Seite 1 von 1
Roma oder Konstatinopolis?
Verfasst: Do 04.01.07 09:06
von helcaraxe
Guten Morgen, liebe Mitrömer!
Heute morgen habe ich eine Frage an Euch, bei der ich auch mit Hilfe von Wildwinds nicht weiterkam:
Ich habe hier ein AE3 von Gratian:
Av.: D N GRATIANVS P F AVG
Rv.: CONCORDIA AVGGG.
Kampmann 158.32.
Jetzt meine Frage: Es soll zwei Varianten geben: Die erste mit der personifizierten Roma und die andere mit Constantinopolis. Wie kann ich die beiden auseinanderhalten?
Vielen Dank für die Hilfe von Eurem wie immer wissendurstigen Helcaraxe!
Verfasst: Do 04.01.07 10:20
von Marius
Hallo Helcaraxe,
Roma: Kopf n.l. und Globus n.l. haltend.
siehe hier:
http://esty.ancients.info/ricix/type15.html
Constantinopolis: Kopf n.r. und Globus n.r.
siehe hier:
http://esty.ancients.info/ricix/type16.html
Deine Münze zeigt also die Darstellung der Roma.
Gruß
Marius
Verfasst: Do 04.01.07 10:29
von helcaraxe
Hallo Marius!
Herzlichen Dank für die prompte Antwort. Damit ist die Beschreibung klar!

Es macht ja auch typologisch Sinn (obwohl ich jetzt nicht weiß, ob ich damit falsch liege): Roma schaut nach links, also nach Westen, Constantinopolis nach rechts, also nach Osten.
Verfasst: Do 04.01.07 10:42
von Marius
helcaraxe hat geschrieben:
Es macht ja auch typologisch Sinn (obwohl ich jetzt nicht weiß, ob ich damit falsch liege): Roma schaut nach links, also nach Westen, Constantinopolis nach rechts, also nach Osten.
Hallo Helcaraxe,
ja, denkbar und plausibel wäre diese Erklärung schon. Allerdings ist mir nicht bekannt, ob die numismatische Literatur diese Erklärung stützt.
"Late Roman Bronze Coinage" (LRBC) von Carson/Hill/Kent differenziert ebenfalls in der oben bereits beschriebenen Weise zwischen Roma und Constantinopolis. Im LRBC trägt Deine Münze die Nummer 2123 (Münzstätte Konstantinopel=CONS gamma; rechts im Feld ein O; Prägezeit 378-383).
Gruß
Marius
Verfasst: Do 04.01.07 11:28
von Zwerg
Constantinopolis setzt den Fuß auf eine winzige Prora, Roma nicht.
Grüße
Zwerg
Verfasst: Do 04.01.07 12:56
von helcaraxe
Herzlichen Dank!
Wieder was dazugelernt!

Verfasst: Do 04.01.07 14:31
von El Che
Es macht ja auch typologisch Sinn (obwohl ich jetzt nicht weiß, ob ich damit falsch liege): Roma schaut nach links, also nach Westen, Constantinopolis nach rechts, also nach Osten.
Hallo Helcaraxe,
Interessante Theorie! Aber ich fürchte, diese Theorie ist ein typisches Beispiel dafür, wie wir dazu neigen, unser Weltverständnis über die vergangenen Zeiten legen. Sie setzt ja implizit voraus, dass die Römer genordete Karten kannten, die versuchen, die Erdoberfläche - quasi im Satellitenblick - abzubilden, wie wir das heute für selbstverständlich halten. Denn nur dann ist Rom "links" und Konstaninopel "rechts".
Diese Kartentradition geht aber auf die frühe Neuzeit zurück und wurde maßgeblich von den Seefahrern geprägt (daher die Einnordung, wegen des Gebrauchs des Kompasses), mittelalterliche Karten waren z. B. in der Regel geostet; der Osten galt als Ort der Heilsgeschichte und als orientierende Himmelsrichtung.
Die - so weit ich weiss - einzige römische Karte, die (in mittelalterlicher Kopie) überlebt hat - die Tabula Peutingeriana - ist auch kaum topographisch strukturiert und auf keine einheitliche Himmelsrichtung festgelegt; strukturierendes Merkmal dieser Karte ist vor allem das Straßennetz und die Entfernungen in diesem Netz. Angesichts der Bedeutung der Straßen in der römischen Kultur kann dies auch nicht verwundern...
Liebe Grüße,
Uli
P.S.: vgl.
http://en.wikipedia.org/wiki/Tabula_Peutingeriana und
http://www.romansites.com/carta_dell'impero.htm
P.P.S.: Der letzte Link weigert sich leider, komplett als Link zu erscheinen (ab 'impero) - müßt ihr ggf. in den Brwoser kopieren.
Verfasst: Do 04.01.07 15:15
von kollboy
...wobei "entfernung" auf der tabula peutingeriana auch nicht unbedingt unseren heutigen, konstanten begriff im sinne vom raeumlichen abstand zweier orte meint, sondern entfernung im sinne von reisezeit: bei schwierigem gelaende, zb in den alpen, sind regelmaessig die meilen der meilenangaben kuerzer.
aber: es gibt durchaus auch die theorie, dass eher die schlechteren karten (auch seekarten) des mittelalters und davor auf uns gekommen sind, weil die wurden in irgend einer bibliothek schubladisiert, waehrend die guten benutzt wurden, bis sie, zerfleddert und unbenutzbar, den weg alles irdischen gingen.
Verfasst: Do 04.01.07 18:21
von Homer J. Simpson
Sehr plausible Theorie, das ist wie beim Kinderspielzeug - das, womit die Kleinen am liebsten gespielt haben, wurde kaputtgespielt, Rumstehkram steht immer noch rum.
Homer