müsste eigentlich exercitus mit langem -u- lauten.

Münzen wie diese (ich habe einen Antoninian von Carus mit PAX EXERCITI) sind nicht nur eine historische, sondern auch eine sprachgeschichtliche Quelle dafür, dass die -u-Deklination im späten 3. Jahrhundert verschwand und durch die -o-Deklination ersetzt wurde; dann lautete der Nom. Pl. tatsächlich exerciti.

Iotapianus

Verfasst: Fr 17.11.06 10:38
von beachcomber
ist zwar schon sehr lange her, und latein war nie meine stärke, aber könnte es nicht auch 'erneuerer des heeres' bedeuten, also ein genitiv ?
grüsse
frank

Verfasst: Fr 17.11.06 10:41
von McBrumm
Ich steig schon bei PLURAL und GENITIV aus......... :oops:

Verfasst: Fr 17.11.06 10:58
von Peter43
Hallo Frank!

Ja, es ist der Genitiv. Also 'der Erneuerer/Wiederhersteller des Heeres'. Nur wurde der Genitiv im klassischen Latein mit 'exercitus, exercitus (langes u)' gebildet, hier aber mit 'exercitus, exerciti'.

Mit freundlichem Gruß

Verfasst: Fr 17.11.06 12:39
von chinamul
Das ist eine übrigens bei allen Sprachen zu beobachtende Tendenz, daß die Grammatik sich allmählich vereinfacht. Im Lateinischen ist eine Tendenz von der ū-Deklination zu der bei viel mehr Nomina vorkommenden und damit dem Volk geläufigeren ō-Deklination zu beobachten. Im Deutschen etwa haben wir einen Schwund der stark gebeugten Verben (kein Mensch sagt mehr "er buk ein Brot" oder "sie frug mich nach meinem Namen") oder der Konjunktive ("Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele"). Was Luther noch mühelos beherrschte, kann der heutige Sprecher in aller Regel nur noch mit vielem "würde" aber wenig Würde ausdrücken, wollte er sich nicht dem Vorwurf aussetzen, er rede "mit der frisierten Schnauze".

Gruß

chinamul

Verfasst: Fr 17.11.06 13:38
von Iotapianus
ist zwar schon sehr lange her, und latein war nie meine stärke, aber könnte es nicht auch 'erneuerer des heeres' bedeuten, also ein genitiv?
Um Missverständnisse bei denen zu vermeiden, die nicht (mehr) so ganz in der lateinischen Morphologie drin sind: natürlich handelt es sich hier um einen Genitiv Singular, ebenso wie bei meinem Carus-Antoninian. Für die Bildung des Genitiv Singular gilt dasselbe wie für den Nominativ Plural; beide Casus (das ist ein Beispiel für die -u-Deklination!) haben sowohl in der -o-Deklination als auch in der -u-Deklination dasselbe Formans, also das (-i) in der -o-Deklination und das (lange) (-us) in der -u-Deklination. Ich hatte mich auf die Nominativ-Plural-Bildung bezogen, weil McBrumm nach dem Nominativ gefragt hatte.

In den romanischen Sprachen, in denen die Casus meistens mit Präpositionen (de, a(l) etc.) gebildet werden, ist es (soweit ich weiß) nicht mehr zu sehen, ob das lateinische Grundwort ursprünglich nach der -o-Deklination oder nach der -u-Deklination flektiert wurde, also "lupo" (lat. lupus, -i) wird wie "esercito" (lat. exercitus, -us) behandelt.

Iotapianus

Verfasst: Fr 17.11.06 18:22
von El Che
Das ist eine übrigens bei allen Sprachen zu beobachtende Tendenz, daß die Grammatik sich allmählich vereinfacht.

Das ist so nicht ganz richtig, denn wenn dem so wäre, dürften unsere Sprachen heute ja nur noch sehr simple grammatische Strukturen haben.

Richtig ist, dass es eine Tendenz zu "ökonomischeren" Ausdrucksweisen gibt. Andererseits werden aber auch neue Regeln aufgebaut, die zu Bedeutungsdifferenzierungen führen, die es vorher noch nicht gab. So hat z. B. in den romanischen Sprachen das lateinische Perfekt überlebt (Frz. Passé simple, Span. Indefinido), während gleichzeitig ein Perfekt nach dem uns aus dem Deutschen bekannten Muster "Hilfsverb + Partizip" eingeführt wurde; beide Perfektformen unterscheiden sich heute deutlich in ihrem Gebrauch (... was deutschen Lernern romanischer Sprachen große Probleme bereitet).

Der Grund für das oben bemerkte Phänomen bei "exerciti" liegt m. E. in dem Phänomen begründet, das die die Romanisten "Quantitätenkollaps" nennen; die Bezeichnung ist zwar mittlerweile strittig, das Phänomen selbst aber nicht. Demnach fiel schon sehr früh der im klassischen Latein bedeutungsdifferenzierende Unterschied zwischen langen und kurzen Vokalen weg (vgl. /populus/ = Volk - /po:pulus/ = Pappel). Dass die u-Deklination daraufhin mit der o-Deklination zusammenfiel, kann also nicht verwundern.

Liebe Grüße,
Uli