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GALLIENUS – Münzestätten?
Verfasst: Do 14.12.06 19:16
von vMadai
Guten Abend!
Ich besitze drei verschiedene Gallienus-Antoniniane mit Motiv Pax Aug (Pax n.l.stehend).
1. links im Feld „S“, rechts ?
2. links im Feld nichts, rechts „II“
3. links im Feld „T“, rechts nichts
Bestimmt weiß jemand, was das bedeutet!?
Sind diese Münzen unterschiedlich begehrenswert?
Sind diese Unterschiede es wert, in einer Typensammlung gesondert gesammelt zu werden, oder habe ich zwei dieser Münzen übrig?
(Hätte jemand Interesse? Erhaltungsgrad: etwa „Schön“)
Dankend grüßt
vMadai
Gallienus - Münzstätten
Verfasst: Do 14.12.06 19:44
von drakenumi1
Hallo, vMadai,
ich will mich mal vorwagen und erwarte aber Kritik aus der Breite:
Meines Wissens sind unter Gallienus schon die Münzstätten mit Ziffern, Buchstaben und Zeichen auf den Münzen ausgewiesen worden, wenn auch nur bei wenigen. Dabei standen die Buchstaben
S für Siscia
T für Tarraco und die Zahl
II ebenfalls für Siscia.
Ich habe mir früher mal handschriftlich Auszüge aus dem Werk von Dr. Bernhard, Halle/S: "Handbuch zur Münzkunde" von 1926 gemacht, deshalb mein Wissen. Hoffe, es ist noch aktuell.
Die Frage nach einer möglicherweise Spezialisierung, Gallienus nur nach Münzstätten zu sammeln, würde ich negativ beantworten, jedenfalls solange Dein Stock nur auf 3 Stück in schön fußt. Glaube nicht, daß Dich das künftighin befriedigen würde. Aber ... alles Ansichtssache.
Guten Abend wünscht drakenumi1
Verfasst: Fr 15.12.06 20:21
von QVINTVS
Grüß Dich Drakenumi1,
die Münzen des Gallienus sind sehr interessant und gerade während seiner Regierungszeit beginnt so langsam die Zeit, wo auf Münzen Prägeort und Emissionen/Offizinen erkennbar und nachvollziehbar werden. Bei der großen Typenzahl (bei Robert Göbl, moneta Imperii Romani sind 1707 Typen aufgeführt, ohne die Varianten!) ist es unter umständen durchaus sinnvoll sich auf einen Prägeort zu konzentrieren. Wenngleich ich die Unterschiede gerade reizvoll finde. So unterscheidet sich ein Antoninian aus Köln stark von einem aus Antiochia (gleiche Zeit). Jede Prägestätte hatte zunächst Münzen mit einem eigenen Charakter geprägt. Im Laufe der Zeit kamen dann die Buchstaben und Zahlen/Zahlzeichen auf. Unter Gallienus läßt sich aber meist noch kein bestimmter Buchstabe im Abschnitt einer Münzstätte zuordnen. Bei Mediolanum - Mailand taucht meist ein P (mit und ohne Ergänzungen) auf. Allerdings beginnt diese "Signierung" erst spät. Von 8 bei Göbl zusammengestellten Emissionen tritt erst ab der 4. eine "Signierung" auf. Es beginnt mit S und plötzlich taucht P, MP, usw. auf.
Eine Sammlung aufzubauen, wie sie bei den Neuzeitsammlern üblich ist, ist also bei Gallienus nicht von Erfolg geprägt.
Falls Du Dich mehr für Gallienus interessierst, leih Dir doch in einer Bibliothek den Göbl aus. Band 2 besteht nur aus Abbildungen, dann kannst Du Dir einen Überblick verschaffen und siehst die optischen Unterschiede zwischen den Münzstätten.
Verfasst: Fr 15.12.06 20:25
von QVINTVS
Ich habe noch die Münzstätten vergessen (lt. Göbl):
-Rom
-Viminacium
-Köln
-Mediolanum
-Siscia
-Cyzicus
-Antiochia
-Samosata (kurzfristig)
Verfasst: Sa 16.12.06 11:00
von vMadai
Danke für eure Beiträge!
Verstehe ich Quintus richtig, dass er Drakenumis Zuordnung T = Tarraco
zurückweist (es taucht in seiner Münzstättenliste nicht auf)?
Gruß
vMadai
Verfasst: So 17.12.06 10:59
von QVINTVS
Das ist richtig. Es geistern auch noch ander Münzstätten wie zum Beispiel Lyon, usw. in der Literatur herum. Bei Göbl sind sie aber alle nicht aufgeführt. Er hält nur die oben genannten für existent.
Verfasst: So 17.12.06 11:24
von Pscipio
Lyon wird vom RIC anstelle von Köln geführt, was seit längerem als falsch erkannt wurde.
Verfasst: So 17.12.06 19:52
von vMadai
Das heißt also, die Beizeichen S, T und II sind allesamt in ihrer Bedeutung nicht wirklich klärbar und die Münzstätten dieser drei Münzen somit bis auf weiteres nicht bekannt?
Vielen Dank für die bisherige und zukünftige Aufklärung!
vMadai
Verfasst: So 17.12.06 21:42
von Zwerg
Natürlich sind Münzen mit diesen Beizeichen bestimmten Münzstätten zuzuordnen - aber nicht auf die "einfache" Art der Spätantike, nach dem Motto "TR" = Trier.
Es ist eine Übergangszeit, in der die Münzstätten mit Kontrollzeichen intern experimentierten.
Unter Augustus gab es auch mehrere Münzstätten, diese sind "nur" stilistisch zu unterscheiden, Münzstättensiglen gab es seinerzeit (und für die nächsten Jahrhunderte) noch nicht.
Beste Grüße
Zwerg
Verfasst: So 17.12.06 22:03
von chinamul
Immerhin aber hatten schon die AE-Münzen von Nero aus Lugdunum die Kugel am Halsabschnitt zur Kennzeichnung der Münzstätte. Aber das war eben leider nur eine Episode.
Gruß
chinamul
Verfasst: Di 19.12.06 19:57
von QVINTVS
Wenn Du die drei Münzen bildlich hier vorstellen könntes, wäre es mir vielleicht möglich, nach Göbl ein Zuordnung zu versuchen.