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2 Antoniniane

Verfasst: Mi 13.12.06 12:52
von anna meyer
Hallo Leute,

ich habe diese beiden Antoniniane erstanden und würde gern mehr dazu wissen. Was ich schon weiß:

Auf dem ersten kann ich GORDIANUS lesen. Wird wohl G. III. sein? Auf der Rückseite kann ich nur eine stehende Person und ein paar Buchstaben lesen. Auch beim Material bin ich mir nicht sicher. Sieht aus wie mit Silber überzogen und z.T. abgeblättert.

Beim zweiten lese ich IMP AURELIANUS. Die Schrift auf der Rückseite kann ich nicht erkennen. Und die zwei Personen sagen mir auch nichts. Was halten die beiden in der Hand? Aus welches Material ist die Münze?

Würde es den Münzen eher Schaden, sie zu reinigen?

Vielen Dank im Voraus

Verfasst: Mi 13.12.06 13:15
von dionysus
Hallo Anna Meyer,

Deine erste Münze ist ein versilberter Antoninian des Gordian III. wie du richtig erkannt hast. Die Umschrift der Vorderseite lautet IMP GORDIANVS PIVS FEL AVG.
Die Umschr. der Rückseite AEQVITAS AVG.
Aequitas steht nach links , hält Waage und Füllhorn.

Deine Zweite Münze hast du auch richtig erkannt, ein Antoninian des Aurelianus. Umschrift: IMP AVRELIANVS AVG.
Auf der Rückseite: VIRT MILITVM.
Der Kaiser in Rüstung und mit Lanze (links) empfängt eine Victoria von einem Soldaten.

Die RIC Nummern überlass ich den Profis.

Reinigen würde ich keinen von beiden. Bei dem Gordian würde dabei zwangsläufig die Versilberung weiter abblättern und das wäre Schade.

Gruss Dionysus

Verfasst: Mi 13.12.06 14:50
von chinamul
Hallo Anna Meyer!

Der Gordi ist RIC 63; Cohen 25.
Der in Tripolis geprägte (im Abschnitt Γ!) Aurelian ist RIC 408; C. 285.

Gruß

chinamul

Verfasst: Mi 13.12.06 17:30
von quisquam
Auf dem Gordian lese ich AEQVITAS AVGG. Da es diese Rückseite mit doppeltem G, was normalerweise für einen Mitherrscher steht, für Gordian III. nicht gibt (RIC 63; Cohen 25 hat die Legende AEQVITAS AVG) kann es sich eigentlich nur um eine irreguläre Prägung oder eine antike Fälschung handeln. Mir stellt sich die Frage, ob die Münze gefüttert ist, d.h. einen unedlen Kern unter der Silberschicht besitzt, oder ob die Münze aus massivem Silber und im Laufe der Jahrhunderte innerlich versprödet ist, was das Erscheinungsbild meines Erachtens ebenfalls erklären könnte. Die Kupferfarbe am Fuß und an der Hüfte der Aequitas spricht aber in meinen Augen eher für eine Fütterung. Auf jeden Fall ein interessantes Stück!

@chinamul: Bist Du dir beim Aurelian mit Tripolis sicher?

Auf http://homepage.uibk.ac.at/~c61404/KAISER/k300-aaa.html ist für die Legende IMP AVRELIANVS AVG als Prägestätten angegeben: alle außer Tripolis! Die übrigen für Aurelian tätigen Prägestätten waren Rom, Lugdunum, Mediolanum (übersiedelt nach Ticinum/Pavia), Siscia, Serdica, Cyzicus, Antiochia und eine nicht lokalisierte, wohl im griechischen Teil Europas anzusetzende Münzstätte. Laut wildwinds handelt es sich bei RIC 408 um letztere unbekannte, östliche Münzstätte.

Grüße, Stefan

Verfasst: Mi 13.12.06 18:01
von Pscipio
RIC 408 ist nicht Tripolis, sondern "unattributed mint"; wildwinds zitiert hier also richtig. Ich lese auf Anna's Münze allerdings nicht VIRTVS MILITVM, sondern VIRT MILITVM, womit es RIC 56 (Rom) oder RIC 407 ("unattributed mint") sein könnte. Entscheidend wäre nun der Abschnitt, Δ und T passen auf RIC 56, Γ auf RIC 407. Leider kann ich den Abschnitt auf diesem Bild nicht erkennen. Stilistisch würde ich die Münze eher Rom zuordnen, aber ich bin kein Experte für Aurelianus.

Es könnte im übrigen natürlich sein, dass der RIC V auch hier bereits überholt ist.

Gruss, Pscipio

Verfasst: Mi 13.12.06 19:21
von Constantinus
Es gibt tatsächlich eine Anzahl von Münzen des Gordian III., deren Rückseitenlegenden zwei Augusti nennen; dabei handelt es sich offenbar um inoffizielle und zugleich hybride Prägungen (vgl. RIC IV, III, 13 f.). Ersteres würde auch erklären, warum Dein Stück gefüttert ist, d.h. einen Kern aus minderwertigem Metall besitzt. Die Betreiber der irregulären Münzstätten haben als Vorlagen offensichtlich Prägungen Gordians III. und Philipps I. verwendet; beim Prägen ihrer Münzen haben sie dann Kombinationen erzeugt, die bei offiziellen Münzen nicht vorkommen (können). Deine Münze entspricht RIC IV, III, 39, Nr. 230 (Antiochia).

Gruss, Constantinus

Bahnhof

Verfasst: Mi 13.12.06 20:40
von anna meyer
Hallo Leute,

ich verstehe nur Bahnhof. Die Münze ist also keine offizielle Münze aber doch aus der Zeit und ist silbern aber gefüttert? Wo wurde sie denn nun also geprägt und warum und wann? Fragen über Fragen...

Verfasst: Mi 13.12.06 20:50
von Pscipio
Es ist eine antike Fälschung, weshalb man natürlich auch den Prägeort nicht bestimmen kann. Geprägt wurde sie wohl zur Zeit von Philippus I., denn nur so lässt sich das doppelte G von AVGG erklären.

Gruss, Pscipio

Verfasst: Mi 13.12.06 21:00
von anna meyer
Pscipio hat geschrieben:denn nur so lässt sich das doppelte G von AVGG erklären.
Ähm. Was lässt sich hier wie erklären? (Danke für die bisherigen Antworten...)

Verfasst: Mi 13.12.06 21:13
von Pscipio
Entschuldige, ich hätte das ausführen sollen: das doppelte G von AVGG (Augustus) bezog sich darauf, dass es zwei Kaiser gab. Unter Gordian III. gab es das nicht, wohl aber unter dessen Nachfolger Philip I., denn der machte seinen Sohn zu seinem Mitkaiser (Caesar 244-247, Augustus 247-249). Wenn wir also eine antike Fälschung von einer Gordian III.-Münze haben, die auf der Rückseite ein AVGG aufweist, liegt die Vermutung nahe, dass die Fälschung erst zur Zeit von Philip I. und Philip II. geprägt wurde, als man noch genügend Gordian III.-Münzen im Umlauf fand, als dass sich ein Fälscher dessen Porträts bedienen konnte, ohne damit aufzufallen, man sich aber bereits an das AVGG der Philippus-Münzen gewöhnt hatte. Es ist dies ein Versehen des Fälschers.

Gruss, Pscipio

Verfasst: Mi 13.12.06 21:29
von anna meyer
Hallo Pscipio,

musst dich doch nicht entschuldigen... Wenn ich das richtig verstehe, ist also eine Seite von Gordian und die andere von Philip?

Zu der Aurelianus-Münze hab ich mal das Zeichen unten versucht deutlicher zu bekommen und mal markiert. Ich denke, dass es eher ein T ist.

Viele Grüße

Verfasst: Mi 13.12.06 21:56
von Pscipio
anna meyer hat geschrieben:Wenn ich das richtig verstehe, ist also eine Seite von Gordian und die andere von Philip?
Genau, der Fälscher hat eine Gordian III.-Vorderseite mit einer Philip I./II.-Rückseite kombiniert.

Zum Aurelian: ja, das sieht mir nach einem T aus, womit die Münze aus der Prägestätte Rom stammen würde, RIC V, Part 1, 56.

Gruss, Pscipio

Verfasst: Mi 13.12.06 23:30
von curtislclay
Rom, Göbl 105a3, oder Mailand, Göbl 63c3, ich glaube eher Mailand, nur der Styl unterscheidet.