Ist die Münze von Nero?

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

Andreas34
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Beitrag von Andreas34 » So 26.11.06 16:00

hallo quisquam,
also ich glaube nicht, das die Münze einen As ist. das Gewicht liegt bei ca. 4 g.

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quisquam
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Beitrag von quisquam » So 26.11.06 18:54

Ich habe das Gewicht mit dem Exemplar von antoninus1, das 6,4 g wiegt, verwechselt. 4 g sind in der Tat sehr wenig.

Stefan
Eigentlich sammle ich nicht Münzen, sondern das Wissen darüber.

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Beitrag von Andreas34 » Mo 27.11.06 11:22

Also, ich fasse mal zusammen: ein Nero ist es wohl, ansonsten scheiden sich die Geister.
Ich habe gestern noch über Google gesucht und auch nichts brauchbares gefunden.
Semis und Quadrans scheiden aus, As im Prinzip auch.
Laut kampmann kommt nur einen As in Frage, aber Gewicht und Durchmesser sprechen deutlich auch dagegen.
Was ist es dann?

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Peter43
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Beitrag von Peter43 » Mo 27.11.06 12:02

Vom Portrait, der Legende und der Rs.-Darstellung entspricht Deine Münze genau BMCR I, 252, Pl.45, 1, C:107!
Av.: NERO CLAVD CAESAR AVG GER PM TRP IMP PP
belorbeerte Büste n.r.
Rv.: GENIO AVGVSTI S.C.
Genius, nackt bis auf Kleidung um die Hüfte, steht n.l., hält Cornucopiae
in der li Hand und opfert aus Patera in der re Hand über brennendem
Altar.
im Abschnitt I mit Querstrich (als Wertangabe)
Dies ist normalerweise ein Orichalcum-As. Das Gewicht der BMCR-Münze ist 8.79g, aber 7.45g und 8.27g liegen hier auch vor.

Es ist bekannt, daß es unter Tiberius wohl aus Münzmangel eine Menge von nichtoffiziellen Münzausgaben gab. Ich frage mich nun, ob es soetwas unter Nero auch gegeben hat! Vielleicht weiß jemand etwas darüber? Das ist jetzt nur so eine Möglichkeit, die mir eingefallen ist, ohne konkreten Hintergrund.

Mit freundlichem Gruß
Omnes vulnerant, ultima necat.

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Beitrag von Peter43 » Mo 27.11.06 20:20

Hallo!

Ich habe Deine Münze heute beim amerikanischen Forum eingestellt und Curtis Clay hatte eine Idee dazu:
Maybe an ancient cast, of the sort Cohen called "cast in Gaul"? That would explain the reduced diameter and weight.

Mit freundlichem Gruß
Omnes vulnerant, ultima necat.

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Beitrag von Andreas34 » Di 28.11.06 09:17

Hallo,
leider sagt mir das Wort "cast" nicht viel. Aber offensichtlich handelt es sich um ein interessantes Stück. Aber erstmal danke an alle die sich an der aufklärung versucht haben.
Viele Grüße

Gast
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Beitrag von Gast » Di 28.11.06 09:32

Cast heißt in diesem Fall Guß und gegossen, in der Reihenfolge.

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quisquam
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Beitrag von quisquam » Di 28.11.06 21:10

Eine ähnliche Vermutung hat ja bereits beachcomber in dem von mir verlinkten Thread geäußert.

Meines Wissens handelt es sich bei diesen von Cohen erwähnten "cast in Gaul"-Mittelbronzen um dieselben Münzen, die Elmer als "limesfalsa" bezeichnet. Ich habe noch keine dieser nachgegossenen Mittelbronzen in Original gesehen, und ich weiß nicht, wieviel kleiner sie als ihre Vorbilder sind. Da aber wohl offizielle Münzen abgeformt wurden, dürften sie eigentlich nur unwesentlich kleiner sein, eben soviel, wie sich das Metall der Gussform/gegossenen Münze beim Abkühlen zusammenzieht. Tatsächlich ist der Durchmesser des fraglichen Nero für einen Orichalcum-As nur geringfügig zu klein, wenn überhaupt. Und ein antiker Nachguss wäre tatsächlich eine Erklärung für das geringe Gewicht.

Zeigt der Rand irgendwelche Gussmerkmale (Naht, Gussansatz...)? Diese waren auf allen Bilder von Limes-Mittelbronzen, die ich bislang gesehen habe (was nicht viele sind) deutlich zu sehen.

Grüße, Stefan
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Beitrag von Andreas34 » Di 28.11.06 21:41

ich habe mir die Münze nochmal genau angesehen, allerdings habe ich noch nicht viel Gußspuren an Rändern von Münzen gesehen.
Trotzdem denke ich das könnte sein, ich meine ich habe eine Stelle gefunden.
Ich versuche das morgen mal zu fotographieren, aber es müßte auch auf den bildern die dazu eingestellt sind zu sehen sein, unterhalb des Halses am Rand, das könnte sowas sein.

eigentlich schade, eine Antike Fälschung, ich hatte doch gehofft das wäre von einem gewissen Wert. Ist sowas von Wert oder eher ein Kuriosum?

Chippi
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Beitrag von Chippi » Di 28.11.06 21:58

Sag Bescheid, wenn du sie loswerden willst! :wink:
Mehr wert als das Original wird sie wohl nicht sein, aber als wertlos würde ich sie nicht einstufen. Steckt halt eine Menge Geschichte dahinter.

Gruß Chippi
Wurzel hat geschrieben:@ Chippi: Wirklich gute Arbeit! Hiermit wirst du zum Byzantiner ehrenhalber ernannt! ;-)
Münz-Goofy hat geschrieben: Hallo Chippi, wenn du... kannst, wirst Du zusätzlich zum "Ottomanen ehrenhalber" ernannt.

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Beitrag von Peter43 » Di 28.11.06 21:59

Stammen die sog. Limes falsa nicht eher aus der Zeit der Severer?
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Beitrag von quisquam » Mi 29.11.06 10:52

Landläufig werden die "Limes-Denare", Abgüsse von Denaren aus der Zeit der Severer als Limes-Falsa bezeichnet. Ursprünglich und streng gesehen gilt dieser Begriff meines Wissens aber abgegossenen Mittel- und Großbronzen des 1., 2. und 3. Jahrhunderts. Wann diese produziert wurden weiß ich nicht, in vielen Fällen aber wohl sehr viel später als die Originale.

Vielleicht liege ich mit meiner Gleichung "cast in Gaul" (Cohen)="limesfalsa" (Elmer) aber auch falsch.

@Andreas34: "cast in Gaul" ist nur ein Erklärungsversuch, es ist alles andere als sicher, dass es sich bei deiner Münze auch um ein solches Stück handeln muss. Ich hätte übrigens liebend gerne ein solches in meiner Sammlung! Wenn es dir um den (materiellen) Wert geht, so ist die Erhaltung in erster Linie ausschlaggebend, und antik ist dein Stück auf jeden Fall. Ich finde solche Münzen immer äußerst spannend! Ob es sich tatsächlich um antike FÄLSCHUNGEN handelt ist auch nicht sicher, sind sie doch so offensichtlich gegossen, dass sie leicht als Falschgeld erkennbar gewesen wären. In der Diskussion ist auch, dass es sich um Notgeld oder Wertmarken handeln könnte.

Siehe auch: http://www.oeaw.ac.at/numismatik/projek ... sum_g.html
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Beitrag von antoninus1 » Mi 29.11.06 13:23

Hier ein Beispiel für eine Münze, die ich für ein gegossenes Limesfalsum halte. Ein As des Lucius Verus. Das Gewicht beträgt 6,0 g, der Durchmesser ist 23mm. Das Stück ist ziemlich dünn, vielleicht 1,5 mm.
Der Typ ist wohl RIC 1356, PROFECTIO AUG TR P III COS II SC.
Dateianhänge
verus.jpg
Gruß,
antoninus1

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Beitrag von quisquam » Mi 29.11.06 14:55

Wir hatten hier im Forum mal einen Nero-Sesterzen von nur 16 g aus einer Hilfsmünzstätte im Balkan. Ich frage mich, ob Andreas' Münze ebenfalls aus einer provinzialen Münzstätte stammen könnte, auch dies könnte das geringe Gewicht erklären.

@antoninus1: Sollte es sich bei deinem Verus tatsächlich um ein limesfalsum handeln, dann um ein ausgesprochen schönes!

Grüße, Stefan
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Beitrag von Andreas34 » Mi 29.11.06 20:57

Das kann auch sein, aber für mich ist auch das nicht ganz glaubwürdig. Warum sollten Hilfsmünzstätten denn SC prägungen machen?
eine Erklärung wäre sicherlich das in diesen Hilfsprägestätten nur Abgüsse hergestellt wurden.
Die Herkunft der Münze ist aus dem Balkan. Ich fand Sie in einen kleinen Lot von 30 Viminacium Großbronzen. Vielleicht führt das auf die Spur!?

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