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Was ist falsch an dieser Beschreibung?

Verfasst: Do 23.11.06 22:58
von Peter43
Hallo!

Ich bin gerade beim Durchblättern (Browsing) der Vcoins-Seiten. Da wimmelt es nur so von Falschbeschreibungen! Selbst von renommierten Münzfirmen! Hier habe ich mal die erste Münze.

Die Beschreibung lautet:
Av.: Belorbeerter Kopf des Elagabal n.r.
Rv.. Victoria schwebt n.l., hält Schlange, Schilde li und re zu ihren Füßen

Was ist an dieser Beschreibung falsch? Oder mit anderen Worten: Was ist praktisch unmöglich?

Mit freundlichem Gruß

Verfasst: Do 23.11.06 23:12
von Zwerg
Wer hat denn bitte die Schlange verbrochen? (Interessiert mich wirklich!)

Ein Kranz muß gebunden werden, vorher ist er (relativ) grade.

Grüße
Zwerg

Verfasst: Fr 24.11.06 00:37
von Homer J. Simpson
Na klar, Victoria mit Schlange, und daneben Salus mit einem aufgeknoteten Kranz! :wink:

Homer

Verfasst: Fr 24.11.06 19:39
von peterf
Hallo.
Laut "Wikipedia":-Schweben ist in der Mechanik das Verharren eines festen Körpers inmitten einer Flüssigkeit oder eines Gases mit derselben Dichte im stabilen Gleichgewicht auf konstanter Höhe.

Laut "Brockhaus": -Schweben, der Bewegungszustand eines Körpers, der weder steigt noch sinkt...

Also kann Victoria NICHT nach links SCHWEBEN.
P.S -auch nicht nach rechts, oder sonstwohin. :wink:

Grüße
peterf.

Verfasst: Fr 24.11.06 19:58
von andi89
Hallo!

@peterf: Doch, mit der Brockhausdefinition kann sie es schon, solange sie die Höhe nicht ändert.

andi89

Verfasst: Fr 24.11.06 20:10
von Peter43
Hallo peterf!

Warst Du noch nie bei einem Ballett und hast gesehen, wie die Tänzerinnen dort auf der Bühne dahinschweben? :wink:

Ein Blick in das Deutsche Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm, das es online gibt unter http://germazope.uni-trier.de/Projects/DWB, hätte Dir gezeigt, daß es verschiedene Bedeutungen von 'schweben gibt':

SCHWEBEN, v.
leicht und ohne berührung über eine fläche gleiten, frei im raume ruhen.
zustandsbildung (durativ ...
1) frei in der luft oder im raume ruhen.
2) weiterhin auch, auf der oberfläche des wassers ruhen, treiben: auf dem
wasser schweben, ...
3) häufig entwickelt sich bei schweben der begriff der bewegung: schweben,
se mouvoir sur
4) auch sonst wird schweben zur bezeichnung einer bewegung gebraucht; in
bezug auf den menschen.
5) sehr häufig in bildlichem gebrauche, so zunächst von menschen, sich in
einem zustande befinden u. ähnl.
6) mit sächlichem subject. am nächsten stehen der eigentlichen bedeutung
die fälle, wo es sich um sinnliche wahrnehmungen ...
7) andere gebrauchsweisen.
8 ) weiter entwickelt sich schweben zu der bedeutung 'balancieren' oder ' ...
9,
10) in der poetischen sprache wird schweben vereinzelt transitiv gebraucht;
mit innerem accusativ: musik ...
11) technisches.

Insgesamt ist der Artikel über 'schweben' 77 Bildschirmseiten lang, deshalb verzichte ich mal auf eine Kopie. Falls Du interessierst bist, kannst Du ihn aber nachlesen unter
http://germazope.uni-trier.de/Projects/ ... id=GS21032

Sieht so aus, als seist Du bei Nr.11 hängengeblieben!

Mit freundlichem Gruß

Verfasst: Fr 24.11.06 20:36
von muenzenputzer06
Hallo Peter43,

hab mal im Internet gestöbert und bin mit dem transitven Akkusativ, wie bei Dir unter 10) erwähnt, noch nicht ganz vertraut.
Vielleicht geht es anderen auch so.
Von daher hier mal ein Erklärungsversuch. :?
VAkkusativsprachen verwenden für das Agens-Argument (Subjekt) von transitiven und das Subjekt von intransitiven Verben denselben Fall, nämlich den Nominativ. Für das Patiens-Argument (Objekt) von transitiven Verben wird ein anderer Fall verwendet, nämlich der Akkusativ. Dies gilt zum Beispiel für romanische und germanische Sprachen.

Ist doch eigentlich ganz klar und einfach verständlich. 8O

Viele herzliche Grüße

Müpu

Verfasst: Fr 24.11.06 20:52
von peterf
Hallo peter43.

Ich bin wohl zu "technisch" veranlangt :mrgreen: . Wenn ich von "schweben" rede, oder höre, meine ich IMMER was, das AUF DER STELLE, ohne kontakt zum Boden verharrt.
Der verfasser der Beschreibung deiner gezeigten Münze war wohl ein verehrer der Gebrüder Grimm. :D oder er hat eine ausgeprägte poetische Ader :angel:

Grüße
peterf.

Verfasst: Fr 24.11.06 21:35
von Peter43
Hallo peterf!

Die Brüder Grimm waren nicht nur die berühmten Märchensammler, sondern noch größer ist ihre Bedeutung als Sprachforscher. Ihr Wörterbuch der Deutschen Sprache ist das umfassendste Werk für unsere Sprache und maßgebend. Daß die Uni Trier es online gestellt hat, ist ein großer Glücksfall!

Zum transitiven Gebrauch von 'schweben' bringt das Lexikon ein Beispiel von Goethe: schon schwebet ihr, in ungemess'nen fernen, den sel'gen göttertraum.

Mit freundlichem Gruß

Verfasst: Sa 25.11.06 15:11
von peterf
Hallo Namensvetter.

Ich weiß daß die Gebrüder Grimm nicht nur "Schneewitchen" verfasst haben, aber daß man ihr Wörterbuch von Anno dazumal als maßgebend für die Sprache von Heute ansieht, na ich weiss nicht... Was damals galt hat heutzutage oft eine völlig andere Bedeutung. Ich weß nicht wie die Gebrüder Grimm reagiert hätten bei, z.B. "Geiz ist geil." So auch bei "schweben". Hat Heute eine leicht abgewandte Bedeutung zu damals. So sehe ich es .

Grüße
peterf.

Verfasst: So 26.11.06 19:05
von Iotapianus
Akkusativsprachen verwenden für das Agens-Argument (Subjekt) von transitiven und das Subjekt von intransitiven Verben denselben Fall, nämlich den Nominativ. Für das Patiens-Argument (Objekt) von transitiven Verben wird ein anderer Fall verwendet, nämlich der Akkusativ. Dies gilt zum Beispiel für romanische und germanische Sprachen.
Das klingt natürlich zunächst wie eine wahnsinnig komplizierte Umschreibung einer Selbstverständlichkeit, weil die Sprachen, mit denen wir uns normalerweise herumschlagen, von der Grundkonstruktion eines Satzes nach dem Prinzip "Subjekt im Nominativ - Prädikat - Objekt im Akkusativ" ausgehen.

Das muss aber nicht so sein, weil das für uns selbstverständliche Sprachdenken gar nicht so selbstverständlich ist. Die Idee, in "Ich beiße den Hund" und "Ich werde vom Hund gebissen" das "Ich" beide Male zum Subjekt im selben Kasus, nämlich dem Nominativ, zu machen, obwohl die Rolle des "Ich" eine diametral andere ist, ist bei näherer Betrachtung alles andere als naheliegend.

Ergativsprachen stricken ihre Sätze ganz anders. Versucht mal, einen baskischen Satz Wort für Wort zu übersetzen; das ergibt meistens sinnlose Wortreihen. Petzlaff könnte aus seinen Kenntnissen des Navajo sicher etwas beisteuern, was schon Varro und andere lateinische Grammatiker in den Wahnsinn getrieben hätte.

Iotapianus

Verfasst: So 26.11.06 19:59
von Peter43
Wie kann die Navajosprache lateinische Grammatiker in den Wahnsinn getrieben haben? Gab es doch vorkolumbianische Beziehungen von Rom nach Amerika? :wink:

Verfasst: Mo 27.11.06 10:40
von chinamul
"hätte", lieber Peter43! Iotapianus gebrauchte logischerweise den Irrealis!

Gruß

chinamul